[fessenheim-fr] Atommüll wird rückgeholt

klausjschramm at t-online.de klausjschramm at t-online.de
So Jan 17 12:34:42 CET 2010


Hallo Leute!

Hier - leider diesmal mit zweitägiger Verspätung - ein
Artikel aus REGENBOGEN NACHRICHTEN zu Asse II.
Am Freitag kam diese Neuigkeit zwar auch in den
Mainstream-Medien, in der 'Badischen Zeitung' sogar
auf der Titelseite. Es dürfte aber durchaus mal interessant
sein, zu vergleichen, welche wesentlichen Informationen
wo zu finden sind...

Ciao
   Klaus Schramm

P.S.: Entschuldigt die Schleichwerbung, soll nicht wieder
vorkommen ;-)


15.01.2010

Einsturzgefahr im "Versuchs-Endlager" Asse II
Atommüll wird rückgeholt

Atommüll in unterirdischem Salzbergwerk Wegen Einsturzgefahr und 
drohendem Absaufen des ehemaligen Kali- und Salzberg- werks Asse II 
bei Wolfenbüttel hat das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) 
empfohlen, den kompletten Atommüll rückzuholen. "Dies ist die beste 
Variante beim weiteren Umgang mit den dort eingelagerten radioaktiven 
Abfällen", begründete BfS-Präsident Wolfram König am heutigen Freitag 
auf einer Pressekonferenz in Hannover diese Entscheidung. Die bis 
Ende 2008 zuständige Ministerin Annette Schavan hat mittlerweile 
eingeräumt, daß in dem "Versuchs-Endlager" weit mehr Atommüll 
eingelagert worden war, als für Forschungszwecke nötig gewesen sei. 
Der mittlerweile zuständige Atom-Minister Norbert Röttgen bestätigte 
die Empfehlung des BfS: "Nach jetzigem Erkenntnisstand und im 
Hinblick auf die Langzeitsicherheit erscheint die vollständige 
Rückholung als die bevorzugte Variante für die Stilllegung von Asse."

Der Entscheidung war ein zeitraubender Optionen-Vergleich 
vorausgegangen, der auf einen Beschluß von Röttgens Amtsvorgänger 
Sigmar Gabriel zurückging. Untersucht worden war dabei, ob die rund 
126.000 Fässer mit radioaktivem Müll an ihrem jetzigen Standort in 
rund 500 bis 700 Meter Tiefe in dem ehemaligen Salzbergwerk sicher 
einbetoniert werden könnten, ob eine Umlagerung in deutlich tiefere 
Schichten um 1000 Meter Langzeitsicherheit gewährleisten würde, ob 
das ehemalige Bergwerk mit Magnesiumchlorid-Lösung geflutet oder ob 
der radioaktivem Müll an die Oberfläche rückgeholt werden solle. Zu 
den Kosten der Rückholung mache das BfS keine Angaben. In einem 
Gutachten des Essener Ingenieur- und Consultingunternehmens DMT und 
des TÜV Nord werden die Kosten mit mehr als zweieinhalb Milliarden 
Euro beziffert.

Nach dem über Monate hin Vieles dafür sprach, daß Parteien-
PolitikerInnen den Faktor Zeit in ihrem Sinne arbeiten lassen 
wollten, rät das BfS nun zu großer Eile, da die Grube instabil ist 
und Wasser eindringt. BfS-Präsident König erklärte: "Der Zeitfaktor 
ist ganz wichtig." Zugleich relativierte er die Empfehlung und machte 
eine Bedingung für die Rückholung der Atommüll-Fässer geltend: "Wenn 
die eingelagerten Abfälle in einem deutlich schlechteren Zustand 
sind, als bislang zu erwarten und eine Bergung zu einer 
unvertretbaren Strahlenbelastung der Beschäftigten führt, muß die 
Präferenz der Rückholung neu bewertet werden".

Asse II wurde ab 1965 von der Bundesregierung als Versuchs-Endlager 
eingerichtet. Es diente nach offiziellen Angaben dem Zweck, die 
Einlagerung von radioaktivem Müll in Salz zu testen und so letztlich 
den Beweis für die Tauglichkeit des Salzstocks Gorleben als atomares 
Endlager zu liefern. Bis 1979 wurde bedenkenlos radioaktiver Müll im 
"Versuchs-Endlager" versenkt. Im Jahr 2007 wurde bekannt, daß bereits 
seit 1988 Wasser in die Stollen von Asse II eindringt. Der Zufluß hat 
sich auf insgesamt zwölfeinhalb Kubikmeter pro Tag ausgeweitete. Über 
Jahre hin war die Tatsache von Seiten des Betreibers geleugnet 
worden. Bereits 1965 war bekannt, daß die beiden benachbarten 
Schächte Asse I und Asse III bereits abgesoffen waren. Von dem 
weniger als zehn Kilometer entfernten Salzbergwerk Hedwigsburg war 
nach einem Wassereinbruch nur noch ein wassergefüllter Krater übrig 
geblieben.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel zum Thema:

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Mit Spezialbeton Hohlräume verfüllt (8.12.09)

      Schacht Konrad angeblich verfassungskonform
      Gericht nahm Beschwerde nicht zur Entscheidung an (26.11.09)

      Morsleben-Kongreß
      Forderung nach Offenlegung einer geheimen Studie
      zur Rückholbarkeit des radioaktiven Mülls (21.11.09)

      CASTOR-Transporte ins Zwischenlager Ahaus
      Der Weg zum illegalen Endlager (14.11.09)

      Atommüll-Lager Morsleben
      Chance zur Stilllegung per Öffentlichkeitsbeteiligung 
(23.10.09)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Decke eingestürzt (9.10.09)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Rückholung des Atommülls laut Bundesamt möglich (2.10.09)

      Endlagerpläne in Schweden hinfällig
      Auch Kupfer hält nicht dicht (30.09.09)

      Verstärkter Laugeneinbruch
      im "Versuchs-Endlager" Asse II (18.09.09)

      Karlsruhe: "Atomsuppe" wird verglast
      Verbleib nach wie vor ungeklärt (17.09.09)

      Gorleben: Regierung Kohl setzte 1983
      Gutachter unter Druck (9.09.09)

      Skandal-Serie Asse II: Noch mehr Plutonium
      im "Versuchs-Endlager" (29.08.09)

      Sargnagel für Endlager Gorleben
      Verträge laufen 2015 aus (22.08.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Hochradioaktiver Müll im "Versuchs-Endlager"?
      MONITOR veröffentlicht Siemens-Unterlagen (24.07.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Erneuter Fund radioaktiver Lauge (15.07.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Nun auch noch Sprengstoff (26.06.09)

      Asse II: Strom-Konzerne drückten
      die Sicherheits-Standards (3.06.09)

      Illegaler Ausbau unter Gorleben
      1,5 Milliarden Euro bereits für Ausbau als "Endlager" 
investiert
      (28.05.09)

      Asse II: Mehr radioaktiver Müll als vermutet
      Greenpeace findet Hinweise auf zu niedrige Angaben
      in den Inventar-Listen (7.05.09)

      Asse II: Einsturzgefahr in Kammer 7 akut
      (29.04.09)

      Asse II diente auch der Bundeswehr als Atomklo
      Endlager-Skandal nimmt immer neue Dimensionen an (24.04.09)

      Asse II: Auch Fässer mit Pestiziden,
      Arsen und Blei im "Versuchs-Endlager" Asse II (15.04.09)

      Versuchslager Asse II
      Wer hat den radioaktiven Müll produziert? (23.02.09)

      Lauge aus Atommüll-Lager Asse erneut nach 'Mariaglück'
      Dringend nötige Rückholung weiter verzögert (7.02.09)

      Einsturzgefahr im Atommüll-Lager Asse
      Seit Dezember nicht veröffentlicht (15.01.09)

      Asse II: Der Wechsel zum BfS ist nur Pop
      Rückholung des radioaktiven Mülls bislang nicht geplant 
(5.09.08)

      Gefahr durch atomares Versuchslager Asse II nicht länger 
geleugnet
      Atom-Minister Gabriel: "Zustände in Asse sind unhaltbar"
      Wird das Bergwerk geräumt? (2.09.08)

      Verdacht auf hochradioaktiven Müll im Versuchslager Asse II
      "Brennstäbe in Blechdosen" (29.07.08)

      Skandal-Grube Asse II
      Eindringendes Wasser radioaktiv kontaminiert (12.06.08)

      Drohende Umweltkatastrophe durch Atom-Lagerstätte Asse
      Gabriel räumt Gefahren ein (21.11.07)

      Die BI Schacht Konrad weitet den Kampf aus
      Zahlreiche Aktionen gegen Atommülldeponie (4.07.07)

      Niederlage im Kampf gegen Schacht Konrad
      Gericht gibt Atom-Mafia recht (3.04.07)

      Atomares Endlager
      Yucca Mountain gestoppt (22.07.04)

      ItalienerInnen erfolgreich -
      kein Endlager weltweit (2.12.03)

      Zwischenlager +++ Salz +++ Ende
      Die Legende vom Salzstock (25.11.03)

      Endlager-Wahnsinn (28.02.01)

      Atom-Ausstieg selber machen!

      Der deutsche "Atom-Ausstieg"
      Folge 2 der Info-Serie Atomenergie

      Die Subventionierung der Atomenergie
      Folge 3 der Info-Serie Atomenergie

      Das ungelöste Problem der Endlagerung
      Folge 12 der Info-Serie Atomenergie 



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