[fessenheim-fr] Asse II
klausjschramm at t-online.de
klausjschramm at t-online.de
Do Apr 14 20:33:13 CEST 2011
Hallo Leute!
Hier ein Artikel zu den neuen Radioaktivitäts-Werten
in Asse II.
Ciao
Klaus Schramm
14.04.2011
Stark erhöhte Radioaktivität
im "Versuchs-Endlager" Asse II
Im "Versuchs-Endlager" Asse II bei Wolfenbüttel wurde ein starker
Anstieg der Radioaktivität in der aus Einlagerungskammern
austretenden Lauge gemessen. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS)
veröffentlichte einen Wert von 240.000 Becquerel Cäsium 137 pro
Liter, der an Kammer 12 festgestellt wurde. Die Menge der
radioaktiven Lauge wurde jedoch nicht bekannt gegeben.
"Das ist der bislang höchste Wert von Cäsium 137 in einer
Lösungsprobe, der in der Asse nach dem Ende der Einlagerung im Jahr
1978 gemessen wurde," sagte BfS-Sprecher Werner Nording. Angeblich
kann das BfS nicht einschätzen, ob Gefahr besteht. Die im Januar 2010
angekündigte Rückholung des Atommülls, wird derweil weiter
hinausgezögert. Obwohl inzwischen nicht mehr umstritten ist, daß die
Rückholung wegen der in den kommenden Jahren wachsenden Gefahr eines
Absaufens des ehemaligen Bergwerks äußerst dringend ist, bewegt sich
nichts. Die Dringlichkeit der von der Anti-Atom-Bewegung bereits seit
über zehn Jahren geforderten Bergung des Atommülls, der bei einem
Zusammenbruch der Schachtanlagen das Grundwasser gefährdet, wurde
zuletzt im Dezember 2010 deutlich. Zu diesem Zeitpunkt wurde bekannt,
daß sich der Wasserzufluß innerhalb weniger Monate verdoppelt hat.
Neben dem strahlenden Cäsium-Isotop wurden in der Lauge laut Nording
auch "in einer geringen Konzentration" Kobalt 60 festgestellt. Die
sogenannte Freigrenze für die Cäsium-137-Aktivitäts-Konzentration
liegt bei 10.000 Becquerel pro Kilogramm. Bei dem veröffentlichten
Wert von 240.000 Becquerel Cäsium 137 pro Liter handelt es sich daher
um eine Überschreitung um mehr als das 20-fache. (Ein Liter Lauge ist
schwerer als ein Kilogramm.)
Nach offiziellen Angaben wurde im Jahr 2008 an der selben Stelle bei
Kammer 12 in 750 Meter Tiefe noch eine Konzentration von rund 90.000
Becquerel pro Liter gemessen. Dies bedeutet, daß die Radioaktivität
um rund das 2,7-fache gestiegen ist. Inoffiziell ist bereits seit
1994 bekannt, daß die dort festgestellt Lauge radioaktiv kontaminiert
ist. Dies deutet darauf hin, daß die eingelagerten Fässer mit
radioaktivem Müll bereits in der Zeit zwischen 1978 und 1994 undicht
geworden sind. Dennoch wurde sowohl vom damals zuständigen Helmholtz-
Zentrum als auch von dem Aufsicht führenden
Bundeswissenschaftsministerium (bis Ende 2008 trug Ministerin Annette
Schavan die Verantwortung, danach der heutige "Oppositionsführer"
Sigmar Gabriel) immer wieder behauptet, das "Versuchs-Endlager" sei
"absolut sicher" und der Zutritt von Wasser "mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit" ausgeschlossen.
In dem als "Versuchs-Endlager" bezeichneten ehemalige Kali- und Salz-
Bergwerk Asse II wurden von 1967 bis 1978 angeblich rund 126.000
Behälter mit schwach- und 1300 mit mittelradioaktivem Müll
untergebracht. Vollständige Aufzeichnungen fehlen jedoch und es ist
bis heute unklar, was genau eingelagert wurde. In den vergangenen
Jahren wurde entdeckt, daß außer radioaktivem Müll auch Giftstoffe
wie Arsen und Blei sowie Tierkadaver und Sprengstoff in den Stollen
und Kammern "entsorgt" wurden. Asse II sollte als Beweis dienen, daß
ein Salzstock als "Endlager" für radioaktiven Müll geeignet ist. Es
sollte somit nicht zuletzt der Durchsetzung von Gorleben als Standort
für ein Endlager für hochradioaktiven Müll dienen.
Zur Zeit ist eine Radioaktivität von 240.000 Becquerel pro Liter
Lauge - wie laut BfS gemessen - nicht sonderlich gefährlich. In einem
Meter Entfernung und ohne direkten Kontakt liegt die Belastung für
das Personal vor Ort bei weniger als einem Zehntel µSv/h. Nach der
Einschätzung von Strahlenschutz-ExpertInnen ist das veröffentlichte
Meß-Ergebnis dennoch besorgniserregend, denn bei Kontakt mit dem
Grundwasser kann ein immenser und nicht wieder gutzumachender Schaden
entstehen. Dabei ist zumindest im Raum Wolfembüttel bekannt, daß die
beiden benachbarten Schächte Asse I und Asse III bereits vor langer
Zeit abgesoffen sind. Von dem weniger als zehn Kilometer entfernten
Salzbergwerk Hedwigsburg war nach einem Wassereinbruch nur noch ein
wassergefüllter Krater übrig geblieben. Und einer der Gründe, warum
der Vorbesitzer des Bergwerks Asse II 1964 die Salzförderung
aufgegeben hatte, war das Fehlen eines Fluchtwegs "im Falle eines
größeren Wassereinbruchs."
Udo Dettmann vom Asse-Koordinierungskreis kritisiert: "Die Hälfte der
Information fehlt. Es ist nicht klar, wie viel belastete Lauge
tatsächlich angefallen ist." Dettmann fordert, die Vorarbeiten für
die Bergung der Fässer müßten umgehend beginnen. Derzeit schreibe das
BfS aber Antrag auf Antrag während das Niedersächsische "Umwelt"-
Ministerium Auflage um Auflage mache. Die erste Probe-Bohrung, die
für Sommer 2010 geplant war, hat noch immer nicht stattgefunden. Auch
Bundes-Atom-Minister Norbert Röttgen muß in dem seit Monaten
herrschenden "Papierkrieg" noch eine Stellungnahme abgeben und kann
so die dringend erforderliche Bergung des Atom-Mülls weiter
verzögern. Immer deutlicher wird mittlerweile, daß Partei-
PolitikerInnen und Behörden bewußt auf Zeit spielen, um die für die
deutsche Atom-Mafia äußert peinliche Rückholung des Atommülls zu
vermeiden.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Drei Monate Denkpause
auch für Gorleben? (30.03.110)
"Versuchs-Endlager" Asse II
Wasserzutritt verdoppelt (15.12.10)
Erhöhte Krebs-Rate
um das "Versuchs-Endlager" Asse II (25.11.10)
Neue wissenschaftliche Studie:
AKW und tote weibliche Embryos (19.11.10)
CDAK interveniert
gegen Wiederwahl Annette Schavans in Parteivorstand (14.11.10)
In Asse II wird probegebohrt
Weitere Zeitverzögerung vor der Rückholung (27.03.10)
Einsturzgefahr im "Versuchs-Endlager" Asse II
Atommüll wird rückgeholt (15.01.10)
"Versuchs-Endlager" Asse II:
Mit Spezialbeton Hohlräume verfüllt (8.12.09)
Morsleben-Kongreß
Forderung nach Offenlegung einer geheimen Studie
zur Rückholbarkeit des radioaktiven Mülls (21.11.09)
"Versuchs-Endlager" Asse II:
Decke eingestürzt (9.10.09)
"Versuchs-Endlager" Asse II:
Rückholung des Atommülls laut Bundesamt möglich (2.10.09)
Verstärkter Laugeneinbruch
im "Versuchs-Endlager" Asse II (18.09.09)
Skandal-Serie Asse II: Noch mehr Plutonium
im "Versuchs-Endlager" (29.08.09)
Skandal-Serie Asse II:
Hochradioaktiver Müll im "Versuchs-Endlager"?
MONITOR veröffentlicht Siemens-Unterlagen (24.07.09)
Skandal-Serie Asse II:
Erneuter Fund radioaktiver Lauge (15.07.09)
Skandal-Serie Asse II:
Nun auch noch Sprengstoff (26.06.09)
Asse II: Strom-Konzerne drückten
die Sicherheits-Standards (3.06.09)
Asse II: Mehr radioaktiver Müll als vermutet
Greenpeace findet Hinweise auf zu niedrige Angaben
in den Inventar-Listen (7.05.09)
Asse II: Einsturzgefahr in Kammer 7 akut
(29.04.09)
Asse II diente auch der Bundeswehr als Atomklo
Endlager-Skandal nimmt immer neue Dimensionen an (24.04.09)
Asse II: Auch Fässer mit Pestiziden,
Arsen und Blei im "Versuchs-Endlager" Asse II (15.04.09)
Versuchslager Asse II
Wer hat den radioaktiven Müll produziert? (23.02.09)
Lauge aus Atommüll-Lager Asse erneut nach 'Mariaglück'
Dringend nötige Rückholung weiter verzögert (7.02.09)
Einsturzgefahr im Atommüll-Lager Asse
Seit Dezember nicht veröffentlicht (15.01.09)
Asse II: Der Wechsel zum BfS ist nur Pop
Rückholung des radioaktiven Mülls bislang nicht geplant
(5.09.08)
Gefahr durch atomares Versuchslager Asse II nicht länger
geleugnet
Atom-Minister Gabriel: "Zustände in Asse sind unhaltbar"
Wird das Bergwerk geräumt? (2.09.08)
Verdacht auf hochradioaktiven Müll im Versuchslager Asse II
"Brennstäbe in Blechdosen" (29.07.08)
Skandal-Grube Asse II
Eindringendes Wasser radioaktiv kontaminiert (12.06.08)
Drohende Umweltkatastrophe durch Atom-Lagerstätte Asse
Gabriel räumt Gefahren ein (21.11.07)
Endlager-Wahnsinn (28.02.01)
Atom-Ausstieg selber machen!
Der deutsche "Atom-Ausstieg"
Folge 2 der Info-Serie Atomenergie
Die Subventionierung der Atomenergie
Folge 3 der Info-Serie Atomenergie
Das ungelöste Problem der Endlagerung
Folge 12 der Info-Serie Atomenergie
Mehr Informationen über die Mailingliste fessenheim-fr