[fessenheim-fr] Interview: "Wir kämpfen gegen einen Billigabriß"
Klaus Schramm
klausjschramm at t-online.de
Do Aug 22 23:05:55 CEST 2024
Hallo Leute!
In der Freitag-Ausgabe der 'jungen welt'
erscheint ein Interview
"AKW Fessenheim: »Wir kämpfen gegen einen Billigabriss«
Baden-Württemberg: Anti-Atom-Gruppe Freiburg kritisiert
unzureichende Pläne zur Demontage des AKW Fessenheim."
- s.u.
Ciao
Klaus Schramm
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23.08.24
AKW Fessenheim: »Wir kämpfen gegen einen Billigabriß«
Baden-Württemberg: Anti-Atom-Gruppe Freiburg kritisiert
unzureichende Pläne zur Demontage des AKW Fessenheim.
Ein Gespräch mit Klaus Schramm
Interview: Gitta Düperthal
Der französische Energiekonzern EDF plant mit einem »Technocentre«
am Standort des Atomkraftwerks Fessenheim eine Verwertungsanlage
für radioaktiven Schrott. Die soll 2031 in Betrieb gehen. Zunächst aber
geht es in einem Bericht der französischen Untersuchungskommission
zur grenzüberschreitenden »Öffentlichkeitsbeteiligung« um die geplante
Demontage. Tonnen radioaktiver Abfälle müssen dabei entsorgt werden.
Was ist Ihre Kritik am Bericht?
K.S.:
Nach dem französischen Bericht hinsichtlich des Abrisses des AKW
Fessenheim fand keine der von der Anti-Atom-Gruppe Freiburg
vorgebrachten Forderungen Gehör. Wir hatten gefordert: Keine
radioaktiv belasteten Flüssigkeiten dürfen in den Rheinseitenkanal
oder den Rhein eingeleitet, keine radioaktiven Gase in die
Atmosphäre abgegeben werden. Das Fundament des AKW muss restlos
entfernt und das mit Tritium kontaminierte Erdreich darunter
ausgebaggert werden. Kein radioaktiv belastetes Metall aus dem
Abriss des AKW darf ins Metallrecycling gelangen; das gesamte
nichtmetallische Material muss gesondert gelagert werden, darf nicht
auf Hausmülldeponien verbracht werden. Dessen weiterer Verbleib muss
umfassend öffentlich dokumentiert werden. Aber in einer am 15. August
veröffentlichten dpa-Meldung ist zu lesen: »Deutsche Einwände zu AKW
Fessenheim finden Gehör«.
Wie bewerten Sie den deutschen Umgang damit?
Es verwundert nicht, dass sich die pseudogrüne Umweltministerin in
Baden-Württemberg, Thekla Walker, über den Bericht freut: Deutsche
Einwände seien aufgenommen worden. Auch beim Abriss des AKW Obrigheim
verlief es nicht vorbildlich. Im Jahr 2020 kam zutage: Der radioaktive
Deckel des Reaktordruckbehälters wurde heimlich in die USA
transportiert. Zudem soll der als ungefährlich deklarierte radioaktive
Betonschutt aus dem Abriss baden-württembergischer Atomkraftwerke auf
Hausmülldeponien abgeladen werden. Wenn sich dagegen ein Landrat zur
Wehr setzt – wie im Neckar-Odenwald-Kreis der Fall – wird er gefügig
gemacht. Da war jetzt nichts Besseres zu erwarten.
Wie stellt sich die reale Lage am AKW-Standort Fessenheim aus Ihrer
Sicht dar?
Bei den offiziell genannten 380.000 Tonnen Abrissmaterial wird das
radioaktiv kontaminierte Erdreich unter dem AKW nicht mit eingerechnet.
Rund 1.200 Tonnen hochradioaktiver Atommüll in Form von abgebrannten
Brennelementen wurde bereits in die Plutoniumfabrik La Hague
abtransportiert. Oft ist von 20.400 Tonnen radioaktivem Abrissmaterial
die Rede: Eine gefährliche Verharmlosung! Das AKW wurde am 29. Juni
2020 stillgelegt. Bis 2022 wurden etliche Tonnen radioaktiv
kontaminierte Borsäure in den Rheinseitenkanal eingeleitet. Offiziell
soll der Abriss jedoch erst 2026 beginnen. Im Abrissplan des
staatlichen französischen Energiekonzerns und AKW-Betreibers EDF
werden wesentliche Informationen der Öffentlichkeit vorenthalten.
Beispielsweise soll das Fundament des AKW Fessenheim im Boden
verbleiben; daraus folgt zwingend, dass das radioaktiv kontaminierte
Erdreich unter dem AKW nicht ausgebaggert werden soll. Geplant ist ein
Billigabriss.
Nötig sei, die Wasserqualität auch auf der deutschen Rheinseite zu
kontrollieren, heißt im Bericht des Gremiums. Daher schlage die
Kommission zusätzliche Kontrolleinrichtungen vor. Ist das keine gute
Nachricht?
Nein, denn bislang wurde das Einleiten von etlichen Tonnen radioaktiv
kontaminiertem Bor seitens deutscher Behörden ja stillschweigend geduldet.
Wie sind Ihre Forderungen politisch durchzusetzen?
Wir haben 2019 mit BUND, IPPNW und anderen Organisationen eine
gemeinsame Arbeitsgruppe gegründet – und in der Hinsicht im
Dreyeckland in der Vergangenheit positive Erfahrungen gemacht:
Das AKW-Projekt Wyhl konnte verhindert werden, weil sich eine
Mehrheit der Bevölkerung hier aktiv dagegen stellte – gegen die
damals regierende CDU. Selbstverständlich führen wir auch Gespräche
mit dem Regierungspräsidium Freiburg und holen unabhängige
wissenschaftliche Gutachten ein. Wir kämpfen mit allen uns
zur Verfügung stehenden Mitteln gewaltfrei gegen einen Billigabriss
des AKW Fessenheim. Unsere Chancen wachsen, wenn mehr Druck aus der
Bevölkerung entsteht.
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Mehr Informationen über die Mailingliste fessenheim-fr