[fessenheim-fr] subtile Manipulation

Klaus Schramm klausjschramm at t-online.de
Di Jun 16 14:54:13 CEST 2015


Hallo Leute!

Hier mal ein "hübsches" Beispiel für subtile Manipulation
mit der die Mainstream-Medien Meinung machen:
"Doch der Termin scheint nicht mehr zu halten zu sein."

Duch die Passiv-Konstruktion wird verdeckt, wer das Subjekt
dieser Aussage ist - Francois Hollande. Damit kann die
Suggestion um so leichter unbemerkt ins Hirn der/des LeserIn
schlüpfen!
Welche Suggestion?
Die Aussage enthält den Subtext, es habe eine Absicht bestanden,
daß AKW Fessenheim bis spätestens 2017 stillzulegen...

Neutral wäre die Formulierung:
"Der versprochene Termin kann vermutlich nicht mehr eingehalten
werden."

Ein Leser der 'Badischen Zeitung' schrieb folgenden Kommentar:

"Warum überrascht mich das nun nicht wirklich?! Das ist und war doch 
vorauszusehen, dass hier alles dazu unternommen wird, um die Schließung 
zu verzögern, und selbst in 5 Jahren ist das Ding noch in Betrieb. Da 
strahlen jetzt bestimmt ein paar EDF-Verantwortliche und frz. Politiker 
um die Wette!"

Der oben zitierte Satz erschien heute nicht nur in einem Artikel
der 'Badischen Zeitung', der Bärbel Nückles als Autorin verzeichnet,
sondern etwa auch in der 'Luzerner Zeitung', wo der Artikel nur
leicht abgewandelt als Agentur-Meldung (sda/dpa) gekennzeichnet ist.
Nückles ist also vermutlich nicht die Urheberin der Manipulation.

Und nochmal - by the way - die Information:
Allein durch die angekündigte Verknüpfung des Stilllegungs-Termins
des AKW Fessenheim mit dem Termin der Inbetriebnahme des EPR-
Atomkraftwerks Flamanville war schon klar, daß dieser Termin
nicht mehr vor 2018 liegen kann. Und damit sind auch die im
Artikel ausgebreiteten Spekulation über gesetzgeberische
Finessen durch einen Präsidenten Sarkozy ab Mai 2017 (oder
auch Hollande selbst!), mit denen der Weiterbetieb des AKW
Fessenheim gesichert werden könnte, schlichtweg obsolet.

Weiter unten die beiden Artikel.

Ciao
    Klaus Schramm

http://www.badische-zeitung.de/elsass-x2x/termin-fuer-das-ende-von-fessenheim-noch-immer-unklar--106300514.html

Atomaufsicht
Termin für das Ende von Fessenheim noch immer unklar

Der französische Präsident François Hollande hatte versprochen, das 
dienstälteste französische Atomkraftwerk Fessenheim bis 2017 zu 
schließen. Doch der Termin scheint nicht mehr zu halten zu sein.

     Umstritten: das Akw Fessenheim. Foto: dpa

Zwei Jahre vor der vom französischen Staatspräsident François Hollande 
geplanten Stilllegung des elsässischen Atomkraftwerks Fessenheim ist 
noch immer ungewiss, ob der Termin vor einem möglichen Regierungswechsel 
im Frühjahr 2017 zu halten ist.

Bislang hat der Akw-Betreiber Electricité de France (EdF) gegenüber der 
französischen Atomaufsicht keine Schließung des Standortes Fessenheim 
angekündigt. "Ab diesem Zeitpunkt hat EdF bis zu zwei Jahre Zeit, um die 
für die Abwicklung nötigen Unterlagen, bei uns abzugeben", sagte die 
Leiterin der Asn Straßburg, Sophie Letournel, bei der 
ASN-Jahrespressekonferenz.

Es liege in der Hand von EdF, ob der Konzern diese Frist tatsächlich 
ausschöpfe. Bis zu einer kompletten Stilllegung inklusive Rückbau 
dürften anschließend weitere Jahre vergehen. Unter diesem Aspekt scheint 
es unwahrscheinlich, dass es bis Anfang 2017 zu einer Stilllegung oder 
mindestens einer Abschaltung des Akw kommt.

Neuer Reaktor wird in Flamanville gebaut

EdF hat jedoch ein verstärktes, wirtschaftliches Interesse, Fessenheim 
bald vom Netz zu nehmen. Ein von den regierenden Sozialisten auf den Weg 
gebrachtes Energiegesetz begrenzt die aus Atomkraft produzierte 
Strommenge von bislang 75 auf künftig 50 Prozent des Energiemixes.

Das Gesetz befindet sich derzeit in zweiter Lesung in der 
Nationalversammlung. EdF kann den Reaktor neuen Typs, den EPR, der seit 
2007 im nordfranzösischen Flamanville gebaut wird, nur dann in Betrieb 
nehmen, wenn es vorab ein anderes Akw schließt – Hollande hat sich seit 
seiner Wahl 2012 auf Fessenheim festgelegt. Seine Umweltministerin 
Ségolène Royal hatte die Entscheidung EdF überlassen wollen, war von 
Hollande jedoch korrigiert worden.

Die Inbetriebnahme des EPR wurde jüngst erneut verschoben, und zwar auf 
Frühjahr 2017. Fest steht, der EPR wird nur dann ans Netz gehen, wenn 
EdF rechtzeitig angekündigt, das ein anderer Standort im Gegenzug 
geschlossen wird. Jede weitere Verzögerung wirkt sich nachteilig aus.

Könnte eine Schließung wieder rückgängig gemacht werden?

Zum einen erhöhen sich die Kosten, die jetzt schon mit laut Le Monde mit 
neun Milliarden Euro fast das Dreifache der ursprünglich vorgesehenen 
Kosten erreicht haben. Zum anderen will der Stromkonzern seinen Reaktor 
ins Ausland verkaufen. Technische Mängel wirken da nicht gerade förderlich.

Marc Hoeltzel, dem in Straßburg die ASN und die Umweltbehörde 
unterstehen, antwortete auf die Frage, inwieweit eine neue, dann 
konservative Regierung das Energiegesetz und eine Schließung des Akw 
Fessenheim wieder rückgängig machen könne: "Ein Gesetz wird genauso 
wenig in ein paar Tagen außer Kraft gesetzt wie es auf den Weg gebracht 
wird."

Hollandes Vorgänger Nicolas Sarkozy, der für die bürgerliche Rechte 
wieder ins Rennen gehen möchte, hat bei einem informellen Besuch in 
Fessenheim unlängst angekündigt, er werde eine Schließung des Akw wieder 
rückgängig machen.

Fessenheim ist seit 1977 am Netz. Baden-Württemberg und Umweltschützer 
im Dreiländereck warten seit langer Zeit auf die Schließung des 
Atomkraftwerks dicht an der deutschen Grenze.

+

Kommentar von
Patrick Pfefferle
Registriert seit: 18.07.2011
     16. Juni 2015 - 13:40 Uhr

     Warum überrascht mich das nun nicht wirklich?! Das ist und war doch 
vorauszusehen, dass hier alles dazu unternommen wird, um die Schließung 
zu verzögern, und selbst in 5 Jahren ist das Ding noch in Betrieb. Da 
strahlen jetzt bestimmt ein paar EDF-Verantwortliche und frz. Politiker 
um die Wette!

+++

http://www.luzernerzeitung.ch/nachrichten/wirtschaft/wirtschaft-sda/AKW-Fessenheim-bleibt-noch-lange-am-Netz;art46442,550554

16.06.2015
Neue Luzerner Zeitung Online
AKW Fessenheim bleibt noch lange am Netz

ATOMAUFSICHT ⋅ Der französische Präsident François Hollande hatte 
versprochen, das nahe der Schweizer Grenze liegende dienstälteste 
französische Atomkraftwerk Fessenheim bis 2017 zu schliessen. Doch der 
Termin scheint nicht mehr zu halten zu sein.

Der Energiekonzern EDF habe der Atomaufsicht ASN noch keinen Beschluss 
über die Schliessung eingereicht, sagte die ASN-Regionalchefin Sophie 
Letournel am Dienstag in Strassburg.

Berücksichtige man die langwierigen Verwaltungsverfahren, könnten bis zu 
einer Schliessung Fessenheims noch mindestens fünf Jahre vergehen, sagte 
sie. "Für uns ist Fessenheim eine funktionierende Anlage, die wir 
kontrollieren wie alle anderen."

Die ASN mahnte in Fessenheim gründlichere Instandhaltungsarbeiten an. 
Die Reparaturen an undichten Rohrleitungen im März mehr Sorgfalt 
verlangt, hiess es. Es sei kein Schaden für die Umwelt entstanden.

Vom lothringischen Kraftwerk Cattenom sei 2014 zu viel Kupfer in die 
Mosel ausgetreten, 900 Kilogramm über dem zulässigen Grenzwert von 8200 
Kilogramm pro Jahr. EDF ersetze deswegen die Leitungen aus Messing bis 
2019 durch Titan. (sda/dpa)



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