[Debatte-Grundeinkommen] 'n paar Kleinigkeiten

Arfst Wagner arfst_wagner at web.de
Mi Dez 21 13:20:20 CET 2016


Ja, Bert, an die Umweltprobleme und deren Folgen, z. B. für die 
Nahrungskette denke ich.
Vielleicht ist es falsch, zu sagen "wichtiger", denn wie wikk man 
Wichtigkeit vergleichen?

Ein Grundlegendes Beispiel für das, was ich meine:
  Der allergrößte teil unserer Rohstoffe reicht nich für hundert Jahre. 
Wenn wir diese allerdings nioch 50 Jahre annähernd so ausbeuten, wie 
momentan, ist dass Klima im Eimer.
Uns bleioben für eine unfassbar große Umstellung unserer Wirtschaftsform 
(im weitesten Sinne) nur noch wenige Jahrzehnte und das weltweit.
Wenn wir das nicht in den Griff bekommen, dann droht ein Krieg aller 
gegen alle um Rohstoffe.

Innerhalb dieses Problemkreises nützen 1000 Euro für Jede(n) erstmal 
relativ wenig.

So was in der Art meine ich.

Viele Grüße!
Arfst


Am 20.12.2016 um 20:12 schrieb Bert Grashoff via Debatte-Grundeinkommen:
> Hey,
>
> lieber Stefan, ich hoffe, du hast einen allgemeinen Widerspruch mit 
> Bezug auf das Sozialgericht-Gotha-BVerfG-Verfahren gegen deine 
> ALG2-Sanktionen formuliert (vgl. z. B. 
> https://www.hartziv.org/news/20150603-wichtig-widerspruch-gegen-hartz-iv-sanktion-einlegen.html 
> ). Hilft dir zwar aktuell nicht, dürfte dann irgendwann aber zu einer 
> fetten Nachzahlung vom Amt führen.
>
> Deine Hoffnung auf einen baldigen Zusammenbruch mindestens der 
> Fassaden des Systems hat mich an einen alten Song von New Model Army 
> erinnert: "they're waiting 'round here for something to happen. they 
> won't really want it when it roles out to greet them." [Deutsch etwa: 
> Hier im Umkreis warten sie darauf, dass etwas passiert. Sie werden es 
> nicht wirklich wollen, wenn es herausrollt, um sie zu begrüßen.] (vgl. 
> z. B. https://youtu.be/xUjxhc2539c ) Verliert das Kapitalverhältnis 
> seine integrierende Kraft, werden die Zerfallsprozesse in aller Regel 
> überaus unangenehm für so ziemlich alle Beteiligten. Einige beobachten 
> solche Zerfallsprozesse schon seit Jahrzehnten, andere sehen die nicht 
> oder kaum, sondern eher zunehmende Integration. Bleibt historisch 
> offen, u. a. auch, weil ja z. B. bGE als krasser Systemstabilisierer 
> zumindest in den Schubladen liegt. Jedenfalls bin ich da weit weniger 
> optimistisch als du: So furchtbar der Alltagskapitalismus ist, sein 
> Zerfall könnte zumindest aus privilegierter europäischer Perspektive 
> sehr gut weitaus furchtbarer sein. Der Aufstieg der 
> menschenverachtenden AfD ist ja z. B. nun echt für niemanden ein Grund 
> zur Freude, der irgendwie an humanistischen Werten orientiert ist.
>
> Ich find's leicht absurd, dass du gemeinsam mit Thorsten hier so 
> skeptisch hinsichtlich einer baldigen Einführung des bGE bist. Was 
> soll das werden: negative Verstärkung? Da das BVerfG ohne Beschädigung 
> der eigenen Geschäftsgrundlage gar nicht umhin kommen wird, die 
> ALG2-Sanktionen für nichtig zu erklären, werden wir bald eh ein 
> Grundeinkommen haben. Das wird die alte Lohnabstandsdiskussion sehr 
> wahrscheinlich wieder aufs Tablett bringen. Wir sollten sie auf alle 
> Fälle aufs Tablett bringen. Auf Kapitalseite scheint's ja mittlerweile 
> eh schon eine Menge Umdenken in Richtung bGE zu geben. Arfsts 
> Befürchtung teile ich: Am wahrscheinlichsten laufen wir auf ein 
> neoliberales Strickmodell des bGE zu, weil große Kapitalfraktionen das 
> ja viel schneller durchgesetzt bekommen als die zerstrittenen Linken 
> ihre Modelle. Dein Beitrag im bGE-Partei-Verteiler zu 'nem 
> 400-Euro-bGE einfach zusätzlich zu allen heutigen (sozial-)staatlichen 
> Strukturen, hat mich animiert, mich nochmal intensiver mit Bernds 
> Ausführungen im Abschnitt 2.8 zu befassen (vgl. 
> http://www.staatsbuergersteuer.de/ANHh.htm#2.8.2 ). Ich hab da am 
> Wochenende an ein paar Funktionen in der Hoffnung rumgebastelt, das 
> ein bisschen deutlicher darstellen zu können, bekomm das aber gerade 
> nicht rund, brauch da jedenfalls noch ein bisschen Zeit für. Ich habe 
> den Eindruck, dass Bernd das nicht so darstellt, dass es auf Anhieb 
> von vielen verstanden wird. Das ist schade, weil es m. E. !DEN! 
> systemimmanenten Grund für ein bGE abgibt, nämlich das alte 
> FDP-Lohnabstandsgebot-Geseier und die Steuerprogressionsthematik auf 
> links gedreht. Für die bGE-Partei sollten wir das m. E. so 
> aufbereiten, dass es echt jeder Idiot auf der Straße oder durch ein 
> youtube-Video in einer Minute begreift. Scheint mir zumindest ein 
> mögliches Wahlkampfwerkzeug, das eigentlich voll reinhauen müsste. 
> Mindestens Bernd und Verena sehen das in der sachlichen Bedeutsamkeit 
> meines Wissens genauso. 400 Euro bGE und Verrechnung mit Hartz4 würde 
> im Wesentlichen darauf hinaus laufen, dass wir den ganzen Aufstockern 
> die Hinzuverdienst-Freibeträge wegkürzen, weil sie die schon mit dem 
> bGE ausfüllen (und, ok, vielleicht ein paar Leuten echt helfen, die zu 
> stolz für den Gang zum jobcenter oder derzeit in der Sanktionsmaschine 
> gefangen sind).
>
> Thorsten und Arfst, würdet ihr kurz Beispiele dafür nennen, was eurer 
> Ansicht nach wichtiger als bGE ist? Ich würde bei einer Vielzahl 
> Umweltproblemen, etwa Klimaerwärmung oder Umgang mit Plastik, 
> zustimmen, dass sie bedeutsamer sind als bGE, weil im Zweifelsfall 
> etwas unmittelbarer für alle existenziell als bGE. Denkt ihr daran? 
> Ich sehe allerdings nicht, dass wir da irgendwie als Weltgesellschaft 
> echt Fortschritte machen. Ist auch nicht wirklich mein Thema, aber 
> nach allem, was ich so die letzten Jahre gelesen habe, werden die 
> Umweltprobleme zumindest in der Gesamtheit nur schlimmer, seit die 
> Politik sich ihrer vor ein paar Jahrzehnten angenommen hat. Falls das 
> das Feld ist, an das ihr denkt: Was seht ihr denn da für 
> Veränderungspotentiale? Scheint ja nicht sonderlich gut zu klappen, 
> das Kapital da irgendwie bändigen und das Nutzerverhalten verändern zu 
> wollen. Oder an was für Themen denkt ihr sonst?
>
> Dein Statement zu bGE-Vertretern in der CDU fand ich interessant, 
> Arfst. Ich fand die CDU schon unter Kohl lange vor meiner Pubertät 
> derart widerlich, dass ich mich nie mehr als unbedingt nötig mit ihr 
> befasst habe. Mittlerweile bin ich dann aber doch ein bisschen 
> neugierig, wie die Schizophrenie bei deren Anhängern eigentlich 
> funktioniert. Die C-Parteien haben ja nun wirklich so ziemlich immer 
> und systematisch echt alle relevanten christlichen Gebote so sehr in 
> die Tonne getreten, dass ich da immer das Bauchgefühl hatte, dass es 
> nur heuchlerische Arschlöcher sein können, die die wählen oder sich da 
> organisieren. Aber nee, in der zweiten, dritten oder dreizehnten Reihe 
> gibt's durchaus Leute, die auch ganz vernünftige Sachen von sich geben 
> können und anscheinend doch so etwas wie christliches Herzblut haben. 
> Da ich den aktuellen Papst ja mal tatsächlich ganz ok finden kann, 
> fände ich es mittlerweile tatsächlich interessant, halbwegs zu 
> verstehen, wie das eigentlich zusammenpasst. Falls da jemand Tipps zum 
> Verständnis dieser Aliens hat, wäre ich dankbar.
>
> Liebe Grüße,
>
> Bert
>
> _______________________________________________
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