[fessenheim-fr] Wieviel Raum ... ?

Klaus Schramm klausjschramm at t-online.de
Di Apr 13 13:46:51 CEST 2021


Lieber Christoph Gurlitt!

Vielleicht hast Du meine Antwort auf Deine Frage
übersehen?
Ich habe sie hier über diese Mailingliste am
Sonntag, 11.04.21, 18:04 Uhr, versendet...
...Text nochmals - siehe weiter unten
zwischen den +++-Zeilen

(Sie findet sich auch im öffentlichen Archiv.)

Meine eMail-Adresse enthält übrigens auch meinen
vollen Namen und auch mein eMail vom Sonntag
war mit "Klaus Schramm" unterzeichnet :-)

Vielleicht noch eine klitzekleine Bemerkung zum
Thema Volumen:
Wenn ich auch nur einen kleinen Würfel mit
Kantenlänge von einem Zentimeter - also einen
Kubikzentimeter - Plutonium habe, aber nicht
weiß, wo ich diesen Würfel sicher aufbewahren
oder verstecken könnte, habe ich allein schon
ein gigantisches Problem - und Tausenden
Generationen nach mir, denen ich auch keine
"Lösung" anbieten kann, hinterlasse ich allein
mit einem solch kleinen Würfelchen ein
gigantisches Problem...

Ciao
    Klaus Schramm

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
[i.f. habe ich einen kleinen Tippfehler korrigiert]

Hallo Leute!

Zu der aufgeworfenen Frage, wie viel Platz "wir" in
Deutschland "für die bisher angefallenen Castoren
benötigen" (gemeint ist also offenbar der hochradio-
aktive Atommüll aus der Stromproduktion in AKW):

Atommüll

Im allgemeinen wird in den Medien der Begriff Atommüll synonym mit den
hochradioaktiven abgebrannten Brennelementen benutzt. Daher hier im
Folgenden zunächst einmal einige Infos zu dieser Fraktion des in
Deutschland produzierten ("deutschen") Atommülls. Vorweg: Es wird sich
Ende 2021 um rund 30.000 Kubikmeter hochradioaktivem Atommüll allein in
Deutschland handeln. Rechnen wir den gesamten mittel- und
schwach-radioaktiven Müll, der mit der Produktion von Strom in deutschen
Atomkraftwerken verursacht wurde, hinzu, handelt es sich um ein Volumen
von rund 300.000 Kubikmeter - also um das Zehnfache. Insgesamt muß mit
600.000 Kubikmeter Atommüll in Deutschland gerechnet werden.

Der in Deutschland anfallende hochradioaktive Atommüll aus der
Stromproduktion von Atomkraftwerken wird Ende 2022 nach den vorliegenden
Informationen insgesamt ein Gewicht von rund 14.300 Tonnen haben. Laut
der zehnten Änderung des Atomgesetzes von 2001 (formal: Novellierung
2002) - mit Hilfe der Mainstream-Medien als "Atomausstieg" verkauft -
wurden sogenannte Reststrommengen vereinbart. Damit wurde 2001 eine
Verdoppelung des bereits angehäuften Atommüll-Berges beschlossen:

Menge an Atomstrom bis 31. Dezember 1999: 2.670 TWh
- und damit rund 7.200 Tonnen hochradioaktiver Müll
Vereinbarte "Reststrommenge" ab 1.01.2000: 2.623 TWh
- und damit nochmal rund 7.100 Tonnen hochradioaktiver Müll

Mit jeder Terawattstunde (TWh) Atomstrom wird rund 2,7 Tonnen
hochradioaktiver Müll produziert.

Die im Sommer 2011 vom Bundestag verabschiedete 13. Änderung des
Atomgesetzes kehrte im großen Ganzen zu den "rot-grünen" Regelungen von
2001 bezüglich der von Reststrommengen auf Restlaufzeiten umgerechneten
Bestimmungen zurück.

Nebenbei: Der "freigemessene" Atommüll aus dem Abriß der
baden-württembergischen stillgelegten AKW, der auf Hausmüll-Deponien
verteilt werden soll, ist auch vom Gewicht her (Umrechnung vom Volumen
auf Gewicht wegen untersch. Materialbeschaffenheit schwierig) nicht
ohne: Über 3000 Tonnen sollen laut offiziellen Angaben in den kommenden
Jahren übers "Ländle" verteilt werden.

1969 erklärte der deutsche Physiker Carl Friedrich von Weizsäcker:
"Dieses ist, soweit ich sehen kann, wenn man es ernstlich behandeln
will, überhaupt kein Problem. Ich habe mir in Karlsruhe sagen lassen,
daß der gesamte Atommüll, der in der Bundesrepublik im Jahr 2000
vorhanden sein wird, in einen Kasten hineinginge, der ein Kubus von 20
Meter Seitenlänge ist. Wenn man das gut versiegelt und verschließt und
in ein Bergwerk steckt, dann wird man hoffen können, daß man damit
dieses Problem gelöst hat." Und elf Jahre zuvor, 1955, hatte der
Physik-Nobelpreisträgers Werner Heisenberg frohgemut verkündet: "Was
schließlich den Atommüll betrifft, so genügt es durchaus, ihn in einer
Tiefe von drei Metern zu vergraben, um ihn vollkommen unschädlich zu
machen."

Mengenmäßig lägen die beiden Herren also nicht einmal so arg daneben,
wenn wir uns in der Betrachtung auf den hochradioaktiven Atommüll
beschränken könnten. Beim hochradioaktiven Atommüll ist die Menge, ob in
Kubikmeter oder in Tonnen angegeben, nicht das eigentliche Problem. Der
Atommüll muß für mehrere Million Jahre sicher von der Biosphäre, von
Menschen, Tieren und Pflanzen abgeschirmt werden.

Bereits im Jahr 2004 wurde das US-amerikanische Projekt eines atomaren
Endlagers vorläufig gestoppt: Ein US-amerikanisches Gericht bemängelte
in seinem Urteil über die Pläne, hochradioaktiven Müll im Yucca Mountain
in Nevada einzulagern, die von der US-Regierung abgegebene
Sicherheitsgarantie für 10.000 Jahren. Diese sei unzureichend.

Die Halbwertszeit von Plutonium-239 beispielsweise beträgt 24.400 Jahre.
Das bedeutet, daß von den 30 Tonnen Plutonium, die im deutschen Hanau
gelagert sind, nach 24.400 Jahren immer noch 15 Tonnen weiterstrahlen.
Und nach 48.800 Jahren sind es immer noch 7,5 Tonnen und so fort. Seit
Christi Geburt lebten rund 80 Generationen - ein Zeitraum von 24.000
Jahren entspricht rund 960 Generationen.

Eine "Sicherheitsgarantie" für 10.000 Jahre abgeben zu wollen, ist
grenzenloser Hochmut. Es mag zwar politisch sinnvoll erscheinen,
angesichts der Zeiträume, über die große Mengen der bis heute
angefallenen radioaktiven Stoffe äußerst gefährlich bleiben, eine
Sicherheitsgarantie für eine Million Jahre oder mehr zu fordern.
Tatsächlich jedoch ist es sinnlos und zwecklos. Zurück zum Beispiel
Hanau: Selbst nach 366.000 Jahren strahlt von den heute vorhandenen 30
Tonnen immer noch ein Kilogramm. Und wenige Tausendstel Gramm dieses
Stoffes einzuatmen genügt, um unausweichlich Lungenkrebs zu bekommen.

Wie Analysen der hochradioaktiven Abfälle aus Atomkraftwerken zeigen,
tragen Isotope wie etwa Jod-129, Technetium-99, Zirconium-93, Niob-94,
Uran-233, Cäsium-135, und insbesondere Neptunium-237 sogar nach mehr als
einer Million Jahren noch erheblich zur Strahlenbelastung des Atommülls
bei. Laut einem Gutachten der Universität Bremen ist radioaktiver Müll,
selbst nachdem er in Glasblöcke eingeschmolzen wurde, noch nach einer
Million Jahren und in zehn Metern Entfernung so gefährlich, daß allein
seine Gammastrahlung eine Jahresdosis bewirkt, die 250- bis 560-mal
höher ist, als es der Grenzwert der Strahlenschutzverordnung erlaubt.
Das Governing Council der UNO spricht nicht ohne Grund von mindestens 20
Millionen Jahren, innerhalb derer hochradioaktive Abfälle strikt von der
Umwelt ferngehalten werden müssen.

Ciao
     Klaus Schramm
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++


Am 13.04.21 um 12:03 schrieb Christoph Gurlitt:
> Liebe Mitlesende,
> 
> da ich bisher auf meine ganz einfache Frage noch keine Antwort erhalten
> habe, möchte ich sie selbst vorrechnen (konstruktive Kritik sehr
> erwünscht!):
> 
> Laut EnBW haben die *Castor*en folgende Maße:
> 
> *Durchmesser etwa 2,5 m, Länge rund 4 m**
> ***
> Wegen der Wärmentwicklung mache ich um einen Castor einen Würfel der
> Maße LxBxH 5mx 5m x 5m.
> 
> Der Würfel benötigt also eine Grundfläche von 25 m².
> 
> In Deutschland gibt es derzeit ca. 2000 Castoren.
> 
> Diese benötigen also eine fiktive Fläche von 2000 x 25m² = 50 000m² =
> 500 a = 5 ha,
> 
> *Das sind in etwa fünf Fußballfelder.*
> 
> Wenn ich nur einen Quader von LxBxH 3m x 3m x 5m nehme, komme ich analog
> zu oben zu nicht einmal *zwei Fußballfelder*n (1,8 ha).
> 
> Da ich nicht weiß, wie groß der Abstand zwischen den Behältern sein
> sollte, damit die passive Wärmeentwicklung abgeführt wird, habe ich
> beide Rechenmodelle vorgestellt.
> 
> Alle Leute, die ich dieses Ergebnis (ohne Rechnung) schätzen lasse, sind
> sehr verwundert über den geringen Platzbedarf ...
> 
> In der Hoffnung, keinen "Rechenfehler" gemacht zu haben, grüßt Ch. Gurlitt
> 
> 
> PS: Super von Dr. Löser, dass er nicht nur seinen Vornamen an seine
> @mails anhängt ...
> 
> *Bitte löschen Sie den @Mail-Verlauf nicht, damit der gesamte
> Sachverhalt erhalten bleibt.
> 
> Christoph Gurlitt
> Leo-Wohleb-Straße 7
> D-79346 Endingen am Kaiserstuhl
> Fon: ++(49).7642.24 51
> Mobil: +49.152.2487.8854
> Messenger: Signal + Threema
> (bis 14. Mai 2021 WhatsApp; Näheres unter: https://kurzelinks.de/ftje )
> *
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