[fessenheim-fr] schwarz-gelber Atom-Ausstieg?
klausjschramm at t-online.de
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Di Feb 9 23:53:31 CET 2010
Hallo Leute!
Hier - leider wieder mal ein wenig verspätet - ein
Artikel zu Röttgens Verküdung eines "schwarz-gelben"
Atom-Ausstiegs.
Ciao
Klaus Schramm
6.02.2010
Atom-Minister Röttgen sendet Signale
Kommt nun der "schwarz-gelbe" Atom-Ausstieg?
Atomkraft? Nein Danke! Atom-Minister Norbert Röttgen hat offenbar
dieselbe Funktion, die schon seine Vorgängerin im Amt, die heutige
Bundeskanzlerin Angela Merkel, von 1994 bis 1998 ausgefüllt hat: Zu
signalisieren, daß "Umweltfragen" bei der jeweiligen Regierung Gehör
fänden und zugleich Störungen des Weiterbetriebs der deutschen
Atomkraftwerke auszuräumen. Und hierzu gehört spätestens seit den
Zeiten von "Rot-Grün" die Verkündung eines Atom-Ausstiegs. Damit dies
- ebenso wie unter "Rot-Grün" - nicht etwa eingeklagt werden kann,
legte sich Röttgen nicht fest und verlegte das Ende der
"Brückentechnologie" auf den Zeitpunkt, an dem der Anteil der
erneuerbaren Energien an der Stromproduktion in Deutschland auf
vierzig Prozent gestiegen sei.
Die Verkündung von Röttgen entbehrt nicht einmal einer gewissen
Logik. Denn der Anteil der erneuerbaren Energien (16 Prozent) und der
Atomkraftwerke (23 Prozent) an der Stromproduktion liegt tatsächlich
bei rund 40 Prozent und angeblich - so der Koalitionsvertrag - sollen
die Atomkraftwerke noch so lange Strom produzieren, bis ihr Anteil
durch erneuerbare Energien ersetzt werden kann. Energiefachleute
wissen allerdings, daß es sich hierbei um eine "Milchmädchenrechnung"
handelt, da im Jahresdurchschnitt der Strom von vier deutschen
Atomkraftwerken exportiert wird. Übersehen - oder ausgeblendet - wird
von Röttgen auch, was in jenem Zeitraum, in dem die erneuerbaren
Energien bis auf 40 Prozent anwachsen, mit dem zugleich steigenden
Stromüberschuß geschehen soll. Denn statt die Atomkraftwerke nach und
nach abzuschalten - wie es doch laut dem "rot-grünen" Atom-Ausstieg
angeblich festgelegt war - soll laut Röttgen erst am Ende dieses
Zeitraums mit dem Abschalten begonnen werden.
Bekannt ist zudem, daß eine der grundlegenden Voraussetzungen der
bereits seit über zwei Jahrzehnten im Detail ausgearbeiteten
Energiewende darin besteht, den in Deutschland seit Jahren bei rund
620 TWh stagnierenden Stromverbrauch mit wirtschaftlich vertretbaren
Maßnahmen innerhalb von 8 Jahren um 200 TWh zu reduzieren. Mit einer
konsequenten Förderung von Effizienzsteigerung und Stromeinsparung
ließe sich der Stromverbrauch in Deutschland innerhalb von 15 Jahren
sogar halbieren.
Von all dem scheint Röttgen nichts zu wissen oder nichts wissen zu
wollen - und so dürfte seine Verkündung eines "schwarz-gelben" Atom-
Ausstiegs dem selben Zweck dienen wie die "rot-grüne" Verkündung aus
dem Jahr 2000: den Widerstand gegen den Weiterbetrieb der
Atomkraftwerke in Deutschland zu schwächen. Und ebenso wie vor zehn
Jahren werden in den kommenden Wochen heftige Diskussionen innerhalb
der Regierung geführt werden, ob dieser "Atom-Ausstieg" nun zu
schnell oder zu langsam erfolge. Auch dies dient einem Zweck: Mit den
ProtagonistInnen der jeweiligen Positionen identifiziert sich ein
großer Teil der BundesbürgerInnen, die so eingebunden werden und
weiterhin wähnen, ihre Interessen würden vertreten. Zum zweiten
dürfte der Zweck dieser neuerlichen Ausstiegs-Verkündung darin zu
suchen sein, daß sie den Weg für zukünftige "schwarz-grüne"
Koalitionen ebnet.
Ein besonderer Witz besteht darin, daß in den deutschen Mainstream-
Medien nach wie vor von "Laufzeitverlängerungen" die Rede ist. In
Deutschland gab es - im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern, in
denen Atomkraftwerke betrieben werden - nie zeitlich beschränkte
Betriebsgenehmigungen für Atomkraftwerke. Solche gab es in
Deutschland nicht vor dem Jahr 2000 und solche wurden entgegen der
offiziellen Desinformation auch nicht von "Rot-Grün" beschlossen. Es
muß immer wieder daran erinnert werden, daß noch bis vor fünf Jahren
auf der Internet-Seite der Bundes-"Umwelt"-Ministeriums eine obskure
Tabelle veröffentlicht war, in der ohne irgend eine nachprüfbare
rechnerische Grundlage für jedes AKW ein konkretes Abschalt-Datum
eingetragen war:
Biblis A...............................26.02.2007
Neckarwestheim 1...........01.12.2008
Biblis B...............................31.01.2009
Brunsbüttel.......................09.02.2009
u.s.w.
Dabei müßte eigentlich jedem halbwegs kritischen Menschen klar sein,
daß Verkündungen jeder beliebigen deutschen Bundesregierung, deren
Eintreffen jenseits der vierjährigen Legislaturperiode liegen, für
die sie gewählt wurde, jeglicher "Geschäftsgrundlage" entbehren.
Allein hieran ist zu erkennen, daß es sich beim "schwarz-gelben" Atom-
Ausstieg um eine ebensolche Mogelpackung handelt wie beim "rot-
grünen".
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel zum Thema:
100 Prozent Ökostrom in 8 Jahren
Eine realistische Perspektive für die Energiewende? (15.03.08)
Solarer Wasserstoff
Seit über 20 Jahren eine praktikable Alternative (3.11.07)
Gabriel läßt AKW Biblis A in Betrieb
Abschaltung war für 26. Februar 2007 angekündigt (28.02.07)
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