[fessenheim-fr] AKW Krümmel: Augen zu

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Mo Aug 17 13:14:06 CEST 2009


17.08.2009

AKW Krümmel:
Trauernicht drückte im Juni beide Augen zu

Die für die Atomkraftwerke zuständige "rote" schleswig-holsteinische 
Ministerin Gitta Trauernicht hat im Juni trotz eklatanter Defizite in 
der Abarbeitung der Mängelliste das Hochfahren des AKW Krümmel nach 
23 Monaten Stillstand zugelassen. Dies geht aus Dokumenten, 
vertraulichen Unterlagen und Gutachten hervor, die der 'spiegel' in 
einer aktuellen Veröffentlichung aufgedeckt hat. Auch Bundes-Atom-
Minister Sigmar Gabriel schwieg zu diesem Zeitpunkt und ließ die 
Parteifreundin gewähren.

In einer Mängelliste, die 2007 nach dem beinahe-GAU des AKW Krümmel 
erstellt worden war, ist von Organisationsdefiziten, mangelnder 
Lernbereitschaft und von einer Mißachtung des Betriebshandbuchs die 
Rede. Allerdings darf hierbei nicht ausgeblendet werden, daß 
möglicherweise erst die Mißachtung der Betriebshandbuchs in der 
kritischen und chaotischen Situation des 28. Juni 2007 es ermöglicht 
hat, daß das Schlimmste verhütet werden konnte. Doch obwohl die 
Mängelliste im Auftrag des Trauernicht-Ministeriums erstellt worden 
war, und die in einem Katalog aufgelisteten Maßnahmen vom Betreiber-
Konzern Vattenfall "gemessen an den vorliegenden Erkenntnissen, 
unvollständig" umgesetzt worden waren, gab die Ministerin am 19. Juni 
2009 dem Drängen des Konzerns nach.

So geht aus dem vom 'spiegel' aufgedeckten Material hervor, daß im 
AKW Krümmel kein "funktionsfähiges Sicherheitsmanagementsystem" 
existiert. Der Betreiber sollte dem Trauernicht-Ministerium umgehend 
ein Konzept für dessen "zeitnahe Implementierung" vorlegen. Noch vor 
dem Wiederanfahren der Anlage müsse "belastbar gezeigt werden, daß 
der Aufbau" eines Sicherheitsmanagementsystems zumindest angegangen 
werde. Ein wichtiger Baustein eines solchen Systems ist die korrekte 
Benutzung des Betriebshandbuchs.

Der Blick ins Betriebshandbuch - das hatte das Kommunikationschaos im 
AKW Krümmel am 28. Juni 2007 gezeigt - gelte bei der 
Betriebsmannschaft offenbar nur als unverbindliche Empfehlung, 
schreibt der 'spiegel' weiter. Weiter geht aus dem vom 'spiegel' 
aufgedeckten Material hervor, daß eine "vom Kernkraftwerk Krümmel 
vorgeschlagene Anweisung (...) unklar" sei.

Am 24. Juni ging das AKW dennoch wieder ans Netz - jedoch nur für 
knapp eine Woche. Denn bereits am 1. Juli mußte der Reaktor wegen 
eines "technischen Fehlers" wieder heruntergefahren werden. Das selbe 
Spiel wiederholte sich mit einem erneuten Hochfahren und einer 
automatischen Schnellabschaltung in den darauf folgenden drei Tagen. 
Offenbar aus wahltaktischem Kalkül soll auf weitere Versuche bis zum 
27. September verzichtet werden.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      AKW Krümmel sorgt für Zulauf bei Öko-Strom
      Dem Vattenfall-Konzern laufen die KundInnen weg (31.07.09)

      6 Atomkraftwerke vom Netz
      Gehen nun in Deutschland die Lichter aus? (24.07.09)

      Drohen längere Laufzeiten
      der Atomkraftwerke nach der Bundestagswahl? (18.07.09)

      AKW Krümmel: Brennelement defekt
      Zusammenhang mit Reaktor-Tuning (6.07.09)

      AKW Krümmel: "Blackbox" war abgeschaltet
      Die Atom-Mafia interessiert sich nicht für behördliche Auflagen
      (5.07.09)

      AKW Krümmel: Zweiter Startversuch gescheitert
      (4.07.09)

      AKW Krümmel vom Netz
      Methode "try and error" (1.07.09)

      AKW Krümmel heute wieder am Netz
      Trauernicht und Gabriel schweigsam (24.06.09)

      "Black Box" für Atomkraftwerke?
      Audioüberwachung für AKW Krümmel angeordnet (25.02.09)

      AKW Krümmel und AKW Brunsbüttel seit 20 Monaten außer Betrieb
      Was steckt dahinter? (13.02.09)

      Abgeschaltetes AKW Krümmel mit "normalen" Pannen
      War "AKW-Tuning" Ursache des Beinahe-GAU am 28. Juni?
      (28.12.07)

      AKW Krümmel:
      Atom-Ministerin Trauernicht beim Lügen ertappt (26.07.07)

      Beinahe-GAU oder Medien-GAU?
      Betrachtungen zum Unfall im AKW Krümmel
      im Zerrbild der Mainstream-Medien (17.07.07)

      AKW Krümmel knapp an GAU vorbei
      Schnellabschaltung infolge des Brands gefährdete Reaktor 
(3.07.07)

      Brand im AKW Krümmel
      Reaktor heruntergefahren (28.06.07)

      Der deutsche "Atom-Ausstieg"
      Folge 2 der Info-Serie Atomenergie 



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