[fessenheim-fr] Einige Bemerkungen zum Gelalle

Klaus Schramm klausjschramm at t-online.de
Fr Jun 2 17:07:30 CEST 2017


Hallo Leute!

Ich bleibe bei dem, was ich schon gestern ("Nichts
Neues aus dem UA des GR FR") schrieb: Alles, was
dieser Artikel der 'Badischen Zeitung' enthält und
alles - jedenfalls nach diesem Artikel zu urteilen -
was auf der Sitzung des "Umwelt"-Ausschusses des FR
Gemeinderats vorgebracht wurde, ist völlig nichtssagend.

Der Grund ist recht einfach: Alle drücken sich um die
klare Aussage, daß es im Falle eines Super-GAU im AKW
Fessenheim bei den üblichen Windverhältnissen keine
Rettung für Freiburg geben wird - und: Alles Gerede
von "Katastrophenschutz" ist pure Ablenkung von dieser
Erkenntnis. Würde diese Erkenntnis nicht verdrängt,
bliebe ja auch nichts anderes übrig, als sich persönlich
ersthaft darum zu kümmern, daß das AKW Fessenheim sofort
stillgelegt wird, statt zu labern...

Da anscheinend Interesse an diesem Artikel besteht, hier
einige konkrete Anmerkungen:

1.
Unpräzise heißt es da: "...im grenznahen französischen
Kernkraftwerk Fessenheim zu einem Reaktorunfall kommt."

Nicht jeder Reaktorunfall wächst sich zu einem Super-
GAU aus. Manche (und darauf können wir derzeit nur
hoffen) bleiben auf der Stufe eines GAU, also der
innerhalb der "Sicherheits-Architektur" vorgesehenen
Unfall-Abläufe, für die Barrieren vorgesehen sind -
bspw. mehrfache Auslegung des Notkühl-Systems...

Kommt es aber zu einem Super-GAU wie 1986 im AKW
Tschernobyl oder 2011 in drei Reaktoren des AKW
Fukushima, also dem Zusammenbruch aller Barriere-
Systeme und dem massiven Austritt von Radioaktivität,
wird diese bei den hier üblichen Windverhältnissen
so schnell in FR ankommen, daß aller Wahrscheinlich-
keit nach gar keine Vorwarnzeit mehr bleibt.

Ich habe das zwar schon des Öfteren geschrieben, aber
hier nochmal ganz klar:

Es kann keinen Katastrophenschutzplan / Evakuierungsplan geben, weil
es nach einem Super-GAU (außer vielleicht an einem ganz entlegenen
weitgehend menschenleeren AKW-Standort oder solchen Standorten
am Meer, wenn grad günstige Windverhältnisse sind) nicht für alle
Menschen, die in der von der Radioaktivitäts-Wolke betroffenen
Region wohnen, genügend Straßenraum gibt, über den sie ohne
Stau und vorhersehbare durch Panik ausgelöste Unfälle entkommen
könnten.

Es gibt auch nicht genügend verfügbare Spezialabteilungen in
nahegelegenen, erreichbaren Krankenhäusen, die Menschen mit
den akuten Symptomen hoher radioaktiver Verstrahung (Bluten
aus allen Körperöffnungen, Haut löst sich ab) versorgen könnten.

Dies sind nur die wichtigsten von einer ganzen Reihe von
Gründen, die schon lange bekannt sind - und in entsprechenden
Büchern (beispielsweise von Holger Strohm) nachgelesen werden
können...

2.
"...dass das RP (Regierungspräsidium, K.S.) im Katastrophenfall
nach wie vor auf die bisherige Planung zurückgreifen könne."

Das ist ein zynischer Witz!
Gleichgültig, ob sich in einer Schublade in der Bissierstraße
in FR irgenein altes oder neues Papier mit dem Aufdruck
"Katastrophenschutzplan" befindet, kann sich jede und jeder,
die oder der dort arbeitet zu einem Zeitpunkt (falls dies
tagsüber ist), zu dem die Nachricht - verspätet! - durchdringt,
daß es im AKW Fessenheim zum Super-GAU gekommen ist, zwischen
2 Varianten entscheiden:
a) Möglichst schnell (evtl. mit Familie und Kindern) den wenig
hoffnungsvollen Versuch unternehmen, mit irgendeinem privaten
Verkehrsmittel schnellstmöglich zu fliehen
oder
b) die Zeit mit zwecklosem Papierkrieg und Rumtelefonieren zu
verschwenden...

3.
"Wenn tatsächlich etwas passiere, werde es zu einem riesigen
Chaos kommen."
Diese Aussage trifft zwar zu - ist aber in Relation zu allem anderen,
was dann geschen wird, Massen-Karambolagen auf den Ausfallstraßen
um FR, Menschen die blutend und mit in Fetzen herabhängender
Haut halbblind und schreiend durch die Straßen irren, Hubschrauber
die über der Stadt kreisen, militärische Abriegelung der B3 und
der A5, eine Verharmlosung...

4.
"Und kaum jemand in der Bevölkerung wisse, wie er sich verhalten
müsse."
Dieser Satz suggeriert, es handele sich lediglich um ein Informations-
Problem - ist daher irreführend. Alle, die sich ernsthaft mit der
Materie beschäftigt haben, *wissen*, daß der einzige Verhaltens-
Ratschlag sein kann, so schnell wie möglich vor der radioaktiven
Wolke zu fliehen. Und da dies mit von amtlicher Seite zur
Verfügung gestellten Bussen sicher unmöglich sein
wird, bleibt nur die geringe Chance, sich mit einem Auto oder
besser noch Motorrad auf die wenig aussichtsreiche Flucht zu
begeben.

5.
"...die Stadtverwaltung. Diese agiere bei der Öffentlichkeitsarbeit
viel zu defensiv."
Dies verkennt die Aufgabe der Stadtverwaltung. Deren Aufgabe
besteht darin, die Situation - und damit die Aussichtslosigkeit
eines planbaren Katastrophenschutzes - so gut wie möglich zu
verschleiern. Alles andere wäre ja "Agitation", um würde die
Bevölkerung "aufwiegeln", sich für die sofortige Stlllegung
des AKW Fessenheim einzusetzen!

6.
Jodtabletten
Dazu wurde schon vor über 10 Jahren alles Nötige gesagt und
geschrieben...

7.
"...und stammt aus dem Jahr 2009. Deshalb sind darin für
Freiburg zum Beispiel auch noch keine Sammelstellen für
die Evakuierung aufgelistet."

Auch das ist Zynismus pur!
a) Das AKW Fessenheim ist seit 1977 in Betrieb.
b) Ob in FR irgendwelche "Sammelstellen" (gemeint sind Plätze,
ab wo Busse starten sollen, um die Menschen zu evakuieren)
ausgewiesen sind oder auch nicht, bleibt sich gleich.

8.
"David Vaulont: ... Die Nachricht würde sich im Handumdrehen
über das Internet verbreiten, der Verkehr werde zusammen-
brechen."
Das Erschreckende ist ja, daß so etwas zwar auf dieser Sitzung
gesagt wurde - aber offenbar niemand hieraus die logische
Schußfolgerung zieht, daß ein "Katastropenschutzplan" im
Falle eine Super-GAU im AKW Fessenheim sinnlos ist - und:
Alle Anwesenden weiter über das vorgegebene Thema labern...

9.
"...Stuchlik wies die Vorwürfe zurück. Die Stadt habe sich
immer sehr für das Thema eingesetzt und sich jetzt klar
für die Abschaltung von Fessenheim positioniert."
Ja, Ja! In Worten!

Ciao
    Klaus Schramm



Mehr Informationen über die Mailingliste fessenheim-fr