[fessenheim-fr] Meadows
klausjschramm at t-online.de
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So Nov 1 13:27:46 CET 2009
Hallo Leute!
Das Thema >Krieg< wird im (weiter unten einkopierten) Interview
mit Dennis Meadows nicht explizit erwähnt. Angesichts der
unermüdlichen Propaganda der Meanstream-Medien, wonach
der Peak Oil noch längst nicht errreicht sei, ist der Hinweis
einer "anerkannten Autorität" wie Meadows vielleicht hilfreich:
"Fossile Brennstoffe wie Erdöl und Erdgas haben ihren Peak bereits
erreicht."
Kriege werden unvermeidbar die Folge sein, wenn
wir nicht durchsetzen können, daß Erneuerbare Energie
in den Industrieländern 100 Prozent der Stromversorgung
übernehmen - was technisch realisierbar wäre - und deren
Ausbau nicht weiter gebremst statt gefördert wird.
Voraussetzung ist jedoch eine radikale politische und
ökonomische Wende...
Ciao
Klaus Schramm
"Nachhaltige Entwicklung ist eine Fantasie von Leuten, die von den
wirklichen Problemen ablenken wollen"
"... Nuklearenergie hat sehr viele wirklich negative Konsequenzen für
uns. Umweltkonsequenzen oder ungelöste Abfallprobleme als Beispiele.
Und sie begünstigt den Bau von Atomwaffen. Aber vergessen wir all
das: Nuklearenergie ist keine reelle Lösung ..."
Interview mit Prof. Dr. Dennis Meadows von Linda Rosenkranz.
E&U: Die Finanzkrise macht den Menschen Angst. Was sagen Sie diesen
Leuten?
Dennis Meadows: Ich kann sie leider nicht beruhigen. All die
Phänomene, die wir als Krise sehen, sind nur die Symptome. Das
Problem ist die Endlichkeit unseres Planeten. Wir bewegen uns auf die
Ressourcen-Grenzen zu. Das ist wie bei einem Gehirntumorpatienten.
Vom Tumor bekommt er Kopfschmerzen. Sie sind aber nicht das Problem,
sondern das Symptom. Es ist zwar sinnvoll, dagegen zu handeln, aber
das Problem ist damit nicht gelöst. Die Krisen, von denen wir heute
sprechen, sind Symptome. Die meisten Experten versprechen sich vom
Wachstum eine Art Heilung, doch sie liegen falsch. Das Problem ist
das Bevölkerungswachstum und unser hoher Lebensstandard. Vielleicht
hilft die Finanzkrise, eine echte Diskussion über Wachstum zu führen.
Aber im Moment sehe ich das nicht.
E&U: Müssen wir denn unsere Lebensweise ändern? Oder dürfen wir auf
neue, bessere Technologien hoffen?
Dennis Meadows: Ich zeige das gerne an einem weiteren Beispiel: Ein
Mann will jemanden erschiessen. Nun ändern wir seine Technologie. Wir
nehmen ihm die Waffe weg und geben ihm eine Flasche. Würde er
deswegen seinen Plan ändern? Es dauert zwar länger, bis er sein Ziel
erreicht, weil er weniger effiziente Technologien zur Verfügung hat.
Aber sein Plan ändert sich deswegen nicht. Neue Technologien können
unser Problem nicht lösen. Nur wenn wir unser Verhalten ändern,
kommen wir weiter. Aber wir wollen immer noch mehr, das kann nur zum
Kollaps führen. Die Frage ist nur: Wann?
E&U: Und, wann kommt es zum Kollaps?
Dennis Meadows: Die Schweiz ist ein sehr reiches Land. Aber es gibt
knapp sieben Milliarden Menschen auf der Welt und mehr als ein
Drittel davon lebt von nur einem Dollar täglich. Fragt mal diesen
Teil der Bevölkerung, wann es zum Kollaps kommt. Sie wird sagen: Das
System ist schon lange kollabiert.
E&U: Heute reden alle von einem nachhaltigen Wachstum. Das wäre doch
die Lösung, oder?
Dennis Meadows: Nachhaltige Entwicklung ist ein Paradox, ein
Widerspruch. Es ist einfach eine Fantasie und wird meist gebraucht
von Leuten, welche die Aufmerksamkeit von den wirklichen Problemen
ablenken wollen.
E&U: 1972 haben Sie Ihre Studie "Die Grenzen des Wachstums"
veröffentlicht, 2004 das 30-Jahre-Update. Was hat sich verändert?
Dennis Meadows: Die Schlussfolgerungen von 1972 gelten noch heute.
Nur ist der Zeithorizont kürzer geworden. Unsere Szenarien werden
früher eintreffen als erwartet. Ich weiss mit absoluter Sicherheit,
dass unser materieller Wohlstand sinken wird. Aber wann genau? Keine
Ahnung. Das hängt davon ab, wie sich die Bevölkerung verhält.
E&U: Unsere Ressourcen werden knapp. Um was wird als erstes gekämpft?
Dennis Meadows: Eine der Hauptideen meines Buches ist, dass wir diese
Dinge nicht voneinander trennen können. Alles hängt zusammen. Klar
ist: Das Thema Energie spielt eine spezielle Rolle. Fossile
Brennstoffe wie Erdöl und Erdgas haben ihren Peak bereits erreicht.
Ich bin überzeugt, dass bald niemand mehr über den Klimawandel
spricht. Die Energieversorgung wird zum Hauptthema werden. Aber das
macht keinen Unterschied, da es nur ein anderer Aspekt desselben
Problems ist. Aber Regierungen, JournalistInnen und Zeitungen können
nicht immer nur über ein und dasselbe Problem sprechen, sonst
langweilen wir uns und werden müde.
E&U: In vier bis fünf Jahren werden wir in der Schweiz über drei neue
AKW abstimmen. Die BefürworterInnen behaupten, Atomstrom wäre CO2-
neutral und billig. Was sagen Sie dazu?
Dennis Meadows: Nuklearenergie hat sehr viele wirklich negative
Konsequenzen für uns. Umweltkonsequenzen oder ungelöste
Abfallprobleme als Beispiele. Und sie begünstigt den Bau von
Atomwaffen. Aber vergessen wir all das: Nuklearenergie ist keine
reelle Lösung. Denn unser grösstes Problem wird die
Treibstoffversorgung sein. Können wir das Uran überhaupt noch zu den
Reaktoren transportieren? Dazu kommt ein ökonomischer Gedanke: Wir
profitieren viel mehr, wenn wir das Geld anders investieren. Es gibt
nur einen einzigen Grund, dass überhaupt über Nuklearenergie
nachgedacht wird: Grosse Unternehmen mögen sie sehr, denn sie können
sie besitzen und Profite daraus ziehen. Die wollen nicht, dass wir
unsere eigenen Energie-Versorger werden. Weil sie uns nicht besitzen
können. Eines verstehe ich nicht: Nehmen wir als Beispiel das Basler
Geothermie-Erdbeben. Dort gingen ein paar wenige Teller in Brüche.
Niemand aber nahm ernsthaft Schaden. Trotzdem wurde das Projekt
eingestellt. Und jetzt baut ihr lieber neue AKW? Wir alle wissen:
Wenn es einen Unfall gibt, dann sterben Tausende. Das ist doch
verrückt: Ihr stoppt eine vielversprechende Technologie, weil ein
paar Teller zu Bruch gehen und eine andere Technologie fördert ihr,
wohlwissend, dass sie Tausende töten kann. Verrückte Idee.
E&U: Liegt die Lösung im Bau von grossen Solarkraftwerken wie etwa
Desertec?
Dennis Meadows: Ich habe Desertec gesehen und muss sagen: Das Projekt
ist nicht rational. Aber es wird zu Ende gebaut werden, weil es genau
das ist, was grosse Unternehmen wollen: Viel Geld in ein Projekt
stecken und die Kontrolle haben. Und es ist politisch attraktiv, die
EU kann den Nordafrikanern dafür Entsalzungsanlagen günstiger geben
und wir können alle gute Freunde werden.
Quelle:
Linda Rosenkranz 2009
Erstveröffentlichung: Energie & Umwelt 3/2009
SES Schweizerische Energie-Stiftung 2009
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