[fessenheim-fr] Berichte zur Demo am 9.11. in Karlsruhe - anti-atom-ka.de

Klaus Schramm klausjschramm at t-online.de
Mi Nov 13 20:19:00 CET 2024


3. anti-atom-ka.de
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https://anti-atom-ka.de/bericht-von-der-demo-zum-anstehenden-castor-transport-in-philippsburg

Veröffentlicht am 10. November 2024 von Anti Atom Ka
Bericht von der Demo zum anstehenden Castor-Transport in Philippsburg

Am 09.11.2024 um 11:30Uhr demonstrierten am Karlsruher Hbf ca. 70 
Personen gegen den anstehenden Castor-Transport aus La Hague (F) nach 
Philippsburg (Baden). Es gab drei Redebeiträge:
1. Anete Wellhöfer zum Castor-Transport
2. Harry Block zu Zwischen- und Langzeitlager
3. Herbert Würth zur Energiewende.
Wegen einer großen Kundgebung in Karlsuhe gegen Rechts, verabschiedeten 
sich viele, Teilnehmer*innen, verständlicher Weise, als die Gruppe mit 
der Bahn nach Philippsburg zu ihrer Demo und Kundgebung fuhr. In 
Philippsburg schlossen sich dann wiederum weitere Menschen aus der 
Anti-AKW-Bewegung an, sodass wir zu Beginn der Kundgebung 70 Personen 
zählten.

Hier folgen die Redebeiträge von Anete Wellhöfer (Anti-Atom-Initiative 
KA) zum geplanten Castor-Transport und Harry Block 
(Anti-Atom-Initiavtive KA) zum Zwischen- und Langzeitlager.

Liebe Anti-Atom-Bewegte,
mein Name ist Anete Wellhöfer von der Anti-Atom-Initiative Karlsruhe.

Schön, dass ihr heute hier seid, um gemeinsam gegen den 
Atommüll-Transport von La Hague Frankreich nach Philippsburg zu 
demonstrieren. Und es geht um noch viel mehr.
Die CDU und andere Parteien wollen zurück zur Atomenergie, über 
Fussionsreaktoren, über SMR smal modular reaktors, über den Neubau von 
AKWs der dritten und vierten Generation und es ist nicht zu glauben, 
über die Reaktivierung der abgeschalteten AKWs,
viel Spaß beim Weiterbetrieb von Philippsburg mit den gesprengten 
Kühltürmen.
CDU, wie wäre es mit einem Faktencheck?
Hallo, wir wollen nicht zurück, wir wollen nach vorne schauen, 
Erneuerbare Energien sind unsere Zukunft.

Wir wissen immer noch nicht, wie mit dem Atommüll umgehen, kein 
Langzeitlager in Sicht. Wir sind ganz klar gegen Atomenergie, sie ist 
teuer, gefährlich, nicht Klimaneutral und nicht die Lösung unserer Probleme.

Nun zur Anti-Atom-Ini KA, unsere Themen sind u.a. das zum Langzeitlager 
werdende Atommülllager Philippsburg, das KTE also die Kerntechnische 
Einrichtung Karlsruhe, das die 4 Reaktoren des ehemaligen 
Kernforschungszentrums Karlsruhe abreißt, das JRC = Joint Research 
Centre, das für Europa Atomforschung aktiv betreibt und nicht zuletzt 
das KIT Nord, Karlsruher Institut für Technologie, das seit Jahrzehnten 
und auch weiterhin immer noch viele Millionen Euro jährlich in die 
unnütze Fusionsforschung steckt.

Viele dachten, dass mit dem abschalten der Atomkraftwerke, das Thema 
Atomkraft erledigt sei. Das ist aber leider nicht so. Wir haben noch 
viele Baustellen vor uns und es tun sich mit den stärker werdenden 
Atombefürworter*innen wieder neue auf.
Seit ein paar Tagen trötet die CDU, und andere Parteien sind ihrer 
Meinung, vom Wiedereinstieg in die Atommüllproduktion. Dem müssen wir 
massiv etwas entgegen setzen.

Dem Atommüll-Alarm! und unserer Kundgebungen hier am Karlsruhe 
Hauptbahnhof und später dann in Philippsburg.

Kurz zurück in die Geschichte. Vor 40 Jahren am 8. Oktober 1984 gab es 
den ersten Atommülltransport in das Zwischenlager Gorleben. Seit dem 
ersten Atommülltransport gab es auch immer Widerstand und Protest 
dagegen, auch hier in Karlsruhe und in der Pfalz. Könnt ihr euch noch an 
die Massenproteste bei CASTOR-Transporten erinnern, z.B. als 2010 in 
Berg (Pfalz) ca. 1.500 Menschen auf den Gleisen saßen und den CASTOR von 
La Hague nach Gorleben erfolgreich blockierten? Es war ein Akt des 
Empowerments also der Stärkung und er hat politisch Weichen gestellt.

Jetzt ist es wieder so weit, wir erwarten vor Jahresende einen 
CASTOR-Transport mit 4 Castoren von La Hague (F) nach Philippsburg (ca. 
30 km nördlich von Karlsruhe), genauer Termin – unbekannt, die Presse 
spricht davon, dass sie den Castor-Transport in der Zeit vom 18.Nov. bis 
24.Nov. erwarten.

Sobald wir näheres wissen, werden wir es auf unsere Homepage 
antiatom.net stellen.
Bitte informiert euch und kommt am Tag X nach Philippsburg zum Protest.

Und es wird noch weitere Castor-Transporte geben, einmal von Sellafield 
(GB) nach Brockdorf in Schleswig-Holstein und ein Castor-Transport von 
Sellafield nach Isar Bayern.
Wann – unbekannt, aber in den nächsten Jahren.

Nun zum Thema Castor-Transport und erst mal zum Castor-Behälter: Castor 
ist die Abkürzung für Cask for Storage and Transport of Radioactive 
Material. Übersetzt: Behälter für Lagerung und Transport von 
radioaktivem Material.
Der hochradioaktive Atommüll ist derzeit in 16 Zwischenlagern in ca. 
1.750 Castor-Behältern eingelagert. Man rechnet mit einem Volumen von 
27.000 Kubikmetern hochradioaktivem Atommüll. Wir bezweifeln die 
Sicherheit der Hallen in denen die Castoren stehen. Da gibt es auch 
keine Standards, die sind alle unterschiedlich.
Halten die Hallen unvorhersehbaren starken Naturereignissen wie in 
Fukushima mit Erdbeben, Überschwemmungen und Tsunami stand? Seit dem 
Krieg in der Ukraine muss die Frage der Sicherheit in Form von Angriffen 
mit Panzerfäusten, Flugzeugabstürzen, Drohnen und Bomben neu gestellt 
und bewertet werden.

Für uns als Anti-Atom-Bewegte ist klar, dass wir nicht still zusehen wie 
dieser unnötige und gefährliche Atommülltransport von statten geht. Uns 
ist es ein wichtiges Anliegen, dass die Bevölkerung davon Kenntnis 
erhält, dass hochradioaktiver Atommüll durch dicht bewohntes Gebiet 
rollt, für viele direkt an der Haustür vorbei. Dieser Transport ist 
unnötig und gefährlich.

Wir die Südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen forderten, dass der 
hochradioaktive Atommüll in La Hague so lange gelagert wird, bis ein 
Langzeitlager gefunden ist und er direkt dort hingefahren wird. Nicht 
von A nach B und dann nach C, diese Risiken sind unnötig und könnten 
vermieden werden.

Solange in Lingen (NRW) Brennelemente für AKWs hergestellt und
solange in Gronau (NRW) Uran angereichert wird,
solange Atomforschungsreaktoren wie in Garching (Bayern) weiterlaufen
solange wie im Fall Schacht Konrad auf unsichere Lager für Atommüll 
gesetzt wird,
solange Politiker*innen und Parteien mit populistischen Argumenten, dass 
unsere Energieprobleme mit Atomstrom gelöst werden könnten,
solange ist unser Protest und Widerstand gegen Atomenergie super notwendig.
Atomenergie ist teuer, gefährlich und nicht Klimaneutral.

Ein Zusammenschluss der Anti-Atom-Bewegung in Süddeutschland hat deshalb 
zum gemeinsamen Protest gegen diesen CASTOR-Transport aufgerufen. Da wir 
den genauen Termin nicht wissen, veranstalten wir heute eine gemeinsame 
Anti-Atom-Protestfahrt von Karlsruher nach Philippsburg. Danke dass ihr 
da seid und den Protest unterstützt und somit Öffentlichkeit schafft.

Wenn ihr Interesse an der Arbeit der Anti-Atom-Initiative Karlsruhe 
habt, dann sprecht mich gerne an, besucht unsere Homepage und nehmt 
Kontakt zu uns auf.

Nun folgt der Redebeitrag von Harry Block zu Zwischen- und Endlager.

Verehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger,
in den nächsten Tagen werden vermutlich auch vier Castoren mit hoch 
radioaktivem Müll aus dem französischen La Hague Frankreich nach 
Philippsburg durch diesen Bahnhof rollen.

Wir stehen aber nicht nur wegen dieser hochgefährlichen Transporte hier.
Wir beobachten mit Sorge, dass Atomkraft-Befürworter auf das Vergessen 
und Verdrängen setzen und nun wieder unverhohlen Propaganda für den 
angeblichen sauberen Atomstrom leider auch in den öffentlich-rechtlichen 
Medien machen. Die Realität der laufenden wie der stillgelegten 
Atommeiler hier, der Krieg in der Ukraine und die notwendige Entsorgung 
des hochaktiven Atommülls entlarven täglich die Argumente der 
Befürworter als fake news. Aber die Forschung, Werbung und Bestellung 
vor allem von kleinen sogenannten ‚small reactors‘ nimmt gerade Fahrt 
auf und wird leider nicht nur von Bill Gates, sondern auch von der AfD 
und der FDP. Seit Donnerstag, den 7.11.24 hat der Kanzlerkandidat der 
CDU Merz mit seiner Ankündigung im ZDF kleine Atomreatoren und 
Fusionskraftwerke in Deutschland bauen zu wollen, eine 
rüclkwärtsgewamndte Zeitenwende eingeleiet. Sein Generalsektretär 
Linnemann hat dies am nächsten Tag im ARD wiederholt. Auch hier in 
Karlsruhe, dem Herz der Atomforschung der EU – dem Joint Research Centre 
auf dem Gelände des KIT Nord, wir der Atomkurs befeuert. Deshalb 
versuchen wir mit Argumenten dagegenzuhalten und wie heute auch zu 
demonstrieren.

Ein Argument gegen die Atomenergie ist nicht nur die Bedrohung einer 
nuklearen Katastrophe durch ein laufendes Atomkraftwerk, sondern vor 
allem die Lagerung der hunderttausenden von Tonnen zum Teil 
hochradioaktiver Stoffe in den sogenannten Zwischenlagern bei den 
ehemaligen Atomkraftwerken in Deutschland.

Liebe Zuhörende, nur 10 km von hier lagern rund 80.000 zum Teil rostende 
Fässer auf dem größten radioaktiven Zwischenlager für leicht radioaktive 
Stoffe auf dem Gelände des ehemaligen Kernforschungszentrum Karlsruhe, 
heute KIT Nord. Das Gebäude – Fußballfeld groß – ist heute fast gefüllt 
und muss durch ein neues Lager erweitert werden. Daneben stehen zwei 
Zwischenlager für mittelaktiven Atommüll mit rund 7.000 Fässern. Das 
neuere davon hat Mauern mit 2 m dicken Beton rund um. Und täglich kommen 
neue Fässer aus dem Abriss von zwei Atomreaktoren, einer 
Wiederaufarbeitungsanlage und einem schnellen Brüder in Karlsruhe dazu. 
Wann diese Fässer nach Schacht Konrad abtransportiert werden können, ist 
unklar.

Liebe Leute, 30 km von hier, in Philippsburg, ist der Standort für die 
vier Castoren, die nun vermutlich nächste Woche durch Karlsruhe laufen 
werden. Im Zwischenlager von Philippsburg stehen im Augenblick 102 der 
1.750 Castoren, die hochradio-aktiven Abfallbehälter Deutschlands. Im 
Innern jedes Castors befinden sich 24 abgebrannte Brennelemente mit 
einem Gewicht von 11 t. Diese Brennelemente enthalten neben dem Uran 
auch das im Prozess entstandene jahrtausendlang strahlende Plutonium. 
Die Temperatur im Inneren eines Castors beträgt über Jahrzehnte 400 °C. 
Die Strahlung durch die Kernspaltung entstandenen radioaktiven Stoffe 
ist sehr hoch, wodurch das umgebende Gusseisenmaterial durch diese hohen 
Temperaturen und durch die radioaktive Strahlung stark belastet wird. 
Kein Mensch weiß, was in einem Castor die Radioaktivität bewirkt. In 
Philippsburg lagern einige schon über 20 Jahre dort. Man kann in den 16 
Zwischenlagern für hochradioaktiven Atommüll nicht feststellen, wie es 
in diesen Castoren aussieht, weil dazu heiße Zellen notwendig wären, in 
denen diese Castoren aufgemacht werden könnten. Diese gibt es aber 
nicht. Wissenschaftler des KIT haben durch Berechnungen und durch 
Untersuchungen an Brennelementen herausgefunden, dass die Brennelemente, 
die sich in den Castoren befinden, sich zum Teil in Auflösung befinden. 
Das ist mehr als nur ein besorgniserregender Zustand.

Das Lager in Philippsburg hat eine Genehmigung bis in das Jahr 2047. 
Kein Mensch weiß im Augenblick, wann ein sogenanntes Endlager für diesen 
hoch radioaktiven Abfall in Deutschland zur Verfügung steht. Die 
Schätzungen gehen davon aus, dass nicht vor dem Jahre 2067 ein Standort 
für ein Endlager gefunden und dieses schon gar nicht bis dahin 
eingerichtet sein wird. D.h., wir müssen an den Standorten mit 
Lagerzeiten rechnen, die weit über die genehmigten und berechneten 
Sicherheitsbedingungen liegen.

Und alle diese Lager sind jetzt schon unsicher. In den letzten drei 
Monaten ereigneten sich im Zwischenlager für hochradioaktiven Atommüll 
in Philippsburg drei Störfälle, in dem die Überwachung der Castoren 
zeitweise ausfiel.

Was aber noch viel wichtiger ist: Zum Zeitpunkt der Genehmigung sprach 
man zwar über Flugzeugabsturz, Terror, Erdbeben etc., aber kein Mensch 
hat damals daran gedacht, dass durch kriegerische Handlungen mit hoch 
effektiven Waffen der Inhalt dieser Lager zur Bedrohung der gesamten 
Region werden könnte. Das Lager Philippsburg hat Mauern von 80 cm. Das 
Lager für leicht aktiven Müll in Karlsruhe hat 2 m dicke Mauern. Man hat 
versucht, das Lager in Philippsburg zu härten. Man hat eine Mauer 
gebaut, um gegen Panzerfäuste von der Straße aus geschützt zu sein. Wir 
wissen aber nicht, was passieren würde, wenn eine Drohne mit 
panzer-brechenden Waffen von oben das Zwischenlager treffen würde. D.h., 
die gesamte Region befindet sich tagtäglich – wie auch an den übrigen 15 
Standorten – in einem erheblichen Gefahren-Zustand. Dies ist eine der 
Folgen der so genannten friedlichen Nutzung der Atomenergie, die am 
Standort Philippsburg jährlich 40 Millionen kostet, ebenso natürlich 
auch an den anderen Standorten. Die Kosten für die so genannte 
Endlagerung sind noch nicht abschätzbar. Sie werden viele Milliarden 
Euro betragen. Allein die Kosten des Abrisses eines Atomkraftwerkes 
kostet 1 Milliarde. Dies zahlen die ehemaligen Betreiber. Diese Kosten 
der Lagerung der gefährlichen Altlasten der Atomkraftwerke werden aus 
einem Fonds finanziert, der mit seinen derzeit 20 Milliarden nicht 
ausreicht, um die noch kommenden Milliarden Kosten für die Zwischenlager 
und das sogenannte Endlager zu decken. Wir SteuerzahlerInnen zahlen 
letztendlich die Zeche.

Die Kosten für 1 Kilowattstunde Strom liegen mit den Abrisskosten heute 
bei 42 Cent. Bei Winderzeugung sind es derzeit 8 Cent. Diese zwei Zahlen 
zeigen, dass die Hoffnung von Staaten wie Polen, Türkei oder 
Saudi-Arabien auf neue Atomreaktoren mehr militärisch als 
energie-politisch motiviert sind. Atomenergie ist also nicht nur 
gefährlich, keineswegs klimaneutral, sondern vor allem teuer.

Deshalb nun der Beitrag von Herbert Würth zu unseren Alternativen.

(Text fehlt.)


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