[fessenheim-fr] Bure-Solidarität aus Trier

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Fr Jul 28 20:01:18 CEST 2006


Hallo Leute!

Bure ist von Trier 237 Kilometer weit entfernt. Dennoch kommt aus dem
Raum Trier weitaus mehr Solidarität als aus dem Raum Freiburg. Was
hat Trier, was Freiburg nicht hat? Oder muß die Frage vielleicht
umgekehrt gestellt werden: Was hat Freiburg, was Trier nicht hat?

Ciao
   Klaus Schramm
   klaus.schramm at bund.net


*Atommüll in Lothringen /Trierischer Volksfreund  Seite 1 /27.07.2006*

BURE/TRIER. (wie) Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit entsteht im
lothringischen Dorf Bure möglicherweise ein Endlager für Atommüll. Seit
sieben Jahren wird an dem offiziell als Labor für atomare Endlagerung
bezeichneten Projekt gebaut. Atomgegner aus der Region machen nun mobil.
Am Wochenende ist ein Protest in Bure geplant.

*Strahlende Deponie in der Tiefe* */Trierischer Volksfreund Seite 4
/27.07.2006 *

*BURE. Droht der Großregion eine neue atomare Gefahr? Im lothringischen
Dorf Bure soll ein Endlager für Atommüll entstehen, befürchten Kritiker.
Die Betreiber sprechen nur von einem Versuchslabor. Die Gegner machen
für dieses Wochenende mobil gegen das Projekt. */Von unserem Redakteur
BERND WIENTJES

237 Kilometer zeigt der Routenplaner von Trier nach Bure an, fast 200
sind es von Saarbrücken aus. Etwas mehr als zwei Stunden sind es bis in
den kleinen lothringischen Ort in der Nähe von Bar-le-Duc. Keine
Entfernung. Bei einem Atomunfall erst Recht nicht. Daher steht Bure seit
einiger Zeit bei Atomgegnern der Region als neues Synonym für den Kampf
gegen Kernkraft. In dem Stollen soll in 500 Meter Tiefe Atommüll
gelagert werden. Das jedenfalls behaupten Umweltschützer und Atomgegner
in Frankreich und Deutschland. Nach dem Kernkraftwerk in Cattenom sei
das Atommüllendlager das zweite große Atomprojekt in Lothringen und
damit in unmittelbarer Nähe zu Deutschland und Luxemburg, argumentieren
die Kritiker.

"Stimmt nicht", sagen die Betreiber, die nationale Agentur für die
Entsorgung radioaktiver Abfälle (Andra). Es sei nur ein Versuchslabor,
mit dem getestet werden soll, wie radioaktiver Müll am sichersten
endgelagert werden kann. Seit 1999 wird an der 15 Hektar großen Anlage
gebaut. 95 Millionen Euro sind nach Angaben von Andra seitdem verbaut
worden. Gut siebe Millionen Euro kommen aus dem Topf der europäischen
Atomgemeinschaft Euratom.

Wiederstand von den Kommunen oder dem Regionalparlament gegen das
Mammut-Projekt gab es bislang nicht. Eine von den Gegnern geforderte
Bürgerbeteiligung wurde abgelehnt mit der Begründung, dass alleine die
Politiker über die Zukunft des Stollens zu entscheiden haben. Mitte Juni
stimmte das französische Parlament für die unterirdische Endlagerung des
Atommülls. Ab 2025 soll der gefährliche Müll für tausende von Jahren in
einem unterirdischen Stollen deponiert werden. Der Standort sei noch
offen und soll 2015 festgelegt werden, heißt es offiziell. Für die
Gegner ist klar, dass nur Bure für das geplante Endlager infrage kommt.
Die Millionen-Investitionen würden zumindest dafür sprechen. Das
Parlament entschied aber auch, verstärkt Alternativen zur Endlagerung zu
erforschen, dabei geht es um eine Verringerung der Strahlung auf
technischem Wege und eine Verlängerung der Zwischenlagerung von heute 50
bis 100 Jahren auf 100 bis 300 Jahre. Gleichzeitig wurde bei der
Entscheidung bekräftigt, keinen Atommüll aus dem Ausland dauerhaft in
Frankreich zu lagern.

Was wahrscheinlich auch nicht nötig ist. Der Bedarf für ein solches
Endlager ist im stark von Atomenergie abhängigen Frankreich groß genug.
58 Atomkraftwerke sind dort in Betrieb. Bislang war das Problem der
Endlagerung des Atommülls ungelöst. Seit einiger Zeit protestieren
Gegner des Projektes gegen das mögliche Endlager. Sie befürchten, dass
der Lehm-Ton-Boden in dem Stollen mit der Zeit porös werden und dann
Wasser eindringen und sich mit Atommüll vermischen könnte. Eine
Verseuchung des Grundwassers wäre die Folge. Vor vier Jahren blockierten
Atomkraftgegner daher vorübergehend die Baustelle des Projektes .In
Trier hat sich bereits eine Stop-Bure-Initiative gegründet. Von heute an
bis Sonntag findet der nächste Protest statt. Die Trierer Gruppe ruft
mit der Aktion 3. Welt Saar zu einem Festival in Bure auf. Erwartet
werden Atomgegner aus ganz Europa.


*Nichts gelernt /Trierischer Volksfreund Seite 2 /27.07.2006 *

Wieder ein Beispiel dafür, dass die Großregion nur ein Papiertiger ist.
Oder haben Sie schon mal was von Bure gehört? Falls nicht, gehören Sie
zur Mehrheit der Bürger in der Region. Dabei müsste das Projekt am Rande
Lothringens seit Jahren ganz oben auf den Tagesordnungen der diversen
grenzüberschreitenden Gremien stehen. Doch weder aus Mainz noch aus
Saarbrücken oder Luxemburg war bislang Kritik an dem Mega-Projekt zu
vernehmen. Wären da nicht ein paar Aktivisten, für die Bure mittlerweile
zum Symbol für den Widerstand gegen Atomkraft geworden ist, würde das
Thema in der Öffentlichkeit gar nicht beachtet. Offenbar haben die
Politiker der Großregion aus Cattenom nichts gelernt. Wieder einmal
verschließt man die Augen vor einer möglichen atomaren Gefahr.
Hintergrund des Schweigens könnte ein handfestes Interesse an dem
Endlager sein. Denn auch Deutschland hat ein Atommüll-Problem. Ein
genehmigtes Endlager gibt es nicht, nur ein Zwischenlager im
niedersächsischen Gorleben. Im dortigen Salzstock sollte auch nur
erprobt werden, wie die abgebrannten Brennstäbe am sichersten gelagert
werden. Daher kann der Betreiber der Anlage in Lothringen noch so viel
beschwichtigen: In dem 500 Meter tiefen Stollen wird auf jeden Fall
Atommüll gelagert werden. Stellt sich die Frage, wann die Menschen in
der Großregion darüber endlich aufgeklärt werden.

*b.wientjes(at)volksfreund.de* 




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