[fessenheim-fr] Schweden: AKW-Störfall ernster als angenommen

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Do Aug 24 23:49:31 CEST 2006


Schweden: AKW-Störfall ernster als angenommen

Stockholm (dpa) - Schwedens Behörden haben am Donnerstag ihre Kritik an 
Sicherheitsmängeln bei dem Störfall im Atomreaktor Forsmark erheblich verstärkt 
und neue Anforderungen an die Betreiber gestellt.
Wie die staatliche Strahlenschutzbehörde SKI am Donnerstag in Stockholm 
mitteilte, dürfen alle vier nach dem Störfall am 26. Juli stillgelegten 
Reaktoren erst nach ausdrücklichen neuen Betriebsgenehmigungen durch SKI wieder 
ans Netz gehen. Bisher galt diese Bestimmung nur für den vom Störfall direkt 
betroffenen Reaktor 1 in Forsmark.
Am 26. Juli waren nach einem Reaktorstopp zwei von vier Notaggregate zur Kühlung 
nicht angesprungen. SKI hatte den Fall als «ernst» auf Stufe Zwei der 
siebenstufigen Störfallskala für Kernkraftwerke eingestuft und auch den Stopp 
von drei weiteren Siedwasserreaktoren gleicher Bauart verfügt. Dazu gehört neben 
Forsmark 2 auch das vom deutschen E.ON-Konzern betriebene Kraftwerk Oskarshamn 
mit zwei Reaktoren.
Der Chef des Reaktorsicherheitsausschusses bei der Strahlenschutzbehörde, Björn 
Karlsson, sagte im Rundfunksender SR, das Bild über die Reaktorsicherheit habe 
sich durch die inzwischen vollzogene Klärung des Ablaufs «deutlich 
verschlechtert». Er sagte, das Versagen von zwei der vier Notgeneratoren nach 
dem Herunterfahren eines Reaktors sei «der schlimmste Vorfall in der Geschichte 
der Atomkraft in Schweden» gewesen.
In einem Brief an den zum schwedischen Vattenfall-Konzern gehörenden Betreiber 
der Forsmark-Anlage hieß es, dass nach bisherigem Kenntnisstand unter anderem 
durch den Kurzschluss vor dem Reaktorstopp Signale auf den Kontrollschirmen 
ausgefallen seien. Besonders schwerwiegend sei es, dass zwei voneinander 
unabhängig arbeitende Notaggregate durch denselben Kurzschluss außer Betrieb 
gesetzt worden seien. Auch habe das Alarmierungssystem nicht funktioniert. Die 
Kühlung für den gestoppten Reaktor wurde von zwei anderen der insgesamt vier 
Notaggregate übernommen, die wie vorgesehen automatisch ansprangen.
Von Schwedens zehn Atomreaktoren, aus denen knapp die Hälfte des Strombedarfs 
gedeckt wird, laufen derzeit nur sechs. Die zu Vattenfall gehörende Forsmark 
Kraftgrupp muss bis 6. September einen Abschlussbericht über den Störfall 
vorlegen. Bis dahin werde es keine Betriebsgenehmigung für die vier 
stillgelegten Reaktoren geben.
24.08.2006




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