[fessenheim-fr] Illegaler Ausbau unter Gorleben
klausjschramm at t-online.de
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Do Mai 28 22:43:33 CEST 2009
28.05.2009
Illegaler Ausbau unter Gorleben
1,5 Milliarden Euro bereits für Ausbau als "Endlager" investiert
Die "Erkundung" des Salzstocks unter Gorleben diente offenbar bereits
seit Mitte der 1980er Jahre dazu, dort illegal den Ausbau zum
Endlager für hochradioaktiven Müll voranzureiben. Dies geht aus einem
internen Schriftstück des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) hervor,
über das die 'Frankfurter Rundschau' in ihrer heutigen Ausgabe
berichtet.
Nach den Erkenntnissen des BfS wurde der Ausbau des Salzstocks zum
Endlager begonnen, obwohl kein Planfeststellungsbeschluß vorliegt,
der eine Eignung des Salzstock zuvor bestätigen müßte. Eine Aussage
über die Eignung des Salzstocks kann es laut BfS frühestens in 15
Jahren geben - und dies heißt im Klartext: Mit dem Wissen der
"schwarz-gelben" (bis 1998), der "rot-grünen" (von 1998 bis 2005) und
der "schwarz-roten" Bundesregierung (ab 2005) wurde hier illegal
gehandelt. Darüber hinaus heißt es in dem internen Schriftstück: "In
Gorleben lagen die bisherigen Erkundungskosten außerordentlich hoch,
was jedoch darin begründet liegt, daß hier parallel zur Erkundung
bereits der Ausbau zum Endlager begonnen wurde."
"Die Erkundungslüge ist aufgeflogen", stellt die Bürgerinitiative
Umweltschutz Lüchow Dannenberg in einer heute veröffentlichten
Medienmitteilung fest. Endlich komme ans Licht, daß nach Abschluß der
Tiefbohrungen Mitte der 1980er Jahre der Bau des Endlagers begonnen
wurde, und zwar unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Die Errichtung
eines Endlagers ohne Eignungsaussage und ohne
Planfeststellungsbeschluß sei rechtswidrig. Für Freitag riefen die
Bürgerinitiative sowie die Bäuerliche Notgemeinschaft zu einer
Protestkundgebung am Gorlebener Bergwerk auf.
Ein BfS-Sprecher wollte den Bericht der Frankfurter Rundschau nicht
bestätigen. Er räumte aber ein, daß die bislang in Gorleben
angefallenen Kosten höher seien, als es allein für eine "Erkundung"
im Rahmen eines Standortauswahlverfahrens notwendig gewesen wäre. Die
bisher aufgelaufenen 1,5 Milliarden Euro wurden von der deutschen
Atom-Mafia in den vergangenen Jahren dreist als Argument eingesetzt,
eine "weitere Endlagersuche" sei nicht tragbar.
Unterdessen wurden Vorwürfe gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel laut,
sie habe in ihrer Amtszeit als Bundes-"Umwelt"-Ministerin unter
Helmut Kohl die Risiken bei der Einlagerung von Atommüll ignoriert.
Das TV-Magazin 'Kontraste' berichtete, WissenschaftlerInnen hätten
1996 das damals von Angela Merkel geführte Bundesumweltministerium
ausdrücklich vor der unterirdischen Lagerung von Atommüll und einer
daraus resultierenden radioaktiven Verseuchung von Wasser gewarnt.
Merkel habe die Öffentlichkeit damals nicht über diese Bedenken
informiert, sondern angeordnet, "weiterhin kostengünstig Atommüll aus
Westreaktoren ins Endlager Morsleben in Sachsen-Anhalt zu verkippen",
hieß es. Merkel wollte auf Nachfrage von 'Kontraste' zu den Vorwürfen
keine Stellung nehmen.
Der Sprecher des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), Florian
Emrich, sagte, die unterirdischen Anlagen in Gorleben seien "für den
Fall der nachgewiesenen Eignung im Hinblick auf ihre spätere
Nutzbarkeit beziehungsweise Ausbaufähigkeit für das geplante Endlager
ausgelegt worden". Dies betreffe insbesondere die beiden Schächte,
die Größe der Salzhalde sowie die Größe der Außenanlage und der
Gebäude. Die Ausbaumaßnahmen seien bergrechtlich genehmigt und vom
Bundesverwaltungsgericht für zulässig erklärt worden, so Emrich.
Auch der derzeitige Bundes-"Umwelt"-Minister Sigmar Gabriel hatte die
bisherige Sprachregelung, in Gorleben werde nur erkundet, vehement
verteidigt. Auch die seit Jahren vorliegenden wissenschaftlichen
Erkenntnisse, daß der Gorlebener Salzstock nicht als Endlager für
hochradioaktiven Müll geeignet ist, nahm Gabriel nicht zur Kenntnis.
Bereits seit Mitte der 1980er Jahre wurde von WissenschaftlerInnen
festgestellt, daß Deckgebirge des Gorlebener Salzstocks instabil ist.
So liegt die "Gorlebener Rinne", eine bis zu 320 Meter tiefe
eiszeitliche Schmelzwasserrinne, die mit grundwasserführendem Gestein
gefüllt ist, genau über dem tektonisch nach oben aufgewölbten Hut des
Salzstocks.
Obwohl mit dem fortgesetzten Skandal um das sogenannte Versuchs-
Endlager Asse II die Endlager-Problematik immer stärker ins
öffentliche Bewußtsein gedrungen ist, versucht Gabriel weiterhin
lediglich Zeit zu schinden. In den vergangenen Tagen versuchte er zu
diesem Zweck die Schweizer "Endlagersuche" als vorbildlich für
Deutschland darzustellen, obwohl auch in der Schweiz allein aus
politischen Gründen und ohne Rücksicht auf physikalische und
geologische Gegebenheiten eine Festlegung auf den Standort Benken in
unmittelbarer Nähe der deutschen Grenze längt erfolgt ist.
All dies paßt auch mit der Berichterstattung der Mainstream-Medien
zusammen, die über Jahre hin zu suggerieren versuchten, der nach
Gorleben transportierte Atommüll werde bereits in ein fertiges
unterirdisches Endlager gebracht - und nicht etwa in ein
oberirdisches Zwischenlager in Form einer Leichtbauhalle.[1]
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
1 Siehe hierzu:
Zwischenlager +++ Salz +++ Ende
Die Legende vom Salzstock (25.11.03)
Siehe auch unsere Artikel zum Thema:
Asse II: Mehr radioaktiver Müll als vermutet
Greenpeace findet Hinweise auf zu niedrige Angaben
in den Inventar-Listen (7.05.09)
Asse II: Einsturzgefahr in Kammer 7 akut
(29.04.09)
Asse II diente auch der Bundeswehr als Atomklo
Endlager-Skandal nimmt immer neue Dimensionen an (24.04.09)
Asse II: Auch Fässer mit Pestiziden,
Arsen und Blei im "Versuchs-Endlager" Asse II (15.04.09)
US-Regierung gibt atomare Endlager-Pläne auf
Yucca Mountain ungeeignet (9.03.09)
Versuchslager Asse II
Wer hat den radioaktiven Müll produziert? (23.02.09)
Lauge aus Atommüll-Lager Asse erneut nach 'Mariaglück'
Dringend nötige Rückholung weiter verzögert (7.02.09)
Einsturzgefahr im Atommüll-Lager Asse
Seit Dezember nicht veröffentlicht (15.01.09)
Asse II: Der Wechsel zum BfS ist nur Pop
Rückholung des radioaktiven Mülls bislang nicht geplant
(5.09.08)
Gefahr durch atomares Versuchslager Asse II nicht länger
geleugnet
Atom-Minister Gabriel: "Zustände in Asse sind unhaltbar"
Wird das Bergwerk geräumt? (2.09.08)
Verdacht auf hochradioaktiven Müll im Versuchslager Asse II
"Brennstäbe in Blechdosen" (29.07.08)
Skandal-Grube Asse II
Eindringendes Wasser radioaktiv kontaminiert (12.06.08)
Kosten für Karlsruher "Atomsuppe" wachsen auf 2,6 Milliarden
Euro
Vorgeschmack auf das bittere Erbe der Atomenergie (16.01.08)
Endlager-Pläne in Ton zerbröseln
Konsequenzen für Benken (Schweiz) und Bure (Frankreich)
(14.01.08)
Drohende Umweltkatastrophe durch Atom-Lagerstätte Asse
Gabriel räumt Gefahren ein (21.11.07)
Die BI Schacht Konrad weitet den Kampf aus
Zahlreiche Aktionen gegen Atommülldeponie (4.07.07)
Niederlage im Kampf gegen Schacht Konrad
Gericht gibt Atom-Mafia recht (3.04.07)
Atomares Endlager
Yucca Mountain gestoppt (22.07.04)
ItalienerInnen erfolgreich -
kein Endlager weltweit (2.12.03)
Endlager-Wahnsinn (28.02.01)
Informationen zum deutschen "Atom-Ausstieg"
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