[fessenheim-fr] nichts Neues zu Techno-Centre + Unkenntnis

Redaktion Umwelt RDL umwelt at rdl.de
Sa Aug 29 16:26:41 CEST 2020


Hallo Leute!

Die 'Frankfurter Rundschau' war einmal
ein Flagschiff des linken deutschen
Journalismus (zu erinnern ist da an
erster Stelle an Eckart Spoo) - heute
wärmte sie Artikel anderer Zeitungen
auf, ohne auch nur etwas Neues zum
Thema beitragen zu können - s.u.

Dabei erschien der betreffende Artikel
in der 'Bad. Ztg.' bereits am 10.08.20...
(Siehe im Archiv
https://listi.jpberlin.de/pipermail/fessenheim-fr/Week-of-Mon-20200810/002173.html
)

Hinzu kommt, daß der Journalist der
FR kokett seine Unkenntnis zur Schau
stellt, was die Abkürzung GAU
bedeutet!

Ciao
    Klaus Schramm


28.08.2020

Atomkraft an der Grenze
Größte nukleare Müllkippe Europas: An der Grenze zu Frankreich soll ein 
gruseliges Projekt entstehen

von Valentin Betz

Während Deutschland ganz aus der Atomkraft aussteigt, will Frankreich 
den Anteil am Energiemix nur senken. Der Abbau von Kraftwerken dort hat 
aber auch Folgen für Baden-Württemberg.

     Nach der Abschaltung des AKW Fessenheim soll dort ein 
Reststoffverarbeitungszentrum entstehen.
     Auf der „größten nuklearen Müllkippe Europas" will der Betreiber 
Teile alter AKWs einschmelzen.
     In Deutschland und Baden-Württemberg regt sich Widerstand, Forscher 
haben einen Gegenvorschlag.

Fessenheim/Freiburg - Spätestens seit der Reaktorkatastrophe im 
japanischen Fukushima ist in Deutschland der Ausstieg aus der 
Atomenergie beschlossene Sache. Die Risiken eines GAU sind bei 
Atomkraftwerken einfach zu groß. Das zeigte Mitte Juli das AKW 
Neckarwestheim II in Baden-Württemberg, an dem Risse in Rohren entdeckt 
worden waren. Bei anderen Atomkraftwerken in Baden-Württemberg ist man 
hingegen schon sehr viel weiter. Mitte Mai wurden die Kühltürme des AKW 
Philippsburg gesprengt. Eine Drohne flogt über das Atomkraftwerk 
Philippsburg und filmte die Sprengung.

Im Nachbarland Frankreich geht man einen nicht ganz so radikalen Weg. 
Anstatt einen kompletten Ausstieg aus der Atomenergie zu vollziehen, 
werden nur manche Kraftwerke abgeschaltet und damit der Anteil am 
Energiemix Frankreichs gesenkt. Davon ist auch das Atomkraftwerk in 
Fessenheim an der Grenze zu Baden-Württemberg betroffen. Das AKW ist 
etwa 25 Kilometer von Freiburg entfernt und seit 2020 abgeschaltet. Doch 
über die Zukunft des Standortes ist jetzt eine Diskussion ausgebrochen, 
bei der sich auch Deutschland kräftig einmischt.

AKW Fessenheim: Nach der Abschaltung könnte es mit nuklearen Stoffen 
weitergehen - in Form einer Müllkippe

Wie die Badische Zeitung (BZ) berichtet, möchte Electricité de France 
(EDF) auf dem Gelände des AKW Fessenheim ein nukleares 
Reststoffverarbeitungszentrum errichten. In dem sogenannten 
„Technocentre“ soll Metall aus stillgelegten Reaktoren zur 
Weiterverwertung eingeschmolzen werden - und zwar nicht nur aus 
Frankreich. Zwar dürften das „Technocentre" keine Teile aus Deutschland 
einschmelzen, aber durchaus aus anderen europäischen Ländern. Der 
französische Aktivist und Physiker Jean-Marie Brom spricht laut BZ von 
„der größten nuklearen Müllkippe Europas“.

Die beiden Reaktorgebäude des Kernkraftwerks Fessenheim. Das Akw im 
Elsass ging Ende Juni nach mehr als 40 Jahren vom Netz.

Deutschland wäre von solch einer nuklearen Müllkippe allerdings trotzdem 
betroffen. Denn das Material würde unter anderem über den Wasserweg - 
also den Rhein - nach Fessenheim gebracht. Dafür soll laut BZ sogar ein 
eigener Hafen entstehen. Darüber hinaus kann es auch bei einem 
Reststoffverarbeitungszentrum wie auf dem Gelände des AKW Fessenheim zu 
Störfällen kommen. Laut Simone Mohr, Senior Researcher für 
Nukleartechnik und Anlagensicherheit am Ökoinstitut Darmstadt, sei das 
Gefahrenpotenzial einer Anlage zur nuklearen Reststoffverarbeitung 
immerhin nicht mit demjenigen eines Kernkraftwerks vergleichbar, so die 
BZ.

Beim Einschmelzen der Metallteile alter AKWs fällt jedoch auch 
radioaktive Schlacke an, die wiederum endgelagert werden muss. Außerdem 
kann es auch bei solchen nuklearen Müllkippen zu Explosionen kommen, die 
erhöhte Strahlung freisetzen - das war laut BZ 1989 in Krefeld passiert.

Gelände des AKW Fessenheim: Nukleare Müllkippe oder Innovations- und 
Ökoindustriepark

Baden-Württemberg wäre es wohl am liebsten, der Betreiber EDF würde das 
Reststoffverarbeitungszentrum nach Tricastin verlagern. Dort wird 
ebenfalls ein Atomkraftwerk abgebaut und EDF überlegt, die radioaktiven 
Teile dort einzuschmelzen. Der Ort im Département Drôme wäre jedenfalls 
deutlich weiter von der deutschen Grenze entfernt. Denn „eine solche 
Anlage ist in Frankreich früher oder später erforderlich“, so Simone 
Mohr zur BZ.

***
     Das elsässische Atomkraftwerk Fessenheim, das seit Jahrzehnten als 
Sicherheitsrisiko gilt, ist endgültig abgeschaltet worden. Der zweite 
Druckwasserreaktor des betriebsältesten Atomkraftwerks in Frankreich ist 
am späten Montagabend um 23 Uhr vom Stromnetz getrennt worden, wie der 
französische Energiekonzern EDF mitteilte. Der Vorgang hatte am 
Montagnachmittag etliche Stunden früher als geplant begonnen. Der erste 
Reaktorblock des seit Ende 1977 Strom produzierenden Kraftwerks am Rhein 
war bereits Ende Februar vom Netz genommen worden. Kritikern galt das 
AKW an der Grenze zu Baden-Württemberg schon seit Jahrzehnten als 
Sicherheitsrisiko. Atomkraftgegner vor allem in Deutschland und der 
Schweiz hatten sich lange ohne Erfolg für ein Abschalten der beiden 
Reaktoren eingesetzt. Deutsche Politiker und Umweltaktivisten begrüßten 
die Stilllegung. Beschäftigte und Anwohner kritisierten die Abschaltung 
hingegen scharf. Die Region um die Gemeinde Fessenheim im 
südelsässischen Département Haut-Rhin soll nun zu einem grünen und 
grenzübergreifenden Vorzeigeprojekt werden. In einem 
deutsch-französischen Innovationspark sollen Projekte zu nachhaltiger 
Energiegewinnung umgesetzt werden. Bis das Gelände des Kernkraftwerks 
selbst genutzt werden kann, werden jedoch noch Jahrzehnte vergehen. Nach 
Betreiberangaben sind für die Vorbereitungen der Demontage fünf Jahre 
veranschlagt, der Abbau selbst dauert dann nochmals 15 Jahre.
***

Sollte das Zentrum nach Tricastin ziehen, hätten Wissenschaftler der 
oberrheinischen Universitäten (EUCOR) und das Freiburger 
Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme einen alternativen 
Bebauungsplan für das Gelände des AKW Fessenheim. Sie wollen, dass dort 
die „Innovationsregion Fessenheim“ entsteht. Wie die BZ berichtet, 
beinhaltet das einen Innovations- und Ökoindustriepark, ein europäisches 
Forschungsinstitut für Sozial- und Umweltwissenschaften und einen 
Besucherpark, der Innovationsthemen vermitteln soll. In dem 
Innovationspark soll es um Themen wie Gigawattspeicher, 
Batterie-Produktion, intelligente Stromnetze und 
Wasserstoff-Speichertechnologie gehen.

„Wir hoffen, dass wir die französische Seite im Sinne einer 
deutsch-französischen Gemeinschaftslösung davon überzeugen können, dass 
dieses Konzept nachhaltiger ist“, sagte Klaus Schüle, Leiter der 
Stabsstelle für grenzüberschreitende Zusammenarbeit im 
Regierungspräsidium Freiburg gegenüber der BZ.

Um den AKW-Betreiber EDF und die französische Regierung zu überzeugen, 
sollte der Innovationspark mehr als 150 Arbeitsplätze schaffen - so 
viele erhofft man sich von dem „Technocentre“. Ob EDF an Themen wie 
Umweltwissenschaften interessiert ist, bleibt allerdings fraglich. Auf 
dem Gelände, das zusätzlich für das „Technocentre“ benötigt wird, wächst 
inzwischen ein Auwald. Der müsste erst einmal abgeholzt werden - wenn 
auch nur mit ökologischer Gegenleistung.






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