[fessenheim-fr] Atommüll-Zwischenlager im AKW Unterweser
Klaus Schramm
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Sa Jun 23 20:43:33 CEST 2007
Hallo Leute!
Wer noch nicht weiß, welche Bedeutung die Atommüll-Zwischenlager haben
und in welchem Zusammenhang zum fabelhaften deutschen Atom-Ausstieg
sie stehe, sollte folgenden Artikel lesen.
Ciao
Klaus Schramm
klaus.schramm at bund.net
18.06.2007
Atommüll-Zwischenlager im AKW Unterweser
Betriebsgenehmigung für 40 Jahre
Im AKW Unterweser ist heute das bundesweit letzte der zwölf von "Rot-Grün"
genehmigten Atommüll-Zwischenlager in Betrieb genommen worden. Bei der
Einrichtung der Atommüll-Zwischenlager handelt es sich um eine der wenig
bekannten Konsequenzen aus dem sogenannten deutschen Atom-Ausstieg im Jahr 2000.
Das vom Energie-Konzern E.on betriebene AKW Unterweser in Esenshamm nahe bei
Bremen gehört zu den ältesten deutschen Druckwasser-Reaktoren. Es steht zu
befürchten, daß sowohl Esenshamm als auch die übrigen elf Standorte bei der
absehbar weltweit aussichtslosen Suche nach einem sicheren Atommüll-Endlager auf
den abgebrannten Reaktor-Brennstäben sitzen bleiben. "Klar ist, die
Zwischenlager dürfen nicht zu faktischen Endlagern werden", sagte
"Umwelt"-Minister Hans-Heinrich Sander (FDP). "Mir ist bewußt, daß viele
Menschen vor Ort diesem Lager kritisch gegenüber stehen."
Das bundesweit erste Atommüll-Zwischenlager war im Dezember 2002 im AKW Emsland
eingerichtet worden. Zweck dieser Atommüll-Zwischenlager war es, die
Verstopfungsstrategie der Anti-Atom-Bewegung zu vereiteln. Das
Atommüll-Zwischenlager im AKW Unterweser bietet Platz für 80 CASTOR-Behälter.
E.on kann nun die abgebrannten Reaktor-Brennstäbe dort für die nächsten 40
Jahren lagern und so den eigentlich vom deutschen Atomgesetz, Paragraph 9a,
geforderten Nachweis einer "schadlosen Verwertung" oder "geordneten Beseitigung"
umgehen.
Das Konzept der Standort-Zwischenlager wurde entwickelt, weil der Abtransport
des Atommülls aus den Atomkraftwerken in die Plutoniumfabriken La Hague,
Frankreich, und Sellafield, England, oder in die oberirdische Halle bei Gorleben
den AKW-Betreibern in den 1990er Jahren zunehmend Probleme bereitet hatte. Die
Atomkraftwerke drohten nach und nach im Atommüll zu ersticken. Die
CASTOR-Proteste verfolgten nicht zuletzt das Ziel einer "Verstopfung" der
Atomkraftwerke, die letzten Endes deren Abschaltung erzwungen hätte.
Der Präsident des Deutschen Atomforums (DAtF), E.on-Manager Walter Hohlefelder,
hatte im Mai 2004 auf der Jahrestagung Kerntechnik in Düsseldorf deutlich
gemacht, daß mit den Standort-Zwischenlagern die "Verstopfung" der
Atomkraftwerke vermieden und ein ungestörter Weiterbetrieb der Atomkraftwerke
ermöglicht wurde. "Ende der 90-er Jahre war der Betrieb der Kernkraftwerke
existentiell durch die sogenannte Verstopfung bedroht. Also durch den Zwang zur
Abschaltung, weil wir die abgebrannten Brennelemente nicht abtransportieren
konnten und gleichzeitig nicht genügend anlageninterne Lagerkapazität hatten",
so Hohlefelder. "Diese Gefahr ist jetzt praktisch gebannt: Die Transporte zur
Wiederaufarbeitung werden planmäßig bis Mitte 2005 abgewickelt. Die
Genehmigungen für die anlageninternen Zwischenlager liegen vor. Eine
Transportblockade - bislang die Achillesferse unserer Anlagen - wird uns also
nichts mehr anhaben können."
In einer Pressemitteilung des Deutschen Atomforums vom 25. Mai 2004 wurde das
"Engagement" der "rot-grünen" Bundesregierung bei der Umsetzung des
Atomkonsenses gelobt. So laufe der Betrieb der AKWs im Großen und Ganzen "frei
von politischen Störungen". Dies gelte "insbesondere für die Gewährleistung der
Entsorgung der abgebrannten Brennelemente aus den Kernkraftwerken". Eine
Verstopfung der AKWs infolge nicht abtransportierter abgebrannter Brennelemente
sei "nicht mehr zu befürchten".
Als Beleg für die These, daß die Politik mit der Genehmigung der
Standort-Zwischenlager einen Auftrag der AKW-Betreiber erfüllt hat, gilt die
Karriere von Bruno Tomauske. Tomauske war jahrelang als Beamter beim Bundesamt
für Strahlenschutz für die Genehmigung der Zwischenlager zuständig. Dann wurde
Tomauske im Jahr 2003 Prokurist beim AKW-Betreiber Vattenfall. Ebenso vielsagend
ist beispielsweise die Karriere der früheren Grünen-Chefin Gunda Röstel, die im
September 2000, nachdem der "Atom-Ausstieg" unter Dach und Fach war, einen
Managerposten bei der E.on-Tochter Gelsenwasser erhielt. Qualifiziert hatte sich
sich hierfür möglicherweise durch ihre Ausbildung als Grundschullehrerin. Ein
weiteres Beispiel ist die ehemalige Parlamentarische Staatssekretärin im
Bundes-"Umwelt"-Ministerium, Simone Probst ("Grüne"), die nach ihrem Ausscheiden
aus dem Bundestag 2005 bei E.on einen lukrativen "Beratervertrag" erhielt.
Nach wie vor deutet alles darauf hin, daß der sogenannte Atom-Ausstieg eine
Bestandsgarantie für den Betrieb von 15 oder 16 deutschen AKWs bis zum
Sankt-Nimmerleins-Tag darstellt. So ist festzustellen, daß auch das
Atommüll-Zwischenlager beispielsweise im AKW Gundremmingen sehr "großzügig"
bemessen ist. Laut Angaben des Technischen Geschäftsführers des Atomkraftwerks,
Gerd von Weihe, aus dem Jahr 2000 kann dieses Zwischenlager den Atommüll aus
mehr als 40 Betriebsjahren aufnehmen.
Klar ist auch, daß Aussagen über vorausberechnete Abschalttermine wie für das
AKW Unterweser im Jahr 2011 oder die beiden Blöcke des AKW Gundremmingen in den
Jahren 2016 beziehungsweise 2017 ohne jede Grundlage sind. Der sogenannte
Atom-Ausstieg aus dem Jahr 2000 ist keineswegs "unumkehrbar" wie es immer wieder
in den Mainstream-Medien heißt. Eine im Jahr 2009 - oder früher - neugewählte
Bundesregierung wird die ihr gestellten Aufträge erfüllen - nicht anders als die
bisherigen. Die einzige Chance auf einen realen Atom-Ausstieg besteht darin,
diesen gewaltfrei zu erkämpfen. Für ein Kreuzchen am Wahltag wird uns nichts
geschenkt.
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