[fessenheim-fr] 2,6 Milliarden Euro - Kosten für Karlsruher "Atomsuppe"

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Fr Jan 18 13:11:05 CET 2008


Hallo Leute!

Gestern war beispielsweise die Haupt-Schagzeile der 'Badischen Zeitung'
die Verlagerung von Nokia, heute der Embryo-Klon - ein anderes Thema
findet sich heute auf Seite 7 an ungünstigster Position...

Ciao
   Klaus Schramm
   klaus.schramm at bund.net


16.01.2008

                 Kosten für Karlsruher "Atomsuppe" 
                            wachsen auf 
                      2,6 Milliarden Euro 

      Vorgeschmack auf das bittere Erbe der Atomenergie 

      Die Mainstream-Medien verstecken den sich seit Jahren zuspitzenden
      Skandal konsequent auf die hinteren Seiten. Im letzten Jahr noch hatte
      es geheißen, die Kosten würden von 1,9 auf 2,2 Milliarden Euro
      ansteigen.[1] Der voraussichtlichen Starttermin für die heiße
      Betriebsphase, in der mit der Verglasung der "Atomsuppe" begonnen
      werden sollte, wurde auf die erste Jahreshälfte 2008 verlegt. Nun mußte
      das Stuttgarter Wirtschaftsministerium den Finanzbedarf zum
      wiederholten Male nach oben korrigieren: auf 2,6 Milliarden Euro. Grund
      seien weitere Verzögerungen bei den Vorbereitungen zur Verglasung. 

      Mit den Jahren explodieren die Kosten, die für den Rückbau der 1990
      stillgelegten Test-Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe von den
      SteuerzahlerInnen aufgebracht werden müssen. Der 'Bund der
      Steuerzahler' spricht derweil von einem "Faß ohne Boden". Die
      Atom-Mafia handelte bereits 1991 Vertragsklauseln aus, nach denen sie
      mit der Zahlung eines Festbetrags von lediglich 511 Millionen Euro aus
      der Verantwortung entlassen wurde. 

      Mit der Anlage in Karlsruhe sollte seinerzeit die Technik für die geplante
      Wiederaufarbeitungsanlage im bayerischen Wackerdorf vorangetrieben
      werden. Der damalige bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß
      war - nicht zuletzt wegen massivem Widerstand aus der Bevölkerung
      und selbst aus der CSU - gezwungen, den Bau der atomaren
      Wiederaufarbeitungsanlage aufzugeben - eines Projekts, das bereits
      Steuermittel in Milliardenhöhe verschlungen hatte und dessen Kosten
      ebenfalls explodierten. 

      Doch nicht nur bei der Kostensteigerung nimmt die Hinterlassenschaft
      des 'Kernforschungszentrums Karlsruhe' eine Spitzenposition ein -
      auch in der Statistik über "meldepflichtigen Ereignisse" des
      Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) rangiert sie an erster Stelle - und
      das seit Jahren. Die Jahresberichte des Bundesamtes für
      Strahlenschutz (BfS) verzeichnen seit Berichtsbeginn im Jahre 1999
      205 "meldepflichtige Ereignisse". Im Jahr 2000 mußte gar der Diebstahl
      von Plutonium gemeldet werden. Und bereits nach einem Unfall am 23.
      März 1999, bei dem mehrere MitarbeiterInnen radioaktive Strahlung
      "inkorporierten", mußte festgestellt werden: Es lagen erhebliche
      Mängel in der Sicherheitskultur vor, daß eine Häufung menschlicher
      Fehler durch alle beteiligten hierarchischen Organisationsebenen
      nachgewiesen werden konnte. 

      Dennoch wurde am 28. Juli 2000 ein weiterer erschreckender Fall
      bekannt. Bei einer Bestandsprüfung wurde festgestellt, daß 37
      unbestrahlte Brennelemente fehlten. Als Erklärung wurde angegeben,
      diese Brennelemente seien mehrheitlich schon zehn Jahre zuvor
      "versehentlich als Schrott entsorgt" worden. Mehrheitlich sollte dabei
      heißen: Für drei der 37 Brennelemente konnte keinerlei Erklärung für
      deren Verbleib beigebracht werden. 

      Gründe für die "Verzögerungen bei der Inbetriebnahme der
      Verglasungsanlage" wurden vom Wirtschaftsministeriums nicht
      genannt. Rund 80.000 Liter strahlende und wärmeentwickelde,
      radioaktive Flüssigkeit soll in Glaskokillen abgefüllt und verschweißt
      werden. Die nach der experimentellen Separierung von Brennstäben
      aus Atomkraftwerken zurückgebliebene "Atomsuppe" enthält 504
      Kilogramm Uran und 16,5 Kilogramm hochgiftigem Plutonium als
      Einlage. Sie dümpelt hinter drei Meter dicken Stahlbetonwänden vor
      sich hin und muß permanent gekühlt werden, da sie sich durch
      radioaktive Spaltprozesse selbst erhitzt und hoch explosiv ist. Kühlung
      und Bewachung kosten Tag für Tag immense Summen und treiben die
      Kosten um so höher, je länger sich die geplante Verglasung
      hinauszögert. Mittlerweile traut sich "Umwelt"-Ministerin Tanja Gönner
      auch nicht mehr, einen Termin zu nennen, bis wann mit dem Start des
      "heißen Betriebs" gerechnet werden könne. 

      Noch 2005 war versprochen worden, daß 2014 in Karlsruhe der Status
      "grüne Wiese" erreicht sei. Nun heißt es, der Abriß der Gebäude könne
      frühesten 2023 erreicht werden. Wo der strahlende Atommüll letztlich
      gelagert werden könnte, ist zudem nach wie vor offen, da bislang
      weltweit kein Endlager für hochradioaktiven Müll gefunden werden
      konnte und eine solche Suche aus wissenschaftlicher Sicht zwecklos
      ist.[2] 

        

      REGENBOGEN NACHRICHTEN 

        

      Anmerkungen 

      1 Siehe hierzu auch unsere Artikel: 

            Karlsruher "Atomsuppe" kostet Milliarden 
            Geplante "Entsorgung" verzögert sich weiter (5.10.07) 

            Kosten Atomausstieg Karlsruhe verdoppelt: 
            1,9 Milliarden Euro (17.05.05) 

      2 Siehe hierzu unseren Artikel: 

            Endlager-Pläne in Ton zerbröseln 
            Konsequenzen für Benken (Schweiz) und Bure (Frankreich) (4.01.08)




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