[fessenheim-fr] Atommuell

Klaus Schramm klausjschramm at t-online.de
So Apr 11 18:04:27 CEST 2021


Hallo Leute!

Zu der aufgeworfenen Frage, wie viel Platz "wir" in
Deutschland "für die bisher angefallenen Castoren
benötigen" (gemeint ist also offenbar der hochradio-
aktive Atommüll aus der Stromproduktion in AKW):

Atommüll

Im allgemeinen wird in den Medien der Begriff Atommüll synonym mit den 
hochradioaktiven abgebrannten Brennelementen benutzt. Daher hier im 
Folgenden zunächst einmal einige Infos zu dieser Fraktion des in 
Deutschland produzierten ("deutschen") Atommülls. Vorweg: Es wird sich 
Ende 2021 um rund 30.000 Kubikmeter hochradioaktivem Atommüll allein in 
Deutschland handeln. Rechnen wir den gesamten mittel- und 
schwach-radioaktiven Müll, der mit der Produktion von Strom in deutschen 
Atomkraftwerken verursacht wurde, hinzu, handelt es sich um ein Volumen 
von rund 300.000 Kubikmeter - also um das Zehnfache. Insgesamt muß mit 
600.000 Kubikmeter Atommüll in Deutschland gerechnet werden.

Der in Deutschland anfallende hochradioaktive Atommüll aus der 
Stromproduktion von Atomkraftwerken wird Ende 2021 nach den vorliegenden 
Informationen insgesamt ein Gewicht von rund 14.300 Tonnen haben. Laut 
der zehnten Änderung des Atomgesetzes von 2001 (formal: Novellierung 
2002) - mit Hilfe der Mainstream-Medien als "Atomausstieg" verkauft - 
wurden sogenannte Reststrommengen vereinbart. Damit wurde 2001 eine 
Verdoppelung des bereits angehäuften Atommüll-Berges beschlossen:

Menge an Atomstrom bis 31. Dezember 1999: 2.670 TWh
- und damit rund 7.200 Tonnen hochradioaktiver Müll
Vereinbarte "Reststrommenge" ab 1.01.2000: 2.623 TWh
- und damit nochmal rund 7.100 Tonnen hochradioaktiver Müll

Mit jeder Terawattstunde (TWh) Atomstrom wird rund 2,7 Tonnen 
hochradioaktiver Müll produziert.

Die im Sommer 2011 vom Bundestag verabschiedete 13. Änderung des 
Atomgesetzes kehrte im großen Ganzen zu den "rot-grünen" Regelungen von 
2001 bezüglich der von Reststrommengen auf Restlaufzeiten umgerechneten 
Bestimmungen zurück.

Nebenbei: Der "freigemessene" Atommüll aus dem Abriß der 
baden-württembergischen stillgelegten AKW, der auf Hausmüll-Deponien 
verteilt werden soll, ist auch vom Gewicht her (Umrechnung vom Volumen 
auf Gewicht wegen untersch. Materialbeschaffenheit schwierig) nicht 
ohne: Über 3000 Tonnen sollen laut offiziellen Angaben in den kommenden 
Jahren übers "Ländle" verteilt werden.

1969 erklärte der deutsche Physiker Carl Friedrich von Weizsäcker: 
"Dieses ist, soweit ich sehen kann, wenn man es ernstlich behandeln 
will, überhaupt kein Problem. Ich habe mir in Karlsruhe sagen lassen, 
daß der gesamte Atommüll, der in der Bundesrepublik im Jahr 2000 
vorhanden sein wird, in einen Kasten hineinginge, der ein Kubus von 20 
Meter Seitenlänge ist. Wenn man das gut versiegelt und verschließt und 
in ein Bergwerk steckt, dann wird man hoffen können, daß man damit 
dieses Problem gelöst hat." Und elf Jahre zuvor, 1955, hatte der 
Physik-Nobelpreisträgers Werner Heisenberg frohgemut verkündet: "Was 
schließlich den Atommüll betrifft, so genügt es durchaus, ihn in einer 
Tiefe von drei Metern zu vergraben, um ihn vollkommen unschädlich zu 
machen."

Mengenmäßig lägen die beiden Herren also nicht einmal so arg daneben, 
wenn wir uns in der Betrachtung auf den hochradioaktiven Atommüll 
beschränken könnten. Beim hochradioaktiven Atommüll ist die Menge, ob in 
Kubikmeter oder in Tonnen angegeben, nicht das eigentliche Problem. Der 
Atommüll muß für mehrere Million Jahre sicher von der Biosphäre, von 
Menschen, Tieren und Pflanzen abgeschirmt werden.

Bereits im Jahr 2004 wurde das US-amerikanische Projekt eines atomaren 
Endlagers vorläufig gestoppt: Ein US-amerikanisches Gericht bemängelte 
in seinem Urteil über die Pläne, hochradioaktiven Müll im Yucca Mountain 
in Nevada einzulagern, die von der US-Regierung abgegebene 
Sicherheitsgarantie für 10.000 Jahren. Diese sei unzureichend.

Die Halbwertszeit von Plutonium-239 beispielsweise beträgt 24.400 Jahre. 
Das bedeutet, daß von den 30 Tonnen Plutonium, die im deutschen Hanau 
gelagert sind, nach 24.400 Jahren immer noch 15 Tonnen weiterstrahlen. 
Und nach 48.800 Jahren sind es immer noch 7,5 Tonnen und so fort. Seit 
Christi Geburt lebten rund 80 Generationen - ein Zeitraum von 24.000 
Jahren entspricht rund 960 Generationen.

Eine "Sicherheitsgarantie" für 10.000 Jahre abgeben zu wollen, ist 
grenzenloser Hochmut. Es mag zwar politisch sinnvoll erscheinen, 
angesichts der Zeiträume, über die große Mengen der bis heute 
angefallenen radioaktiven Stoffe äußerst gefährlich bleiben, eine 
Sicherheitsgarantie für eine Million Jahre oder mehr zu fordern. 
Tatsächlich jedoch ist es sinnlos und zwecklos. Zurück zum Beispiel 
Hanau: Selbst nach 366.000 Jahren strahlt von den heute vorhandenen 30 
Tonnen immer noch ein Kilogramm. Und wenige Tausendstel Gramm dieses 
Stoffes einzuatmen genügt, um unausweichlich Lungenkrebs zu bekommen.

Wie Analysen der hochradioaktiven Abfälle aus Atomkraftwerken zeigen, 
tragen Isotope wie etwa Jod-129, Technetium-99, Zirconium-93, Niob-94, 
Uran-233, Cäsium-135, und insbesondere Neptunium-237 sogar nach mehr als 
einer Million Jahren noch erheblich zur Strahlenbelastung des Atommülls 
bei. Laut einem Gutachten der Universität Bremen ist radioaktiver Müll, 
selbst nachdem er in Glasblöcke eingeschmolzen wurde, noch nach einer 
Million Jahren und in zehn Metern Entfernung so gefährlich, daß allein 
seine Gammastrahlung eine Jahresdosis bewirkt, die 250- bis 560-mal 
höher ist, als es der Grenzwert der Strahlenschutzverordnung erlaubt. 
Das Governing Council der UNO spricht nicht ohne Grund von mindestens 20 
Millionen Jahren, innerhalb derer hochradioaktive Abfälle strikt von der 
Umwelt ferngehalten werden müssen.

Ciao
    Klaus Schramm



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