[fessenheim-fr] Colmar, Benken, Nambsheim, Wyhl: Europäische Visionen und regionale Realität

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Mi Okt 7 09:11:08 CEST 2009


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*

An die Medien

* Europäische Visionen und regionale Realität*

http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/europa-visionen-regio-oberrhein.html

/Vor der friedlichen und großen Fessenheim-Kundgebung mit ca. 10000 
TeilnehmerInnen in Colmar, am 3. Oktober 2009, hatten der Bürgermeister 
von Colmar Gilbert MEYER und der Präfekt Pierre-André PEYVEL vor den 
"deutschen Randalierern" gewarnt, um die Menschen im Interesse der EDF 
grenzüberschreitend gegeneinander auszuspielen und um möglichst viele 
Aktive von einer Teilnahme abzuschrecken...
Nach der erfolgreichen, friedlichen und machtvollen Kundgebung, mit ca. 
70 bis 80% französischen AktivistInnen, sprach Präfekt Pierre-André 
PEYVEL von einer "deutschen Invasion" (Quelle: Der Sonntag 4.9.09) um so 
gezielt böse Assoziationen und Erinnerungen zu wecken./

Auf den besetzten AKW-Bauplätzen in Wyhl (D), Kaiseraugst (CH) und 
Gerstheim (F) haben wir drei Jahrzehnte nach Kriegsende den europäischen 
Traum vom grenzenlosen Europa geträumt und erkämpft. Wir haben die 
realen und die inneren Grenzen und die alte, verlogene "Erbfeindschaft" 
überwunden, Bauplätze und Brücken besetzt, Gifteinleitungen in Rhein und 
Luft abgestellt, für Leben und Zukunft gekämpft und gemeinsam viele 
Gefahren am Oberrhein abgewehrt.

Einige der vielen Wurzeln Europas und der deutsch-französischen 
Aussöhnung liegen in Marckolsheim und Wyhl. Hier haben wir die Vision 
vom grenzenlosen Europa gesponnen, ausgedrückt im Lied von François 
Brumpt: _"Mir keije mol d Gränze über de Hüfe und danze drum erum"._ Als 
die Schlagbäume zwischen Frankreich und Deutschland fielen hatten wir, 
wieder einmal, eines unserer Ziele erreicht.

Seit dieser Zeit erlebe ich am Oberrhein immer wieder, wie geschickt, 
gezielt und erfolgreich in ökologisch-ökonomischen Konflikten 
(Fessenheim, Atommüll Schweiz, Autobahnausbau, Flugplatz Zürich...) die 
Menschen gegeneinander ausgespielt werden, während gleichzeitig das 
Hohelied der Regio und zukünftigen Metropolregion gesungen wird.


    Beispiele:

    * Bei der polizeilichen Räumung des besetzten Wyhler Platzes ließ
      Ministerpräsident Filbinger gezielt nicht die vielen anwesenden
      Kaiserstühler, sondern "Elsässer und Langhaarige" verhaften um zu
      "beweisen", dass der Wyhl-Protest von "Ausländern und städtischen
      Chaoten" gelenkt wird.
    * Beim Protest gegen den geplanten Giftmüllofen in Kehl empörten
      sich deutsche CDU-Politiker über die "französische Einmischung".
    * Im Konflikt um den Fluglärm am Hochrhein schwingen immer wieder
      erschreckende nationale Untertöne mit, obwohl doch die Menschen
      auf beiden Rheinseiten unter dem Fluglärm leiden.
    * "Das ist unser Atom" hört man immer wieder aus konservativen
      Kreisen der Schweiz, wenn Menschen von beiden Rheinseiten die
      grenzüberschreitenden Gefahren des "Atomklos Hochrhein" aufzeigen.
    * Immer noch werden die problematischsten und gefährlichsten Anlagen
      gerne an die Grenze gebaut, um nationale Vorteile zu genießen und
      Risiken international zu verteilen. Aktuell zum Beispiel beim
      geplanten Atommülllager in Benken (CH), bei den AKW-Neubauplänen
      in Beznau (CH) oder bei der (gerade erfolgreich verhinderten)
      umweltbelastenden Schredderanlage in Nambsheim (F).

*Wir haben im Dreyeckland am Oberrhein die Realisierung Europas mit 
erkämpft. Wenn Flüsse und Luft sauberer geworden und die Grenzen nach 
Frankreich gefallen sind, dann ist das mit ein Erfolg der 
grenzüberschreitenden Umweltbewegung. *

Und dennoch: Immer wieder überlagern alte und neue, geschickt geschürte 
(noch kleine) Nationalismen und traurige Feindbilder auf beiden 
Rheinseiten die Europa-, Regio- und Dreyeckland-Mythen und diese 
Feindbilder werden aus ökonomischen Gründen gezielt aufgebaut. 
Erschreckend ist nicht, dass Konzerne und Lobbyisten versuchen, uns 
gegeneinander auszuspielen. Erschreckend ist, dass die "nationale Karte" 
immer noch häufig sticht.

*In diesen Konflikten und in der Art, wie sie manchmal ausgetragen 
werden, scheitert immer auch ein kleines regionales Stück Europa.*

Um so wichtiger ist unser Europa von unten, abseits aller europäischer 
Fördertöpfe und Interreg-Gelder. In Benken, Fessenheim und überall wo 
wir uns grenzüberschreitend für Mensch, Natur, Umwelt Zukunft, 
Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und Freiheit engagieren. So wie 
jetzt gerade wieder bei der schönen, wichtigen, internationalen 
Anti-Atom-Kundgebung in Colmar.

Axel Mayer / BUND Geschäftsführer, Freiburg

Europäische Wurzeln im Freundschaftshaus auf den besetzten Bauplätzen am 
Rhein
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