[fessenheim-fr] Prof. Wolfgang Koehnlein ist tot

Klaus Schramm klausjschramm at t-online.de
So Aug 1 18:13:35 CEST 2021


Hallo Leute!

Heute erreicht uns eine traurige Nachricht:
Prof. Wolfgang Köhnlein ist tot. Er starb
am 22. Juli.

Er war neben Prof. Rolf Bertram, Prof. Inge
Schmitz-Feuerhake u.a. einer der bedeutendsten
wissenschaftlichen Stützen der Anti-Atom-Bewegung
und warnte seit Jahrzehnten vor den Gefahren der
Niedrigstrahlung. Heute ist die Verharmlosung
der Niedrigstrahlung in der Wissenschaft in der
Minderheitsposition. Aber dennoch bleibt die
Haltung der Internationalen
Strahlenschutzkommission dubios.

(In diesem Zusammenhang ein Hinweis auf die
traurige Rolle von Wikipedia im hierauf
folgenden eMail.)

Ciao
    Klaus Schramm


Die Gesellschaft für Strahlenschutz e.V. (GSS)
trauert um ihren früheren Präsidenten. Prof. Dr.
Wolfgang Köhnlein war langjähriges Mitglied.
Er gehörte zu den wenigen etablierten
Hochschullehrern, die sich vor 2011 in Forschung
und Lehre gegen die Nutzung der Atomenergie
einsetzten und gegen die öffentliche
Verharmlosung von Strahlenschäden.

http://www.strahlenschutz-gesellschaft.de/Aktuelles

Köhnlein studierte Physik und Mathematik an den
Universitäten Karlsruhe und Heidelberg. 1963 wurde
er in Heidelberg zum Dr. rer. nat. promoviert. Von
1964 bis 1965 war er Postdoctoral Fellow der
National Institutes of Health (USA) für
Forschungsarbeiten an der Yale-Universität in New
Haven, Connecticut. 1966 war er Wissenschaftlicher
Mitarbeiter im Institut für Strahlenchemie des
Kernforschungszentrum Karlsruhe. Seit 1967 war
er an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
im Institut für Strahlenbiologie tätig. Er
habilitierte sich 1972 für das Fach Strahlenbiologie
und Biophysik. 1974 berief ihn die medizinische
Fakultät der Universität Münster auf eine Professur
für Strahlenbiologie. 1994 wurde er
Geschäftsführender Direktor des Instituts für
Strahlenbiologie.

Der Unfall in dem Atomkraftwerk Three Mile Island
1979 in den USA wurde für ihn zu einem
Schlüsselerlebnis. Die Kernschmelze und der
Super-GAU dort sowie die nachfolgenden offiziellen
Vertuschungsaktionen der Strahlenfolgen und die
Verfolgung der wissenschaftlichen und juristischen
Vertreter der Opfer trugen zu seiner Ablehnung der
Atomkraftnutzung bei. Seine wissenschaftliche
Beschäftigung mit den Wirkungen von Radioaktivität
auf die menschliche Gesundheit machte ihn zu einem
Kritiker der Internationalen Strahlenschutzkommission.
Zusammen mit dem Kernphysiker Rudi H. Nußbaum
(Oregon/USA) wies er anhand von Daten der japanischen 
Atombombenüberlebenden nach, daß im Bereich niedriger
Strahlendosen ein überlinearer Wirkungsverlauf
besteht: Die Wirkungen im Bereich niederer
Strahlendosen sind relativ (pro Dosiseinheit) höher
als bei höheren Strahlendosen. Auf notwendige
Folgerungen für den Strahlenschutz wies er
unermüdlich hin. Er organisierte zahlreiche
wissenschaftliche Kongresse und
Fortbildungsveranstaltungen und hielt viele
populärwissenschaftliche Vorträge. Dabei wurde er
zu einer Leitfigur der wissenschaftlichen
Strahlenschutzkritik in Deutschland. Nach der
Katastrophe von Tschernobyl 1986 unternahm er
mehrere Reisen in das verstrahlte Gebiet.
1990 gehörte Wolfgang Köhnlein zu den
Gründungsmitgliedern der Gesellschaft für
Strahlenschutz, die er von 1995 bis 1999 auch als
deren Präsident führte und deren Vorstand er bis
etwa 2009 angehörte.
1999 wurde er in die Deutsche Strahlenschutz-
Kommission berufen. Dieser gehörte er bis Ende 2004
an. Er wurde deren Stellvertretender Vorsitzender
sowie Vorsitzender des Risikoausschusses der
Strahlenschutz-Kommission.
Im Jahr 2000 wurde er von der deutschen Regierung
als Mitglied der deutschen Delegation in das UNSCEAR (United Nation 
Scientific Committee on Atomic Radiation) berufen.

Interessantes aus seinem Leben finden wir auch bei:
https://www.medizin.uni-muenster.de/fakultaet/news/prof-koehnlein-windraeder-im-westmuensterland.html

So erkannte er beim Atomausstieg die wichtige Rolle erneuerbarer 
Energien und setzte sich für Windräder ein.

Köhnlein hat kritischen Strahlenschutz gelebt und vertreten und auf 
Gefahren und Gefährdungen ionisierender Strahlung hingewiesen und 
aufmerksam gemacht.






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