[fessenheim-fr] Film-Tip: "Silkwood"
klausjschramm at t-online.de
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Mo Sep 3 15:34:48 CEST 2012
Heute um 21 Uhr bringt ARTE den preisgekrönten Film "Silkwood" über
den Kampf einer amerikanischen Gewerkschafterin gegen die Atommafia.
Hier der Text zur Sendung:
"Silkwood" beruht auf dem authentischen Fall der amerikanischen
Gewerkschafterin Karen Silkwood. Nach einigen ernsthaften Unfällen,
bei denen Radioaktivität freigesetzt wurde, will Karen die
fahrlässigen Sicherheitsvorkehrungen des Plutoniumwerkes Kerr McGee
öffentlich anprangern. Bei ihrem Versuch, den Umgang des Unternehmens
mit tödlichen Substanzen publik zu machen, erfährt Karen zunächst
Unterstützung, sieht sich jedoch schon bald bedrohlichen Gegnern
gegenüber, die sie zum Schweigen bringen möchten.
Karen Silkwood, eine junge geschiedene Mutter, lebt zusammen mit
ihrem etwas schnoddrigen Freund Drew in einer Kleinstadt nahe
Oklahoma City. Das Dach und das Bier im Kühlschrank teilen sie mit
ihrer homosexuellen Freundin Dolly. Doch das fröhliche Trio verbindet
noch mehr als die Föhn-Frisuren und die lockeren Sprüche: Alle drei
arbeiten in einer nahe gelegenen Plutoniumfabrik. Der tägliche Umgang
mit gefährlichen Substanzen ist für Karen und ihre Kollegen ein Job
wie jeder andere. Die Sicherheitskontrollen sind bloße Routine, die
Schutzanzüge eher Anlass zu Neckereien als zur Beunruhigung.
Eines Tages kommt es jedoch zu einem Arbeitsunfall, bei dem Arbeiter
radioaktiver Strahlung ausgesetzt sind. Die Werksleitung vertuscht
den Zwischenfall, die Betriebsärzte betonen, alles sei halb so
schlimm. Karen aber ist besorgt und sucht Rat bei der Gewerkschaft.
Ihr Engagement ist zwar willkommen, doch möchte niemand den eigenen
Arbeitsplatz gefährden. Karen jedoch geht ihrer Rolle als aufmerksame
Beobachterin doch gewissenhaft nach und gerät dadurch privat wie
beruflich zunehmend unter Druck.
Der Film lebt von Meryl Streeps überzeugender Darstellung der
frechen, eigensinnigen und mutigen Karen, stellt jedoch zugleich ein
Gesellschaftsporträt mit detailgenauem Blick dar: Sexuelle Freiheit,
Gras und legeres Zusammenleben mögen die körperlich anstrengende,
eintönige und dennoch gefährliche Fabrikarbeit zwar kompensieren, den
Nöten der Provinz aber entkommt man schließlich trotzdem nicht.
Der 1983 von Mike Nichols inszenierte Film besticht noch heute, nicht
allein durch seine traurige Aktualität was Gesundheitsschäden durch
atomare Strahlung betrifft, sondern auch durch das mit Meryl Streep
grandios besetzte Porträt einer dynamischen Kämpferin, deren kurzes
Leben Raum für Spekulationen lässt und Stoff für Heroisierungen
birgt. Nach aufwendigen Recherchen zur heiklen Allianz von Politik
und Wirtschaft bei Unternehmen der Atomenergie drehte Regisseur Mike
Nichols diesen provokanten Film, in dessen Zentrum die unerschrockene
Karen Silkwood steht.
Der Film über den Einsatz einer jungen Frau, die durch ihren
riskanten Alleingang gegen eine skrupellose Atommafia zu einer Art
Märtyrerin der amerikanischen Anti-Atom-Bewegung avancierte, wurde
1983 für fünf Oscars nominiert und die eher als perfekt gestylte
Sängerikone denn für ihre Rolle der Mitbewohnerin Dolly bekannte Cher
wurde für ihre Rolle der homosexuellen Freundin mit einem Golden
Globe als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet. Im selben Jahr wurde
auch das Buch des Reporters Howard Kohn, mit dem wenig Spielraum für
Gegentheorien lassenden Titel "Who killed Karen Silkwood?" verlegt,
das 1986 bei Zweitausendeins in deutscher Übersetzung erschien.
Auch wenn man vielleicht nicht sofort darauf käme: Mike Nichols,
Regisseur dieses Alleingängerdramas, feierte 1966 sein Debut mit dem
Wortduellklassiker "Wer hat Angst vor Virginia Woolf". Auch seine
späteren Regiearbeiten "Die Reifeprüfung" (1967) und "Catch 22"
(1970) erlangten Kultstatus und wurden zu Meilensteinen des modernen
Films. Zuletzt war Nichols 2007 mit "Der Krieg des Charlie Wilson"
erfolgreich.
"Silkwood" ist nicht nur ein überaus spannender Spielfilm aus
Hollywood, sondern vor dem Hintergrund der aktuellen nuklearen
Katastrophe in Fukushima und der erneut entbrannten internationalen
Diskussion um die friedliche Nutzung der Atomenergie ein
gesellschaftspolitisch relevanter und brisanter Film."
Der Film wird am 07.09.2012 um 14:25 ein weiteres Mal ausgestrahlt.
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