[fessenheim-fr] Krebs-Häufung in der Nähe von AKWs
Klaus Schramm
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So Dez 9 23:29:56 CET 2007
Hallo Leute!
Hier eine Meldung zu einem Thema, über das hier im Zusammenhang
mit der GKSS schon öfter berichtet wurde.
Ciao
Klaus Schramm
klaus.schramm at bund.net
7.12.2007
Krebs-Häufung in der Nähe von AKWs
Neue Studie im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz
Im Umkreis der 17 deutschen AKWs erkranken Kleinkinder signifikant
häufiger an Blutkrebs. Dies wird durch eine neue Studie des
Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) nachgewiesen. Eine Studie von
Alfred Körblein vom Umweltinstitut München, die bereits seit sechs
Jahren vorliegt,1 wurde bisher von offizieller Seite ignoriert. Körblein,
der im Auftrag der ÄrztInnen-Vereinigung IPPNW, die Krebshäufigkeit in
der Umgebung der bayerischen AKWs Gundremmingen, Isar und
Grafenrheinfeld untersucht hatte, war zum selben Ergebnis gekommen
wie die nun offiziell veranlaßte Studie.
Grafik: im Internet unter
www.netzwerk-regenbogen.de/akwleu071207.html
Kleinkinder, die in der Nähe von Kernkraftwerken leben, erkranken
signifikant häufiger an Krebs. Laut der BfS-Studie steigt die Zahl
krebskranker Kinder, je näher ihr Wohnort an einem der 17 deutschen
Reaktorstandorte liegt.
ForscherInnen der Universität Mainz, die im Auftrag des BfS tätig waren,
stellten fest, daß im Fünf-Kilometer-Umkreis der Reaktoren 37 Kinder
neu an Leukämie erkrankt sind. Im statistischen Durchschnitt wären im
Untersuchungszeitraum zwischen 1980 und 2003 lediglich 17 Fälle zu
erwarten. Mehr als die Hälfte der Leukämie-Fälle steht daher im
Zusammenhang mit dem Wohnort der Kinder. Je näher die Kinder am
Atom-Reaktor aufgewachsen waren, desto höher lag ihr Risiko, an
Krebs zu erkranken - und umgekehrt.
Konkret bezieht sich dieses Ergebnis auf Kinder in den ersten fünf
Lebensjahren. Die Mainzer WissenschaftlerInnen hatten für ihre Studie
eine aufwendige Vorgehensweise gewählt. In die Studie wurden alle
von 1980 bis 2003 diagnostizierten Krebsfälle der Kinder unter fünf
Jahren einbezogen, die in den Landkreisen wohnten, die an die 17
deutschen Atomkraftwerke grenzen. Insgesamt sind das 41 Landkreise.
In diesen Regionen erkrankten 1.592 Kleinkinder an Krebs, darunter 593
an Leukämie. Den 1.592 krebserkrankten Kindern stellten die Forscher
4.735 gesunde Kinder gegenüber, die zur selben Zeit in derselben
Gegend aufgewachsen waren. Diese als "Fall-Kontroll-Studie"
bezeichnete Vorgehensweise gilt für derartige Fragestellungen als
besonders zuverlässig. Der Wohnort wurde bis auf 25 Meter genau
bestimmt.
Streng wissenschaftlich betrachtet ist mit dieser Studie ein kausaler
Zusammenhang zwischen dem strahlenden Inventar der
Atomkraftwerke und den Krebsfällen nicht nachgewiesen. Hierzu müßte
die Ursachenkette bis zum möglicherweise eingeatmeten Teilchen
minutiös untersucht werden. So heißt es denn auch in der Studie: Das
Ergebnis sei "nach dem derzeitigen wissenschaftlichen
Erkenntnisstand nicht strahlenbiologisch erklärbar". Dies hebt darauf
ab, daß die Strahlenbelastung außerhalb der Atomkraftwerke nach
offiziellen Zahlen aus medizinischer Sicht zu gering sind, um als
Ursache für die Krebsfälle in Frage zu kommen. Ein Zusammenhang ist
zwar nunmehr unbestreitbar - eine Kausalität jedoch nicht bewiesen.
Welcher Art dieser Zusammenhang ist, bleibt vorerst ungeklärt. Unter
solch strengen Kriterien ist allerdings auch die Wirksamkeit vieler
Medikamente nicht kausal nachweisbar.
Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen jedoch lassen sich die
BfS-Ergebnisse nicht mit sogenannten statistischen Ausreißern
erklären. Damit wurde bisher im Falle der Häufung von Leukämie-Fällen
in der Umgebung des AKW Krümmel und des benachbarten
Forschungszentrums GKSS argumentiert. Im Rahmen der BfS-Studie
wurden Gegenkontrollen vorgenommen, die ergaben, daß sich die
erhöhte Leukämie-Rate im Durchschnitt bei allen Standorten einstellte -
wenn auch nicht so auffällig wie beim AKW Krümmel.
Im Februar 2006 hatte das Kinderkrebsregister an der Universität Mainz
den fünfzehnten Fall vermeldet, der in der Region um Krümmel
zwischen 1990 und 2005 diagnostiziert wurde. Nur fünf Fälle wären in
diesem Zeitraum nach den Gesetzen der Statistik zu erwarten gewesen.
"Eine solche Leukämie-Häufung bei Kindern ist in der Umgebung
anderer deutscher Kernkraftwerke nicht zu sehen", hieß es damals in
einer Stellungnahme aus Mainz. Vier der erkrankten Kinder sind
mittlerweile verstorben.
Als Grenzwert in der Nähe von Atomkraftwerken gelten in Deutschland
0,3 Milli-Sievert (mSV) pro Jahr. Die tatsächliche Belastung ist nach
offiziellen Angaben geringer: Sie liege für 50-Jährige mit Wohnsitz im
Fünf-Kilometer-Umkreis der AKWs zwischen 0,0000019 und 0,0003200
mSV. Wenn jedoch bei Pannen in AKWs die Meßgeräte abgeschaltet
werden oder Meßprotokolle verschwinden, ist die Aussagekraft der auf
dem "Normalbetrieb" beruhenden Zahlen zumindest fraglich.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
1 Siehe auch:
Bayerische AKWs rufen nachweislich
Krebs bei Kindern hervor (14.02.01)
Dokumentation der Orginalarbeit
von Dr. Alfred Körblein (14.02.01)
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