[FoME] GTZ-Publikation "TV soap operas in HIV education"

iris disse drache33 at yahoo.com
Mo Aug 24 18:53:42 CEST 2009


Sehr geehrte Damen und Herren des Forums "Medien und Entwicklung",
 
Mein Name ist Iris Disse, und ich arbeite als CIM Expertin Ecuador, wo ich als Koordinadorin, Produzentin und Realisatorin für die neue Filmproduktion ALER-LA MIRONA arbeite. Heute bekam ich durch Zufall die Infoblätter zu der Produktion der Telenovellas über HIV zu lesen. Eine gute Überraschung: wir erarbeiten zur Zeit eine Telnovella mit indigenen Hauptdarstellern. Bisher gibt es so ein Produkt in Lateinamerika noch nicht (siehe unten). Die ersten Schritte zur Realisierung konnten wir mit Unterstützung der GTZ "Proindigena", CEP, und dem Kulturministerium Ecuadors unternehmen. Bervor ich weitererzähle, möchte ich uns kurz vorstellen:

ALER - LA MIRONA wurde im Jahr 2007 als neuer audiovisueller Arbeitsbereich der Asosiación Latinoamericana de Educación Radiofónica - ALER (Lateinamerikanische Vereinigung für Edukatives Radio) mit Sitz in Quito, Ecuador gegründet.
LA MIRONA ist ein experimentelles audiovisuelles Labor für die Realisierung von Video- und Filmproduktionen, unter Leitung von Iris Disse, über Themen der kulturellen Vielfalt mit dem Schwerpunkt Interkulturalität, um den diskriminierten Gruppen des lateinamerikanischen Kontinents Gehör zu verschaffen und sie sichtbar zu machen.
Seit der Gründung von ALER - LA MIRONA konnten wir bisher 9 große und kleine Video- und Dokumentarfilmproduktionen realisieren, wovon mehrere an internationelen Filmfestivals teilgenommen haben. Im Rahmen des V Encuentro Hispanoamericano de Cine y Video Documental Independiente: Contra el Silencio Todas las Voces, in Mexiko gewann "Selva de Esperanza " den ersten Preis in der Kategorie “Umwelt und Nachhaltige Entwicklung“. Unsere Produktionen zirkulieren in 161 Kanälen des amerikanischen Kontinents und einigen Ländern Europas.
 
Im Jahr 2010 werden wir mit der Produktion der TV-Serie " Familie Cóndor" ("La Familia Cóndor") beginnen. Momentan befinden wir uns in der Investigationsphase, die sowohl artistisch wie auch akademisch in den drei Andenländern Ecuador, Peru und Bolivien durchgeführt wird und die als Grundlage für das Drehbuch dienen wird. Voraussichtlich werden wir die Produktion Ende 2010/Anfang 2011 abschließen. Im Folgenden wird ein Überblick über die Inhalte und die Zielsetzung des Projektes gegeben:
 
Die Familie Cóndor
 
Die TV-Serie Familie Cóndor, ist thematisch im Rahmen der Agenda für das neue Millennium der Vereinten Nationen angesiedelt. Durch eine neue audiovisuelle Sprache und alternative dramaturgische Formate und Inhalte soll sie die Reflexion sowie Meinungsbildung anregen und Einfluss auf das Verhalten des Publikums nehmen.

Inhaltlich bewegt sich die TV-Serie im Spannungsfeld der Themenschwerpunkte Religiosität, urbane versus ländliche Identitäten, Migration, Kindheit und Adoleszenz, Sexualität, Umweltproblematiken, politische Partizipation, Armut versus Reichtum und Ansätzen zur Demokratieförderung - das Thema Interkulturalität ist der rote Faden der sich durch die Geschichten und 12 Kapitel der TV-Serie zieht.
 
Die Familie Cóndor ist eine Gruppe von Personen aus den Anden, die eine Großstadt in Lateinamerika bewohnt. Die Herkunft der Familie Cóndor geht auf ihre indigenen Vorfahren und die tradierten indigenen Traditionen zurück. Als Produkt der Modernisierungsprozesse sowie der Globalisierung finden sich ihre ökonomischen, emotionalen und symbolischen Netzwerke jedoch in verschiedenen Orten, Regionen und Kontinenten wieder.
 
Der Hauptargumentationsstrang der Familie Cóndor besteht darin zu zeigen, wie die verschiedenen Familienmitglieder in verschiedenen Realitäten und Situationen interagieren, die im aktuellen Lateinamerika vorherrschen.
 
Die Familie Cóndor versucht ein Spiegel zu sein für viele Familien der Andenländer sowie für identitätsstiftende und sozioökonomische Prozesse Lateinamerikas und dies aus einem Blickwinkel, der erzieht, unterhält und dazu anregt Antworten und Lösungen zu suchen.
 
Unter den Parametern des Eduentretenimiento werden wir uns Techniken des Fiktionskinos, der Telenovela/TV-Serie und dem Dokudrama bedienen und weiter entwickeln und sie als Werkzeuge benutzen, um das Thema Interkulturalität der großen Mehrheit zu vermitteln.
 
Eduentretenimiento ist eine Kommunikations-Strategie für sozialen Wandel. Damit ist die Möglichkeit gemeint durch Unterhaltung und Bildung kommunikativ auf die Artikulation der verschiedenen gesellschaftlichen Akteure Einfluss zu nehmen, um auf soziale Themen der öffentlichen Agenda aufmerksam zu machen, die im Einklang mit den Interessen und Ansichten der Menschen stehen, die traditionell nur wenig oder gar keinen Zugang zu den Medien und der Öffentlichkeit haben.
 
Im Mittelpunkt des Eduentretenimiento steht also die soziale Kommunikation. Es werden attraktive, unterhaltsame und einfach zu verstehende Kommunikationsprodukte entworfen, die konstruktiv das Verhalten der Menschen beeinflussen und Bewusstsein dafür schaffen, dass die tatsächliche Praxis der Interkulturalität ein wichtiger Faktor in der nachhaltigen menschlichen Entwicklung ist.
 
Zusammen mit indigenen Gruppen und Organisationen wollen wir kreative Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit finden:
 
1 – Thematisierung der sozialen und kulturellen Aspekte der indigenen Gemeinschaften innerhalb der Politik des jeweiligen Landes in dem sie leben.

2 – Förderung und Unterstützung des Dialogs der indigener Gemeinschaften in multikulturellen Prozessen.

3 – Sensibilisierung der gesamte Gesellschaft in den Anden für die Situation in der sich die indigene Bevölkerung befindet, für ihre Probleme, Fortschritte und kulturellen Werte, die von der Gesellschaft aufgenommen und als einen eigenen lateinamerikanischen Weg genutzt werden können.
 
4 – Anerkennung der Indigenen als Individuen, die das Recht auf Bildung haben sowie Legitimierung ihres Anspruchs auf Eingliederung in jegliche Organisation oder Firma indem sie über die notwendige wissenschaftliche Ausbildung verfügen.

5 - die Rechte der indigenen Frauen anzuerkennen und dafür zu kämpfen dass diese sich erfüllen.
 
6 - die Beteiligung der indigenen Gemeinschaften an medialen Projekten, wie der “Familie Cóndor“, zu stärken, in denen die Schauspieler Indigene selbst sind.
 
7 – Stärkung der Identität der indigenen Organisationen, mit der Absicht positive Traditionen zu erhalten und zugleich kulturelles Verhalten, das nicht von Vorteil ist, auf kreative Weise zu verändern (wie zum Beispiel Gewalt gegen Frauen).
 
 Im Moment überlegen wir zusammen mit der GTZ, "Pro Indígena", wie wir den Dreh der Teleserie finanzieren könnten. Ich wäre dankbar, wenn Sie uns mit Ihren Erfahrungen unterstützen könnten.
 
Mit freundlichen Grüssen im Namen des gesamten Teams von ALER - LA MIRONA,

Iris Disse


      
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