[fessenheim-fr] Artikel in 'Aargauer Ztg.' zu unseren Widerspruechen
Redaktion Umwelt RDL
umwelt at rdl.de
Fr Okt 23 10:56:44 CEST 2020
Hallo Leute!
In der 'Aargauer Ztg.' erschien ein Artikel - s.u. -
auf der Grundlage der PM von Stefan v. Montag.
Leider wird die mögliche Wirkung unserer Widersprüche
(aufschiebende Wirkung) und beabsichtigter Klagen
ein wenig relativiert. Der Ersatz der in Lingen
gefertigten Brennelemente per Verlegung der
Produktion nach Frankreich dürfte allerdings
nicht so einfach sein, wie hier suggeriert wird...
Ciao
Klaus
Einspruch
Keine Lieferung nach Leibstadt: Aktivisten verhindern Import von
Brennelementen aus Deutschland
von David Rutschmann - Aargauer Zeitung
23.10.2020 um 05:00 Uhr
Selbst ohne die Lieferung aus Deutschland ist der Betrieb im
Kernkraftwerk Leibstadt bis 2022 gesichert.
© Keystone/Alessandro Della Bella
Der Import von 140 Brennelementen aus Deutschland wird nach dem
Einspruch einer Aktivistengruppe vorerst verhindert. Der Betrieb der
Anlage bis 2022 ist bereits sichergestellt. Man möchte weiterhin daran
arbeiten, dass die bereits bewilligten Brennelemente geliefert werden.
140 unbestrahlte Urandioxid-Brennelemente sollten im kommenden Jahr aus
Deutschland ins Kernkraftwerk Leibstadt geliefert werden. Laut
Informationen des SWR hatte das deutsche Bundesamt für Wirtschaft und
Ausfuhrkontrolle den Export Ende September bewilligt. Der
Regionalverband Südlicher Oberrhein der Naturschutzgruppe BUND aus
Freiburg hat am Montag gemeinsam mit weiteren Anti-Atom-Aktivisten
Widerspruch gegen diese Lieferung eingelegt. Sie sehen durch den
Brennelementexport «die innere und äussere Sicherheit der Bundesrepublik
gefährdet», da ein Störfall im grenznahen Reaktor auch deutsche Bürger
bedrohen würde.
Betreiber sind für Beschaffung selbst zuständig
«Der Widerspruch hat aufschiebende Wirkung, das bedeutet, die Transporte
dürfen nicht stattfinden», schreibt der BUND in einer Pressemitteilung.
Die Lieferung muss also so lange warten, bis das zuständige Gericht
darüber entschieden hat. Dass dieses den Widerspruch gutheisst und die
Lieferung endgültig verhindert, ist nicht unwahrscheinlich: Erst
vergangene Woche wurde der Präzedenzfall geschaffen, als das
Verwaltungsgericht Frankfurt in einem ähnlichen Fall die Lieferung von
Brennelementen nach Belgien vorerst verbot.
In der Schweiz werden gemäss Auskunft der Atomaufsichtsbehörde ENSI
keine Brennelemente hergestellt, sie müssen also aus dem Ausland
importiert werden. Die jeweiligen Betreiber sind für die Beschaffung
ihrer Brennelemente selbst zuständig. Sowohl die Beznau-Betreiberin Axpo
als auch das Kernkraftwerk Leibstadt beziehen ihre Brennstäbe vom
französischen Nuklearkonzern Framatome.
Durch Gesetzesänderung droht Exportstopp
Während die Brennelemente, die nach Beznau geliefert werden, allerdings
nicht in Deutschland gefertigt werden, galt in Leibstadt bisher das
«Made in Germany»-Prädikat. Framatome betreibt nämlich noch immer eine
Brennelementfertigungsanlage im niedersächsischen Lingen, will die
Produktion allerdings wieder auf französisches Territorium
zurückverlegen.
Da erst in diesem Jahr eine Lieferung von 119 Brennelementen aus
Deutschland eintraf, sei der Betrieb der Anlage bis 2022 sichergestellt,
heisst es beim Kernkraft Leibstadt auf Anfrage. Man wolle weiterhin
daran arbeiten, dass die bereits bewilligten Brennelemente geliefert
werden. In diesem Zusammenhang widerspricht das Kernkraftwerk dem BUND
und betont die Sicherheit der Anlage.
Längerfristige Verträge mit Lieferanten
Auf kurz oder lang kämen die Brennstablieferungen aus Deutschland aber
sowieso zum Erliegen. Denn: Das deutsche Umweltministerium will eine
Gesetzesänderung durchbringen, die Brennelementexporte an ausländische
Anlagen verbietet, «deren Sicherheit aus deutscher Sicht zweifelhaft
ist». Sprich: Weniger als 150 Kilometer von der deutschen Grenze
entfernt und vor mehr als 30 Jahren in Betrieb gegangen.
Das trifft auf alle Schweizer AKW zu. Diese Gesetzesänderung tangiert
das Kernkraftwerk Leibstadt allerdings nicht: Mit dem Lieferanten
Framatome habe man längerfristige Verträge, schreibt das Atomkraftwerk.
Und ausserdem würden «die in Deutschland umgesetzten Fertigungsschritte
auch in anderen Ländern durchgeführt».
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