[fessenheim-fr] Forderungen zu Fessenheim-Abriss in 'Bad. Ztg.'
Redaktion Umwelt RDL
umwelt at rdl.de
Di Apr 28 07:14:45 CEST 2020
Hallo Leute!
Wir haben einen kleinen Erfolg zu verzeichnen. Unsere
Forderungen zum Abriss des AKW Fessenheim und insbes.
zum Bau eines Trockenlagers für die abgebrannten
Brennelemente wurde in der 'Bad. Ztg.' thematisiert.
Ciao
Klaus Schramm
Aktivisten wollen Atom-Lagerhalle
Von Jannik Jürgens & Sebastian Wolfrum
Mo, 27. April 2020
Kreis Breisgau-Hochschwarzwald
Streit um die Brennelemente des Atomkraftwerks Fessenheim.
FREIBURG. Der erste Reaktor des Atomkraftwerks Fessenheim ist Ende
Februar abgeschaltet worden, der zweite soll im Juni heruntergefahren
werden – für immer. Doch Atomkraftgegner sehen weiterhin große Gefahren:
Die Abklingbecken, in denen jetzt Brennelemente lagern, seien in einem
katastrophalen Zustand. Sie fordern, dass das radioaktive Material in
Castor-Behälter eingeschlossen und eine Lagerhalle gebaut wird. Das
Umweltministerium in Stuttgart hält das für keine gute Idee.
Ehemaliger Bundestagsabgeordneter fordert Bau von Lagerhalle
In einer E-Mail hat sich der Anti-Atomkraft-Aktivist und ehemalige
Bundestagsabgeordnete Eberhard Bueb an das Ministerium gewandt, das auch
für Kernenergieüberwachung und Strahlenschutz zuständig ist. Bueb
fordert, dass die Brennelemente aus dem Abklingbecken schnellstmöglich
in Castor-Behälter eingeschlossen werden. Außerdem sei der Bau einer
Halle zur Trockenlagerung der Brennelemente nötig. Dort könne auch
anderer radioaktiver Abfall gelagert werden, allerdings ausschließlich
aus Fessenheimer Reaktoren. Die Halle müsse Stahlbetonwände und Decken
von mindestens 1,8 Meter Dicke haben. Wenn man jetzt anfange, könne sie
in weniger als zwei Jahren gebaut werden. Auf dem Betriebsgelände des
Atomkraftwerks sei dafür ausreichend Platz vorhanden.
Bueb verweist auf ein Gutachten, das er und seine Mitstreiter bei
Manfred Mertins, einem Kölner Experten für Sicherheit von
Kernkraftwerken, in Auftrag gegeben hat. Er betont, dass die Lagerung
der abgebrannten Elemente im Abklingbecken ein "erhebliches, nicht
tolerierbares sicherheitstechnisches Problem" darstellt. Dafür führt er
mehrere Gründe an: Die Becken seien außerhalb des Containments
angeordnet, verfügen also nicht über eine Sicherheitshülle, die
Radioaktivität bei einem Störfall vor dem Austritt in die Umwelt
hindert. Die Becken seien nicht gegen Erdbeben oder Überflutung
ausgelegt. Die Zuverlässigkeit der Kühlsysteme sei unzureichend, die
Folgen von Katastrophen wie dem Austritt von Kühlmittel könnten nicht
abgemildert werden und Sicherheit gegen Flugzeugabsturz sei praktisch
nicht vorhanden.
Ministerium befürchtet, dass in Fessenheim ein Zwischenlager entsteht
In der Antwort gibt das Umweltministerium Bueb zunächst recht: "Im
Hinblick auf das nukleare Risiko ist eine Lagerung von Brennelementen in
Transport- und Lagerbehältern … in einem gut geschützten Lagergebäude
der Nasslagerung vorzuziehen." Doch Stuttgart schätzt, dass Planung,
Genehmigung und Bau eines solchen Lagers rund fünf Jahre in Anspruch
nehmen könnten. Dadurch könnte der Atommüll länger in Fessenheim
bleiben. Das Ministerium befürchtet zudem, dass in Fessenheim ein
Zwischenlager entsteht.
"Fessenheim wäre über einige Jahrzehnte hinweg ein
Nuklearstandort."Umweltministerium Baden-Württemberg
Auch die Brennelemente anderer Atomkraftwerke könnten dorthin
transportiert werden. "Fessenheim wäre über einige Jahrzehnte hinweg ein
Nuklearstandort", heißt es. Weil die Wiederaufbereitungsanlage in La
Hague an ihre Grenzen stoße, überlege das Nachbarland ohnehin ein großes
Zwischenlager zu errichten. Von deutscher Seite sollte nicht befördert
werden, dass ein solches Lager nach Fessenheim kommt, schreibt das
Ministerium.
Sicherheitsexperte widerspricht dem Ministerium
Außerdem ist die Behörde der Ansicht, dass die nuklearen Risiken durch
die Abschaltung der Reaktoren gesunken seien. Laut Planungen des
französischen Betreibers EDF sollen die Brennelemente innerhalb von drei
Jahren nach der Abschaltung abtransportiert werden. Für die Einhaltung
dieser Zeitspanne wolle sich die deutsche Seite einsetzen.
Eberhard Bueb reicht das nicht. Er erwartet, dass Umweltministerium und
Regierungspräsidium "auf dem möglichst baldigen Einschluss der
Brennelemente bestehen und sich dafür bei den französischen Behörden
einsetzen." Auch Sicherheitsexperte Mertins widerspricht der
Argumentation des Ministeriums. Dass der Bau eines temporären
Zwischenlagers fünf Jahre dauern würde, könne keine behördliche
Argumentation sein. "Die Behörde sollte … den bestmöglichen Schutz für
Bevölkerung und Umwelt zu erreichen", schreibt Mertins.
Die Grünen-Fraktion im Bundestag hat unterdessen einen Antrag gestellt,
in dem sie fordert, dass die Bundesregierung mit Paris verhandelt, um
die Ertüchtigung der Fessenheimer Abklingbecken zu erreichen. Oder
alternativ: den Neubau.
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