[fessenheim-fr] Freiburg macht TRAS-Mitgliedschaft von Spenden abhängig
Klaus Schramm
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So Apr 9 08:39:18 CEST 2006
Hallo Leute!
Hier noch ein e-mail von Amish vom 4. April, das leider aus technischen
Gründen zwischenzeitlich verloren ging.
Klaus Schramm
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Hallo!
Wie ich dem Amtsblatt der Stadt Freiburg i. Br. entnommen habe, hat der
Freiburger Gemeinderat nun endlich den Beitritt zum Trinationalen
Atomschutzverband (TRAS) beschlossen - wenn auch nur halbherzig. Denn
nur die Hälfte des für eine Stadt dieser Größe festgesetzten Beitrags
von rund 14 000 Euro pro Jahr soll aus dem Stadtsäckel bezahlt werden -
die andere Hälfte soll durch Spenden aufgebracht werden.
Zitat: "Gemäß dem Gemeinderatsbeschluß wird die Mitgliedschaft so lange
aufrecht erhalten werden, wie die Hälfte des Beitrags, also 7000 Euro,
aus Spenden finanziert wird."
Immerhin rühmen sich die Grünen in ihrem Fraktions-Artikel (Amtsblatt
Seite 2), daß sie in der Gemeinderatssitzung bereits einen Umschlag mit
700 Euro in bar übergeben hätten - also 10% der verlangten Spenden.
Deren Landtagsabgeordnete Edith Sitzmann soll kurz zuvor bereits weitere
500 Euro zugesagt haben. Macht zusammen 1200 Euro; bleiben noch 5800 übrig.
Was soll mensch davon halten? Ich finde, die Stadt sollte den Beitrag
trotz Finanznot besser selber zahlen. Andererseits ist dieser faule
Kompromiß immer noch besser als wenn der Gemeinderat sich mehrheitlich
gegen eine Mitgliedschaft entschieden hätte. Ich halte den TRAS für so
wichtig, daß ich mich dazu durchgerungen habe, nicht den Beleidigten zu
spielen und ganz pragmatisch zumindest einen mehr oder weniger
symbolischen Euro beizusteuern (trotz Hartz IV!). Das entspricht
immerhin dem, was die Stadt für mich in etwa 14 Jahren an
Mitgliedsbeitrag zahlen muß, denn pro EinwohnerIn und Jahr sind 7 Cent
zu berappen. Ich denke, damit habe ich meinen Teil geleistet...
Ich weiß nicht, ob ich Euch empfehlen soll, an dieser fragwürdigen
Spendenaktion teilzunehmen. Wichtiger ist es natürlich, erst mal den
Stromanbieter zu wechseln und atomstromfreien EWS-Strom zu bestellen
(ersatzweise geht auch Greenpeace Energy - ist fast genauso gut, aber
teurer; alles andere sind vermutlich mehr oder weniger
Mogelpackungen...). Wer das getan hat und noch mehr tun möchte, kann
sich gerne überlegen, sich am Freiburger TRAS-Beitrag zu beteiligen
(oder auch nicht) - mit 70 Cent, einem Euro, 7 Euro, 70 Euro oder für
diejenigen die sich's leisten können vielleicht sogar 700 Euro. Vergeßt
dabei nicht, daß jedes Jahr nachgelegt werden muß, und zwar so lange,
bis Fessenheim endgültig stillgelegt ist.
Für die, die wollen, hier die Bankverbindung:
Stadt Freiburg
Konto 2010012
Sparkasse Freiburg Nördlicher Breigau
BLZ 680 501 01
Verwendungszweck: TRAS-Spende 2006
Noch ein paar Worte zu der immer wieder von Politikern zu hörenden
Äußerung, daß es undemokratisch sei, einen politischen Beschluß auf
juristischem Wege zu Fall bringen zu wollen - oder wie in diesem Falle,
daß es die Völkerfreundschaft stören würde, vor französischen Gerichten
gegen Fessenheim zu klagen:
Was ist den der Zweck von Gesetzen? Parlamente verabschieden Gesetze, um
damit letztlich den Gerichten einen Spielraum vorzuschreiben, innerhalb
dessen sie ihre Urteile fällen müssen. Es gibt aus gutem Grund die
sogenannte Gewaltenteilung zwischen Legislative, Exekutive und Judikative.
Die Legislative ist die gesetzgebende Gewalt, also Bundestag, Bundesrat
und Landtage. Die Exekutive ist die ausführende Gewalt - das sind die
Regierungen mitsamt ihren Ministerien und den ihnen unterstehenden
Behörden, von der Bundeskanzlerin bis zum untersten Beamten. Die
Judikative ist die rechtsprechende Gewalt oder anders gesagt die Justiz,
also die Gerichte.
Wenn nun also jemand gegen ein von der Regierung beschlossenes Projekt
(usw.) klagt, dann hat er nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn die
Regierung dabei geltende Gesetze oder die Verfassung das Völkerrecht
verletzt, um nicht zu sagen mißachtet hat. Alles staatliche und
politische Handeln zielt letzlich darauf ab, festzulegen, wie ein
Richter in welcher Situation urteilen sollte. Das Gerichtsurteil ist
somit das letztlich anvisierte Ziel jeglicher Gesetzgebung und Politik.
Es ist der Kumulationspunkt der Demokratie und das letztendliche
Endergebnis der Entscheidungsfindung in jedem Gemeinwesen.
Es gibt nichts demokratischeres, als im Falle eines Falles ein
Gerichtsurteil zu verlangen um dadurch feststellen zu lassen, ob die
Politiker die Gesetze eingehalten, die Verfassung gewahrt und ggf. das
Völkerrecht beachtet haben. Wenn ein Gericht eine Regierungsentscheidung
(usw.) kippt, heißt das nichts anderes, als daß die betreffenden
Politiker Gesetzesbrecher oder gar Verfassungsfeinde sind!
Wer Bürger, die ihr verbrieftes Recht vor Gericht einfordern, als
Egoisten und Undemokraten hinstellt, beweist damit nur, daß er sich
nicht auf dem Boden des Grundgesetzes bewegt und deshalb besser
zurücktreten sollte. Ich rede hier allerdings nicht von notorischen
Prozeßhanseln, die wegen Lapalien die Gerichte lahmlegen oder nur
deshalb prozessieren, um jemandem, den sie aus einem gar nicht zur
Verhandlung stehenden Grund nicht leiden mögen, eine reinzuwürgen.
Damit will ich allerdings nicht sagen, daß ich zu jedem Urteil Ja und
Amen sage. Wie gesagt, wir haben Demokratie, und was letztendlich auf
dem Umweg über Wahlen, Gesetzgebungsverfahren und Gerichtsverhandlungen
herauskommt, ist das Urteil. Daß das nicht immer allen paßt, ist in
einer Gesellschaft, in der die (parlamentarische) Mehrheit entscheidet,
leider nicht vermeidbar - doch das ist wieder ein anderes Thema, das ich
hier und jetzt nicht anschneiden möchte, denn das führt dann doch ein
wenig zu weit.
Der Vollständigkeit halber sei ergänzt, daß die Regierungen und
MinisterInnen auch Verwaltungsvorschriften erlassen, die nur für die
MitarbeiterInnen der betreffenden Behörden, nicht jedoch für die
Gerichte verbindlich sind und deshalb von Verwaltungsgerichten für
nichtig erklärt werden können, wenn sie illegal oder verfassungswidrig sind.
Viele Grüße
Euer
Amish
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