[fessenheim-fr] Erneuter "Störfall" im AKW Fessenheim
klausjschramm at t-online.de
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Fr Sep 7 13:26:55 CEST 2012
Erneuter "Störfall" im AKW Fessenheim
Gab es Verletzte?
Laut französischen Medien ereignete sich heute im AKW Fessenheim ein
Chemie-Unfall. In der am Oberrhein gelegenen und derzeit wegen
Wartungsarbeiten abgeschalteten Anlage kam es zu einem
unvorhergesehen Austritt von Wasserstoffperoxid-Dampf. Nach ersten
Meldungen wurden zwei Menschen trotz Arbeitshandschuhen an den Händen
verletzt. Später dementierte der Betreiber EdF.
Nach Angaben des Betreibers EdF habe der "Zwischenfall" gegen 15 Uhr
einen Feuer-Alarm ausgelöst. Weiter heißt es, es habe sich jedoch
nicht um einen Brand gehandelt, sondern lediglich um ein "kleines
Problem". Der "Zwischenfall" habe sich nicht im Reaktorgebäude
ereignet. Durch den Austritt des Dampfes sei vermutlich - so EdF -
die Löschanlage aktiviert worden. Die beiden Verletzten seien "durch
ihre Handschuhe hindurch" verletzt worden. Etliche Stunden nach den
ersten Meldungen dementierte EdF: Niemand sei verletzt worden. Bei
den beiden Mitarbeitern sei es lediglich zu "Hautirritationen"
gekommen.
Wasserstoffperoxid wurde offenbar in einen Kessel geleitet, in dem
sich Wasser befand und es kam zu einer heftigen Reaktion, bei der
sich Wasserstoffperoxid-Dampf bildete. Die Feuerwehr rückte nach
eigenen Angaben mit rund 50 Einsatzkräften an. Sie war jedoch nicht
in der Lage, Auskunft über die Zahl der Verletzten oder zur Schwere
der Verletzungen zu geben. Wie üblich heißt es in den Mainstream-
Medien, es habe keine Gefährdung von Umwelt und Bevölkerung gegeben.
Das im Elsaß direkt am Rheinseitenkanal an der deutschen Grenze
gelegene Atomkraftwerk ist seit über 35 Jahren in Betrieb. Seine
beiden Druckwasserreaktoren sind die ältesten noch in Betrieb
befindlichen in Frankreich. Die Zahl der Unfälle und sogenannten
Pannen im AKW Fessenheim nimmt von Jahr zu Jahr zu. Atomkraft-
GegnerInnen bezeichnen das Uralt-AKW als "extrem gefährlich", zumal
seine Betonhülle mit einer Stärke von 80 Zentimetern nicht einmal dem
gezielten Absturz eines Cessna-Kleinflugzeugs standhalten kann,
geschweige denn dem eines gekaperten Linienflugzeugs nach Vorbild des
11. September 2001. Am 7. März, dem 35. Jahrestag der Inbetriebnahme,
hatten Umweltschutz- und Anti-Atom-Organisationen eine ganze Reihe
weiterer Mängel und spezifischer Risiken der Anlage kritisiert (Siehe
unseren Artikel vom 7.03.12).
Die Anti-AKW-Initiativen dies- und jenseits des Rheins sind
skeptisch, ob es sich tatsächlich nur um ein "kleines Problem"
gehandelt hat. In einer Stellungnahme erinnern sie daran, daß der
Betreiber EdF in der Vergangeneheit schon "häufig dabei ertappt"
wurde, als er Störfälle herunterspielte. Ingo Falk von der Anti-Atom-
Gruppe Freiburg weist darauf hin, daß der Betreiber-Konzern derzeit
rund 30 Millionen Euro in das AKW Fessenheim investieren will, um
Auflagen der französischen Atomaufsicht ASN zu erfüllen. "Eine
solche Investition tätigt EdF sicherlich nicht auf gut Glück, sondern
vermutlich nur vor dem Hintergrund, daß intern eine Laufzeit des
Atomkraftwerks über das Jahr 2017 hinaus politisch abgesichert ist,"
so Falk.
Axel Mayer vom BUND sieht ein schwerwiegendes Problem in der Häufung
extrem vieler kleiner und großer Vorfälle und Unregelmäßigkeiten.
"Dies spricht für eine schlechte Sicherheitskultur im Atomkraftwerk.
Und eine schlechte Sicherheitskultur ist immer auch eine Gefahr für
die Menschen," so Mayer.
Der neu gewählte französische Präsident François Hollande versprach
im Wahlkampf die Stilllegungung des AKW Fessenheim im Jahr 2017. Da
seine Amtszeit jedoch 2017 abläuft, bedeutet dies, daß das älteste
Atomkraftwerk Frankreichs auf unbestimmte Zeit in Betrieb bleibt.
Ähnlich wie in Deutschland vor 14 Jahren als Gerhard Schröders mit
dem Versprechen in den Wahlkampf zog, "Rot-Grün" werde sechs
Atomkraftwerken innerhalb von vier Jahren stilllegen, ist auch in
Frankreich kein Atom-Ausstieg von der Parteien-Politik zu erwarten.
Aussicht auf eine baldige Stilllegung des ältesten französischen
Atomkraftwerks besteht allenfalls dann, wenn der nächste Super-GAU in
Zentraleuropa stattfindet oder
die Anti-AKW-Bewegung aus einem anderen Anlaß erheblichen Zulauf
erfährt.
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