[Debatte-Grundeinkommen] Tschüss
unversoehnt
unversoehnt at gmx.de
Sa Okt 11 19:22:57 CEST 2014
Hallo,
ich habe gestern versucht, mir einen Tag Auszeit vom bGE zu geben. Das
hat nicht wirklich geklappt. In meinem Kopf rattert zu viel, was daran
hängt. Das finde ich problematisch. Ich habe bei mir schon wiederholt,
wenn auch eher selten so etwas wie Forensucht bemerkt und auf diese
Suchtform nicht wirklich Lust, weil die virtualisierten Sphären im Kern
zu unsinnlich bleiben. Ich war zwar mein Leben lang immer und immer
wieder von des Gedankens Blässe angekränkelt. Ich muss das aber nicht
auch noch mit Foren- oder Mail-Verteiler-Sucht forcieren. Tue ich
ohnehin auf vielen Ebenen zur Genüge.
Zudem hat meine Frau gestern Abend nochmal sehr klar gesagt, dass das
bGE nicht die richtige Ebene der Auseinandersetzung ist. Nur ein
Nebenfeld, auf das ich nicht zu viel Energie vergeuden sollte. Auch die
Pöbel-Worte von Ottokar im Hartz4-Foren-Thread (vgl.
http://hartz.info/index.php?topic=82838.msg855666#msg855666 ) schallen
mit der ohrenbetäubenden Gewalt von Zeus' Donnerblitzen oder vermutlich
eher Thors Hammer in meinem Kopf herum: "Schuster bleib bei deinen
Leisten". Und das, obwohl ich Ottokars Stimme vermutlich nie vernommen
habe. Ich muss m. E. das Argument nicht zu Ende durchdeklinieren, das
ich in meinem Buchprojekt begonnen hatte. Ich denke, dass Verena den
Punkt auf Anhieb klar hatte. Ottokars seltsames Verhalten im Thread
scheint mir darauf zu verweisen, dass auch er es klar hat. Auch wenn's
da sonst keine Äußerungen zu gab, hoffe ich einfach mal, dass es einem
Haufen anderer Leute, die im Verteiler mitlesen, auch klar geworden ist.
D. h. für mich, dass ich es bei meinem viralen Anstoß belassen und es
anderen überlassen kann, den Virus scharf zu machen. Aus
agitations-taktischen Gründen ist er für ein bGE m. E. wirklich ein
ausgezeichnetes Argument. Die Mühe lohnt. Hin und wieder habe ich ja
auch Bock auf sozialwissenschaftliche Fleißarbeit, aber das beginnt
gerade bereits schon wieder, mich zu langweilen. Außerdem fühlt es sich
nach unbezahlter politischer Arbeit in einer persönlichen Situation an,
die mir bezahlte Arbeit dringlicher und dringlicher aufnötigt. Selbst
wenn ich das als Buch herausbrächte, würde ich damit vermutlich kaum
soviel Kohle verdienen, dass ich aus der Hartz4-Verrechnung entwischen
könnte. Ich würde meinen, dass es mindestens bei und in der Partei DIE
LINKE und auch bei den Leuten um Götz Werner ausreichend materielle und
intellektuelle Kapazitäten gibt, den Virus ernstlich schaft zu machen,
den ich bislang nur skizziert habe. Ich halte es jedenfalls nicht für
einen Zufall, sondern für in der Sache liegend, dass Verena und ich auf
der Stelle einer Meinung waren, dass die gesamte Steuer- und
Sozialversicherungsgesetzgebung verfassungswidrig ist, insbesondere,
wenn man dann Hartz4 auch noch mit in Betracht zieht.
Idealtypisch würde ich mir das Scharfmachen des Virus so vorstellen:
Wenn man's denn so aufbereitet hat, dass das einerseits wissenschaftlich
haltbar, andererseits didaktisch noch für die Otto-Normal-Dummerchens da
draußen verständlich ist, dann würde ich auf drei Ebenen gleichzeitig
angreifen: 1. Klage vor dem BVerfG gegen das komplette Staats- und
Sozialversicherungssystem, gegen die komplette Staatsfinanzierung. Ich
bin kein Jurist. Keine Ahnung, wie man das basteln muss. In der LINKEN
wird's da sicher kompetente Leute für geben. Würde ich zumindest hoffen.
2. Verbreitung des gerechtigkeitstheoretischen und anreiztheoretischen
Skandals auf allen verfügbaren Kanälen einerseits, andererseits
selbstverständlich inhaltliche Agitation für die Vorteile eines bGEs
ebenfalls auf allen verfügbaren Kanälen. Die Argumente für die Vorteile
können m. E. noch deutlich geschärft werden. Ich überlege z. B. schon
ein Weilchen, von wie vielen Leuten in Deutschland man eigentlich
sprechen kann, die heute irgendeiner echt produktiven Arbeit nachgehen,
die mit einem bGE nicht überflüssig werden würde. Meine Vermutung wäre,
dass man da kaum über 10 Millionen kommt. Vielleicht kann ja jemand
darüber mal ernsthafter sich einen Kopf machen, um wiederum das "Wer
nicht arbeitet, soll auch nicht essen" ad absurdum zu führen. 3.
Parteineugründungen. Der LINKEN bin ich noch halbwegs gewogen, die
Piraten scheinen sich mir bereits ziemlich totgelaufen zu haben. Die
restlichen Parteien im Mainstream-Spektrum gehören m. E. so oder so in
die Tonne der Geschichte. Klar, ist meine Meinung und ganz
offensichtlich nicht die der Mehrheit. Aber: Wenn wir das mit dem bGE
wirklich ernst meinen, dann muss es m. E. auf einer demokratischen Ebene
einen Wettbewerb darum geben, welches bGE-Modell durchgezogen werden
soll. Bislang vertritt m. E. nur die LINKE überhaupt eines, das diesem
Namen gerecht wird. Die anderen Parteien scheinen sich an irgendwelchen
Dämonen abzuarbeiten und das mit dem bGE kaum ernst. Insofern
unterschiedliche Modelle kursieren, bedarf es dafür wohl auch
unterschiedlicher Parteien. Parteineugründungen könnten schon deshalb
sinnvoll sein, um eine gesellschaftliche Aufbruchsstimmung zu
grundieren. Denn letztlich geht's ja um eine Kulturrevolution, also um
Bewegung in den verkrusteten Verhältnissen. Das muss sich m. E. auch
organisatorisch niederschlagen.
Dazu noch eine Nebenbemerkung. Als mein Pubertäts-Depressions-Idol
Morrissey, dessen Karriere ich seit dem Ende meiner Pubertät nur
kursorisch verfolge, etwa ein halbes Jahrzehnt vor Obamas Amtseinführung
Folgendes herausbrachte, hat er m. E. einen kleinen logischen Schnitzer
gemacht:
"In America
The land of the Free, they said
And of opportunity
In a Just and a Truthful way
But where the President
Is never black, female or gay
And until that day
You've got nothing to say to me
To help me believe
[ich verstehe da als letztes Wort eher "bleed", aber "believe" wird
überall im Netz angegeben und macht vielleicht auch mehr Sinn]"
(vgl. http://youtu.be/qYMBS-Qgjt8 )
Angesichts seiner Erfahrungen mit Mrs. Thatcher konnte er da unmöglich
wirklich "black, female OR gay" gemeint haben, sondern eigentlich nur
"black, female AND gay". Als wenn Obama da irgendetwas im Kern verändert
hätte oder als wenn es einen großen Unterschied machen würde, dass
Merkel mutmaßlich eine Mumu hat und Thatcher mutmaßlich eine hatte.
Eine der m. E. hübschesten Anekdoten der Philosophiegeschichte ist diese
durch Plutarch überlieferte über Diogenes von Sinope und Alexander den
Großen:
„Die Griechen [...] beschlossen, mit Alexander gegen die Perser einen
Kriegszug zu unternehmen, wobei er auch zum Oberfeldherrn ernannt worden
war. Da bei dieser Gelegenheit viele Staatsmänner und Philosophen ihm
die Aufwartung machten und Glück wünschten, dachte er, daß auch Diogenes
von Sinope, der sich eben in Korinth aufhielt, ein Gleiches tun würde.
Aber dieser blieb ungestört in seiner Ruhe im Kraneion [Platz in
Korinth], ohne sich im Geringsten um Alexander zu kümmern; daher begab
der sich zu Diogenes hin. Diogenes lag eben an der Sonne. Als aber so
viele Leute auf ihn zukamen, reckte er sich ein wenig in die Höhe und
sah Alexander starr an. Dieser grüßte ihn freundlich und fragte, womit
er ihm dienen könnte. ‚Geh mir nur‘, versetzte er, ‚ein wenig aus der
Sonne!‘ Davon soll Alexander so sehr betroffen gewesen sein und,
ungeachtet der ihm bewiesenen Verachtung, den Stolz und die Seelengröße
des Mannes so sehr bewundert haben, daß er, als seine Begleiter beim
Weggehen darüber scherzten und lachten, ausrief: ‚Wahrlich, wäre ich
nicht Alexander, ich möchte wohl Diogenes sein.‘“
(vgl.
http://de.wikipedia.org/wiki/Diogenes_von_Sinope#Athen_oder_Korinth.3F )
Wahrlich, was hätte die Weltgeschichte anders verlaufen können, wenn die
beiden ihre Positionen getauscht hätten! Ich will daher mal Morrisseys
Aussage radikalisieren: Solange die führenden Repräsentanten der
westlichen Staatenwelt nicht schwarz, weiblich, homosexuell, barfuß und
in Sack und Asche gewandet sind, können sie mir in meinem Glauben oder
Bluten sicherlich nicht helfen. Von daher könnte man eine
bGE-Kulturrevolution doch auch gleichzeitig mal dafür nutzen,
grundlegend über das Verhältnis von öffentlichem Amt und Bezahlung
nachzudenken. Wenn ein bGE die Grundbedürfnisse deckt, dann könnten alle
Diäten eigentlich abgeschafft und möglichst noch ein
Hinzuverdienstverbot mindestens für die Phase der Bekleidung des Amtes
verhängt werden. Da politische Ämter sicherlich ziemlich
nervenaufreibend sein können, könnte das m. E. einen neuen Ethos des
Politikers initiieren: Nur Leute mit ausreichendem Interesse am
Gemeinwohl würden sich wohl solchen Strapazen aussetzen. Und freilich
die Vermögenden bzw. ihre Handlanger, die das ja ohnehin aber immer tun
und als solche auch mehr oder weniger erkannt bleiben. Heute muss man
dagegen mit Blick auf das ganze Lobbywesen und die finanziellen
Absicherungsstrukturen öffentlicher Ämter hingegen wohl leider eher
davon ausgehen, dass im Prinzip alle Politiker selbst dann in
Seilschaftsverpflichtungen verstrickt bleiben mögen, wenn das im Detail
völlig unbeweisbar bleibt. Naja, nur so'n Gedanke von einem am
Ethos-Begriff festhaltendem Freak. Glaube ja selbst nicht dran, dass der
verfolgt wird.
Wie wohl auch Diltheys oder mein bGE-Modell nicht. Jens Kasten hat mir
abseits des Verteilers einen sehr ausführlichen Text gemailt, in dem er
unter sehr vielen anderen Punkten die Frage aufwirft, wie ich mir denn
die inhaltliche Bestimmung meiner Luxuskonsumsteuer vorstelle. Unter der
Voraussetzung, dass mein bGE-Modell als allgemeine Struktur der
Staatsfinanzen akzeptiert werden würde, was wohl nicht so sonderlich
wahrscheinlich ist, würde ich meinen, dass politische Parteien ihre
innenpolitische Profilierung insbesondere über die Bestimmung dessen,
welche Produkte sie als Luxus bewerten und welche nicht, gewinnen
könnten. Ansonsten aber gibt es in den Naturwissenschaften unterdessen
eine Menge Klarheit darüber, was man als gesamtgesellschaftliche
Ressourcenverschwendung und drastische Belastung des Ökosystems ächten
müsste, aber aus ökonomischen Gründen halt nie so wirklich ächten mag.
Das geht vielleicht noch das eine oder andere Jahrzehnt einigermaßen gut
und es gibt ja auch immer die Hoffnung, dass technologischer Fortschritt
die Probleme lösen helfen wird, die erst durch den technologischen
Fortschritt in die Welt gekommen sind. Was würden wir heute nicht dafür
geben, ein Verfahren zu entwickeln, mit dem wir Plastikmüll in
Bio-Dünger verwandeln könnten? Wieviel Plastikmüll haben die Weltmeere
bereits aufgenommen? Naja, keine Ahnung, ich bin da kein Experte für und
hätte tatsächlich auch gar keinen konkreten Vorschlag. Abstrakt aber
macht es m. E. drastisch Sinn, über eine entsprechende Steuerpolitik
einerseits im Luxuskonsum eine immense Umverteilung von oben nach unten
zu initiieren, andererseits dadurch ökologische Folgeprobleme möglichst
breit zu unterbinden.
Ok, ich habe jetzt einen ziemlich großen Bogen geschlagen. Wollte
eigentlich noch etwas zu Ottokars "Schuster bleib bei deinen Leisten"
sagen, bzw. näher an meinem Herzen formuliert: Bleib in deinem Fokus.
Die ganze sozialwissenschaftliche und juristische Argumentation, die ich
mir mit meinem Buchprojekt eigentlich aufgeladen hatte, war bislang und
würde dann noch intensiver in Zukunft beispielsweise mit den ganzen
Hausaufgaben von Verena eine ziemliche Fleißarbeit ohne allzu großen
wirklich spannenden inhaltlichen Anspruch darstellen. Viel mehr Lust
hatte ich eigentlich auf die philosophische Kür in dem Zusammenhang. Ich
wollte ja eigentlich beispielsweise Adornos Begriff der immanenten
Kritik an diesem und jenem Beispiel mal ein wenig näher vorstellen. Und
hatte mir auch vorgenommen, nochmal den kompletten Verlauf des Begriffs
abstrakter Arbeit im ersten Kapitel von Marxens Kapital bis in seine
Einmündung in den Fetischbegriff so klar zu verfolgen, dass daran
Einiges verständlich werden könnte. Und hatte wahrscheinlich noch
mindestens ein halbes Dutzend mehr mich wirklich interessierender Ideen
in diesem Zusammenhang. Aber all das scheint mir nicht so sonderlich
lohnenswert. Das lässt sich hier und da vermutlich auch ganz gut bei
anderen zur Kenntnis nehmen und bleibt entweder recht abstrakt oder halt
voll in Ökonomie-Debatten verhaftet, die mich kaum noch so richtig
interessieren. Ich glaube, dass ich hier und da in diesem Verteiler das
Tasten nach sozialpsychologischen Ansätzen im bGE-Kontext für die kurze
Phase meiner Aktivität hier eher niedergebügelt habe. Was gar nicht
meine Absicht war. Da lag nur erstmal nicht mein primäres Interesse.
Mindestens Verena und Ernst Ulrich Schulz haben da Sachen angesprochen,
auf die ich nicht eingegangen bin, die ich grundsätzlich aber
interessant und gut im Ansatz finde.
Mit Beginn meiner Arbeitslosigkeit vor etwa einem Jahr habe ich mit dem
Schreiben an einem selbstverortenden SciFi-Roman begonnen. Ich fand's
hin und wieder ziemlich erstaunlich, dass nahezu alles, was ich in den
Verteiler reingetragen habe, dort auch so seine Rolle spielt. Auch
wenn's darin wirklich überhaupt nicht um ein bGE geht. Der Text hat
jetzt eine gute Million Zeichen und ist dem in meinem Kopf sehr klaren
Gesamtkonstrukt nach auf das drei- bis siebenfache davon ausgelegt. Aus
verschiedenen Gründen bin ich am Ende des Winters fast völlig
rausgekommen, dadran weiter zu schreiben. Mit dem jetzigen Herbstanfang
sollte das aber gemäß Ottokars Donnerspruch, ich solle bei meinen
Leisten bleiben, wieder mein primäres literarisches Projekt werden. Der
eigentliche literarische Fokus. Auch das sehr düsterer Stoff, weshalb
Winter, Angedenken an Kafka und die 80er-Mucke von Anne Clark fast schon
so etwas wie notwendige Grundlage ist, mich da wirklich reinzufühlen.
Schon deshalb verabschiede ich mich erstmal von dem bGE-Buchprojekt und
hoffe einfach, dass andere meinen Ansatz aufgreifen und fortführen. In
dem SciFi-Roman sehe ich zumindest auch eine echte Chance, uns
ökonomisch etwas gesund zu stoßen. Schon allein das fast fertige Cover
sollte einen Massenmarkt erschließen können. Wichtiger ist mir
allerdings, dass ich in der Freiheit des SciFi-Genres mich weit mehr in
sozialpsychologische Fragestellungen vertiefe, die hier im bGE-Kontext
eher nur so unter Fernerliefen von mir behandelt wurden. Das scheint mir
tatsächlich die wichtigere gesellschaftliche Austragungsfläche als
Ökonomiedebatten.
Um vielleicht mal einen Querverweis dazu zu geben, inwieweit die
Transformation der Menschheit m. E. durchaus positiv verlaufen könnte,
möchte ich nochmal auf einen Flow hinweisen, der relativ aktuell und
zumindest etwas medienwirksam ist und vielleicht darauf verweist, dass
zumindest das nach Red Hot Chilli Peppers Worten Ende aller westlichen
Zivilisation, nämlich Kalifornien, doch wesentlich massiver von Jane
Roberts Seth beeinflusst zu sein scheint als man das so von
Hollywood-Produktionen her vermuten könnte. Ist ein Auszug eines Textes,
den ich mal bei Facebook postete, wo ich aber im Gegensatz zu meiner
Frau nicht mehr aktiv bin, nachdem da ein paar Sachen von mir zensiert
(also einfach verschwunden) sind. Kontext ist dies:
http://youtu.be/3kkpxi6MayY
Als Prolog noch der Hinweis, dass meine Frau gossip-Wissen über Russel
Brand hat, das ihn ihr echt unsympathisch macht. Ich interessiere mich
ja meist nicht so sonderlich für das Privatleben von Menschen und bin
ohnehin arg tolerant gegenüber all den Sünden, die wir so in unserem
Privaten aufhäufen. Habe da immer Jesus' "Wer unter euch ohne Sünde ist,
der werfe den ersten Stein auf sie." (Römer 2.1) im Ohr und freilich
auch sofort das vor Augen, was die Pythons daraus im Leben des Brian
machten.
Also, Auszug aus älterem FB-Text:
"Russell Brand (den ich fern-digital erstmals vor ein paar Jahren durch
ein Interview mit Morrissey (http://youtu.be/lG5U_fuGKAc etc.)
kennengelernt habe) wandelt in Kalifornien, dem kulturellen Zentrum der
imperialen Bestie, barfüßig auf dem Meer unserer Tränen:
----------------Gesprochene Worte im Video:
I think that this is an interesting time. I think that people are
interested once more in formulating a different society. I think people
are kind of bored of being exploited. They're bored of a cultural
narrative that supports elitism and it exploits the people.
[Ich denke, dass dies eine interessante Zeit ist. Ich denke, dass die
Menschen wieder einmal daran interessiert sind, eine andere Gesellschaft
zu entwerfen. Ich denke, die Menschen sind so etwas wie davon
gelangweilt, ausgebeutet zu werden. Sie sind gelangweilt von einer
kulturellen Erzählung, die Elitarismus befördert und die Menschen
ausbeutet.]
The planet is being destroyed, we are creating an underclass, we are
exploiting poor people all over the world and the genuine legitimate
problems is that people are not being adressed.
[Der Planet ist dabei, zerstört zu werden, wir erschaffen eine
Unterklasse, wir beuten die armen Leute überall auf der Welt aus und das
wirkliche Legitimitätsproblem ist, dass die Leute nicht
gefragt/eingebunden werden.]
I suppose what's happened is this, is what I believe in mate, is that
certain cultural narratives are promoted that are beneficial only to
elites. These cultural narratives are not true.
[Ich vermute, dass, was passiert ist, ist dies, was ich in der Essenz
glaube, ist, dass bestimmte kulturelle Erzählungen beworben werden, die
nur vorteilhaft für Eliten sind. Diese kulturellen Erzählungen sind
nicht wahr.]
I, I, I think of contempory by powers and politics is a meaningless
spectacle designed to distract you from where power truthfully dwells.
[Ich, ich, ich denke über die Gegenwart so: Mächte und die Politik sind
ein bedeutungsloses Spektakel, das erschaffen wurde, um dich davon
abzulenken, wo Macht in Wahrheit haust.]
Politics just needs to be the administration of certain spiritual
principles. For me the spiritual principles that are important is that
we are all one, we're all together and every individual's rights need to
be respected.
[Politik muss nur die Verwaltung von bestimmten spirituellen Prinzipien
sein. Für mich sind die wichtigen spirituellen Prinzipien, dass wir alle
eins sind, wir sind alle zusammen und jedes Individuens Recht muss
respektiert werden.]
I think that we need to see politics as the implementation of spiritual
principles of oneness, togetherness, tolerance of one another and making
sure that people are taken care of. This is what I think. I think we
need a spiritual revolution more than a political one.
[Ich denke, dass wir Politik als Einführung von spirituellen Prinzipien
sehen müssen wie Einheit/Einssein, Zusammengehörigkeit, Toleranz gegen
einander und Sicherstellung, dass auf Menschen aufgepasst wird (dass
Menschen versorgt sind). Dies ist, was ich denke. Ich denke, wir
brauchen eine spirituelle Revolution mehr als eine politische.]
I believe profoundly in the power of humanity. I believe that we are
connect. I think there's an inevitability to a successful revolution. I
think this is a change in consciousness that we are experiencing. I feel
that we will survive There is gonna be radical changes. I think we need
to be looking at the world as... pretty worried for your new world order
thing. But I think we need to look at the world as one inclusive entity.
We need to look at how many people there are on the planet, we need to
look at the resources that are available and on what's the most sensible
thing to do with that. I think there's gonna be massive change for the
power structures that there currently exist.
[Ich glaube tiefgreifend an die Macht der Menschheit. Ich glaube, dass
wir verbunden sind. Ich denke, es gibt eine Unvermeidbarkeit für eine
erfolgreiche Revolution. Ich denke, dies ist eine Veränderung im
Bewusstsein, die wir gerade erfahren. Ich fühle, dass wir überleben
werden. Es wird radikale Veränderungen geben. Ich denke, wir müssen die
Welt erschauen als … ziemlich besorgt für dein Neue-Weltordnung-Ding.
Aber ich denke, wir müssen die Welt erschauen als eine gemeinschaftliche
Gesamtheit. Wir müssen uns anschauen, wie viele Leute es auf dem
Planeten gibt, wir müssen uns die verfügbaren Ressourcen anschauen und
überlegen, was die sinnvollste Weise des Umgangs mit ihnen ist. Ich
denke, dass eine massive Veränderung für die Machtstrukturen eintreten
wird, die gerade existieren.]
You cannot define yourself in reference to other, external co-ordinates.
You must define yourself internally with your relationship, with a
higher entity. Think of yourself as a manifestation of some higher
thing, some high frequency. This is the visible realisation and you know
that because you can't see atoms, can you? And you certainly can't see
the forces that hold the atoms together. There, in the micro-quantum
world, Richard, lie the answers to everything. We can't understand it
with our logical rational minds but we feel it intuitively. Get yourself
in line with that stuff and you beam like the sun.
[Du kannst dich nicht definieren in Bezug auf andere, durch äußere
Koordinaten. Du musst dich innerlich definieren mit deiner
Verbundenheit, mit einem höheren Wesen. Denke von dir als einer
Erscheinungsform eines höheren Dings, einer hohen Frequenz. Dies ist die
sichtbare Verwirklichung und du weißt das, denn du kannst keine Atome
sehen, oder? Und du kannst sicherlich nicht die Kräfte sehen, die die
Atome zusammenhalten. Dort, in der Mikro-Quanten-Welt, Richard, liegen
die Antworten für alles. Wir können es nicht mit unseren logischen,
rationalen Bewusstseinen verstehen, aber wir fühlen es intuitiv. Bring
dich auf Linie mit diesem Stoff und du strahlst wie die Sonne.]
I suppose the ultimate truth is oneness, that this is a temporary
illusion, that we all temporarily occupy these flesh puppets. We believe
so much in our own identities, we believe in our individualism. And I
talk of as a egotistical man: Look at my hair, look at these bracelets,
look at these ridiculous boots. I'm a person that believes in the nature
of my own individualism and my own identity. On a deeper level I
recognise that all these things are transient and what's important and
what's defining are the things that we all share: love, unity,
togetherness. As long as we have cultural narratives that eschew these
ideas, that suppress these ideas in favour of negative human traits:
greed, selfishness, lust, as long as these ideas are promoted we will
really exist in opposition to one another and we will be exploitable by
corporations that prey on these negative facets of humanity.
[Ich vermute, die endgültige Wahrheit ist Einheit/Einssein, dass dies
eine vorübergehende Illusion ist, dass wir alle vorübergehend diese
Fleisch-Puppen in Anspruch nehmen/bewohnen. Wir glauben so sehr an
unsere eigenen Identitäten, wir glauben an unseren Individualismus. Und
ich rede darüber wie ein egoistischer Mensch: Schau dir mein Haar an,
schau dir diese Halsschmücke an, schau dir diese irrwitzigen Stiefel an.
Ich bin eine Person, die an die Natur meines eigenen Individualismus und
meiner eigenen Identität glaubt. Auf einer tieferen Ebene bemerke ich,
dass all diese Dinge flüchtig sind und was wichtig und was bestimmend
ist, sind die Dinge, die wir teilen: Liebe, Einheit,
Zusammensein/Zusammengehörigkeit. So lange wir kulturelle Erzählungen
haben, die diese Ideen scheuen, die diese Ideen unterdrücken zum Vorteil
von negativen menschlichen Wesenszügen: Gier, Egoismus, Lust, so lange
diese (negativen) Ideen befördert werden, werden wir wirklich im
Gegensatz zu einander existieren und wir werden ausbeutbar sein durch
Kapitalgesellschaften, die auf der Grundlage dieser negativen Facetten
der Menschheit jagen.]
Theres gonna be a revolution. It's totally going to happen. I don't got
any flicker of doubt: This is the end, this is time to wake up.
[Es wird eine Revolution geben. Sie wird ganz und gar passieren. Ich
habe kein Aufflammen von Zweifel: Dies ist das Ende, dies ist die Zeit,
um aufzuwachen.]
Like it says in the Lord's Prayer: „on earth as it is in heaven“, like,
there is [?some adjecitve meaning probably: manifold] dimensions,
[?manifold] frequencies of which we are the realisation. If we become in
tune with a different narrative, with a different story, if we lived as
god would have us live then the world would change automatically, it
would just happen automatically. Someone said, I think it might be
[...some name] that a cave could have been in darkness ten thousand
years, but as soon as the light is put on, as soon as the match is
struck the light is there. So the light is coming.
[Wie es im Vaterunser gesagt ist: „wie im Himmel also auch auf Erden“,
wie, es gibt [nicht genau verstanden, vermutlich so etwas wie:
vielfältige] Dimensionen, [?vielfältige] Frequenzen, von denen wir die
Realisation sind. Wenn wir in die richtige Gestimmtheit kommen mit einer
anderen Erzählung, mit einer anderen Geschichte, wenn wir so lebten, wie
Gott uns leben haben möchte, dann wird die Welt sich automatisch
wandeln, es wird einfach automatisch passieren. Jemand sagte, ich denke,
es könnte [Name nicht verstanden] gewesen sein, dass eine Höhle für
zehntausend Jahre in der Dunkelheit gewesen sein könnte, aber sobald ein
Licht entfacht wird, sobald ein Streichholz angezündet wird, ist das
Licht dort (in der Höhle). Also, das Licht ist dabei zu kommen.]
:Gesprochene Worte im Video----------------"
Ich denke, dass es unnötig zu betonen bleibt, dass ich mit dem
bGE-Konzept solidarisch bleibe. Ich werde vermutlich die Diskussionen im
Verteiler zumindest verfolgen und mich vielleicht hier und da auch sonst
ein wenig auf dem Laufenden hinsichtlich des bGEs halten. Aber ich
verbiete mir ab jetzt wie meine Frau schon vor einem guten Monat, mich
weiter inhaltlich zu beteiligen. Ich denke, dass ich auch so eine Menge
Anstöße im letzten Vierteljahr reingereicht habe. Ich hoffe, dass ihr
zumindest den einen oder anderen davon auch zu würdigen wisst. Und mir
ansonsten verzeiht, dass ich teilweise sehr abstrakt, teilweise sehr
persönlich und immer ziemlich ausschweifend im Textvolumen und teilweise
auch sehr weit vom eigentlichen Thema abschweifend sehr klar Meinungen
vertreten habe, die wohl kaum auch nur annähernd mainstreamtauglich
sind. Und vielleicht wichtiger: Dass ihr mir verzeihen mögt, dass ich
ziemlich viel sehr Düsteres angesprochen habe und nur sehr beschränkt
Lichtes. Während sich meine Seele wirklich über weite Strecken meines
Lebens in argen Düsternissen gewälzt hat, ist ihr seit Nerja auf
bestimmten Ebenen eigentlich ein Licht zuteil geworden, dass noch durch
die tiefsten Düsternisse zu strahlen weiß. Ich bin mir aber nicht
sicher, ob ich das auch nur annähernd rübergebracht habe. Stattdessen
sind diese ganzen Polit- und Ökonomiedebatten halt immer dicht an dem
dran, was in vielerlei Hinsicht einfach echt und zutiefst düster ist.
Aber ihr habt euch das ja schließlich irgendwie auch ausgesucht, wisst
also vermutlich eh, was ich meine, und seid da hoffentlich einfach hart
im Nehmen und ansonsten humorig und großzügig genug, dem Bert seine
Düsternisse zu verzeihen und euch davon nicht unnötig anstecken zu lassen.
Pragmatisch: Lieber Matthias, du bist der Moderator der Liste, oder?
Danke übrigens nochmal für deine Arbeit! Ich habe vier Arbeitsordner zum
größeren Kontext meines Buchprojekts mit einem Gesamtvolumen von etwas
über 120 MB, die ich zumindest der Öffentlichkeit des Verteilers zur
Verfügung stellen möchte. In der Hoffnung, dass irgendwer mein
Buchprojekt fortsetzen und dabei vielleicht auf von mir digital
Erarbeitetes zurückgreifen möchte. Gibt's eine Möglichkeit, die
irgendwie als Materialiensammlung bei euch hochzuladen?
Falls das möglich ist und falls tatsächlich jemand mein Projekt in
welcher Form auch immer fortsetzen möchte, wäre ein Verweis auf meinen
Namen oder die hier gelaufenen Diskussionen nett, muss aber auch nicht
sein. Wie ihr möchtet.
Sollte ich frühestens wohl in einem Jahr bemerken, dass sich da niemand
weiter für interessiert, werde ich das vielleicht selbst wieder
aufgreifen. Bis dahin sehe ich andere Prioritäten. Im Literarischen z.
B. auch die Herausgabe der gänzlich unveröffentlichten hinterlassenen
Schriften meines Opas, die bis zum 80. meiner Mama im nächsten August
veröffentlicht sein sollten. Zudem gibt's aber gerade auch eine Menge
Züge weg vom Theoretischen und wieder hinein in mehr sinnliche und
lebenspragmatische Flows.
Schließen möchte ich mit einem kleinen Andocken an das, was ich zu
Luhmanns Autopoisis-Begriff hoffentlich zu verstehen gab:
Institutionensoziologisch ist m. E. völlig unbezweifelbar, dass wir alle
in den meisten Arealen unserer Gesellschaft Outsider sind. Das
Individuum mag noch so gut eingebunden sein, die Gesamtheit der
Menschheit erschafft Tag für Tag so Vieles, dass sich jedes Individuum
bis in die düstersten Depressionen hinein immer auch als völlig
Ausgestoßenes fühlen kann. Ich empfinde sehr tief, dass Mr. Michael
Stipes Worte einen guten Hinweis darauf geben können, wo
sozialpsychologisch unser zentrales Problem lauern könnte: "So am I with
you or am I against? I don't think it's that easy - we're lost in
regret." (vgl. http://youtu.be/fa8T4e5u9lc ) Ich würde diese Aussage
deutlich über die von Mr. Michael Stipe skizzierte Paar-Situation hinaus
als gesamtgesellschaftliche Konstellation verallgemeinern, vielleicht
etwa so: Das Bedauern über die Geschichte des Manas des Eigentums, über
die gesellschaftliche und unsere ganz persönliche Geschichte in der
gesellschaftlichen Zerrissenheit von mein und dein, mag
sozialpsychologisch vielleicht der letzte Knoten sein, der uns noch
immer an dieses Mana bindet. Ich glaube tief, dass das eigentlich schon
vorbei ist, auch wenn es realgeschichtlich nicht annähernd vorbei zu
sein scheint. Der Rest des Liedes hat m. E. allemal das Potential,
zumindest dann und wann ein wenig Trost zu spenden und Energien zu
mobilisieren, die sonst bloß an jenem Knoten festgezurrt bleiben.
Soweit, liebe Grüße,
Bert
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