[FoME] Iranisches Auslandsfernsehen

Christoph Dietz christoph.dietz at CAMECO.ORG
Fr Aug 17 10:37:24 CEST 2007


Neue Zürcher Zeitung (NZZ), 17.10.2007

"Die Wahrheit der Welt verkünden": Iran engagiert sich im
Informationskrieg der Fernsehkanäle
Von Arian Fariborz

Seit einem Monat betreibt Iran ein internationales
Informationsfernsehen. Press TV soll im Dienste des Regimes ein
publizistisches Gegengewicht zum Medienbild des Westens schaffen. «Die
Botschaft der Medien ist dieselbe wie die der Propheten» * treffender
hätte Irans Präsident Ahmadinejad das Selbstverständnis der Medien in
der Islamischen Republik anlässlich der Eröffnung des neuen
englischsprachigen Satellitensenders Press TV wohl kaum ausdrücken
können. Seit dem 2. Juli ist Press TV, das von der staatlichen
Rundfunkgesellschaft IRIB betrieben wird, rund um die Uhr auf Sendung.
Rund 400 Angestellte und 26 Korrespondenten von Washington bis
Gaza-Stadt sollen nun dem prophetischen Anspruch gerecht werden, «die
Wahrheit der Welt zu verkünden» und als «Podium für alle
Freiheitsuchenden und Muslime» zu fungieren. 
....

Tatsächlich gelang es der Führung in Teheran, mit Hilfe moderner
Massenmedien ihren Einfluss in der Region deutlich zu erweitern. Ein
Beispiel hierfür ist der iranische Auslandssender al-Alam, ein
arabischsprachiger Nachrichtenkanal, der noch vor dem Irak-Krieg 2002
als Konkurrenz zu al-Jazira gegründet wurde. Bis heute erfreut sich der
Sender vor allem bei den schiitischen Muslimen im benachbarten Irak und
in Libanon grosser Beliebtheit. Auch vermutet man Iran hinter der
Finanzierung des Hizbullah-Senders al-Manar in Libanon. Wie sehr sich
die Islamische Republik dem Kampf um medialen Einfluss in der Region
verschrieben hat, zeigte sich vor kurzem auch auf einer Medientagung in
Damaskus. Auf dieser «Dritten Internationalen Konferenz für arabische
und islamische Medien zur Unterstützung des palästinensischen Volkes»,
an der hochrangige iranische, syrische und palästinensische
Regierungsvertreter sowie der Leiter von al-Manar teilnahmen, ging es
insbesondere um Strategien zur Eindämmung von «feindlichen westlichen
und zionistischen Medien» und die Stärkung der inneren Front durch den
Aufbau von sogenannten Widerstandsmedien. 

Von derartigen Kriegserklärungen an die Adresse des Westens sieht man
bei Press TV jedoch ab. Programm und Website kommen modern und
professionell gestaltet daher * und orientieren sich an westlichen
Vorbildern. Nachrichten, Dokumentationen und Talkshows made in Iran
füllen das Programm. Alles unterhaltsam und scheinbar objektiv. Erst
bei näherem Hinsehen verraten die selektive Themenauswahl und die
teilweise sehr tendenziöse Berichterstattung, was die Programmgestalter
von Press TV wirklich meinen: Gesendet werden Kommentare von Venezuelas
Staatschef Chávez zur Dämonisierung Irans durch westliche Medien,
Zuschauerumfragen, in denen eine überdeutliche Mehrheit für einen
Rückzug der amerikanischen Streitkräfte aus dem Irak stimmt, Berichte
über Irans unentwegten Kooperationswillen im Atomkonflikt oder aber
Erfolgsmeldungen aus der Wirtschaft; dass etwa Ahmadinejad den Ölsektor
seines Lands revolutionieren und bald zum Benzin-Exporteur in der Region
aufsteigen will.
...

Vollständiger Artikel unter:
http://www.nzz.ch/nachrichten/medien/die_wahrheit_der_welt_verkuenden_1.541965.html



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