[Debatte-Grundeinkommen] zu Tims negativem Zinseinwand gegen's bGE

Karin Teetzen karin at inkat.de
Sa Jan 14 12:26:18 CET 2017


Hallo Ulrich,

> Zuerst: unter deinem letzten Absatz fehlt dringend und 
> wichtig: Deshalb wollen wir das bedingungslose Grundeinkommen 
> einführen, es ist die Konsequenz daraus.

:-)

> Aus deinen Gedanken geht für mich hervor, daß du noch hoffst, 
> ein "Markt" 
> könnte funktionieren.

Unter SEHR ENGEN Grenzen kann ein Markt funktionieren. Transparenz, Angebot
und Nachfrage in etwa gleich hoch, viele Marktteilnehmer auf beiden Seiten
sind z.B. absolut notwendig dafür. Die meisten Märkte werden aber diesen
Kriterien nicht gerecht und als Konsequenz sind ja auch viele Preise nicht
über einen Markt entstanden sondern willkürlich festgelegt oder verzerrt. 

Der Lebensmitteleinzelhandel ist dagegen ein Beispiel, wo ein Markt recht
gut funktioniert. Die Preise in Deutschland sind mit die niedrigsten
Weltweit und die Gewinne der Unternehmen sind bei ca. 1% Rendite. Du kannst
die Preise direkt in den Geschäften vergleichen (Transparenz) und es gibt
genügend verschiedene Anbieter, die du vergleichen kannst. Eigentlich
funktioniert er sogar viel zu gut, wenn man bedenkt, dass wir es uns sogar
leisten können 1/3 unserer Lebensmittel einfach weg zu schmeißen.

> Hast du dir schon einmal den "Arbeitsmarkt" angesehen. Er 
> funktioniert am besten wenn sich die Ware "Mensch" gut 
> verkaufen lässt.

Der Arbeitsmarkt ist gerade so ein Beispiel für einen Markt der nicht
funktioniert. Angebot und Nachfrage sind nicht ausgewogen, deshalb sind die
Löhne auch so niedrig. Wenn der Staat nicht so massiv eingegriffen hätte mit
Mindestlohn und Aufstocken und Hartz IV als 'Alternative' würden wir jetzt
wohl dritte Welt Niveau bei den Löhnen haben. :-( 

Dazu soll ja gerade das BGE dienen, die Menschen soweit es geht vom
Arbeitsmarkt zu entkoppeln um dann eben einen wirklichen 'fairen' Lohn
aushandeln zu können. 

> Was meinst du, warum gründen  junge Menschen immer mehr 
> "Start-ups", selbstverwaltet, weil sie dumm sind??

Nun, gerade bei Start-Ups sind häufig ausbeuterische Verhältnisse zu finden.
So werden z.B. häufig keine oder nur geringe Sozialabgaben gezahlt. Die
Lohnkosten sind auch meist SEHR Niedrig. Die Menschen gehen aber freiwillig
auf solche Verhältnisse ein, weil sie die Hoffnung haben, es wird sich
irgendwann auszahlen. 

> Was hatte das "DDR" System mit unserem gemein? In der DDR 
> wurde Menschen Arbeit gegeben die nicht da war, das war menschlich.
> Hier werden die Menschen zu Arbeit gedrängt die nicht da ist, 
> das ist unmenschlich, weil sie allein gelassen sind, sie bei 
> dieser Ausführung nicht unterstützt werden.

Auch in der DDR wurden die Menschen zur Arbeit 'gezwungen'! Es wurde ihnen
häufig vorgeschrieben, WO sie zu arbeiten haben. Und dies wurde eben nicht
nach ihren Fähigkeiten ausgesucht sondern danach, ob sie sich an das System
angepasst haben oder nicht. Wer nicht hineinpasste, wer seinen Mund
aufmachte, der wurde auf eine Stelle ohne Einfluss gesetzt, wenn er Glück
hatte. Wenn er Pech hatte landete er auch gleich im Knast um gebrochen zu
werden, um in das System hineingepresst zu werden. 

Ich verurteile die DDR als Politisches System! Es war Menschenverachtend und
hat mit Angst seine Bevölkerung bevormundet. 

Ich glaube nur nicht, dass der Untergang dieses Systems aufgrund des
ökonomisch besseren 'kapitalistischen' Systems im Westen gekommen ist. 

> Effektives Wirtschaften hat bei den Menschen, die dem Markt 
> überlassen werden,  immer zur  Folge, daß sie genau den 
> Profit riechen und diesem niederen  Sinn folgen Ich habe auch 
> kein Rezept, dieses menschliche Gen zu besänftigen, ich sehe 
> nur, daß in unserem System, das meine ich global, die 
> Bedürfnisse  des Menschen nicht befriedigt werden, in einem 
> Teil der Welt gerade so, daß sie es nicht merken, in den 
> weitaus größeren Teilen so, daß sie sterben müssen.

Wenn wir nicht immer effektiver Wirtschaften würden, wären wir immer noch
bei Produktionsverhältnissen wie in der Steinzeit oder im Mittelalter. 

Nur wegen der hohen Produktivitätszuwächse unserer Gesellschaft, in der ein
Bauer z.B. 1500 Menschen ernährt, können wir uns überhaupt den 'Luxus'
leisten über so etwas wie ein BGE nachzudenken.
 
> Das ist übrigens der Grund, weshalb ich hier bei Grünens mit arbeite

Nun, die Grünen wollen den Arbeitsmarkt nicht abschaffen. Ein (kleiner) Teil
von ihnen ist für das BGE. Aber weitergehende Pläne für die Zukunft sind
(zumindest im offiziellen Parteiprogramm) bei ihnen nicht zu finden. Bist du
dir sicher, dass du in der richtigen Partei bist? 

Liebe Grüße
Karin




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