[fessenheim-fr] Japan: Rueckkehr zur Atomkraft?
Klaus Schramm
klausjschramm at t-online.de
So Dez 14 22:43:21 CET 2014
Hallo Leute!
Schlechte Zeiten für Japan! Der 'spiegel' frohlockt zwar
ein bißchen voreilig, denn mit Blockaden und Platz-
besetzungen könnte die japanische Anti-Atom-Bewegung
das Blatt noch wenden. Und vermutlich wäre die Lage
unter jeder anderen polit. Konstallation im Parlament
auch nicht besser...
Ciao
Klaus Schramm
www.spiegel.de/politik/ausland/japan-waehlt-mit-abe-auch-rueckkehr-zur-atomkraft-a-1008441.html
Japans Premier und Atomfreund Abe: Strahlender Sieger
Der Wahlsieg von Shinzo Abe besiegelt die Niederlage japanischer
Atomkraftgegner. Der Premier will die ersten Meiler bald wieder
hochfahren lassen. Dabei lehnt eine Mehrheit der Japaner das nach der
Katastrophe von Fukushima ab - viele stimmten trotzdem für ihn.
Berlin/Tokio - Dank eines deutlichen Siegs bei den vorgezogenen
Parlamentswahlen kann der japanische Premierminister Shinzo Abe die
Rückkehr seines Landes zur Atomkraft vorantreiben. Unter dem Eindruck
der Katastrophe von Fukushima hatte die Vorgängerregierung 2012 den
Ausstieg aus der riskanten Technologie beschlossen, seit dem Unglück
stehen alle Atomkraftwerke still. Abe will jedoch Anfang 2015 die ersten
zwei Meiler wieder hochfahren lassen.
Bei diesem Vorhaben kann der rechtskonservative Regierungschef sich auf
eine deutliche Mehrheit im Parlament stützen. Nach Auszählung der
meisten Stimmen kam seine Liberaldemokratische Partei (LDP) auf mehr als
280 der 475 Sitze im Unterhaus. Zusammen mit dem Koalitionspartner
Komeito dürfte die LDP damit eine komfortable Zwei-Drittel-Mehrheit
erreichen.
Trotz des Wahlergebnisses ist Abes Kurs jedoch umstritten. In Umfragen
sprachen sich bis zu 80 Prozent der Bürger gegen einen Wiedereinstieg in
die Atomkraft aus. Auch die buddhistisch geprägte Komeito lehnt die
Kernkraft eigentlich ab. Andere Vorhaben des Premiers stoßen ebenfalls
auf Widerstand, etwa eine Änderung der pazifistischen
Nachkriegsverfassung. Abe verfolgt eine Sicherheitspolitik, die auf
Japans Stärke setzt, was China und Südkorea mit Argwohn verfolgen.
Abes größtes Vorhaben, bekannt unter dem Schlagwort Abenomics, ist
bereits weitgehend gescheitert: Mit einer Mischung aus
milliardenschweren Ausgabenprogrammen, ultralockerer Geldpolitik und
Strukturreformen wollte er Japan aus der Deflation holen, unter der das
Land seit Jahren leidet. Doch bis auf ein paar ökonomische Strohfeuer
haben die Abenomics bislang kaum Wirkung gezeigt.
Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer im April traf die Verbraucher zudem
hart, die Wirtschaft rutschte erneut in eine Rezession. Daraufhin
verschob Abe eine für 2015 geplante weitere Erhöhung und rief Neuwahlen
aus. Die gigantische Staatsverschuldung, die höchsten unter allen
Industriestaaten im Verhältnis zu ihrer Wirtschaftsleistung, nimmt
derweil zu. Kürzlich stufte die US-Ratingagentur Moody's Japans Bonität
herab.
Dass Abe trotzdem triumphieren konnte, liegt vor allem an der schwachen
Opposition. Die Demokratische Partei kam als größtes Oppositionsbündnis
nur auf etwa 70 Sitze. Viele Wähler sahen offenbar schlichtweg keine
andere Alternative, als die Regierung weitermachen zu lassen. Die
Wahlbeteiligung sank mit rund 52 Prozent auf den tiefsten Stand seit dem
Zweiten Weltkrieg.
Unter diesen Umständen zeigte Abe am Wahlabend zumindest ein wenig
Selbstkritik. "Ich denke, die Öffentlichkeit hat zwei Jahre unserer
Abenomics-Politik befürwortet", sagte er im Fernsehen. "Aber das
bedeutet nicht, dass wir selbstzufrieden sein dürfen."
Aus der Wirtschaft kamen Rufe nach echten Reformen. Kurzfristig werde
der Wahlsieg als Signal politischer Stabilität wahrgenommen, das an den
Finanzmärkten gut ankommen, sagte Tsuyoshi Ueno, Chefvolkswirt beim
Forschungsinstitut NLI. Mittelfristig würden die Investoren aber darauf
schauen, ob es strukturelle Veränderungen in Japan gibt.
dab/dpa/Reuters/AP/AFP
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