[FoME] Proteste im Nahen Osten / Nordafrika: ROG verurteilt Angriffe gegen Medienvertreter
Christoph Dietz
Christoph.Dietz at CAMECO.ORG
Do Feb 24 08:25:16 CET 2011
>>> ROG / Anja Viohl presse at reporter-ohne-grenzen.de> 23.02.2011 18:12
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Proteste im Nahen Osten / Nordafrika: ROG verurteilt Angriffe gegen
Medienvertreter und Ausweitung der Internetzensur
23.2.2011 - Journalisten, die über die Unruhen in Ländern des Nahen
Ostens und Nordafrikas berichten, waren in den vergangenen Wochen
massiven Repressionen ausgesetzt. In Libyen, im Jemen, in Bahrain, im
Iran, im Irak und in Algerien versuchen die Regierungen, die
Medienmitarbeiter an ihrer Arbeit zu hindern: Reporter ohne Grenzen
(ROG) dokumentierte in den vergangenen zwei Wochen zahlreiche tätliche
Übergriffe gegen Journalisten und Festnahmen durch Sicherheitskräfte
und Unterstützer der Regierungen. Zudem wurde in den meisten der Staaten
die Online-Überwachung verschärft.
ROG verurteilt die Repressionen scharf und fordert mehr Respekt
gegenüber der Arbeit der Journalisten. "Die Regierungen greifen auf
Mittel der Gewalt und Einschüchterung zurück, um Berichte über die
Proteste, die von den Ereignissen in Ägypten und Tunesien inspiriert
sind, zu verhindern. Wir fordern alle Seiten auf, der Arbeit von
Journalisten mehr Achtung entgegenzubringen. Die Öffentlichkeit in
diesen Ländern hat ein Recht auf unparteiische und unabhängige
Informationen", so ROG.
In Libyen ist der von den Behörden verhängte Nachrichtenblackout weiter
wirksam. Es ist für Journalisten praktisch unmöglich, ihrer Arbeit
nachzugehen. Die wenigen ausländischen Korrespondenten, die bereits vor
Ausbruch der Krise im Land waren, stehen unter starker Überwachung. Eine
Reihe von ausländischen Journalisten versucht nun, von Tunesien aus nach
Libyen zu gelangen.
Das Programm von "Al-Dschasira" wird seit dem 20. Februar gestört. Der
Nachrichtensender vermutet hinter den Sendeunterbrechungen den libyschen
Geheimdienst. Die Programme der libanesischen TV-Stationen "National
Broadcasting Network", "Al-Jadeed" und "Al-Manar" wurden nach eigenen
Angaben ebenfalls gestört.
Der libysche Zeitungsjournalist Atif al-Atrasch gilt nach einem
Interview mit Al-Dschasira seit dem 18. Februar als vermisst. Der
Mitarbeiter der Zeitung "Quryna" hatte mit dem in Katar ansässigen
Sender über die Demonstrationen in der Hafenstadt Bengasi im Norden des
Landes gesprochen. In der vergangenen Woche waren zudem einige lokale
Journalisten kurzzeitig verhaftet worden.
Nach Informationen von Netzwerk-Sicherheitsfirmen wurde das Internet in
dem nordafrikanischen Land seit dem 18. Februar mehrmals abgeschaltet.
Offenbar sind auch alle Telefondienste - Festnetz und Mobilfunk - seit
dem 21. Februar unterbrochen.
Auch im Jemen sind die Anti-Regierungsdemonstrationen seit Ende Januar
begleitet von einer Serie der Gewalt gegen Medienvertreter. 15
Journalisten wurden bereits Ende Januar festgenommen. Am 18. Februar
wurden weitere 18 Medienmitarbeiter verhaftet - sie arbeiten alle für
die in Aden ansässige unabhängige Zeitung "Al-Jakeen". Das Blatt hatte
zuvor in großem Umfang über die jüngsten Demonstrationen in dem
vorderasiatischen Land berichtet und auch die Namen von getöteten oder
verletzten Menschen aufgelistet. Seit dem 11. Februar zählt ROG darüber
hinaus mindestens 19 tätliche Angriffe auf einheimische und ausländische
Journalisten - in den meisten Fällen durch Anhänger der Regierungspartei
und Sicherheitskräfte.
In Bahrain schossen am 18. Februar Scharfschützen aus einem Helikopter
heraus auf einen Reporter und einen Kameramann der "New York Times". Die
Journalisten beobachteten und filmten die gewaltsame Niederschlagung der
Demonstrationen auf dem Perlenplatz der Hauptstadt Manama. Am selben Tag
und am selben Ort wurde ein Mitarbeiter des US-amerikanischen
Fernsehsenders "ABC News" angegriffen und geschlagen, seine Kamera wurde
konfisziert. Mehreren ausländischen Journalisten wurde an diesem Tag
nach ihrer Ankunft auf dem Flughafen von Manama zudem die Einreise in
das Land verwehrt.
Die Geschwindigkeit der I
nternetverbindungen wurde in Bahrain stark
gedrosselt, Seiten mit Filmen und Bildern der Proteste blockiert. ROG
begrüßt hingegen die Freilassung von mindestens 25
Menschenrechtsaktivisten und Oppositionellen am 22. Februar in dem
Königreich. Darunter sind auch zwei Blogger, die seit September 2010
inhaftiert waren.
Im Iran hat das Regime die Zensur der Neuen Medien seit den Protesten
am 20. Februar wieder verschärft: Die Geschwindigkeit der
Internetverbindungen wurde stark gedrosselt und in einigen Teilen
Teherans, Isfahans, Schiras und Maschads sogar vollständig gekappt.
SMS-Dienste sind ebenfalls seit dem 20. Februar unterbrochen. Die
Behörden versuchen damit, vor allem den Zugriff auf den
Kurznachrichtendienst Twitter zu verhindern. Die Übertragung der
Programme von BBC und "Voice of America" unterliegt starken Störungen.
Unabhängige Nachrichtenseiten und oppositionelle Seiten sind
Cyberattacken ausgesetzt.
Hier lesen Sie weitere Informationen (Englisch) zu den Repressionen
gegen Pressevertreter und Medien im Zuge der Unruhen im Nahen Osten und
Nordafrika:
ROG-Pressemitteilung vom 23. Februar 2011:
http://bit.ly/dNBS1m
ROG-Pressemitteilung vom 18. Februar 2011:
http://bit.ly/hXNDlB
Pressekontakt:
Anja Viohl
Tel.: 030 202 15 10 - 16
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