[fessenheim-fr] in Badischer Zeitung: Artikel über Petition

Redaktion Umwelt RDL umwelt at rdl.de
Fr Sep 24 17:35:59 CEST 2021


Zur Kenntnis:

In der heutigen 'Badischen Zeitung' findet
sich heute, Fr., 24.09.21., ein Artikel
zur Petition 'Stopp des Exports und des
Einschmelzens radioaktiv kontaminierter
Metalle' (s. u.). Dieser Artikel ist
sachlich und neutral, obwohl - durch die
zwangsweise Kürze bedingt - wichtige
Aspekte nicht behandelt werden. Üblicher
Weise wird solchen Artikeln ein Link zu
der betreffenden Online-Petition
beigefügt...

Hier ergänzt:

https://weact.campact.de/petitions/stopp-des-exports-und-des-einschmelzens-radioaktiv-kontaminierter-metalle

+++

Stopp des Atomrecyclings gefordert

Teile von stillgelegten Atomkraftwerken können in Deutschland wieder 
verwendet werden / Umweltschützer wollen das verhindern

Von Max Schuler

FREIBURG. Die Pläne Frankreichs, in Fessenheim ein Recyclingzentrum für 
Schrott von stillgelegten Atomkraftwerken zu bauen, bereiten Politikern, 
Bürgerinitiativen und Behörden in Südbaden Sorgen – und die Franzosen 
mussten dafür viel Kritik einstecken. Doch das Recyceln ausgedienter 
AKW-Teile wird in Deutschland längst praktiziert. Der 
BUND-Regionalverband Südlicher Oberrhein und die Anti-Atom-Gruppe 
Freiburg fordern daher in einer Petition den Bundestag auf, dies zu 
stoppen.

Ein Atomkraftwerk besteht nicht nur aus Brennelementen und 
Abklingbecken, sondern aus einer Vielzahl von Teilen, die nach der 
Stilllegung alle zurückgebaut werden müssen. Doch der Bau-Schrott wird 
nicht komplett eingelagert. „Nur wenige Prozent der Gesamtmasse des 
Kontrollbereiches eines Kernkraftwerkes müssen als radioaktiver Abfall 
entsorgt werden“, teilt das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen 
Entsorgung mit.

Weniger verstrahlte Teile dürfen recycelt werden und können in den 
Wirtschaftskreislauf zurück gelangen. Nach Erteilung einer Freigabe 
verlassen sie die atomrechtliche Überwachung und können „uneingeschränkt 
wiederverwendet, verwertet oder wie gewöhnlicher Abfall entsorgt 
werden“, so das Bundesamt.

Für diese Freigaben gibt es allerdings strenge Grenzwerte, die in 
sogenannten Freimessanlagen überprüft werden. Die Stoffe dürfen nur eine 
geringe Rest-Strahlung aufweisen. Ein Mensch, der damit in Kontakt 
komme, dürfe dadurch maximal eine zusätzliche Dosis von jährlich 0,01 
Millisievert abbekommen. Zum Vergleich: Laut der Bundesbehörde sind die 
Menschen in Deutschland einer Strahlungsbelastung von durchschnittlich 
2,1 Millisievert im Jahr ausgesetzt.

Der BUND-Regionalverband Südlicher Oberrhein und die Anti-Atom-Gruppe 
Freiburg wollen das Recycling radioaktiver Metalle in Deutschland jetzt 
stoppen. Sie fordern in einer Onlinepetition, die bisher etwas mehr als 
1500 Unterstützer hat, den Bundestag dazu auf, sowohl das Einschmelzen 
als auch den Export radioaktiv kontaminierter Metalle zu beenden. Der 
Schrott solle stattdessen sicher innerhalb der Bundesrepublik 
eingelagert werden. Damit sich der Bundestag damit beschäftigt, bräuchte 
die Petition allerdings 50 000 Unterschriften.

Scharfe Kritik kommt vom Umweltverband BUND

Explizit kritisieren die Initiatoren den Vorgang des Freimessens. 
„Freimessen bedeutet, man reinigt, schleift und schrubbt die Teile so 
lange, bis die Messinstrumente sagen, die Radioaktivität ist unter einem 
Grenzwert“, sagt Stefan Auchter vom BUND. Es sprächen aber gute Gründe 
dafür, radioaktiv kontaminierte Metalle nicht aus öffentlicher Kontrolle 
zu entlassen. Fehler bei den Freimessungen seien nicht ausgeschlossen – 
so könnte Radioaktivität am Ende in Alltagsgegenständen landen. 
„Radioaktiver Stahl gehört in ein Endlager und nicht auf den 
Küchentisch“, sagt Auchter. Die Menge des Stahls aus Atomkraftwerken sei 
im Vergleich zu den auf dem Weltmarkt gehandelten Mengen auch zu 
vernachlässigen.

In einem möglichen Technocentre in Fessenheim könnten solche 
radioaktiven Metalle eingeschmolzen und nach dem sogenannten 
„Freimessen“ wieder in Umlauf gebracht werden. Die Entscheidung, ob eine 
solche Recyclinganlage im Elsass gebaut wird, soll laut 
Regierungspräsidium Freiburg bis spätestens 2023 fallen. Eine 
gesetzliche Grundlage gebe es dafür aber noch nicht. „Dieses Verfahren 
ist bisher in Frankreich illegal, starke Interessenverbände dringen aber 
auf eine Gesetzesänderung, denn das Einlagern dieser Metalle verursacht 
Kosten, die die hoch verschuldete Électricité de France (EDF) scheut“, 
sagt Auchter vom BUND.

Die Franzosen verwiesen in Diskussionen stets auf Deutschland – und es 
sei schwer, den Nachbarn von einer Idee abzubringen, wenn man nicht mit 
gutem Vorbild vorangehe. Durch ein Exportverbot könnte einer 
Schmelzanlage in Fessenheim auch der Material-Nachschub aus Deutschland 
gekappt werden. „Das wäre für das Technocentre ein ziemlich dicker 
Sargnagel“, ist sich Klaus Schramm von der Freiburger Anti-Atom-Gruppe 
sicher.



Mehr Informationen über die Mailingliste fessenheim-fr