[fessenheim-fr] CASTOR-Transport Geesthacht-Cadarache

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Mo Jul 12 12:40:50 CEST 2010


Hallo Leute!

Hier ein Artikel aus der Bergedorfer Zeitung zum Thema
CASTOR-Transport Geesthacht-Cadarache.

Ciao
   Klaus Schramm


bergedorfer-zeitung.de, 09.07.10

GKSS-Forschungszentrum
Gefährlicher Atomtransport in letzter Minute gestoppt

Geesthacht. Der umstrittene Transport von radioaktivem Müll aus dem 
GKSS- Forschungszentrum - wegen technischer Mängel wurde er in 
letzter Minute gestoppt. Die strahlenden Reste des Atomfrachters 
"Otto Hahn" sollte Geesthacht eigentlich als Geheimtransport 
verlassen.  

Auf dem Gelände des vergangene Woche abgeschalteten 
Forschungsreaktors des GKSS lagern 52 Brennstäbe, die radioaktiv sind 
und Geesthacht eigentlich längst verlassen haben sollten. Foto: Timo 
Jann  

Doch technische Probleme mit dem Transportbehälter B(U)F-96 haben die 
Tour 3300 nach Cadarache/Frankreich (1500 Km) gestoppt. Unklar ist 
nun, wann der Müll die Stadt verlässt. "Der Transport ist, so wurde 
es mitgeteilt, auf unbestimmte Zeit verschoben. Man hat uns noch 
keinen neuen Termin für die Abfahrt genannt", erklärte Karsten Wagner 
aus dem Einsatzführungsstab der Polizeidirektion. "Wir melden den 
Transport kurzfristig an, wenn alle Voraussetzungen stimmen", sagte 
GKSS-Sprecher Torsten Fischer.  

Und mit diesen "Voraussetzungen" sind Anforderungen gemeint, die das 
Bundesamt für Strahlenschutz (BfS, Berlin) für den Transport vorgibt. 
Unter anderem muss der Unterdruck in dem Transportbehälter (Baujahr 
2008) Messwerte erfüllen. Einzeln und in der Summe. Und dabei soll es 
nach Informationen unserer Zeitung Probleme geben. So war der 
umstrittene Transport konkret für den vergangenen Freitag (Abfahrt um 
17 Uhr) geplant. Doch Tests ergaben, dass der Behälter Druck 
verliert. Damit könnten Fragen der Sicherheit beeinträchtigt sein. 
Und Kompromisse lässt die Transportgenehmigung des BfS nicht zu.  

Nach Informationen unserer Zeitung soll der Transport erst bei der
Abfahrtkontrolle durch TÜV-Experten durchgefallen sein, so dass die
Brennstäbe wieder ausgeladen werden mussten.

"Für uns ist das kein Problem", sagte Fischer. Er kündigte an, man 
werde solange an dem Container arbeiten, bis alles sicher ist und die 
Parameter passen. "Für GKSS steht Sicherheit an erster Stelle."  

Fischer will zu den technischen Schwierigkeiten allerdings im Detail 
nichts sagen. Bei der dem Kieler Justizministerium angegliederten 
Atomaufsicht der Landesregierung zeigte sich deren Sprecher Oliver 
Breuer überrascht: "Ich dachte, das Zeug wäre längst weg", sagte er, 
als er durch unsere Zeitung davon hörte, dass der Transport 
abgeblasen wurde. Seine Recherche ergab: "Der Transportbehälter war 
nicht dicht, deshalb konnte der Transport nicht wie geplant 
abgewickelt werden."  

Wie berichtet sollten 52 jeweils rund einen Meter lange Brennstäbe 
des einzigen deutschen Atomfrachters "Otto Hahn", die nach dem Aus 
für den Atomantrieb des Schiffes im Jahre 1979 für Forschungszwecke 
in Geesthacht geblieben waren, aus dem GKSS- Forschungsschiff 
abtransportiert werden. Zunächst nach Cadarache in Südfrankreich, um 
dort mit Brennstoff aus dem früheren Reaktor des Karlsruher 
Forschungszentrums zusammengefasst zu werden. Danach soll die Fracht 
ins Zwischenlager nach Lubmin. Strecke des Atommüll-Transports von 
Geesthacht nach Frankreich und nach Lubmin: 3300 Kilometer.  

Mit der Abwicklung der Fracht auf der Straße wurde die Hanauer Firma 
"Nuclear Cargo + Service GmbH" (NCS) beauftragt, die unter anderem 
über Spezialbehälter verfügt. "Der Behälter weist beim Transport 
einen Unterdruck von 0,5 bar auf, ein Druckverlust liegt nicht vor", 
teilte Iris Muhm von NCS auf Anfrage mit. Muhm: "Die Differenz ist 
lediglich im Nachweisverfahren begründet. Wir arbeiten an der 
Verfeinerung des Nachweisverfahrens." Verantwortlich für das 
Verpacken der Brennstäbe in den Transportbehälter ist laut Fischer 
eine Kooperation aus Experten des GKSS und der NCS. "Wir setzen 
selbstverständlich alle technischen Anforderungen um", verspricht 
Fischer.  

Sollten die Probleme mit der Verpackung der Brennstäbe länger dauern, 
benötigt die GKSS eine neue Transportgenehmigung, denn die vorhandene 
erlaubt den Transport nur im Juli. Fraglich ist, ob später zeitlich 
noch eine Bündelung mit dem anderen Kernbrennstoff in Cadarache 
möglich ist. Denn auch der Transport nach Lubmin hat eine zeitlich 
begrenzte Genehmigung. Fährt er ohne die "Otto Hahn"-Brennstäbe in 
Cadarache ab, ist Lubmin als Lager für Castorbehälter dicht. Möglich, 
dass der strahlende Müll dann länger als gedacht in Geesthacht 
bleibt.  

Laut Fischer und Breuer sind die Brennstäbe im Forschungszentrum in 
der "heißen Zelle" sicher gelagert.





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