[fessenheim-fr] Desinformation in der 'Badischen Zeitung'

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Do Jun 18 18:56:49 CEST 2009


Hallo Leute!

Hier eine Stellungnahme zum Artikel "Dem Ton auf der Spur" in der 
'Badischen Zeitung' vom 16. Juni.

Ciao
   Klaus Schramm



Die Schweizer Endlager-Suche
Desinformation in der 'Badischen Zeitung'

Am 16. Juni erschien unter der Überschrift "Dem Ton auf der Spur" ein 
Artikel in der 'Badischen Zeitung', der sicherlich von Vielen auf den 
ersten Blick als einigermaßen kritisch wahrgenommen wurde. Außer der 
für AKW-GegnerInnen ins Auge springenden verharmlosenden Angabe von 
200.000 Jahren, die ein Endlager für hochradioaktiven Müll diesen von 
der Biosphäre zurückhalten müßte, enthielt er jedoch drei weitere 
eklatante Fehldarstellungen. Bei einer journalistisch einwandfreien 
Arbeit dürfte zumindest erwartet werden, daß die Fakten nicht 
einseitig, sondern auch aus der Sicht der Endlager-GegnerInnen 
präsentiert werden.

1. "Vor allem sind von Anfang an klare Kriterien festgehalten, nach 
denen die Suche erfolgt,..."

Die Anti-AKW-Bewegung weist bereits seit vielen Jahren darauf hin, 
daß die ursprünglich in der Schweiz vorgesehenen Kriterien für ein 
atomares Endlager immer wieder aufgeweicht wurden. Sie wies zudem 
darauf hin, daß die physikalischen Anforderungen an ein Endlager für 
hochradioaktiven Müll von der NAGRA immer wieder gerade dann 
heruntergeschraubt wurden, wenn die Ergebnisse der Erkundungen 
ansonsten eine Aufgabe der Endlager-Pläne erzwungen hätten. Und in 
ganz Europa wies die Anti-AKW-Bewegung darauf hin, daß es wohl kein 
Zufall sein könne, daß "geeignete" Endlager-Standorte ausgerechnet in 
Grenznähe zu Nachbarstaaten entdeckt wurden: Gorleben an der 
damaligen Grenze zur DDR, das französische Bure an der Grenze zu 
Deutschland und das schweizerische Benken ebenfalls an der Grenze zu 
Deutschland.

Da die im Artikel getroffene Aussage vom deutschen Öko-Institut 
bestätigt wurde, muß darauf hingewiesen werden, daß sich das Öko-
Institut bereits im Januar 2004 mit einer nachlässigen Arbeit, für 
Schweizer AtomkraftgegenerInnen 30.000 Franken bezahlen mußten, in 
der Frage der Endlager-Problematik als inkompetent erwiesen hat. 
Etliche weitere Fauxpas im Laufe der vergangenen Jahre, über die sich 
unter anderen auch der Präsident von Eurosolar, Hermann Scheer, 
öffentlich geäußert hat, lassen zumindest Zweifel daran aufkommen, ob 
das Öko-Institut noch als Anwalt des Umweltschutzes gelten kann.

2. "In einem zweiten Schritt hat die NAGRA alle Opalinustonschichten 
ermittelt und dann jene ausgeschlossen, die in einer Erdbebenzone 
oder nicht tief genug liegen oder nicht groß genug sind."

In Fachkreisen ist bekannt, daß unter den Anforderung an homogene 
geologische Schichten, die in der Lage wären, hochradioaktiven Müll 
als Endlager aufzunehmen, in anderen Ländern und zu anderen Zeiten 
unter anderem eine vertikale Stärke von nicht weniger als 200 Meter 
aufgelistet war. Daher hätten NAGRA-Direktor Markus Fritschi und der 
"obersten Steinforscher" Paul Bossart von einem kritischen 
Journalisten mit der Frage konfrontiert werden müssen, was sie denn 
dazu sagen, daß die Stärke der von der NAGRA untersuchten Opalinuston-
Schichten in keinem der "möglichen Standorte" mehr als 120 Meter 
beträgt.

3. "Nichts ist so fest wie ein Opalinuston. Weil die dünnen 
Sedimentschichten aufquellen, sobald sie feucht werden. Dadurch 
werden die Zwischenräume abgedichtet, das Gestein verschließt sich 
vom Rand her selbt. Was einmal drin ist, kommt nicht mehr raus. Einen 
solchen Tresor..."

Ein informierter Journalist, der sich vor dem Zusammentreffen mit 
ausgefuchsten Vertretern der Schweizer Atomlobby wie Markus Fritschi 
und Paul Bossart sachkundig gemacht hätte, wäre in diesem 
Zusammenhang über eine im November 2007 in der Verantwortung von 
Geologieprofessor Simon Löw an der Eidgenössische Technische 
Hochschule (ETH) Zürich publizierten Studie informiert gewesen. Er 
hätte so am Ende der Ausführungen der beiden Herren fragen können, 
wie es kommt, daß sie zu den Ergebnissen jener Sudie, wonach sich 
unter bestimmten Bedingungen, die bei der Einlagerung radioaktiver 
und stark Wärme abstrahlender Stoffe angenommen werden müssen, im 
Opalinuston beträchtliche Risse bilden, bisher kein Wort verloren 
haben.

Selbst über informierte Kreise von AtomkraftgegenerInnen hinaus ist 
bekannt, daß beispielsweise die Region um den Rheinfall bei 
Schaffhausen keineswegs als "erdbebensicher" gelten kann. Dennoch 
wird in diesem Artikel in Bezug auf Benken das Gegenteil suggeriert.

Über den Skandal, daß der unter Gorleben gelegene Salzstock illegal 
über viele Jahre hinweg illegal für 1,5 Milliarden Euro zu einem 
Endlager ausgebaut wurde, brachte die 'Badische Zeitung' am 29. Mai 
lediglich einen verharmlosenden Einspalter. Darin wurde Ministeriums-
Sprecher Michael Schroeren mit den Worten zitiert: "Das Thema ist ein 
alter Hut." Dem Artikel "Dem Ton auf der Spur" räumte die 'Badische 
Zeitung' hingegen fast die gesamte dritte Seite ein. Diese 
Veröffentlichungspolitik der 'Badischen Zeitung' kann nur noch als 
gezielte Desinformation der Öffentlichkeit gewertet werden.

Klaus Schramm




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