[fessenheim-fr] "Stress-Test" / Atom-Ausstieg
klausjschramm at t-online.de
klausjschramm at t-online.de
Mi Mai 18 18:27:05 CEST 2011
18.05.2011
"Stress-Test" abgeschlossen
Statt Atom-Ausstieg neue Mogelpackung?
Der von Bundeskanzlerin Angela Merkel nach der Reaktor-Katastrophe
von Fukushima angekündigte "Stress-Test" der deutschen Atomkraftwerke
ist abgeschlossen. Das Ergebnis des Tests am grünen Tisch ist wie
kaum anders zu erwarten dürftig. Immerhin wurde endlich offiziell
bestätigt, daß keiner der 17 Reaktoren ausreichend gegen
Flugzeugabstürze geschützt ist. Nach den regierungsamtlichen
Äußerungen zeichnet sich ab, daß ein "Atom-Ausstieg" nach "rot-
grünem" Vorbild verkündet werden soll.
Ähnlich wie bei dem von "Rot-Grün" im Jahr 2000 verkündeten Atom-
Ausstieg wird es zur Stilllegung einiger Reaktoren kommen, um so die
übrigen um so länger betreiben zu können. Zur Beschwichtigung der in
den vergangenen Monaten immer vehementer einen realen Atom-Ausstieg
fordernden Bevölkerung werden vermutlich zwischen fünf und acht der
17 Reaktoren stillgelegt. Zugleich ist jedoch zu erwarten, daß alle
anderen zumindest nicht vor 2014, dem Termin der kommenden
Bundestagswahl, abgeschaltet werden sollen. Dies würde eine erneute
Bestandsgarantie bedeuten, wie sie auch "Rot-Grün" im Jahr 2000 für
17 von 19 Atom-Reaktoren durchsetzte. Der Weiterbetrieb der übrigen
Atomkraftwerke wäre bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag gesichert.
Zur Witzfigur machte sich der pseudo-grüne frühere Atom-Minister
Jürgen Trittin, der das Ergebnis des "Stress-Tests" als
"schockierend" bezeichnete. Trittin hatte nach den Terror-Anschlägen
am 11. September 2001 auf WTC und Pentagon ein Gutachten in Auftrag
gegeben, um zu überprüfen, ob die deutschen Atomkraftwerke gegen den
gezielten Absturz eines entführten Passagierflugzeugs geschützt
seien. Trittin ließ dieses Gutachten dann jedoch in der Schublade
verschwinden. (Wir berichteten am 7. April 2003) Auch Trittins
Nachfolger im Amt des Atom-Ministers (2005- 2009) veröffentlichte
dieses Gutachten nicht. Nun wird der Inhalt, der damals
durchsickerte, offiziell aber immer bestritten wurde, durch den
"Stress-Test" bestätigt.
Der derzeitige Atom-Minister ("Umwelt"-Minister) Norbert Röttgen
bestätigte am Dienstag bei der Vorstellung des Ergebnisses des
"Stress-Tests": Die sieben ältesten Reaktoren verfügen über keinen
oder nur einen geringen Schutz gegen Terror-Attacken aus der Luft.
Laut Prüfbericht ist keines der deutschen Atomkraftwerke gegen einen
Angriff mit einem großen Passagierflugzeug wie etwa einer Boeing 747
oder einem Airbus 380 gewappnet. Biblis A und B, Brunsbüttel und
Philippsburg verfügen nicht einmal über den baulichen Schutz, dem
Aufprall eines Militärflugzeugs vom Typ Starfighter standzuhalten.
Ein breites Bündnis aus Umwelt-Verbänden, Anti-Atom-Initiativen und
Gewerkschaften ruft für den 28. Mai in bundesweit 21 Städten zu
Demonstrationen für den Atom-Ausstieg auf. "Die einzige Antwort, die
die Risiken der Atomkraft wirklich ernst nimmt, ist das sofortige und
endgültige Abschalten aller Atomkraftwerke," erklärten die
VeranstalterInnen einvernehmlich. Die Reaktorkatastrophe von
Fukushima habe deutlich gezeigt, daß die Atomkraft unbeherrschbar sei
und tägliche tödliche Risiken berge.
Weiter heißt es in einer gemeinsamen Medien-Mitteilung der
VeranstalterInnen: "Zwar hat Bundeskanzlerin Angela Merkel
angekündigt, daß nach Fukushima nichts mehr so sei wie vorher. Noch
ist aber völlig unklar, was dies bedeutet und wie die Bundesregierung
die Empfehlungen der von ihr nach der Fukushima-Katastrophe
eingesetzten Kommissionen umsetzen wird. Wir akzeptieren keinerlei
Verzögerung beim Atomausstieg seitens der Atomkraftwerksbetreiber und
der Bundesregierung." Vor dem Auslaufen des Atom-Moratoriums Mitte
Juni werde deshalb mit den geplanten Demonstrationen am 28. Mai
erneut der Wille der Bevölkerung nach einem sofortigen Atomausstieg
auf die Straße getragen.
Geplant sind Demonstrationen und Kundgebungen in Berlin, Hamburg,
Frankfurt am Main, Kiel, Bremen, Hannover, Göttingen, München, Fürth,
Landshut, Mannheim, Freiburg, Ulm, Bonn, Münster, Essen, Mainz,
Dresden, Magdeburg, Güstrow und Erfurt.
Weitere Informationen unter: www.anti-atom-demo.de
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Atom-Ausstieg teuer?
Im Gegenteil: Ersparnis von jährlich
mehr als 8 Milliarden Euro (10.05.11)
Baden-Württemberg: "Grün-Rot" fällt
der Anti-Atom-Bewegung in den Rücken (28.04.11)
RWE-Hauptversammlung
Großmann unbeirrt auf Atom-Kurs (20.04.11)
Restrisiko: Auch Terrorangriffe gegen AKW
sollen nicht länger ausgeblendet werden (31.03.11)
AKW Philippsburg
Mit Nebelwerfer gegen Terror-Gefahr? (21.07.10)
Terrorziel Atomkraftwerk
TV-Magazin 'Frontal21' veröffentlicht Geheimbericht (17.06.09)
Atomkraftwerke sind potentielle Terror-Ziele
BUND warnt vor 9/11 in Deutschland (5.09.08)
Neues EPR-Atomkraftwerk
kann durch Flugzeug-Attacke zerstört werden (26.03.08)
Lizenz zum Abschuß von Passagierflugzeugen
Bundesverfassungsgericht entscheidet
über "Luftsicherheitsgesetz" (9.11.05)
Auch neue EPR-Atomkraftwerke terrorgefährdet
Greenpeace kritisiert Zensur der französischen Regierung
(25.09.05)
Präventiver Abschuß von Flugzeugen
Es geht um ungesicherte AKWs (12.01.05)
Amt für Fragenschutz
Wendländer bekommen keine Auskunft von "Rot-Grün" (21.06.04)
Deutsche AKWs ungesichert gegen Flugzeug-Terror
Geheime GRS-Studie in österreichischen Medien (17.12.03)
AKWs ungeschützt
gegen Terror-Angriffe (7.04.03)
Atom-Ausstieg selber machen!
Der deutsche "Atom-Ausstieg"
Info-Serie Atomenergie - Folge 2
Mehr Informationen über die Mailingliste fessenheim-fr