[fessenheim-fr] WG: [antiAtom-Initiativen] [dual use] Karlsruher Institut für Technologie
Ingo FALK
ingo at falk-net.de
So Feb 26 00:27:01 CET 2017
Zitat einer Pressemitteilung des Ministeriums für Umwelt, Klima und
Energiewirtschaft Baden-Württemberg vom 08.07.2011 anlässlich des geplanten
Neubaus eines "Labor- und Lagergebäudes":
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Umweltminister Untersteller betonte, dass er die Arbeit des Instituts sehr
genau beobachten werde. Die Aufgabe der Forscher sei nicht, an der
Weiterentwicklung der Kernenergie, insbesondere an der so genannten vierten
Generation von Druckwasserreaktoren, zu arbeiten. Auftrag des Instituts sei
vielmehr, zum einen die Sicherheit in kerntechnischen Anlagen zu verbessern,
solange sie noch betrieben würden, zum anderen die Endlagerforschung voran
zu treiben. Er hätte sich allerdings gewünscht, dass seitens des ITU in der
Vergangenheit etwas mehr Transparenz hergestellt worden wäre bezüglich
seiner Arbeit und bezüglich des gelagerten nuklearen Materials.
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EINE GLATTE LÜGE, wie dieses Dokument (2 1/2 Monate später) beweist:
https://um.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-um/intern/Dateien/Dok
umente/3_Umwelt/Kernenergie/Genehmigungsverfahren/ITU/Mediation/20110926_2-S
itzung/TOP2_Prof_Dr-Fanghaenel.pdf
BITTE DAS WEITERE UNTEN UNBEDINGT LESEN!
VG Ingo.
ingo at falk-net.de
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: antiAtom-Initiativen
[mailto:antiatom-initiativen-bounces at lists.nadir.org] Im Auftrag von
aaa-redaktion
Gesendet: Samstag, 25. Februar 2017 11:40
An: antiatom-initiativen at lists.nadir.org
Betreff: [antiAtom-Initiativen] [dual use] Karlsruher Institut für
Technologie
hallo,
in zahlreichen Veröffentlichungen der anti-Atom-Bewegung ist darauf
hingewiesen worden, dass die technologische Entwicklung der
Energienutzung aus Atomkraftwerken in der Vergangenheit eng verknüpft
war mit Forschungsarbeiten zu militärischen Zwecken. Wie nahtlos sich
diese Feststellung in die Zukunft fortschreiben lässt, darauf macht ein
Beitrag von Dietrich Schulze und KollegInnen in unserer aktuellen
Ausgabe aufmerksam
ciao Martin
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http://anti-atom-aktuell.de/archiv200/263-264/263-264atomforschung.html
http://anti-atom-aktuell.de/archiv200/263-264/
*Atomforschung am KIT Karlsruhe:*
Unerkannter Weg zum atomwaffenfähigen Uran-233
Thorium: halbe Wahrheit ist größte Lüge!
von Dietrich Schulze (verantwortlich i.S.d.P.G. für eine Autorengruppe)
Im Kasseler Friedensratschlag am 3./4. Dezember an der Uni Kassel gab es
einen bedeutenden Plenumsbeitrag von Erhard Crome unter dem Titel "Wer
sind die Kriegstreiber?". Darin geht er auf die Folgen der Trump-Wahl
ein und schildert die unvorstellbaren konventionellen und nuklearen
Aufrüstungsabsichten für eine europäische Kriegsarmee nach US-Muster mit
geforderter deutscher Eskalationsdominanz auch ohne die USA.
Diese Atomwaffen-Option durchzieht die Geschichte der Bundesrepublik wie
ein roter Faden. Tatsächlich wird am KIT Karlsruhe mit anderen an
Atomreaktoren der IV-Generation gearbeitet, die eine
Parallel-Herstellung von hochreinem Atomwaffen-Material mit diesen
"zivilen" neuen Reaktoren ermöglicht, wie mit dem nachfolgenden Beitrag
im Detail nachgewiesen wird. Die Forderung des Friedensratschlags
"Atomwaffen raus aus Deutschland" muss ergänzt werden um die Forderung
"Atomwaffen-Optionsforschung raus aus dem KIT Karlsruhe". Damit muss
sich die Antiatom-, Friedens- und Zivilklausel-Bewegung befassen,
insbesondere in Karlsruhe.
Teil 1
Trotz Energiewende und Zivilklausel wird in KIT-Nuklear-Instituten und
am Institut für Transurane (JRC-ITU) weitgehend unbemerkt an
Technologien gearbeitet, die geeignet sind, aus Thorium das waffenfähige
Uran-233 herzustellen. Dies geschieht unter anderem auf der Basis des EU
- Projekts SAMOFAR, das mit Thorium betriebene Flüssigsalz-AKWs
weiterentwickeln und ihnen zum Durchbruch verhelfen soll. Dieses Konzept
wird von der europäischen Union u.a. mit dem Projekt SAMOFAR vorangetrieben.
Auf Arte -TV wurde dazu kürzlich eine Art Thorium-Werbe-Film
ausgestrahlt und als Aufmacher auf der SAMOFAR-EU-Homepage verlinkt.
Historisch ganz gut gemacht, auch was die verschiedenen
Reaktor-Entwicklungen und die zivil-militärische Verbindungen angeht,
ist der Film aber sehr unvollständig, einseitig und beschreibt nicht die
Risiken, die mit dem Einsatz von Thorium als flüssigem
Nuklear-Brennstoff einhergehen. Thorium kommt in der Erdkruste etwa
viermal häufiger vor als Uran, ist ebenfalls radioaktiv und es ist auf
nahezu allen Kontinenten vorhanden.
Der Hype um Thorium war in den letzten Jahren nur in Fachkreisen
erkennbar, in Konferenzen, wissenschaftlichen Artikeln und Vorträgen.
Mit diesem Arte-Film wird die Debatte um Thorium nun auf einseitige und
desinformierende Weise in die Bevölkerung getragen, um offensichtlich
wegbereitend eine positive Stimmung gegenüber dieser neuen
Atom-Technologie zu erzeugen. Die eigentliche Motivation, warum gerade
Flüssigsalzreaktoren von EU-Seite mit SAMOFAR bevorzugt gefördert
werden, wird unterschlagen.
Die Thorium-Risiken dagegen und die zwei Wege, um fast reines
atomwaffenfähiges Uran 233 zu erzeugen, zeigt ein Artikel aus dem Jahr
2012 von Stephen Ashley und vier weiteren Nuklearwissenschaftlern.
Aus dem bestrahlten Thorium im flüssigen Brennstoff entsteht als
Zwischenstufe Protactinium-233, das dann in sehr reiner Form extrahiert
werden kann und nach einer vierwöchigen Ruhephase zu waffenfähigem
Uran-233 zerfällt. Neben der Aufarbeitung mit Hilfe von Säuren ist eine
Gewinnungsmöglichkeit dazu die "reduktive Extraktion in flüssigem Bismuth"
Beide Verfahren sind laut Ashley u. Kollegen mit
Standard-Kernforschungsausrüstung in Heißen Zellen durchführbar und ein
solches Equipment unterliegt nicht zwingend der Beaufsichtigung durch
die Atomorganisation IAEO. Das bedeutet, daß das
Weiterverbreitungsrisiko (Proliferation) enorm steigt.
Dieses Prinzip wird nun offensichtlich mit dem EU-SAMOFAR-Reaktorkonzept
kombiniert und damit entsteht ein nie dagewesenes Atom-Reaktorsystem von
höchster Brisanz:
Flüssigsalzreaktoren gehören zur geplanten vierten Generation von
Atomkraftwerken und können v. a. in der Variante mit zwei
Brennstoff-Kreisläufen ("Two Fluid") mit einer direkt angeschlossenen,
quasi integrierten Wiederaufarbeitung des verbrauchten flüssigen
Atombrennstoffs betrieben werden.
Im Brutbetrieb mit Thorium könnte das daraus extrahierte Uran-233 auch
prinzipiell kontinuierlich abgezweigt werden, z.B. für Atomwaffen.
Dieses Reaktorsystem ist auch besonders für Kleine Modulare Reaktoren
(SMR) geeignet, die dann in großer Stückzahl in Serie gefertigt werden
können. Mit der Realisierung dieses Reaktorkonzepts ist eine Trennung
von militärischer und ziviler Nutzung und eine Kontrolle über die Mengen
an damit erzeugtem atomwaffenfähigem Uran-233 nicht mehr möglich.
Die bisherigen Erfahrungen mit Thorium beruhen auf der Verwendung als
Festbrennstoff in AKWs, in Form von Brennstäben oder als
Kugelhaufenreaktor. Das vorgeschobene Argument von der weitgehenden
Proliferationssicherheit von Waffenmaterial aus Thorium beruht nur auf
dieser Festbrennstoff-Variante, denn die Abtrennung von relativ reinem
Uran- 233 ist daraus viel schwieriger, als bei zirkulierendem
Flüssigbrennstoff. Bei Flüssigsalzreaktoren ist durch die integrierte
Wiederaufarbeitung die Proliferationsgefahr aber gerade sehr hoch, denn
Uran-233 lässt sich im Brutbetrieb quasi kontinuierlich gewinnen. Daher
ist dieser Reaktortyp auch vor allem für die Staaten interessant, die
Atomwaffen herstellen wollen, denn es wird auch keine der bisher bei
nuklearen Festbrennstoffen üblichen sehr großen, separaten
Wiederaufarbeitungsanlagen mehr gebraucht . Gegenüber der Öffentlichkeit
werden aber diese Zusammenhänge überhaupt nicht kommuniziert, obwohl die
Forschungen dazu – auch SAMOFAR - aus Steuermitteln bezahlt werden. Hier
existieren massive Transparenz- und Demokratiedefizite...
Am KIT forschen mehrere Nuklear-Institute an der vierten Generation von
AKWs, die Bezeichnung wird auf den aktuellen Homepages aber weitgehend
vermieden, es wird stattdessen verschleiernd von "innovativen",
"fortgeschrittenen", zukünftigen", und "neuen" Reaktorsystemen oder
"Anlagen" gesprochen. Die Arbeiten am KIT dazu beziehen sich auf
Reaktor- und Brennstoffentwicklung, Computersimulationen sowie
Materialwissenschaften.
EU-Projekt SAMOFAR, Institut für Transurane (JRC-ITU) und KALLA
Das ITU (angesiedelt am KIT-Nord und dort umgeben von
KIT-Nuklear-Instituten), ist ein Nuklear-Forschungsinstitut der
europäischen Kommission und untersucht u.a. atomare Brennstoffe
verschiedenster Art im Auftrag der assoziierten Mitglieder. Es wird
jetzt in der Atomforschung deutlich gestärkt, die EU bündelt nun dort
die europäische Atomforschung. Zudem verfügt das ITU u.a. über die
Umgangsgenehmigung für 450 kg Thorium und 50 kg atomwaffenfähiges
Uran-233, sie können aber für diese großen Mengen keine schlüssige
Erklärung abgeben... Alles nur Zufall ?
Die Forschungen zum EU-Flüssigsalzreaktor-Projekt SAMOFAR sind in
"Arbeitspaketen" auf elf Konsortiumpartner verteilt, darunter die
französischen Staatskonzerne AREVA und EDF, das Paul-Scherer-Institut
(PSI, Schweiz), das KIT und das ITU).
KIT und EDF werden dabei die Arbeiten zur numerischen Simulation des
Fließverhaltens des flüssigen Salzes zugeteilt: "KIT and EDF will use
the SIMMER code for the simulation of salt draining transients"
Dem ITU dagegen wird genau die oben von Ashley beschriebene "reduktive
Extraktion" aus flüssigem Bismuth zugeteilt, also die Uran-233-Gewinnung
aus Thorium. "...to demonstrate the proof of concept of the reductive
extraction process between the Li-ThF4/Bi-Li."
Dies könnte am Flüssigmetall-Labor KALLA am KIT-Nord optimiert und
durchgeführt werden, denn das ITU besitzt offensichtlich die dafür
benötigten Flüssigmetalltechnologien nicht...
Das KALLA-Labor verfügt nach Eigenauskunft über europaweit einzigartige
Anlagen für Experimente und arbeitet auch an "innovativen"
Reaktorkonzepten. Es werden Experimente mit verschiedenen
Flüssigmetallkreisläufen durchgeführt, auch mit Bismuth. Wurde die oben
genannte "Reduktive Extraktion in flüssigem Bismuth", die Ashley
beschreibt, am KALLA-Labor bereits durchgeführt, evtl. im Auftrag des
ITU, oder ist dies geplant??
Das KALLA-Labor könnte offensichtlich für mindestens drei experimentelle
Linien dienen:
1. Flüssigmetallkühlung für Reaktoren mit nuklearen Festbrennstoffen
("1:1-Modellversuche für die Stabbündelkühlung mit Blei-Bismuth")
2. Flüssige nukleare Brennstoffe wie für Flüssigsalzreaktoren, evtl.
auch in zwei getrennten Kreisläufen wie bei "Two Fluid MSR"
3. Uran-233-Gewinnung aus bestrahltem Thorium über die Zwischenstufe
Protactinium-233. ("Liquid bismuth reductive extraction"), unter
Einbeziehung von flüssigem Bismuth, Lithium und Thorium.
Der erste Punkt wird praktiziert und entstammt ihrer eigenen Homepage,
dieses Prinzip kann auch für U-Boot-Reaktoren genutzt werden. Die beiden
anderen Punkte sind aus sehr vielen Gründen mehr als nahe liegend. Ob
sie bereits angewandt werden, oder möglicherweise in Planung sind, kann
zurzeit nicht beantwortet werden.
Wenn diese beiden fraglichen Punkte umgesetzt werden sollten, wird damit
Vorschub geleistet, den Atomwaffensperrvertrag und das
Kriegswaffenkontrollgesetz zu hintertreiben. Denn:
Wer kontrolliert, welche Gastwissenschaftler Zugang zu diesen
Entwicklungen bekommen und was sie in ihren jeweiligen Heimatländern mit
diesen höchst sensiblen Kenntnissen machen oder weitergeben?
Wer trägt die Verantwortung, wenn wie oben beschrieben, mit
"standardisierter Kernforschungsausrüstung", mit relativ kleinen
Brutreaktoren und quasi integrierter Wiederaufarbeitung des atomaren
Flüssigbrennstoffs atomwaffenfähiges Uran-233 hergestellt werden kann?
Und das, wie von Ashley u. Kollegen beschrieben, unter der
offensichtlich möglichen Umgehung der IAEO-Genehmigungspflicht?
Wer kontrolliert, was generell mit möglichen Patenten und Lizenzen
dieser Art geschieht, wenn die nur profitorientierte Atomwirtschaft
darauf Zugriff erhält?
Wer denkt an das damit einhergehende potenzierte zusätzliche Terror-
oder auch Hacker-Risiko? Dies betrifft besonders auch in Serie
gefertigte Kleine Modulare Atom-Reaktoren, die - komplett montiert auf
Schienen, Lkws oder Panzerfahrzeugen - mobil sind und relativ einfach zu
verstecken sind, andererseits aber auch gekidnappt werden können.
Wenn dieser "Geist" erst einmal aus der "Flasche" und in der Welt ist,
wird er sich nie mehr zurückholen lassen...
IAEO
Wer nun allerdings auf die echte, unabhängige Unterstützung der
internationalen Atomorganisation IAEO hofft, liegt völlig falsch, denn
die IAEO ist Teil des Problems: Sie wurde 1957 als Organisation zur
Verbreitung der zivilen Nutzung Atomenergie gegründet und dies ist immer
noch ein zentraler Bestandteil ihrer Tätigkeiten. Die IAEO gilt als
Lobby der Atomkonzerne, die kein Interesse an negativen Schlagzeilen und
demzufolge auch nicht an Aufklärung hat. Es besteht z.B. seit 1959 ein
Knebelvertrag mit der Weltgesundheitsorganisation WHO, der der WHO keine
Äußerungen bezüglich gesundheitlicher Auswirkungen von Radioaktivität
erlaubt, ohne sich vorher mit der IAEO abzustimmen. Das bedeutet, dass
Einflussmöglichkeiten und Deutungshoheit der IAEO quasi vertraglich
festgeschrieben sind...
Die IAEO wirbt massiv in Schwellen- und Entwicklungsländern um atomare
Neueinsteigerstaaten und stattet sie mit Schulungsprogrammen und
Lizenzen zum Kernenergieeinstieg aus. Darunter sind auch Staaten in
Krisenregionen und mit teilweise massiven Demokratiedefiziten und
Terrorgefahren. Des weiteren etablierte die IAEO kürzlich eine Plattform
zur internationalen Zusammenarbeit bei Flüssigsalz-Reaktoren und
forciert die Entwicklung der vierten Generation,, sowie von Kleinen
Modularen Reaktoren (SMR)
Es ist gerade auch vor dem Hintergrund der massiven IAEO-Unterstützung
für Flüssigsalz-Reaktoren und damit der integrierten und vereinfachten
Gewinnung von atomwaffenfähigem Uran-233 nicht mehr hinnehmbar, dass
ausgerechnet die IAEO auch noch selbst die Einhaltung des
Atomwaffensperrvertrages kontrolliert.
Diese zutiefst widersprüchlichen und schizophrenen Interessenskonflikte
können nur aufgelöst werden, indem eine von Atom-Lobby-Interessen
wirklich unabhängige Kontrollbehörde ihre Arbeit aufnimmt.
Wissenschaftskommunikation
In der deutschen "Spektrum der Wissenschaft"-Übersetzung des
Ashley-Artikels fehlt übrigens der absolut entscheidende letzte Teil im
grauen Kasten des englischen Originals: Die Beschreibung der "Reduktiven
Extraktion" von Uran 233 aus Thorium über den Zwischenschritt
Protactinium. Es ist genau der Teil des SAMOFAR-Arbeitspaketes, der dem
ITU zugeteilt wurde, und für den das KIT-KALLA-Labor die benötigten
Flüssigmetallkreisläufe hat... Eine weitere folgenreiche Halbwahrheit,
denn so wird die offensichtliche Bedeutung von KALLA und ITU für die
vierte Generation und die nahe liegende Verbindung von ziviler und
militärischer Nutzung nicht so leicht erkannt. Rein zufälligerweise war
der Chefredakteur von "Spektrum der Wissenschaft" zu dieser Zeit
gleichzeitig Leiter des KIT-NaWik (Nationales Institut für
Wissenschaftskommunikation) und ist heute in dessen Aufsichtsrat. Er ist
außerdem tätig als Professor für Wissenschafts-kommunikation und
Wissenschaftsforschung am KIT.
Die Kommunikation des KIT war und ist gerade im atomaren Bereich geprägt
von strategisch-ambivalenten Formulierungen, Halbwahrheiten und dem
Weglassen relevantester Fakten. Wahlweise wird offiziell mit den
Umschreibungen "Grundlagen"- und "Sicherheitsforschung",
"Unfall-Analysen", "Innovation" ect. operiert. Dadurch entsteht ein
unvollständiges Bild des Sachverhalts mit manipulativer Wirkung.
Öffentlichkeit und Politik werden somit hinters Licht geführt.
Sehr praktisch ist ein Vorgehen dieser Art natürlich auch bei
Evaluierungen der essentiellen Nuklear-Anlagen und so durfte selbst der
als Thorium-Übervater bekannte Carlo Rubbia vor einem Jahr die
angeblichen Vorzüge des KALLA – Labors beim Methan Cracking preisen. Die
europaweit einzigartige Bedeutung von KALLA für die Atomforschung wurde
auch von der KIT-Presseabteilung mit keinem Wort erwähnt. Offensichtlich
sollten auch hier keine schlafenden Hunde geweckt werden.
Zivil-militärische Durchlässigkeit
In Großbritannien und darüber hinaus befasst sich zur Zeit die
Öffentlichkeit mit der Frage, woher das starke Engagement der Politik
für Atomkraft herrührt. Dort soll von EDF unter chinesischer Beteiligung
das energiepolitisch völlig unsinnige AKW Hinkley Point entstehen, die
Regierung garantiert über 35 Jahre hinweg einen Strompreis daraus, der
fast dreimal so hoch ist wie derzeit dieselbe Einheit an europäischen
Strombörsen.
Ein Bericht der Universität Sussex legt nahe, dass es bei diesem ersten
neuen Atomkraftwerk seit über 20 Jahren nur nebenbei um die
Stromversorgung geht. Tatsächlich sei Hinkley Point ein militärisches
Projekt, das für die Erneuerung der Atom-U-Bootflotte Trident wichtig ist.
Den Berichten zufolge wurden das militärische und das zivile Programm
bislang weitgehend isoliert voneinander entwickelt, doch dazu fehlten
mittlerweile die Ressourcen.
"Ein Dokument aus dem britischen Verteidigungsministerium zieht sogar
offen die Möglichkeit in Betracht, manche Kosten der atomaren
U-Boot-Kapazitäten zu "maskieren", indem man sie hinter den Kosten für
die zivile Atomkraft verbirgt... Es stellen sich ernste Fragen nach der
Transparenz und Verantwortlichkeit bei der Entscheidungsfindung".
Parallelen zu dieser Strategie lassen sich auch am Arte-Thorium-Film,
SAMOFAR, KIT, ITU u.a. erkennen... Offensichtlich soll auch dort der
Eindruck erweckt werden, es ginge bei Thorium um Energie...
Gerade die "Sicherheitsforschung" ist aber das Zauberwort, mit dem
offensichtlich auch jede Atomforschung am KIT an der vierten Generation
legitimiert werden kann. Das sie zugleich eine militärtechnische und
ökonomische Verwertung auch im internationalen Rahmen der neu
entwickelten Reaktoren überhaupt erst ermöglicht, ist eine weitere der
offenbar gezielt-strategisch eingebauten Ambivalenzen. Es wird deshalb
allerhöchste Zeit, die Machenschaften hinter den Kulissen zu beleuchten
und die Dinge beim wahren Namen zu nennen.
Die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft lebt von der ehrlichen,
vollständigen Offenlegung beider Seiten einer Medaille. Das bedeutet,
alle Risiken und Probleme eines Sachverhalts müssen genauso
schonungslos, eindeutig und vollständig benannt werden, wie die
erhofften Vorteile und zwar nach dem neuesten Kenntnisstand.
Was folgt daraus?
Bisher äußerten sich vom KIT weder das ITAS, das am Regierungssitz in
Berlin ein Büro zur Technikfolgenabschätzung (TAB) unterhält, noch die
Ethik-Kommission oder Juristen öffentlich zu all diesen enormen
Problemfeldern und Gefahren. Verdrängen, Totschweigen oder Laufenlassen
können aber darauf keine Antwort sein. Die bisher bundesweit beispiellos
weit reichende Autonomie des KIT verliert angesichts der oben
beschriebenen Situation jede Legitimation.
Autonomie – weitreichende Selbstkontrolle – wem nützt die derzeit
praktizierte Definition und Auslegung am KIT eigentlich? Mit der
"Freiheit der Wissenschaft" und dem Versuch, das Dogma der individuellen
Verantwortung des einzelnen Wissenschaftlers angesichts dieser enormen
Risiken als ausreichend zu installieren, kann niemand - keine
Institution und kein Staat - der Dimension dieser Gefahren gerecht
werden... Fragwürdige, korrupte, geltungssüchtige Charaktere gibt es
auch unter Wissenschaftlern und es kann niemals ausreichen, hier die
"individuelle Verantwortung des einzelnen Wissenschaftlers" als
Legitimation für ethisch-juristische Grauzonen hochzuhalten. Die
derzeitige KIT-Praxis ist offensichtlich eine gewünschte Möglichkeit,
juristische Konsequenzen oder Haftungsfragen wenn nötig, auf
Einzelpersonen abzuwälzen...
Die Zusammenlegung der Universität Karlsruhe mit dem
Kernforschungszentrum (heute KIT-Nord) diente bei genauer Betrachtung
anscheinend hauptsächlich dem Zweck, die Atomforschung zu stärken und
eine daran anschließende (militärisch-)industrielle Verwertbarkeit zu
ermöglichen.
Terror- und Hackerangriffe mit oder auf kleine modulare Atomreaktoren?
Nahezu unkontrollierbare Uran-233- Gewinnung im Kleinformat mit
Nuklear-Standardausrüstung ? Ob dies in naher Zukunft weltweit einmal
möglich sein wird – die Weichen dazu werden jetzt gestellt, denn
Forschung und Entwicklung dazu laufen bereits, auch am KIT und am ITU.
Es ist daher ebenfalls an der Zeit, über die Trennung der Universität
vom früheren Kernforschungszentrum intensiv nachzudenken. Damit aus
Wissenschaftlern keine instrumentalisierten Werkzeuge einer
militärtechnisch-dominierten Forschungsindustrie werden.
Alle verantwortlich denkenden Menschen sind daher hiermit dazu
aufgerufen, nach ihren jeweiligen Fähigkeiten und Talenten Licht in
dieses Gespinst zu bringen – ein offensichtlich strategisch gewolltes
und interessengeleitetes Gespinst, in dem man es mit der Wahrheit längst
nicht mehr genau nimmt und damit den Weg zu Lügen und Katastrophen ebnet.
Denn es gilt damals wie heute: "Alle Kriegsherren haben einen
gemeinsamen Feind: Die Wahrheit" (Tucholsky)
Teil 2:
a) GIF und Prinzip der Flüssigsalzreaktoren
b) Beschreibung einiger Nuklear-Institute des KIT-Nord mit deren
Tätigkeitsfeldern in Bezug auf die vierte Generation und möglicher
Flüssigsalzreaktor-Technologie
c) Offene technische und juristische Fragen
a) GIF
GIF ist ein internationaler Forschungsverbund (=Generation IV
International Forum), der zur gemeinsamen Erforschung und Entwicklung
der vierten Generation Kernkraftwerke gegründet wurde, dazu gehören auch
Flüssigsalzreaktoren, die als eine von sechs Reaktorbaureihen bevorzugt
entwickelt werden sollen. Prinzipiell gehören auch Kleine Modulare
Reaktoren (=SMR) zur vierten Generation.
Prinzip der Flüssigsalzreaktoren
Sie können als "Brutreaktor" betrieben werden, mit einem oder zwei
Kreisläufen (MSR oder Two Fluid MSR).
Im "Two Fluid MSR" zirkulieren zwei verschiedene Flüssigsalz-Mischungen
in getrennten Behältern. Von beiden Salzmischungen wird kontinuierlich
ein Teil in einer an den Reaktor angeschlossenen Anlage aufgearbeitet.
Aus dem aktiven Kern werden Spaltprodukte entfernt, aus dem
Umhüllungssalz wird erbrüteter Kernbrennstoff, z.B. Uran-233, extrahiert
und dem aktiven Kern zugeführt.
Das bedeutet, das dieser Reaktortyp über eine Art integrierte
Wiederaufarbeitung verfügt. Im Brutbetrieb könnte das extrahierte
Uran-233 auch prinzipiell abgezweigt werden, z.B. für Atomwaffen.
Des weiteren ... entsteht beim Two Fluid MSR die Zwischenstufe
Protactinium-233 im Umhüllungssalz, .... dadurch sind auch relativ
kleine Brutreaktoren möglich.
Der vom Oak Ridge National Laboratory (ORNL) vorgestellte Entwurf eines
TWO Fluid MSR sah einen Verbund von vier relativ kleinen
Reaktoreinheiten von jeweils ca. 3m Durchmesser und ca. 6m Länge vor,
die pro Einheit ca. 250 MW leisten sollen.....
Am KIT-Nord fanden in den letzten zwei Jahren bereits Kolloquien und
Seminare mit Vortragenden des ORNL statt und zwar zu Reaktortechnik und
Flüssigsalzreaktoren.
Auch das Konzept des beschleunigergetriebenen Rubbiatron-Reaktors
basiert auf Thorium, es wird auch für die Transmutation herangezogen.
b) Nuklear-Institute des KIT-Nord:
Institut für Kern- und Energietechnik (IKET) : U.a. numerische
Simulationen für Brennstoffzyklen
Angeschlossen an das IKET ist die AREVA-Nuklear-Schule ANPS mit
Lehrvorträgen zu Reaktortechnik, numerischen Simulationen u.
Brennstoffentwicklung , sowie das Flüssigmetall-Labor KALLA.
Institut für Neutronenphysik und Reaktortechnik (INR) , u.a.
"Strömungssimulation eines bleigekühlten Kernreaktors",
"Methodenentwicklung für innovative Reaktorsysteme"
Institut für Fusionstechnologie und Reaktortechnik (IFRT), der Leiter
des Bereichs "Innovative Reaktorsysteme, INS" ist Prof. Xu Cheng.
Experimentelle Untersuchungen sowie numerische Simulationen
"fortgeschrittener und innovativer Reaktorsysteme" werden durchgeführt.
Institut für Angewandte Materialien (IAM)
Ein Schlüsselbereich auch für die vierte AKW-Generation sind gerade die
Materialwissenschaften, da um die oben beschriebenen
chemisch-physikalischen Abläufe über den Labormaßstab hinaus
jahrzehntelang "sicher" betreiben zu können, extrem korrosions- und
hitzebeständige Stähle und Keramiken entwickelt werden müssen. Außerdem
erreicht Thorium seine "erwünschten" Eigenschaften erst bei deutlich
höheren Betriebstemperaturen als bei bisherigen Atomkraftwerken üblich.
Dies belastet wiederum zusätzlich die eingesetzten Materialien...
Des weiteren gehören zum IAM ein Brennstabsimulator und Untersuchungen
an Zirkonium-Hüllrohrlegierungen. Die Bezüge zur vierten Generation
werden am IAM kaum genannt, sind aber aufgrund der Bedeutung der
Materialwissenschaften dafür mehr als naheliegend.
c) Offene technische und juristische Fragen:
1. Welche genauen Voraussetzungen werden für das chemische
Protactinium-233- Extraktionsverfahren "Acid-media techniques" benötigt?
Wäre so etwas prinzipiell z.B. im INR (Institut für Neutronenphysik und
Reaktortechnik) des KIT-Nord möglich?
2. Die Zellengrößen aller Heißen Zellen am KIT-Nord (Institut für
Transurane und alle Nuklear-Institute des KIT) müßten auf folgenden
Umstand geprüft werden: Welche Heißen Zellen unterliegen aufgrund Ihrer
evtl. einen Grenzwert der IAEO unterschreitenden Größe nicht der
Genehmigungspflicht durch die IAEO, wie im Ashley-Artikel beschrieben?
Wie genau ist dieser Größen-Grenzwert zur Genehmigungspflicht definiert
und wer gewährleistet die Einhaltung? Könnte hier evtl. eine Grauzone
ausgenutzt werden, um z.B. die Thorium-Protactinium-Uran233-Umwandlung
ohne ausreichende Kontrolle voranzutreiben? Diese Fragen gelten sowohl
für die bereits im Bestand vorhandenen Heißen Zellen, ebenso wie für die
geplanten Neubauten.
3. Das KALLA-Labor, das zum KIT-IKET gehört, hat laut Homepage mehrere
Flüssigmetallkreisläufe, auch im Maßstab 1:1. Darin zirkulieren die
Arbeitsmedien Blei, Blei-Wismuth, Natrium und Indium-Gallium-Zinn.
a) Werden damit auch Versuche mit flüssigem Atom-Brennstoff
durchgeführt, oder ist dies geplant?
b) Werden auch andere Arbeitsmedien eingesetzt, evtl. mit Beimischung
von atomarem Brennstoff, oder ist dies geplant?
c) Werden Experimente zum Liquid-Fluorid-Thorium-Reaktor (LFTR) oder
anderen Flüssigsalzreaktoren durchgeführt, oder ist dies geplant?
d) Werden am KALLA-Labor Versuche durchgeführt, bei denen zwei
Kreisläufe im Sinne eines Two Fluid Flüssigsalzreaktors (Two Fluid MSR)
kombiniert werden, oder ist dies geplant?
e) Werden dort Versuche zu natrium-gekühlten Reaktoren durchgeführt oder
ist dies geplant?
4. Wurde die "Reduktive Extraktion in flüssigem Wismut" des
Ashley-Textes zur Protactinium-233 und dann Uran-233-Gewinnung bereits
durchgeführt oder ist dies geplant?
5. Welche der folgenden externen Strahlenquellen wären geeignet, um
Thorium so zu bestrahlen, daß das Zwischenprodukt Protactinium 233
entsteht, das dann zu Uran-233 zerfällt?
a) Large Hydron Collider (LHC) am CERN
b) Synchrotronstrahlenquelle ANKA am KIT-Nord
c) in Belgien geplanter multidisziplinärer Forschungsreaktor MYRRHA,
hierfür ist ein externer Beschleuniger vorgesehen (ADS)?
d) In Caen, Frankreich, findet sich die weltweit größte
Forschungseinrichtung im Bereich Kernphysik. Dort befinden sich der
Schwerionenbeschleuniger GANIL, sowie der neue Teilchenbeschleuniger
"SPIRAL2". Dieser wird die Erzeugung von schwierigeren und
protonreicheren Kernen durch zehnmal intensivere Strahlen als die heute
leistungsstärksten Beschleuniger ermöglichen.
e) In Deutschland sind zurzeit drei Forschungsreaktoren in Betrieb: BER
II in Berlin, der Forschungsreaktor München II in Garching sowie der
Forschungsreaktor Mainz. Darüber hinaus unterhält das GSI
Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt drei
Beschleuniger-Anlagen. Kann mit diesen Strahlenquellen Protactinium aus
Thorium erzeugt werden? Können am 2016 am GSI eingeweihten
Hochleistungsrechenzentrum "Green IT Cube" numerische Simulationen dazu
durchgeführt werden?
6. Rechtsfragen:
a) Bestehen Kooperationen zwischen dem ITU und Nuklear-Instituten des
KIT-Nord, insbesondere zu Technologien für die vierte Generation, evtl.
auch auf Mietbasis für Anlagen des KIT? Wenn ja, auf welcher rechtlichen
Basis geschieht dies? Für das KIT-Nord besteht eine gültige Zivilklausel
und Deutschland hat den Atomausstieg beschlossen.
b) Wie sieht es mit der mengenmäßigen Dokumentations-, Nachweis- und
Publikationspflicht bei der möglichen Umwandlung von Thorium in Uran-233
aus?
c) Wer bekommt Einsicht und kontrolliert nach welchen Kriterien dieses
offenbar von interessierten Kreisen angestrebte technische und
juristische Neuland und
d) Wer trägt die Verantwortung bei möglichen Unfällen und Terroranschlägen?
e) Wer kontrolliert wirklich unabhängig Patente, Lizenzen, und den
offenbar jederzeit möglichen Wissenstransfer von (Gast-)
Wissenschaftlern, die mit dem gesamten Thorium-U-233-Prozeß in
Verbindung stehen können, auf eine möglicherweise daraus folgende
Verletzung des Atomwaffensperrvertrags oder des
Kriegswaffenkontrollgesetzes?
f) Wie ist die rechtliche Situation, wenn Staaten, die nicht zum
Assoziierungsabkommen des ITU gehören, über "befreundete" Staaten
Nuklearbrennstoff- oder Materialproben zur Untersuchung einreichen?@
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