[fessenheim-fr] Erneut Atom-Unfall in Frankreich
Klaus Schramm
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Mi Jul 23 17:20:12 CEST 2008
22.07.2008
Erneut Atom-Unfall
in Frankreich
15 Menschen radioaktiv kontaminiert
Zum dritten mal in nur 14 Tagen erreicht eine Meldung über einen
Atom-Unfall in Frankreich die Öffentlichkeit. Bereits am Freitag, 18.
Juli,
war es im AKW Saint-Alban, nur wenige Kilometer nördlich des AKW
Tricastin, zu einer radioaktiven Kontamination von MitarbeiterInnen
gekommen. Laut Angaben der französischen Strom-Konzerns EdF vom
Montag seien an 15 MitarbeiterInnen einer Fremdfirma "leichte Spuren"
einer Verstrahlung festgestellt worden.
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EdF reagierte damit erst, nachdem bereits die Lokalzeitung 'Le
Dauphiné Libéré' über die radioaktive Kontamination von 15
MitarbeiterInnen berichtet hatte. Diese sei nach Wartungsarbeiten bei
der Routinekontrolle festgestellt worden. Wie es zu dem Unfall in dem
AKW im Südosten des Landes gekommen ist, müsse noch untersucht
werden, erklärte EdF. Laut Mitteilung des Konzerns bleibe die
Kontamination aber ohne gesundheitliche Konsequenzen für die
Beschäftigten. Die 15 Betroffenen seien nach einer Untersuchung
durch den Gesundheitsdienst des Atomkraftwerks nach Hause
geschickt worden. Eine weitere Behandlung sei nicht nötig.
Nur wenige Tage nach dem Unfall auf dem Gelände des AKW Tricastin
am 7. Juli, bei dem uranhaltige Flüssigkeit in zwei Flüsse gelangte und
im Boden versickerte, wurde eine Panne in einer Brennelemente-Fabrik
in Romans-sur-Isère bekannt. Dort war seit Jahren Uran aus einem
unterirdischen Rohr ausgetreten.
Auch in den überregionalen französischen Medien wird die
Pannenserie inzwischen nicht mehr als nebensächlich behandelt. So
nahm heute (Dienstag) der Figaro die Meldung der Regionalzeitung auf
und verschaffte ihr somit internationale Beachtung. Der französische
"Umwelt"-Minister Jean-Louis Borloo kündigte an, er wolle bis zum
Herbst alle französischen Atomkraftwerke überprüfen. Auch das
Grundwasser soll untersucht werden.
Französische Umweltorganisationen, darunter der französische Zweig
von Greenpeace, fordern von der Regierung, neben der angekündigten
Untersuchung an AKW-Standorten die Einbeziehung sämtlicher
Nuklear-Anlagen wie der Plutoniumfabrik La Hague (sogenannte
Wiederaufarbeitungsanlage) als auch der Uranerzaufbereitungsanlage
in Bessines, des Kernforschungszentrum Cadarache, des stillgelegten
AKW Marcoule, der Ruine des Schnellen Brüters "Superphénix" bei
Malville, der militärischen Anlagen in Valduc und der
Atomabfalllagerungsstätten Centre de la Manche und in Soulaines.
Laut einer Meldung der französischen Tageszeitung 'Le Parisien' von
vor wenigen Tagen wurde bereits 1998 festgestellt, daß in Tricastin 900
Kilogramm Uran aus einem lange Zeit geheim gehaltenen Erdhügel ins
Grundwasser gelangt waren. In dem mehrere Meter hohen Erdhügel
innerhalb der Anlage waren in den 70er Jahren 760 Tonnen
uranhaltigen Atomabfalls aus Militärbeständen vergraben worden. Ein
Gesetz von 2006 schreibt allerdings die Erfassung aller Orte mit
Atommüll vor.
Noch vor 15 Jahren war es in Frankreich üblich, schwach- und
mittelradioaktiven Müll in Bitumen oder Beton einzugießen und
oberirdisch zu lagern. Auf dem Gelände des Centre de la Manche
wurden Fässer mit radioaktivem Müll nur wenige Meter tief in der Erde
vergraben. Das ständige Freiwerden radioaktiver Substanzen durch
das Atomwaffen-Programm wurde gegenüber der französischen
Bevölkerung auf Druck des Militärs geheimgehalten. Nur die
Atomenergiekommission (CEA) und das Verteidigungsministerium
verfügen über die Daten. Die Öffentlichkeit hat in Frankreich bis heute
keinen Zugang zu Informationen, inwieweit Kontrolle über den
Atommüll besteht und ob die CEA ihre eigenen Richtlinien einhält.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel
Französische Atom-Industrie bleibt im Gespräch
Erneute Leckage (18.07.08)
Nach Unfall beim AKW Tricastin
Überprüfung des Grundwassers bei französischen AKW (17.07.08)
AKW Tricastin:
Flüsse in Südfrankreich radioaktiv kontaminiert (8.07.08)
AKW Neckarwestheim:
Hohe Tritium-Konzentration im Neckar (23.06.08)
Skandal-Grube Asse II
Eindringendes Wasser radioaktiv kontaminiert (12.06.08)
Schwerer Störfall im AKW Philippsburg I
Reaktor heruntergefahren (6.06.08)
Schwerer AKW-Störfall in Slowenien
Radioaktives Kühlwasser trat aus (4.06.08)
AKW Neckarwestheim I heruntergefahren
Reaktordruckbehälter undicht (23.05.08)
Minderwertiger Beton bei Bau des "Zwischenlagers"
beim AKW Neckarwestheim? (8.05.08)
AKW-Unfall in Spanien
Greenpeace ortet Radioaktivität bei Tarragona (8.04.08)
Brand im AKW Brokdorf (14.03.2008)
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Leck im Primärkreislauf (20.02.08)
AKW Gundremmingen Block B abgeschaltet
Weitere Indizien für illegales "AKW-Tuning" (9.01.08)
Krebs-Häufung in der Nähe von AKWs
Neue Studie im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz
(7.12.07)
Atomenergie in Frankreich
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