[fessenheim-fr] A-Bomenversuche in D?

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
So Apr 2 23:51:09 CEST 2006


Hallo Leute!

Ein Verdacht erhärtet sich: Am 12. September 1986 wurde bei einem
Brand im GKSS in Geesthacht Radioaktivität freigesetzt. Immer mehr
Details belegen, dass dieser Brand und dessen Ursachen - auch von 
der schleswig-holsteinischen Landesregierung unter Heide Simonis -
vertuscht wurde, weil er mit der Forshung an Mini-Atombomben zu
tun hatte. Heute abend berichtet das ZDF über neue Ergebnisse.
Vorab dazu zwei Presse-Meldungen.

Ciao
   Klaus Schramm
   klaus.schramm at bund.net

Boden um Geesthacht hochradioaktiv verseucht

Nirgendwo auf der Welt gibt es so viele Leukämiefälle wie in der Elbmarsch /
Ursache vermutlich eine vertuschte Atomkatastrophe


Kiel/Hannover. Seit 1990 sind in der Elbmarsch 16 Kinder an Leukämie
erkrankt und 4 an Blutkrebs gestorben. Das vierte Todesopfer wurde nicht
einmal fünf Jahre alt. Vor dem kleinen Rico (5 Jahre), der im Januar
beerdigt wurde, starben Angela (9), Sebastian (11) und Söhnke (21).
Nirgendwo auf der Welt gibt es eine solche Häufung von Leukämie-Erkrankungen
wie in diesem nur wenige Quadratkilometer großen Landstrich zwischen
Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

Nach Darstellung von Dr. Hajo Dieckmann, des Leiters des Gesundheitsamtes
Lüneburg, seien innerhalb von nur fünf Jahren allein in der kleinen Gemeinde
Tespe sechs Leukämie-Erkrankungen erkannt worden. Dort hätte sich rein
statistisch nur alle 58 Jahre ein einziger Erkrankungsfall ergeben dürfen.

Die Landesregierungen von Niedersachsen und Schleswig-Holstein hatten 1992
Kommissionen mit international anerkannten Wissenschaftlern eingesetzt, um
die Ursachen und Hintergründe zu beleuchten. Die Kommission hatte binnen 12
Jahren alle anderen erdenklichen Ursachen für Blutkrebs, wie Düngemittel,
Pestizide, chemische und andere Umweltgifte untersucht und ausschließen
können. Übrig blieb der Verdacht, daß die Leukämie-Fälle um Geesthacht durch
Strahlung ausgelöst wurden, wie ein Kommissionsmitglied, der Strahlenbiologe
Prof. Edmund Lengfelder von der Universität München erläuterte.

Am 1. November 2004 kam es zu einem handfesten Eklat: Sechs der acht
Mitglieder der Fachkommission "Leukämie" von Schleswig-Holstein legen ihre
Arbeit mit der Begründung nieder, ihre Tätigkeit sei von Behördenvertretern
systematisch behindert worden. Das Land Schleswig-Holstein läßt darauf hin
die Akten schließen.

Augenscheinlich amtliche Untätigkeit wollten engagierte Menschen vor Ort
nicht hinnehmen. Auf Initiative und Kosten der "Bürgerinitiative gegen
Leukämie in der Elbmarsch" und der Internationalen Ärzteorganisation gegen
den Atomkrieg (IPPNW) wurden Ende des Jahres 2004 erneut verschiedene
Erdproben im Bereich der Atomanlagen in Krümmel und Geesthacht entnommen.

Die Proben wurden an der Minsker Sacharow-Universität von einem
international renommierten Experten der Plutoniumverortung analysiert. Prof.
Mironov kommt zum Resultat, daß die gefundenen erhöhten Plutonium- und
Thoriumwerte so in der Natur nicht vorkommen, sondern künstlich hergestellt
sind.

Die neuen Untersuchungsergebnisse sind schockierend, widerlegen sie doch
offizielle Untersuchungsergebnisse. Sie belegen nach Aussage der
Ärzteorganisation, daß im Umkreis des Kernkraftwerkes Krümmel und des
Kernforschungszentrums GKSS in Geesthacht, eines Institutes, das einen
atomaren Forschungsreaktor betreibt, der Boden an bestimmten Stellen
radioaktiv verseucht ist. Die Region weise eine deutlich erhöhte künstliche
Radioaktivität auf, darunter erhebliche Konzentrationen von Plutonium und
Thorium.

Die Untersuchungsergebnisse erhärten den Verdacht von Ärzten, daß sich am
Freitag, 12. September 1986, nur 30 Kilometer von Hamburg entfernt, ein
bisher vertuschter Störfall ereignet und Radioaktivität freigesetzt habe.

Dr. Sebastian Pflugbeil, Präsident der "Gesellschaft für Strahlenschutz",
verweist auf Augenzeugenberichte vom Herbst 1986, nach denen es auf dem
"Hochufer", wo die Kernforschungsanlage GKSS steht, einen großen Brand
gegeben hat. Auskünfte zu einem solchen Brand rückt die Feuerwehr in
Geesthacht nicht heraus. Alle Einsatzprotokolle von September 1986 seien bei
einem Brand ausgerechnet "im Aktenschrank der Feuerwache" vernichtet worden.

Der niedersächsische SPD-Landtagsabgeordnete Uwe Harden vermutet als Grund
der amtlichen Vertuschung, daß 1986 direkt nach Tschernobyl die
Atomindustrie sofort still gelegt worden wäre und die friedliche Nutzung der
Kernenergie erledigt gewesen wäre.

Die Kommission hat binnen 12 Jahren alle anderen erdenklichen Ursachen für
Blutkrebs, wie Düngemittel, Pestizide, chemische und andere Umweltgifte
untersucht und ausschließen können. Übrig bleibe der Verdacht, daß die
Leukämie-Fälle um Geesthacht durch Strahlung ausgelöst werden, erläuterte
der Strahlenbiologe Prof. Edmund Lengfelder von der Universität München.

Der Kieler Toxikologe Prof. Otmar Wassermann, der ehemalige Vorsitzende der
Leukämiekommission Schleswig-Holsteins, will, daß "das Sterben endlich
aufhört" und versteht die neuen Resultate als unmißverständliche
Aufforderung an die neue Regierung, endlich aufzuklären, wie diese künstlich
erzeugten und hoch radioaktiven Stoffe in den Boden der Elbmarsch gelangt
sind und wo exakt Kontaminationen vorliegen.
JOACHIM KELLER

Saar Echo
http://www.saar-echo.de/de/art.php?a=31484
+++

Der vertuschte Skandal
ZDF-Film weist auf verschwiegenen Unfall im AKW Krümmel hin
"Und niemand weiß warum - Leukämietod in der Elbmarsch", ZDF, So., 23.30
Uhr.
VON DALAND SEGLER

Es ist ein Skandal, der in Deutschland seinesgleichen sucht - aber er wird
bis heute verdrängt, verschwiegen, geleugnet. Dabei sind die Tatsachen
unübersehbar: In der Umgebung des Atomkraftwerks Krümmel an der Unterelbe
sind zwischen 1991 und 1996 sechs Kinder an Leukämie gestorben - eine
weltweit einmalige Häufung dieser Krankheit. Inzwischen sind seit 1991 sogar
16 Kinder am tückischen Blutkrebs erkrankt. Das alles soll Zufall sein oder
eine andere, unbekannte Ursache haben - sagen die Verantwortlichen der
Atomanlagen, in den Behörden und Ministerien von Niedersachsen und
Schleswig-Holstein. Dass das alles eine ganz konkrete Ursache hat, einen
Unfall in den Anlagen der "Gesellschaft für Kernenergieverwertung in
Schiffbau und Schiffahrt" (GKSS) nahe Krümmel, das führen Angelika Fell und
Barbara Diekmann nun als Indizienbeweis in ihrem halbstündigen
Dokumentarfilm vor.

"Kein Grund zur Unruhe"

Der Film beginnt etwas gefühlig, mit einem Herz aus roten Rosen auf dem Grab
des mit vier Jahren an Leukämie gestorbenen Rico. Aber im Lauf der knappen
halben Stunde können die Autorinnen immer mehr Tatsachen vorlegen, Zweifel
entkräften und Zeugen zu Aussagen bewegen. Da gibt es 1986 einen Alarm im
Atomkraftwerk Krümmel, erhöhte Radioaktivität wird gemessen, aber
selbstredend meldet der Leiter der Atomanlage, die Bevölkerung habe "keinen
Grund zur Unruhe". Etwas mehr als vier Jahre später treten die ersten
Blutkrebsfälle auf. Die Anwohner vergessen, dass Ruhe die erste
Bürgerpflicht ist und verlangen Aufklärung. Es gibt eine
Untersuchungskommission.

Nach jahrelanger vergeblicher Ursachenforschung löst sich die
Leukämie-Kommission auf. Sechs der acht Wissenschaftler im Gremium legen
ihre Ämter unter Protest nieder. Insbesondere von der Kieler Landesregierung
hätten sie keine Unterstützung erfahren, seien über Jahre auf eine Mauer des
Schweigens und der Ablehnung gestoßen.

Tödlich wirkende Kügelchen

Das geht den Autorinnen zum Teil heute noch so. Sie bekommen bestimmte
Messergebnisse nicht zu sehen, Zeugen wollen unerkannt bleiben. Aber mit dem
öffentlich-rechtlichen Fernsehsender im Rücken gelingt es doch,
Wissenschaftler zu finden, die unabhängig voneinander und von der Industrie
nachweisen können, dass die in näherer Umgebung der Atomanlagen massenhaft
gefundenen winzigen Kügelchen tödliche Wirkung haben können: Sie enthalten
Uran aus Wiederaufbereitungsanlagen. Und schließlich finden sich auch
Augenzeugen des seltsamen blau-grünen "Feuers" bei der GKSS.

Bei aller Vorsicht, bei allen Relativierungen: Der Befund scheint eindeutig.
Hier liegt ein Unfall vor, der nicht sein kann, weil er nicht sein darf. Und
also nach Kräften und von vielen Beteiligten vertuscht wurde. Dabei taten
auch Politiker aus als atomkraft-kritisch geltenden Parteien wie SPD und -
ja! - Grünen mit. Dergleichen lässt die Skepsis von Menschen verständlich
erscheinen, die aus einem Gefühl von Ohnmacht nicht mehr zur Wahl gehen.

Warum sich ein Kartell des Schweigens über Krümmel gebildet hatte, ist
übrigens leicht zu erklären. Kein halbes Jahr zuvor, am 26. April 1986, war
der Reaktor in Tschernobyl explodiert. Das Geständnis eines Unfalls in
Krümmel hätte den Atomenergie-Konzernen das Geschäft vermutlich auf Dauer
verdorben. Stattdessen diskutiert man heute schon wieder über längere
Laufzeiten der Atommeiler.

Frankfurter Rundschau
http://www.fr-aktuell.de/ressorts/kultur_und_medien/medien/?cnt=838228




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