[fessenheim-fr] AKW Tricastin: Flüsse radioaktiv kontaminiert
Klaus Schramm
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Mi Jul 9 17:48:37 CEST 2008
8.07.2008
AKW Tricastin:
Flüsse in Südfrankreich
radioaktiv kontaminiert
Aus einem für Reinigungsarbeiten genutzten Gebäude des AKW
Tricastin bei Avignon sind mindestens 30 Kubikmeter (30.000 Liter)
radioaktive Uran-Lösung "aus ungeklärter Ursache" ausgelaufen.
Zudem sei ein Rückhaltebecken undicht gewesen. Die Flüsse Gaffière
und L'Auzon wurden radioaktiv kontaminiert. Den EinwohnerInnen
umliegender Gemeinden und landwirtschaftlichen Betrieben wurde
untersagt, Wasser aus den Flüssen zu entnehmen.
Die in der Meldung des AKW-Betreibers nicht näher spezifizierte
Lösung enthält laut französischer Atomaufsicht (ASN) zwölf Gramm
Uran pro Liter. Die Gefahr für die Bevölkerung sei "gering". Dennoch
wurde außer der Wasserentnahme auch der Verzehr von Fischen aus
den verseuchten Flüssen und das Baden verboten.
Der Dachverband der französischen Anti-Atom-Initiativen 'Réseau Sortir
du Nucléaire' hält es dagegen für "unmöglich", daß keine
Gesundheitsgefährdung bestehe. "Wenn die von der ASN akzeptierten
Zahlen stimmen, macht das 360 Kilogramm Uran", erklärte die
Organisation. Wer damit verseuchtes Wasser trinke, habe die Partikel im
Körper. Auch bei geringer Strahlung entstehe dann erhebliche
Krebsgefahr.
Auch der Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital warnt die französische
Atombehörde davor, den Fall herunterzuspielen: Wenn die Zahlen
stimmen und 360 Kilogramm Uran ausgetreten sind, stellt dies eine
erhebliche Gefahr für die Gesundheit der AnwohnerInnen dar. Laut
Greenpeace zeigt der Atomunfall in Frankreich "wieder einmal deutlich,
wie unsicher die gesamte Atomtechnologie" sei. Die Gefahr gehe nicht
nur punktuell von den Atomkraftwerken aus. Auch beim Abbau und der
Verarbeitung des Urans, bei Weiterverarbeitung, Transport und
Lagerung könne es zu Unfällen und radioaktiver Verseuchung
kommen. Die Atomkraft sei ein unkalkulierbares Risiko für die
Menschheit und für kommende Generationen.
Der Unfall stellt generell den Umgang des französischen
Strom-Konzern Electricité de France (EdF) mit radioaktivem Material in
Frage. Das AKW Tricastin im Departement Drôme besteht aus vier
Reaktorblöcken mit einer Leistung von jeweils 900 Megawatt. In
Deutschland ist EdF am Energie-Konzern EnBW beteiligt. EnBW
betreibt unter anderem das AKW Philippsburg, in dem es Anfang Juni[1]
einen Störfall gab. Hierbei kam es zu einem Leck im Sicherheitsbehälter.
Die gegenwärtig in Japan versammelten Oberhäupter der G-8-Nationen
machen wieder einmal PR für eine Renaissance der Atomenergie,
obwohl beispielsweise in den USA seit 1973 kein einziger AKW-Neubau
mehr in Auftrag gegeben wurde. Und bei der gegenwärtig von den
Mainstream-Medien in Deutschland gepushten Diskussion geht es um
die vermeintliche Alternative, entweder am "Atom-Aussieg" festzuhalten
oder "Laufzeitverlängerungen" zuzustimmen.
Tatsächlich jedoch existieren in Deutschland keine gesetzlich fixierten
Abschaltzeitpunkte für die 17 deutschen Atomkraftwerke und somit
auch keine festgelegten "Laufzeiten". In dem im Jahr 2000 zwischen
"Rot-Grün" und der Atom-Mafia vereinbarten "Atom-Ausstieg" wurden
"Reststrommengen" festgelegt, die eine Betriebsdauer der
Atomkraftwerke von mindestens 35 Jahren garantieren - dabei sind
jedoch Stillstandszeiten, die keineswegs das Risiko vermindern, nicht
eingerechnet. Eine Betriebsdauer von 35 Jahren bedeutet bereits eine
"Laufzeitverlängerung" um 10 Jahre, da die deutschen Atomkraftwerke
technisch nur für eine Betriebsdauer von 25 Jahren ausgelegt sind. Das
zuletzt wegen überhandnehmender Reparaturkosten am 11. Mai 2005
stillgelegte AKW Obrigheim war 37 Jahre in Betrieb.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
1 Siehe hierzu unseren Artikel
Schwerer Störfall im AKW Philippsburg I
Reaktor heruntergefahren (6.06.08)
Siehe auch unsere Artikel
AKW Neckarwestheim:
Hohe Tritium-Konzentration im Neckar (23.06.08)
Skandal-Grube Asse II
Eindringendes Wasser radioaktiv kontaminiert (12.06.08)
Schwerer Störfall im AKW Philippsburg I
Reaktor heruntergefahren (6.06.08)
Schwerer AKW-Störfall in Slowenien
Radioaktives Kühlwasser trat aus (4.06.08)
AKW Neckarwestheim I heruntergefahren
Reaktordruckbehälter undicht (23.05.08)
Minderwertiger Beton bei Bau des "Zwischenlagers"
beim AKW Neckarwestheim? (8.05.08)
AKW-Unfall in Spanien
Greenpeace ortet Radioaktivität bei Tarragona (8.04.08)
Brand im AKW Brokdorf (14.03.2008)
AKW Fessenheim: Block 2 abgeschaltet
Leck im Primärkreislauf (20.02.08)
AKW Gundremmingen Block B abgeschaltet
Weitere Indizien für illegales "AKW-Tuning" (9.01.08)
Krebs-Häufung in der Nähe von AKWs
Neue Studie im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz
(7.12.07)
Informationen zum deutschen "Atom-Ausstieg"
Atom-Ausstieg selber machen!
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