[FoME] UNCTAD: Handy als Werkzeug der Armen

Christoph Dietz christoph.dietz at CAMECO.ORG
Do Feb 7 11:23:36 CET 2008


Information Economy Report 2007-2008. Science and technology for
development: the new paradigm of ICT.
Genf: UNCTAD 2008, 386 S.

Mehr Infos und Download des kompletten Berichts (9,6 MB) unter:
http://www.unctad.org/Templates/webflyer.asp?intDocItemID=14985&docid=9479&intItemID=1397&lang=1&mode=press


Dazu der folgende Artikel aus der NZZ, 7.2.2008:

Das Handy als Werkzeug der Armen. Entwicklungsländer brauchen mehr
Kommunikations-Technologie

Die Unctad empfiehlt, den bestehenden IT-Graben zwischen Industrie- und
Entwicklungsländern möglichst rasch abzubauen. Sie sieht in der raschen
Verbreitung von Informationstechnologien eine Chance für mehr
Prosperität.

Das Sekretariat der Uno-Konferenz für Handel und Entwicklung (Unctad)
hat am Mittwoch einen weiteren Bericht über den Zustand der globalen
Informationswirtschaft veröffentlicht. Unter die Lupe genommen werden
die wichtigsten Entwicklungen im Bereich der Informations- und
Kommunikationstechnologie (ICT), allen voran Internet und
Mobiltelefonie. Die Unctad empfiehlt, alles zu unternehmen, um den
bestehenden «ICT-Graben» zwischen Industrie- und Entwicklungsländern
zuzuschütten. Dazu gehörten Investitionen in Humankapital, um die neuen
Technologien rasch absorbieren und nutzbringend einsetzen zu können, die
Regulierung und der Schutz des Handels im Cyberspace sowie die
Finanzierung von technologischer Infrastruktur.

Unterstrichen wird die Bedeutung der Handys für Entwicklungsländer.
Dort werde kurz- und mittelfristig das Mobiltelefon das einzige
Kommunikationsmittel sein, das den ärmeren Bevölkerungsschichten zur
Verfügung stehe, um Teil der weltweiten Informationsgesellschaft zu
sein. Zum Siegeszug des Handys in Transitions- und Entwicklungsländern
haben wesentlich die vergleichsweise geringen Kosten für den Aufbau der
drahtlosen Verbindungsnetze, dann aber auch das System der
Vorauszahlung, das keine Kreditlimite ausser die eigenen Ersparnisse
setzt, beigetragen. Weltweit wachsen die Netze für Handys wesentlich
stärker als diejenigen für Fixlinien. 2001 markierte den Wendepunkt:
Damals überstieg die Zahl der Handybesitzer erstmals die Zahl der Kunden
mit einem fixen Telefonanschluss. Ende 2006 waren schätzungsweise 2,6
Mrd. Handys im Gebrauch, über 40% davon in Asien.  Die Experten der
Unctad sind überzeugt, dass die Mobiltelefonie in Entwicklungsländern
ein wichtiges Werkzeug ist, das zum Anbahnen von Geschäften sowie zur
Aufrechterhaltung der Kontakte zwischen Individuen und Gemeinschaften
dient. Es werden Studien zitiert, die belegen, dass sich ein grösserer
Zugang zu Handys auch in einer Zunahme des Bruttoinlandprodukts (BIP)
niederschlägt. Konkreten Nutzen für die wirtschaftliche Entwicklung
ziehen Handybesitzer in der Dritten Welt, wenn sie sich regelmässig über
Marktpreise und Wechselkurse oder Wetterverhältnisse informieren können.
Eine rosige Zukunft steht auch Systemen für Überweisungen von Geldern
via Handys im Rahmen von Mikrokredit-Plattformen bevor. Der Bericht hebt
die Bedeutung der Verbreitung neuer Formen der ICT für die Wirtschaft
als Ganzes hervor. Da Informations- und Kommunikationstechnologien in
allen Sektoren zur Anwendung kommen, habe deren Entwicklung einen
weitreichenden Einfluss auf das Wachstum des BIP. In Entwicklungsländern
hätten ICT-Innovationen neue Chancen für die Eingliederung in globale
Wertschöpfungsketten eröffnet und zur Diversifizierung von Produktion
und Export geführt. Grössere wirtschaftliche Effizienz könne von neu
entwickelten Serviceleistungen im Internet erwartet werden. Dazu zählen
etwa die Abwicklung von Handelsgeschäften, Bankaktivitäten oder der
Kontakt mit Behörden. In der sich bildenden Wissensgesellschaft sei ICT
ein unerlässliches Werkzeug. Es gelte daher, besondere Fähigkeiten durch
Ausbildung und Training zu vermitteln. Schliesslich hätten die neuen
Technologien neue Modelle der Wissensvermittlung geschaffen, welche an
den herkömmlichen Systemen der Patentrechte und der Rechte an geistigem
Eigentum vorbeisegelten. Modelle des «open access» wie etwa im Bereich
der Computer-Software seien weit verbreitet und gerade für weniger
fortgeschrittene Länder vielversprechend.



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