[fessenheim-fr] Artikel ueber Online-Veranstaltung mit Jochen Stay - Offenburg

Klaus Schramm klausjschramm at t-online.de
Sa Apr 10 19:53:28 CEST 2021


Hallo Leute!

Hier - s.u. - ein Artikel aus der Lokalausgabe
Offenburg der 'Bad. Ztg.'

Ciao
    Klaus Schramm


Scharfe Kritik an Verfahren für Atommüll-Endlager

Von Juliana Eiland-Jung

Sa, 10. April 2021

Offenburg

Auf Einladung von VHS und Bürgerinitiative Umweltschutz berichtet 
Aktivist Jochen Stay über die Standortsuche auch in der Ortenau.

     Jochen Stay | Foto: Bente Stachowske

Die Ortenau als potenzielles Gebiet für ein Atommüll-Endlager, diese 
Meldung aus dem Zwischenbericht der Bundesgesellschaft für Endlagerung 
(BGE) ist im vergangenen September wohl nicht vielen Menschen 
aufgefallen. Kein Wunder, denn schließlich wurden 54 Prozent des 
Bundesgebietes und 50 Prozent von Baden-Württemberg nach dem ersten von 
drei Auswahlschritten für zumindest theoretisch geeignet ausgewiesen. 
Wie es zu diesem Ergebnis kam, nach welchen Kriterien der endgültige 
Standort bestimmt wird, und wie es um die im Gesetz geforderte 
Einbeziehung der Öffentlichkeit steht, erläuterte der Umwelt-Aktivist 
Jochen Stay bei einem Online-Vortrag.

Eingeladen hatte die Volkshochschule Offenburg zusammen mit der 
Bürgerinitiative Umweltschutz Offenburg (BUO) und dem 
BUND-Umweltzentrum. Stay, der seit Jahrzehnten gegen Atomkraft agitiert, 
vertritt dennoch keine Fundamentalopposition, sondern regt dazu an, sich 
konstruktiv und realistisch in die Standortsuche einzubringen. Es müsse 
nach wissenschaftlichen und nicht nach politischen Kriterien entschieden 
werden, wie der im Moment noch zwischengelagerte Atommüll für – wie es 
im Gesetz heißt – eine Million Jahre sicher gelagert werden könne.

Die Bezeichnungen "Endlager" oder "Entsorgung" lehnt Stay, Sprecher der 
Anti-Atom-Organisation ".ausgestrahlt", als verharmlosend ab. Es gebe 
keine optimale Lösung für das Problem, aber da der Atommüll nun einmal 
da ist, müsse alles darangesetzt werden den sichersten Ort für die 
Aufbewahrung zu finden – und zwar im eigenen Land.

Stay kritisiert die BGE für ihr bislang undurchsichtiges und unter 
unnötigem Zeitdruck durchgeführtes Verfahren und belegt diesen Vorwurf 
mit nachvollziehbaren Beispielen. Er erklärt die Entscheidungskriterien, 
die dem dreistufigen Suchverfahren zugrunde liegen, und kann in der rege 
geführten Diskussion mit den rund zwanzig Teilnehmern und 
Teilnehmerinnen allgemeinverständliche und nachvollziehbare Antworten 
geben. Die Ausweisung von so vielen Gebieten als potenzielle Standorte 
hält er für strategisch motiviert, um Widerstände in dieser frühen Phase 
zu vermeiden. Schlimmer noch wiegt sein Vorwurf, dass wissenschaftliche 
Expertise der Landesämter für Geologie nicht ausreichend einbezogen 
wird, und dass durch das intransparente Verfahren am Ende statt eines 
gesellschaftlichen Konsenses ein erzwungener Standort durchgesetzt 
werden muss.

Nicole Schilli (VHS) moderierte den Abend souverän, auch eher 
unkonventionelle Vorschläge wie die Entsorgung im Weltall wurden 
ernsthaft und sachlich beantwortet. Allein die Gefahr, dass Raketen beim 
Start explodieren könnten, lasse die Umsetzung des Vorschlags als zu 
riskant erscheinen. Die Verlängerung der Zwischenlagerung, die wegen der 
langwierigen Standortsuche ohnehin kommen müsse, sei ebenfalls nicht 
ungefährlich.

Die Castor-Behälter und die Trägermaterialien für die Brennstoffe 
könnten Schaden nehmen. Das Seminar machte auf jeden Fall klar, dass das 
Thema Umgang mit Atommüll einer dauerhaften und kritischen Begleitung 
durch die Öffentlichkeit bedarf.

https://www.badische-zeitung.de/scharfe-kritik-an-verfahren-fuer-atommuell-endlager--201170166.html





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