[fessenheim-fr] Neue Protestmail zu "hart aber fair" Atomstromimport

fazmayer at t-online.de fazmayer at t-online.de
Mi Mai 25 11:24:53 CEST 2011


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Liebe AtomkraftgegnerInnen,

mit seiner Darstellung der Atomstromimporte nach dem Moratorium 
inszenierte Frank Plasberg in der Aprilausgabe von „Hart aber fair“ eine
Diskussion zur Scheinheiligkeit eines Atomausstiegs. Dabei beruft er
sich auf den Leiter der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, sowie Claudia
Kemfert (DIW).
 
Entgegen Frank Plasbergs Behauptung erklären Matthias Kurth und auch 
Claudia Kemfert wiederholt in aller Deutlichkeit gegenüber der Presse, 
dass wir in Deutschland genügend Strom produzieren können und 
Strom nur zur Gewinnsteigerung von den Energieversorgern im Ausland 
eingekauft wird. Das wusste auch Frank Plasberg, wie er freimütig
zugibt.

Grund genug von Frank Plasberg endlich eine Gegendarstellung zu fordern.
Senden Sie den Mail-Vorschlag an: 
hart-aber-fair at wdr.de oder schreiben Sie an: 
WDR Köln - Redaktion hartaberfair - Appelhofplatz, 50667 Köln 

Eine Dokumentation der e-mail Korrespondenz finden Sie am Ende der mail.
Den Sendeausschnitt finden Sie hier:
http://www.wdr.de/themen/global/webmedia/webtv/getwebtv.phtml?p=4&b=290
(unter: Schwarz-gelb noch glaubwürdig? Bei 60:30 min bis 62:30 min)

Mit besten Grüßen
Frank Mayer
Greenpeace Gruppe Freiburg
 

Betreff: Scheinheiligkeit Atomstromimport in „hartaberfair“
 
Sehr geehrter Herr Plasberg,
um „eine Diskussion voranzutreiben“ zur Scheinheiligkeit eines schnellen
Atomausstiegs, wollten Sie mit ihrer Darstellung der Atomstromimporte
nach dem Moratorium in ihrer „Hart aber fair“ Sendung vom 6.4.2011 „das
Thema zuspitzen“ und stützen Sie sich auf Matthias Kurth von der
Bundesnetzagentur und Claudia Kemfert (DIW). 

Dem Sinn ihrer Darstellung entgegen, stellt Matthias Kurth gegenüber
phoenix zur aktuellen Versorgungssituation mit nur vier AKW am Netz
fest: „Wir können den Bedarf in Deutschland decken, ohne im Saldo auf
Importe angewiesen zu sein.“ Dies sei auch ohne die Kraftwerke, die vom
Moratorium betroffen sind, möglich, fasst phoenix in seiner
Pressemitteilung zusammen.
http://presse.phoenix.de/news/pressemitteilungen/2011/05/20110519_Forum_Wirtschaft/20110519_Forum_Wirtschaft.phtml

Unisono Claudia Kemfert : „Auch wenn die gegenwärtig acht abgeschalteten
Atomkraftwerke nicht wieder ans Netz gehen, sind in Deutschland noch
ausreichende Produktionskapazitäten vorhanden.“
http://www.diw.de/de/diw_01.c.372727.de/themen_nachrichten/atomausstieg_deutschland_kann_vorangehen_und_profitieren.html

Wenn Sie „um den unternehmerischen Hintergrund der Stromimporte“ wissen,
wie Sie schreiben, muss doch die Diskussion auf die Scheinheiligkeit der
Kritiker eines schnellen Atomausstiegs zielen, wenn diese mit dem
Argument Atom- und Kohlestromimporte ins Feld ziehen.

Ob die zweimalige Zurückweisung von Bärbel Höhns unmittelbaren
Einspruchsversuchen „eine ausreichende Gelegenheit“ der Äußerung
darstellen, ist eine Stilfrage.

Ich protestiere aber vehement gegen eine Darstellung, die nur mit
Verschweigen von wesentlichen Aspekten für eine Geisterdebatte gut ist
wie z.B. der

Kostenlawine durch den Atomausstieg bei gleichzeitigem Verschweigen der
„DIW: Strompreise steigen kaum“- Information
http://www.n-tv.de/politik/DIW-Strompreise-steigen-kaum-article3377571.html

oder

Klimaschädigung durch Atomausstieg bei gleichzeitigem Verschweigen der
europaweiten Festschreibung der CO2-Obergrenze durch die
CO2-Zertifikate. Wird kurzfristig etwas mehr CO2 freigesetzt, wird es an
anderer Stelle wieder eingespart. 
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/tacheles/1446619/

oder 

Notwendigkeit des massiven Netzausbaus ohne Berücksichtigung der Studie
„Voraussetzungen einer optimalen Integration erneuerbarer Energien in
das Stromversorgungssystem“ aus dem Hause des ehemaligen
Wirtschaftsministers Rainer Brüderle, veröffentlicht im Januar 2011.

Während Rainer Brüderle derzeit ständig wiederholt, dass 3600 Kilometer
neue Hochspannungsleitungen nötig seien, veranschlagen die Autoren der
Studie bei einem Öko-Strom-Anteil von mehr als 40 Prozent lediglich 250
Kilometer neue Trassen.
http://www.fr-online.de/wirtschaft/unbequeme-wahrheit-fuer-bruederle/-/1472780/8321436/-/index.html

Herr Plasberg, haben Sie endlich den Mut zu einer Gegendarstellung!

Mit freundlichen Grüßen 
















Von: Redaktion Hart aber fair
am 19.5.2011

Sehr geehrter Herr Mayer, 
Der unternehmerische Hintergrund der Stromimporte war uns bekannt. 
Aber: Unsere Beiträge sollen provozieren, das Thema zuspitzen, um so die

Diskussion voranzutreiben. In der sich anschließenden Gesprächsrunde 
gibt es für die Teilnehmer dann ausreichend Gelegenheit, diese zu 
widerlegen. Dass die Gegenargumente dann womöglich nicht umfassend von 
den Gästen genannt werden, liegt nicht in der Verantwortlichkeit der 
Redaktion. 

So auch hier: Frau Höhn hatte nach dem Film zu den Atomstromimporten 
ausreichend Gelegenheit, sich zu äußern. Sie nannte auch das Argument, 
dass es rein rechnerisch bereits möglich sei, ohne die sieben alten 
Atomkraftwerke Deutschland mit Strom zu versorgen. Dass die 
Stromkonzerne dennoch aus Kostengründen billigeren Atomstrom 
importieren, um so den Unternehmensgewinn zu steigern, sagte sie 
dagegen nicht. 

Auch wenn ich Sie nicht überzeugen konnte und Sie anderer Meinung 
bleiben: Ich würde mich freuen, wenn Sie trotzdem wieder "hart aber 
fair" einschalten und uns als kritischer Zuschauer begleiten. 

Beste Grüße 
Matthias Radner 
verantwortlicher Redakteur 
"hart aber fair" (ARD/WDR) 

Von: Frank Mayer, Greenpeace Freiburg 
am 07.04.2011

Sehr geehrter Herr Plasberg, 
mit ihrer Behauptung, dass seit dem 17. März wir auf Stromimporte aus 
dem Ausland angewiesen sind, sind Sie der Atomlobby auf den Leim 
gegangen. 

Sie, der sich immer für seinem Faktencheck rühmt, macht sich nicht mal 
die Mühe, die - ihnen sicherlich bekannte - Ansicht des
Bundesumweltamtes zu erwähnen. 
Haben Sie den Mumm zu einer Gegendarstellung in ihrer nächsten Sendung. 
Ansonsten haben Sie das gleiche Problem wie die FDP: 
die Unglaubwürdigkeit! 

In seiner dpa Meldung vom 7.4.2011 heißt es beim Weser Kurier:
"Wegen der abgeschalteten Kraftwerke wird verstärkt Atomstrom aus 
Frankreich importiert. Energieversorger warnen, dass dies zu einem 
Dauerzustand werden könnte, falls man bestürzt aus der Atomkraft 
aussteige. Die vermehrten Importe haben aber nichts mit Stromknappheit 
in Deutschland zu tun - sondern damit, dass dieser Strom zu gewissen 
Tageszeiten für die Stromhändler günstiger ist."
http://www.weser-kurier.de/Artikel/News/Politik/Inland/356148/Streit-ueber-Tempo-beim-Atomausstieg.html

Michael Sailer (Chef des Öko-Instituts in Freiburg) in der Süddeutschen 
Zeitung: 
„Wir können genug Strom im eigenen Land erzeugen. Die Energiekonzerne 
entscheiden, wo sie den Strom herholen. Knapp wird er jedenfalls nicht.“
sagt Nuklearexperte und Mitglied der Reaktorsicherheitskommission
Michael Sailer. 
http://www.sueddeutsche.de/politik/nuklearexperte-sailer-zu-atomkraft-wir-sind-auf-der-intensivstation-1.1081714-2

Das Handelsblatt schreibt am 6.4.2011: 
„Das Umweltbundesamt sieht trotz der vorübergehenden Abschaltung von
acht  Atomkraftwerken keine Notwendigkeit für Stromimporte aus anderen 
EU-Staaten. Deutschland ist nicht auf Stromimporte aus Frankreich oder 
anderen Ländern angewiesen, sondern könnte sich komplett selbst
versorgen, sagte der UBA-Energie- und Klimaexperte Harry Lehmann der 
Nachrichtenagentur dpa. 
Die aktuellen Importe seien allein preisgetrieben, weil sich 
Stromhändler mit dem billigsten Strom eindecken. Seit der
AKW-Abschaltung Mitte März kommt es zu vermehrten Atomstromimporten
aus Frankreich und Tschechien, weil es weniger billigen Atomstrom aus 
deutschen Atommeilern gibt. Das ist in einem liberalisierten
europäischen Markt für Strom normal, sagte Lehmann. Offensichtlich ist 
französischer Strom derzeit günstiger als Strom aus deutschen
Reservekraftwerken.“ 
http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/deutschland-braucht-keine-stromimporte/4029120.html

unisono „Die Welt“ vom 6.4.2011: 
http://www.welt.de/wirtschaft/article13085214/Umweltbundesamt-haelt-Stromimporte-fuer-ueberfluessig.html

Strom wird in Deutschland bekanntlich über die Strombörse in Leipzig
(EEX) gehandelt, via Termingeschäft. D.h., insb. die Großabnehmer haben 
sich dort bereits für Jahre im Voraus mit den Strommengen eingedeckt,
die sie benötigen. Das auch noch zu bereits vertraglich festgelegten
Preisen. Einzig die Stromerzeuger sind jetzt eventuell in der
Bredouille, weil sie den bereits verkauften Strom auch liefern müssen. 
Statt die Fehlmengen "günstigst" aus dem Ausland zuzukaufen, könnten 
sie z.B. auch einfach ihre Gaskraftwerke hochfahren. Tun sie aber nicht,
weil das ihre Gewinne schmälern würde. 

Die Atomlobby wirft hier lediglich ihre PR-Maschinerie an, um Zweifel 
am AKW-Ausstieg zu schüren und die Renditen ihrer Investoren zu
schützen. 

Ich bitte Sie sehr um eine Antwort! 

Mit freundlichen Grüßen 
Frank Mayer 








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