[Debatte-Grundeinkommen] Zur Sache

Karin Teetzen karin at inkat.de
Di Jan 24 16:15:43 CET 2017


Hallo Bernd, 

> Nachdem Du weiterhin für Geld und Märkte bist, bin ich 
> neugierig, was Du mit IMO meinst. Google liefert da nur 
> Unpassedes. Vielleicht habe ich die Mail, in der Du das 
> einführtest, verpasst.

IMO ist die Abkürzung für "In my Opinion". 

Diese benutze ich immer dann, wenn ich noch einmal ausdrücklich betonen
möchte, dass es wirklich nur um meine eigene 'Meinung' geht und nicht um
eher allgemeine Statements. 

> Natürlich wird durch das BGE das Paradigma, bezahlte Arbeit 
> sei das Wichtigste und notwendig für die Existenzerhaltung 
> und soziale Anerkennung, aufgebrochen bzw. abgelöst. Aber 
> bevor wir das Kind mit dem Bade ausschütten: Auch zukünftig 
> müssen Menschen arbeiten, um das Grundeinkommen/Bürgergeld 
> für andere zu ermöglichen und das geht nicht ohne Geld. Geld 
> zu verdienen muss also ein Ziel bleiben. Das Bürgergeld soll 
> allen die Existenzängste nehmen. .

Stimmt, aber es geht eben auch darum, dass die Menschen wieder GERNE
Arbeiten und nicht, wie es im Moment häufig der Fall ist, NUR um damit Geld
zu verdienen.

Wenn junge Leute sich orientieren und einen 'Job fürs Leben' suchen, also
nach der Schule den Weg (Berufsschule, Ausbildung, Studium) auswählen
müssen, der, in aller Regel einen Großteil der Zeit in ihrem  zukünftigen
Leben ausmachen wird, dann ist eben eine der Fragen dabei: "Wo kann ich am
meisten Geld verdienen". In meiner Idealvorstellung kommt diese Frage aber
nicht vor, sondern, die jungen Leute entscheiden NUR nach ihren Interessen. 

> Leider gibt es unangenehme Arbeiten, die ohne Bezahlung 
> keiner mehr macht. Ich will hierzu jetzt keine Liste 
> aufstellen. Jeder kennt hierzu wohl viele Beispiele. Aber mal 
> ernsthaft: Warum sollte für ehrenamtliche oder soziale 
> Tätigkeit kein Geld bezahlt werden. Geht es da um Ehre oder was?

Ich für meinen Teil (IMO ;-)) würde Arbeit gerne generell als Tätigkeit
definieren, die NUR deshalb getan wird, WEIL sie mit Geld bezahlt wird.
Ehrenamtliche Tätigkeit oder Hobby zählen für mich nicht zur Arbeit, eben
weil sie gerne gemacht werden. In einer Utopischen Welt würde deshalb auch
gar keiner mehr Arbeiten, aber die Menschen hätten trotzdem etwas zu tun,
wären also aktiv und tätig.

Klar kann ich mir vorstellen, dass, in unserem jetzigen System ohne BGE, für
Ehrenamtliche Tätigkeit Geld gezahlt wird, aber wie willst du das berechnen
und woher soll das Geld kommen? Ich hatte damals für mein Ehrenamt sogar
eine AWE (Aufwandsentschädigung) bekommen, aber auf die geleistete
Stundenzahl umgerechnet war das nicht mal 1 Euro pro Stunde. Der Verein
hatte aber nicht mehr Geld, also woher soll's kommen?

Wenn ich an meine Arbeit in der Pflege zurückdenke, gab es da Dinge, die
sehr unangenehm waren und andere, die mir Spaß gemacht haben. Solange sich
dieses in etwa die Waage gehalten hat oder sogar das positive überwog, habe
ich gerne gearbeitet. Ich konnte also Unangenehmes mit Schönem ausgleichen.
Genauso kann ich mir das ganze im Großen vorstellen. Eine unangenehme Arbeit
wird dann (mit nur wenig oder sogar ganz ohne Geld) getan, wenn absehbar
eine schöne Tätigkeit folgt. Wenn ich z.B. weiß, dass ich nur 1 Jahr für den
Müll zuständig bin, kann ich das akzeptieren, wenn ich mich hinterher für 1
Jahr um die Blumen kümmern darf. Dazu müsste aber ein System eingeführt
werden, bei dem entweder mehrere Tätigkeiten gleichzeitig, mit jeweils nur
wenigen Stunden Arbeitszeit, oder nacheinander, mit einem Wechsel nach
kurzer Zeit, gemacht werden. 

Generell wäre ich ja sowieso dafür, für alle geleistete Arbeit denselben
Stundenlohn zu zahlen, dann würden die Menschen sich eben nicht mehr die
Frage stellen: "Wo verdiene ich am meisten Geld". 

> In vielen <em>Ehrenämtern</em> wird auf Teufel komm raus 
> illegales Geld verdient. Es herrschen Korruption und 
> Durchstecherei. Es wäre ein Beitrag zur Ehrlichkeit, wenn 
> diese Dinge offengelegt werden könnten und das Ziel, aus dem 
> Amt Geld zu erzielen, durch eine angemessene Bezahlung, die 
> bei Aufdeckung von Schmu entfällt, gekontert würde. Ich weiß, 
> dass das so oft nicht den Schmu verhindert – z.B. ist 
> Bestechung von Abgeordneten in Deutschland immer noch ungestraft usw.

Ich glaube ja, dass der Großteil der Ehrenamtler durchaus ehrlich ist und
keinen Schmu macht, aber Transparenz wäre echt gut! Ich wäre ja sogar dafür,
alle Steuererklärungen (wie in Schweden) und auch alle Firmenkonten
öffentlich einsehbar zu machen.  

Liebe Grüße
Karin




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