[fessenheim-fr] Schwerer Stoerfall im AKW Philippsburg I
Klaus Schramm
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Fr Jun 6 23:00:24 CEST 2008
6.06.2008
Schwerer Störfall
im AKW Philippsburg I
Reaktor heruntergefahren
Wegen eines Druckverlusts im sicherheitsrelevanten Bereich mußte das
im Mai 1979 in Betrieb genommene AKW Philippsburg I
heruntergefahren werden. Der Energie-Konzern EnBW teilte heute
(Freitag) mit, beim Wiederanfahren nach der sieben Wochen dauernden
Jahresrevision sei in dem mit Stickstoff gefüllten Sicherheitsbehälte ein
"gringer Druckabfall" festgestellt worden. EnBW ordnete das Ereignis
auf der INES.Skala als "Störung" ein, womit sie eine Stufe oberhalb des
Levels liegt, auf dem offiziell der Störfall im slowenischen
Atomkraftwerk Krsko eingeordnet wurde. Um die Ursache zu klären und
das Problem zu lösen, wurde der Reaktor laut EnBW "vorsorglich" vom
Netz genommen und heruntergefahren.
Der Sicherheitsbehälter stellt eine metallene Innenhülle in geringem
Abstand von der Betonaußenhülle des Reaktorgebäudes dar. Dieser
aus Brandschutzgründen mit Stickstoff gefüllte Raum enthält neben
dem Reaktordruckbehälter Umwälzpumpen und Rohrleitungen. Das
AKW Philippsburg I besitzt einen Siedewasser-Reaktor mit einer
Leistung von 926 MW. Im vergangenen Jahr produzierte es nach
offiziellen Angaben über 7 TWh (Milliarden Kilowattstunden) Strom. Es
ist das siebstälteste der insgesamt 17 in Deutschland betriebenen
Atomkraftwerke. Mit dem "Atom-Ausstieg" im Jahr 2000 war dem AKW
Philippsburg I eine Reststrommenge von 87,14 TWH ab 1. Januar 2000
zugestanden worden. Bei einer jährlichen Stromproduktion von 7 TWh
müßte das AKW also im Jahr 2012 stillgelegt werden. In einer vor
mehreren Jahren veröffentlichten Tabelle des
Bundes-"Umwelt"-Ministeriums war als Ende der "Restlaufzeit" der 26.
März.2012 eingetragen. Je älter und maroder das AKW jedoch wird,
desto länger werden die Stillstandszeiten - und entsprechend länger
soll das AKW nach der Vereinbarung aus dem Jahr 2000 in Betrieb
bleiben dürfen.
Bereits in den ersten beiden Wochen der am Dienstag beendeten
Jahresrevision waren vier meldepflichtige Ereignisse festgestellt
worden, darunter eine undichte Rohrleitung und ein defekter Schalter in
einer Notstromschaltanlage. Beim Herunterfahren hatten zudem zwei
Ventile nicht funktioniert, so daß die dazugehörigen
Speisewasserpumpen werden mußten.
Wie nicht anders zu erwarten versicherte EnBW, der Störfall habe
"keine Auswirkungen auf Personen, die Anlage oder die Umgebung"
gehabt. Diese Darstellung wird von der baden-württembergischen
Atomaufsicht unterstützt: Nach den bisherigen Überprüfungen gebe es
keinen Hinweis auf einen Austritt von Radioaktivität in die Umgebung.
Dennoch stufte EnBW den Vorfall vorläufig als "Eilmeldung" ein und
ordnete ihn auf der internationalen INES-Skala auf der Stufe 1 (Störung)
ein.
Bereits vor rund einem Jahr ereignete sich im AKW Philippsburg I ein
vergleichbarer Zwischenfall. Damals entwich ebenfalls Stickstoffgas
aus dem Sicherheitsbehälter. Es wurde bestritten, das dieses Gas
radioaktiv kontaminiert gewesen sei. Das war über die
Personenschleuse aus fehlerhaft verschlossenen Ventilen in die
Zwischenhülle unterhalb des Stahlmantels des Sicherheitsbehälters
gelangt.
Das AKW Philippsburg I ist binnen kürzester Zeit das zweite
Atomkraftwerk in Baden-Württemberg, in dem es zu einemStörfall kam.
Heute ging das baden-württembergische AKW Neckarwestheim I, an
dessen Reaktordruckbehälter am 21. Mai eine Undichtigkeit festgestellt
worden war, wieder ans Netz. Bei den Reparaturarbeiten wurde
angeblich eine undichte Stelle an einer "Kleinleitung" entdeckt und
abgedichtet.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel
Schwerer AKW-Störfall in Slowenien
Radioaktives Kühlwasser trat aus (4.06.08)
AKW Neckarwestheim I heruntergefahren
Reaktordruckbehälter undicht (23.05.08)
AKW-Unfall in Spanien
Greenpeace ortet Radioaktivität bei Tarragona (8.04.08)
Brand im AKW Brokdorf (14.03.2008)
AKW Fessenheim: Block 2 abgeschaltet
Leck im Primärkreislauf (20.02.08)
AKW Gundremmingen Block B abgeschaltet
Weitere Indizien für illegales "AKW-Tuning" (9.01.08)
Informationen zum deutschen "Atom-Ausstieg"
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