[fessenheim-fr] Radioaktivitaet in Tokio

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Do Okt 13 19:47:37 CEST 2011


13.10.2011

Hohe Radioaktivität in Tokio
Behörden leugnen Zusammenhang mit Fukushima

Laut dem japanischen TV-Sender NHK wurde in der Hauptstadt Tokio an 
mehreren Orten radioaktive Strahlung knapp unter dem für eine 
Evakuierung vorgesehenen Grenzwert gemessen. Demnach beträgt die 
Strahlung 3,35 Mikrosievert pro Stunde. Die örtlichen Behörden leugen 
einen Zusammenhang mit dem Super-GAU in den rund 220 Kilometer 
entfernten Ruinen des AKW Fukushima Daiichi.

Gut sieben Monate nach dem Beginn der fortdauernden Reaktor-
Katastrophe von Fukushima, wo es in vier Atom-Reaktoren infolge eines 
Erdbebens zu Kernschmelzen gekommen ist, wurde an einer Stelle am 
Straßenrand im Westen Tokios deutlich erhöhte radioaktive Strahlung 
gemessen. Der Wert von 3,35 Mikrosievert pro Stunde, der dort an 
einer Gartenmauer gemessen wurde, entspricht nach den Vorgaben des 
japanischen Wissenschaftsministeriums einen Wert von 17,6 
Millisievert pro Jahr. Der Grenzwert, bei dessen Überschreiten laut 
der offiziellen japanischen Regelung eine Evakuierung des betroffenen 
Gebiets erforderlich ist, beträgt 20 Millisievert pro Jahr.

Die Umrechnung auf eine Jahres-Dosis von 17,6 Millisievert basiert 
allerdings der hypothetischen Voraussetzung, daß ein Mensch über ein 
Jahr hinweg "nahe der Strahlungsquelle" acht Stunden draußen und des 
Rest des Tages im Haus verbringt. Die Abschirmungs-Wirkung einer 
Hauswand gegen radioaktive Strahlung hängt jedoch stark von der Art 
der Strahlung ab.

Obwohl eine Behörden-Sprecherin erklärte, daß der Grund für die 
erhöhte Radioaktivität nicht bekannt sei, leugnen die örtlichen 
Behörden einen Zusammenhang mit dem Super-GAU in den rund 220 
Kilometer entfernten Ruinen des AKW Fukushima Daiichi. Die Reaktoren, 
aus denen vermutlich heiße Kernschmelze ausgetreten ist und sich in 
den Untergrund gefressen hat, sind nach wie vor außer Kontrolle. Die 
Radioaktivität ist vor Ort so hoch, daß Arbeitskräfte in kurzer Zeit 
einer tödlichen Strahlendosis zum Opfer fallen würden. Nach wie vor 
entweicht Radioaktivität aus den Ruinen. Nach offiziellen Angaben 
liegt die austretende Radioaktivitätsmenge lediglich bei 200 
Millionen Becquerel pro Stunde. Dies wäre rund ein Viermillionstel 
der Menge zu Beginn des Super-GAU.

Am gestrigen Mittwoch hatten die örtlichen Behörden bekannt gegeben, 
daß an einer Stelle im Westen Tokios ein Radioaktivitätswert von 2,7 
Mikrosievert pro Stunde gemessen wurde. Sie wiesen Schulkinder an, 
den betroffenen Gehweg zu meiden. Heute entdeckten BürgerInnen in 
Funabashi eine Strahlenmenge von 5,82 Mikrosievert am Boden eines 
Kinder-Freizeitparks. Der Ort liegt in Tokios Nachbarprovinz Chiba 
und ist rund 210 Kilometer vom Super-GAU entfernt. Ebenfalls am 
Mittwoch wurde eine radioaktive Strahlung von 2,17 Mikrosievert im 
Dorf Iitate gemessen. Das Dorf liegt 45 Kilometer von den Ruinen des 
AKW Fukushima Daiichi entfernt und innerhalb der ausgewiesenen 
Evakuierungszone.

Kürzlich wurden in Ablagerungen auf dem Dach eines Wohnhauses in der 
Hafenstadt Yokohama - 3,7 Millionen EinwohnerInnen, rund 250 
Kilometer vom Super-GAU entfernt - ungewöhnlich hohe Mengen von 
radioaktivem Strontium entdeckt. Strontium gilt in der Medizin als 
"Knochenkiller". Es schädigt das Knochenmark und kann Leukämie 
auslösen.


REGENBOGEN NACHRICHTEN


Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Der permanente Super-GAU von Fukushima
      Wie viele Menschen sind bisher betroffen? (7.09.11)

      Der permanente Super-GAU von Fukushima
      Regierung verteilt Radioaktivität über Japan (27.08.11)

      Weiteres starkes Erdbeben in Japan
      Atom-Ruine in Fukushima angeblich nicht betroffen (19.08.11)

      Steigende Strahlungswerte
      in Atom-Ruine Fukushima (2.08.11)

      Verstrahltes Fleisch aus Fukushima
      Liefer-Stop für japanische Rinder (19.07.11)

      AKW Fukushima Daiichi
      Erneute Explosion am 14. Juni? (16.06.11)

      Stark erhöhte Radioaktivität
      in Fukushima (4.06.11)

      Fukushima: Der permanente Super-GAU
      TEPCO bestätigt Kernschmelze in 3 Reaktoren (24.05.11)

      Explosionsgefahr in Fukushima
      Situation weitaus schlimmer als bislang dargestellt (12.05.11)

      Roboter in Reaktor-Ruinen von Fukushima
      Hohe Radioaktivitäts-Werte (18.04.11)

      Anti-Atom-Demo in Japan
      (10.04.11)

      Aktuelle Hintergrund-Informationen
      zur Reaktor-Katastrophe von Fukushima
      US-ExpertInnen befürchten negative Entwicklung
      in den kommenden Monaten
      Fotos von cryptome.org (6.04.11)

      Japanischer AKW-Experte:
      Reaktor I vermutlich schon am 11. März leck (29.03.11)

      Fragen zur Situation in Japan,
      zur Atomenergie und zu Deutschland (25.03.11)

      Gesellschaft für Strahlenschutz:
      Super-GAU ist längst Realität (23.03.11)

      Die Situation in den havarierten japanischen AKW
      Stand: Sonntag 16 Uhr (13.03.11)

      Notkühlfall in japanischem AKW
      Situation in Reaktor Fukushima Daiichi I spitzt sich zu 
(11.03.11)

      Nach jahrelangem Stillstand
      Japanischer Schneller Brüter Monju im Probebetrieb (7.05.10)

      Feuer in japanischem AKW
      Ein Arbeiter verletzt (5.03.09)

      Brand im weltgrößten AKW
      Seit Juli wegen Erdbeben-Schäden
      auf unabsehbare Zeit abgeschaltet (20.09.07)

      Japanisches AKW durch Erdbeben schwerer beschädigt
      als bisher bekannt
      Über 50 Prozent mehr Radioaktivität ausgetreten (18.07.07)

      Erdbeben verursachte Unfall in japanischem AKW
      Radioaktives Wasser trat aus (16.07.07)

      Schweres Erdbeben erinnert an
      AKW-Stilllegung vor einem Jahr (26.03.07)

      Japan: AKW Shika abgeschaltet
      Gericht erkennt auf mangelhafte Erdebebensicherheit (25.03.06)

      11 AKWs in Japan abgeschaltet
      Zweiter japanischer Strom-Konzern muß Konsequenzen ziehen
      (14.08.04)

      Atom-Ausstieg ist möglich
      in Japan 17 AKWs abgeschaltet (22.04.03) 



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