[fessenheim-fr] Atomkraft-Propaganda-Artikel in der 'welt'
Klaus Schramm
klausjschramm at t-online.de
Mi Jun 2 11:52:09 CEST 2021
Hallo Leute!
In der heutigen Online-Ausgabe der 'welt' findet
sich - ein mittlerweile modifizierter - Propaganda-
Artikel, der offenbar dazu dient, den für Ende
2022 angekündigten Atomausstieg hinauszuzögern.
Text s.u.
Der Artikel beruht auf einer Umfrage des Instituts
Allensbach, das sich von Nuklearia und einem dubiosen
Verein "Deutscher Arbeitgeberverband" bezahlen
ließ. In einer ersten Version dieses Artikels
von heute Morgen wurde der Anschein erweckt,
dieser Verein sei identisch mit der BDA, der
Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände...
BeMERKenswert ist ebenfalls, daß sich das
Allenbach-Institut für eine manipulative
Fragestellung hergab: "Um bei der Stromerzeugung so
wenig CO2 wie möglich auszustoßen, setzen manche
Länder darauf..."
Ein Ergenbis der Umfrage ist allerdings interssant
und möglicherweise sogar authentisch. Demnach würde
es eine relative Mehrheit für unrealistisch
erachten, daß der für Ende 2022 versprochene
Atomausstieg stattfinden wird.
Ciao
Klaus Schramm
Comeback der Atomkraft?
„Der Rückhalt für den Ausstiegsbeschluss schwindet“
Stand: 09:04 Uhr | Lesedauer: 4 Minuten
Von Daniel Wetzel
Wirtschaftsredakteur
[Dampf steigt aus den Kühltürmen des Atomkraftwerk (AKW) Grohnde im
Landkreis Hameln-Pyrmont auf, während im Hintergrund Windräder zu sehen
sind.]
Die Deutschen sind noch nicht überzeugt, dass der Atomausstieg
tatsächlich bis Ende 2022 vollendet sein wird
In Deutschland gibt es immer weniger Atomkraftgegner, zeigt eine neue
Umfrage. Wegen drohender „Stromlücke“ und verschärfter Klimaziele halten
immer mehr den Ausstieg für verfrüht und wünschen sich eine
Laufzeitverlängerung. Das hat auch mit einem anderen Energieträger zu tun.
Vorweg: Die Umfrage wurde von erklärten Atomkraft-Befürwortern in
Auftrag gegeben. Dennoch lassen sich die Ergebnisse des renommierten
Meinungsforschungsinstituts Allensbach nicht leicht von der Hand weisen:
Die Zustimmung zur Atomkraft in Deutschland wächst, die Gegnerschaft
nimmt ab.
Im Auftrag des Pro-Atomkraftvereins Nuklearia e.V. und der Deutsche
Arbeitgeberverband befragte Allensbach zwischen dem 1. und 13. Mai genau
1027 repräsentativ ausgewählte Deutsche in Face-to-Face-Interviews. Auf
die „allgemeine“ Frage nach dem 2011 beschlossenen Atomausstieg bis 2022
antworteten 56 Prozent der Befragten, sie hielten diesen für „richtig“,
25 Prozent hielten ihn für „nicht richtig“.
„Nach wie vor wird der Beschluss, bis zum Jahr 2022 ganz aus der
Kernenergie auszusteigen und die Energieversorgung vor allem auf
erneuerbare Energien umzustellen, von einer Mehrheit der Bevölkerung
befürwortet“, erläutert Allensbach dazu. „Der Trendverlauf der letzten
gut zehn Jahre zeigt jedoch, dass der Rückhalt für den
Ausstiegsbeschluss schwindet.“
So hielten im Jahre 2012 noch 73 Prozent der Bevölkerung die
Entscheidung der damaligen Regierung, aus der Kernenergie auszusteigen,
für richtig, 2014 waren es noch 70 Prozent, 2016 dann nur noch 65 und
2019 bereits nur noch 60 Prozent. Im gleichen Zeitraum vergrößerte sich
der Anteil derer, die den Ausstiegsbeschluss kritisch sehen, von 16 auf
25 Prozent.
Allerdings glaubt auch nur eine Minderheit, dass der Atomausstieg
wirklich durchgesetzt wird. Obwohl das Abschaltdatum für die letzten AKW
gesetzlich auf den 31. Dezember 2022 fixiert ist, hält es eine relative
Mehrheit von 47 Prozent der Befragten nicht für realistisch, dass es bei
diesem Datum bleibt: „Aktuell glauben lediglich 26 Prozent, dass
Deutschland tatsächlich innerhalb des nächsten Jahres vollständig aus
der Kernenergie aussteigen wird.“
Angesichts einer viel diskutierten „Stromlücke“ und deutlich
verschärfter Klimaziele zeigt sich eine relative Mehrheit der Befragten
sogar für den Vorschlag aufgeschlossen, Atomkraftwerke länger laufen zu
lassen, wenn dafür Kohlekraftwerke schneller abgeschaltet werden können.
„Um bei der Stromerzeugung so wenig CO2 wie möglich auszustoßen, setzen
manche Länder darauf, möglichst rasch aus der Kohleenergie auszusteigen
und dafür neben erneuerbaren Energien wie Wind- und Sonnenenergie auch
weiterhin die Kernenergie zu nutzen“, lautet die Allensbach-Frage
wörtlich: „Wie stehen Sie dazu: Fänden Sie es gut, wenn auch Deutschland
bei der Stromerzeugung auf erneuerbare Energien und zusätzlich wieder
auf Kernenergie setzt, um möglichst schnell unabhängig von Strom aus
Kohle zu werden, oder fänden Sie das nicht gut?“
Diesen Vorschlag fand eine relative Mehrheit von 42 Prozent der
Befragten „gut“. Demgegenüber lehnten nur 34 Prozent eine
Laufzeitverlängerung für AKW ab. 24 Prozent zeigten sich in dieser Frage
unentschieden.
Weil der Ausbau der erneuerbaren Energien, vor allem der Windkraft, den
Erfordernissen weit hinterherhinkt, hatte die Stilllegung zahlreicher
Kohlekraftwerke zuletzt Sorgen in Bezug auf eine drohende Strom-
beziehungsweise „Ökostromlücke“ ausgelöst. Unter anderen hatte der
Bundesverband Solarwirtschaft davor gewarnt, dass deshalb eine
Verzögerung des Kohleausstiegs drohe.
Zugleich fordern Klimaschützer immer dringlicher, den bis 2038 geplanten
Ausstieg aus der Kohleverstromung nun schon 2030 zu vollenden. Das
Bundesverfassungsgericht hatte der Bundesregierung kürzlich aufgegeben,
Pläne für den Umgang mit dem restlichen „CO2-Budget“ Deutschlands zu
entwickeln.
Zugleich wird in einigen europäischen Nachbarländern die Option
Kernenergie wieder intensiv diskutiert, so etwa in den Niederlanden und
in Polen. In der vergangenen Woche gab der auch in Deutschland aktive
Energiekonzern Vattenfall aus Schweden bekannt, sich an dem
estländischen Unternehmen Fermi Energia zu beteiligen.
Fermi Energia plant den Einsatz von nuklearen Kleinst-Reaktoren,
sogenannten Small Modular Reactors (SMR) in Estland. In Deutschland gilt
es angesichts der hohen Kosten und der politischen Unsicherheiten als
äußerst unwahrscheinlich, dass Energiekonzerne wieder in Kernenergie
investieren.
Die Grünen fordern in ihrem Wahlprogramm, den Atomausstieg umzusetzen
und überdies noch die mit der Herstellung von Brennelementen befassten
„Atomfabriken“ in Gronau und Lingen „durch eine restriktivere
Exportpolitik stark einzuschränken“.
Der den Liberalen nahestehende Arbeitskreis Energie & Naturschutz (Aken)
fühlt sich durch das Umfrage-Ergebnis jedoch in seiner Forderung
gestützt, den Wahlkampf der FDP stärker auf die Energiepolitik
auszurichten: „Die Klimaneutralität wird ohne den Einsatz von
Kernenergie nicht gelingen: eine ehrliche Aussage, die die große
Koalition umgeht, die aber national und international immer mehr
deutliche Zustimmung erfährt“, erklärte der parteiinterne Arbeitskreis.
„Für die FDP bietet sich jetzt die große Chance, mit einer modernen
Energiepolitik, die die naturwissenschaftlichen und
volkswirtschaftlichen Realitäten anerkennt, unserem Land zu helfen und
FDP-Wähler und -Wählerinnen zurück beziehungsweise neu zu gewinnen.“
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