[fessenheim-fr] ...und hier nochmal ein Artikel zu "Mehrheit in Frankreich gegen Atomenergie"
Klaus Schramm
klausjschramm at t-online.de
Mo Mär 21 22:19:36 CET 2022
Hallo Leute!
...und hier nochmal ein Artikel vom 21.01.22 zum
Thema "Mehrheit in Frankreich gegen Atomenergie".
Ciao
Klaus Schramm
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Mehrheit in Frankreich
gegen Atomenergie
Paris (LiZ). Immer wieder wird es in den deutschen Mainstream-Medien so
dargestellt, als ob eine Mehrheit im "Atomland" Frankreich für
Atomenergie sei. Meist wird dies nicht klar geäußert, sondern suggestiv
in Nebensätze eingebaut. So hat sich über die Jahre in der deutschen
Bevölkerung das Vorurteil etabliert, die NachbarInnen westlich des
Rheins seien mehrheitlich für Atomenergie. Im vergangenen Sommer kam
eine repräsentative Umfrage - veröffentlicht im Fachjournal 'Energy
Research & Social Science' - zum Ergebnis, daß 52 Prozent der
FranzösInnen sich gegen die Nutzung der Atomenergie aussprechen. In
einer aktuellen Umfrage bekunden sogar 58 Prozent der FranzösInnen, daß
sie bereit seien, für eine Präsidentschaftskandidatin oder -kandidaten
zu stimmen, die oder der Frankreich zu einer Energiepolitik mit
Atom-Ausstieg und Ausbau erneuerbarer Energien verpflichten würde.
In einem heute zugleich veröffentlichten Interview mit dem französischen
Physiker Bernard Laponche suggeriert 'spiegel'-Redakteurin Susanne Götze
sogar an zwei verschiedenen Stellen, eine Mehrheit der FranzösInnen sei
pro Atomenergie eingestellt. Wie nebenbei wird diese vermeintliche
Tatsache in eine Frage eingebettet: "Das sehen Ihre Landsleute aber
anders. Emmanuel Macron will sogar noch Atommeiler zubauen. Warum ist
Frankreich immer noch so atomfreundlich?"
Laut der ebenfalls heute veröffentlichten IFOP-Umfrage, die im Auftrag
des 'Réseau Sortir du nucléaire', des Dachverbandes der französischen
Anti-Atom-Initiativen, durchgeführt wurde, erklärten 58 Prozent der
FranzösInnen, daß sie bereit seien, für eine Präsidentschaftskandidatin
oder einen -kandidaten zu stimmen, die oder der Frankreich zu einer
Energiepolitik mit Atom-Ausstieg und Ausbau erneuerbarer Energien
verpflichten würde.
Dies ist allerdings ziemlich schwierig, denn in den sogenannten
repräsentativen Demokratien, werden die KandidatInnen zuvor beim
Aufstieg auf der Karriereleiter der Parteien gefiltert. Und
merkwürdigerweise steigen meist diejenigen auf, die in den
entscheidenden Fragen eine zur Mehrheit der Bevölkerung konträre - aber
mit den Mächtigen der Industrie und der Banken kompatible - Position
vertreten. So erklärte etwa Yannick Jadot, Präsidentschafts-Kandidat der
französischen Pseudo-Grünen: "Niemand sagt, daß wir morgen die
Atomkraftwerke stilllegen." Er wolle niemanden mit einem übereilten
Atom-Ausstieg "in Gefahr bringen". In den kommenden "zwanzig Jahren"
würden die Atomkraftwerke noch benötigt. Jadot setzte noch eins drauf:
"Und wenn es fünf Jahre länger dauern sollte, wird es eben fünf Jahre
länger dauern".
Auch Emmanuel Macron, die Kandidatin der LR, Valérie Pécresse, die noch
weiter rechts positionierte Marine Le Pen, ebenso wie die sich als Linke
darstellenden Kandidatinnen Christiane Taubira und Anne Hidalgo stehen
für ein "Weiter so mit der Atomenergie". Der linke
Präsidentschafts-Kandidat Jean-Luc Mélenchon, der im Wahl-Jahr 2017
immerhin knapp 20 Prozent der Stimmen bekam und damit auf dem vierten
Platz hinter dem Konservativen François Fillon landete, spricht sich für
einen Atom-Ausstieg im Jahr 2050 aus. Wollte er diesen selbst noch
erleben, müßte er das gesegnete Alter von 99 Jahren erreichen.
Dabei fallen die französischen AKW immer häufiger aus. So waren etwa im
vergangenen November zwölf Atom-Reaktoren außer Betrieb. Und 18 der
insgesamt 56 französischen Atom-Reaktoren sind bereits älter als 40
Jahre. Von Tag zu Tag wird der nächste Super-GAU wahrscheinlicher.
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