[Debatte-Grundeinkommen] Tschüss

unversoehnt unversoehnt at gmx.de
Sa Okt 11 19:22:57 CEST 2014


Hallo,

ich habe gestern versucht, mir einen Tag Auszeit vom bGE zu geben. Das 
hat nicht wirklich geklappt. In meinem Kopf rattert zu viel, was daran 
hängt. Das finde ich problematisch. Ich habe bei mir schon wiederholt, 
wenn auch eher selten so etwas wie Forensucht bemerkt und auf diese 
Suchtform nicht wirklich Lust, weil die virtualisierten Sphären im Kern 
zu unsinnlich bleiben. Ich war zwar mein Leben lang immer und immer 
wieder von des Gedankens Blässe angekränkelt. Ich muss das aber nicht 
auch noch mit Foren- oder Mail-Verteiler-Sucht forcieren. Tue ich 
ohnehin auf vielen Ebenen zur Genüge.

Zudem hat meine Frau gestern Abend nochmal sehr klar gesagt, dass das 
bGE nicht die richtige Ebene der Auseinandersetzung ist. Nur ein 
Nebenfeld, auf das ich nicht zu viel Energie vergeuden sollte. Auch die 
Pöbel-Worte von Ottokar im Hartz4-Foren-Thread (vgl. 
http://hartz.info/index.php?topic=82838.msg855666#msg855666 ) schallen 
mit der ohrenbetäubenden Gewalt von Zeus' Donnerblitzen oder vermutlich 
eher Thors Hammer in meinem Kopf herum: "Schuster bleib bei deinen 
Leisten". Und das, obwohl ich Ottokars Stimme vermutlich nie vernommen 
habe. Ich muss m. E. das Argument nicht zu Ende durchdeklinieren, das 
ich in meinem Buchprojekt begonnen hatte. Ich denke, dass Verena den 
Punkt auf Anhieb klar hatte. Ottokars seltsames Verhalten im Thread 
scheint mir darauf zu verweisen, dass auch er es klar hat. Auch wenn's 
da sonst keine Äußerungen zu gab, hoffe ich einfach mal, dass es einem 
Haufen anderer Leute, die im Verteiler mitlesen, auch klar geworden ist. 
D. h. für mich, dass ich es bei meinem viralen Anstoß belassen und es 
anderen überlassen kann, den Virus scharf zu machen. Aus 
agitations-taktischen Gründen ist er für ein bGE m. E. wirklich ein 
ausgezeichnetes Argument. Die Mühe lohnt. Hin und wieder habe ich ja 
auch Bock auf sozialwissenschaftliche Fleißarbeit, aber das beginnt 
gerade bereits schon wieder, mich zu langweilen. Außerdem fühlt es sich 
nach unbezahlter politischer Arbeit in einer persönlichen Situation an, 
die mir bezahlte Arbeit dringlicher und dringlicher aufnötigt. Selbst 
wenn ich das als Buch herausbrächte, würde ich damit vermutlich kaum 
soviel Kohle verdienen, dass ich aus der Hartz4-Verrechnung entwischen 
könnte. Ich würde meinen, dass es mindestens bei und in der Partei DIE 
LINKE und auch bei den Leuten um Götz Werner ausreichend materielle und 
intellektuelle Kapazitäten gibt, den Virus ernstlich schaft zu machen, 
den ich bislang nur skizziert habe. Ich halte es jedenfalls nicht für 
einen Zufall, sondern für in der Sache liegend, dass Verena und ich auf 
der Stelle einer Meinung waren, dass die gesamte Steuer- und 
Sozialversicherungsgesetzgebung verfassungswidrig ist, insbesondere, 
wenn man dann Hartz4 auch noch mit in Betracht zieht.

Idealtypisch würde ich mir das Scharfmachen des Virus so vorstellen: 
Wenn man's denn so aufbereitet hat, dass das einerseits wissenschaftlich 
haltbar, andererseits didaktisch noch für die Otto-Normal-Dummerchens da 
draußen verständlich ist, dann würde ich auf drei Ebenen gleichzeitig 
angreifen: 1. Klage vor dem BVerfG gegen das komplette Staats- und 
Sozialversicherungssystem, gegen die komplette Staatsfinanzierung. Ich 
bin kein Jurist. Keine Ahnung, wie man das basteln muss. In der LINKEN 
wird's da sicher kompetente Leute für geben. Würde ich zumindest hoffen. 
2. Verbreitung des gerechtigkeitstheoretischen und anreiztheoretischen 
Skandals auf allen verfügbaren Kanälen einerseits, andererseits 
selbstverständlich inhaltliche Agitation für die Vorteile eines bGEs 
ebenfalls auf allen verfügbaren Kanälen. Die Argumente für die Vorteile 
können m. E. noch deutlich geschärft werden. Ich überlege z. B. schon 
ein Weilchen, von wie vielen Leuten in Deutschland man eigentlich 
sprechen kann, die heute irgendeiner echt produktiven Arbeit nachgehen, 
die mit einem bGE nicht überflüssig werden würde. Meine Vermutung wäre, 
dass man da kaum über 10 Millionen kommt. Vielleicht kann ja jemand 
darüber mal ernsthafter sich einen Kopf machen, um wiederum das "Wer 
nicht arbeitet, soll auch nicht essen" ad absurdum zu führen. 3. 
Parteineugründungen. Der LINKEN bin ich noch halbwegs gewogen, die 
Piraten scheinen sich mir bereits ziemlich totgelaufen zu haben. Die 
restlichen Parteien im Mainstream-Spektrum gehören m. E. so oder so in 
die Tonne der Geschichte. Klar, ist meine Meinung und ganz 
offensichtlich nicht die der Mehrheit. Aber: Wenn wir das mit dem bGE 
wirklich ernst meinen, dann muss es m. E. auf einer demokratischen Ebene 
einen Wettbewerb darum geben, welches bGE-Modell durchgezogen werden 
soll. Bislang vertritt m. E. nur die LINKE überhaupt eines, das diesem 
Namen gerecht wird. Die anderen Parteien scheinen sich an irgendwelchen 
Dämonen abzuarbeiten und das mit dem bGE kaum ernst. Insofern 
unterschiedliche Modelle kursieren, bedarf es dafür wohl auch 
unterschiedlicher Parteien. Parteineugründungen könnten schon deshalb 
sinnvoll sein, um eine gesellschaftliche Aufbruchsstimmung zu 
grundieren. Denn letztlich geht's ja um eine Kulturrevolution, also um 
Bewegung in den verkrusteten Verhältnissen. Das muss sich m. E. auch 
organisatorisch niederschlagen.

Dazu noch eine Nebenbemerkung. Als mein Pubertäts-Depressions-Idol 
Morrissey, dessen Karriere ich seit dem Ende meiner Pubertät nur 
kursorisch verfolge, etwa ein halbes Jahrzehnt vor Obamas Amtseinführung 
Folgendes herausbrachte, hat er m. E. einen kleinen logischen Schnitzer 
gemacht:
"In America
The land of the Free, they said
And of opportunity
In a Just and a Truthful way
But where the President
Is never black, female or gay
And until that day
You've got nothing to say to me
To help me believe
[ich verstehe da als letztes Wort eher "bleed", aber "believe" wird 
überall im Netz angegeben und macht vielleicht auch mehr Sinn]"
(vgl. http://youtu.be/qYMBS-Qgjt8 )
Angesichts seiner Erfahrungen mit Mrs. Thatcher konnte er da unmöglich 
wirklich "black, female OR gay" gemeint haben, sondern eigentlich nur 
"black, female AND gay". Als wenn Obama da irgendetwas im Kern verändert 
hätte oder als wenn es einen großen Unterschied machen würde, dass 
Merkel mutmaßlich eine Mumu hat und Thatcher mutmaßlich eine hatte.

Eine der m. E. hübschesten Anekdoten der Philosophiegeschichte ist diese 
durch Plutarch überlieferte über Diogenes von Sinope und Alexander den 
Großen:
„Die Griechen [...] beschlossen, mit Alexander gegen die Perser einen 
Kriegszug zu unternehmen, wobei er auch zum Oberfeldherrn ernannt worden 
war. Da bei dieser Gelegenheit viele Staatsmänner und Philosophen ihm 
die Aufwartung machten und Glück wünschten, dachte er, daß auch Diogenes 
von Sinope, der sich eben in Korinth aufhielt, ein Gleiches tun würde. 
Aber dieser blieb ungestört in seiner Ruhe im Kraneion [Platz in 
Korinth], ohne sich im Geringsten um Alexander zu kümmern; daher begab 
der sich zu Diogenes hin. Diogenes lag eben an der Sonne. Als aber so 
viele Leute auf ihn zukamen, reckte er sich ein wenig in die Höhe und 
sah Alexander starr an. Dieser grüßte ihn freundlich und fragte, womit 
er ihm dienen könnte. ‚Geh mir nur‘, versetzte er, ‚ein wenig aus der 
Sonne!‘ Davon soll Alexander so sehr betroffen gewesen sein und, 
ungeachtet der ihm bewiesenen Verachtung, den Stolz und die Seelengröße 
des Mannes so sehr bewundert haben, daß er, als seine Begleiter beim 
Weggehen darüber scherzten und lachten, ausrief: ‚Wahrlich, wäre ich 
nicht Alexander, ich möchte wohl Diogenes sein.‘“
(vgl. 
http://de.wikipedia.org/wiki/Diogenes_von_Sinope#Athen_oder_Korinth.3F )

Wahrlich, was hätte die Weltgeschichte anders verlaufen können, wenn die 
beiden ihre Positionen getauscht hätten! Ich will daher mal Morrisseys 
Aussage radikalisieren: Solange die führenden Repräsentanten der 
westlichen Staatenwelt nicht schwarz, weiblich, homosexuell, barfuß und 
in Sack und Asche gewandet sind, können sie mir in meinem Glauben oder 
Bluten sicherlich nicht helfen. Von daher könnte man eine 
bGE-Kulturrevolution doch auch gleichzeitig mal dafür nutzen, 
grundlegend über das Verhältnis von öffentlichem Amt und Bezahlung 
nachzudenken. Wenn ein bGE die Grundbedürfnisse deckt, dann könnten alle 
Diäten eigentlich abgeschafft und möglichst noch ein 
Hinzuverdienstverbot mindestens für die Phase der Bekleidung des Amtes 
verhängt werden. Da politische Ämter sicherlich ziemlich 
nervenaufreibend sein können, könnte das m. E. einen neuen Ethos des 
Politikers initiieren: Nur Leute mit ausreichendem Interesse am 
Gemeinwohl würden sich wohl solchen Strapazen aussetzen. Und freilich 
die Vermögenden bzw. ihre Handlanger, die das ja ohnehin aber immer tun 
und als solche auch mehr oder weniger erkannt bleiben. Heute muss man 
dagegen mit Blick auf das ganze Lobbywesen und die finanziellen 
Absicherungsstrukturen öffentlicher Ämter hingegen wohl leider eher 
davon ausgehen, dass im Prinzip alle Politiker selbst dann in 
Seilschaftsverpflichtungen verstrickt bleiben mögen, wenn das im Detail 
völlig unbeweisbar bleibt. Naja, nur so'n Gedanke von einem am 
Ethos-Begriff festhaltendem Freak. Glaube ja selbst nicht dran, dass der 
verfolgt wird.

Wie wohl auch Diltheys oder mein bGE-Modell nicht. Jens Kasten hat mir 
abseits des Verteilers einen sehr ausführlichen Text gemailt, in dem er 
unter sehr vielen anderen Punkten die Frage aufwirft, wie ich mir denn 
die inhaltliche Bestimmung meiner Luxuskonsumsteuer vorstelle. Unter der 
Voraussetzung, dass mein bGE-Modell als allgemeine Struktur der 
Staatsfinanzen akzeptiert werden würde, was wohl nicht so sonderlich 
wahrscheinlich ist, würde ich meinen, dass politische Parteien ihre 
innenpolitische Profilierung insbesondere über die Bestimmung dessen, 
welche Produkte sie als Luxus bewerten und welche nicht, gewinnen 
könnten. Ansonsten aber gibt es in den Naturwissenschaften unterdessen 
eine Menge Klarheit darüber, was man als gesamtgesellschaftliche 
Ressourcenverschwendung und drastische Belastung des Ökosystems ächten 
müsste, aber aus ökonomischen Gründen halt nie so wirklich ächten mag. 
Das geht vielleicht noch das eine oder andere Jahrzehnt einigermaßen gut 
und es gibt ja auch immer die Hoffnung, dass technologischer Fortschritt 
die Probleme lösen helfen wird, die erst durch den technologischen 
Fortschritt in die Welt gekommen sind. Was würden wir heute nicht dafür 
geben, ein Verfahren zu entwickeln, mit dem wir Plastikmüll in 
Bio-Dünger verwandeln könnten? Wieviel Plastikmüll haben die Weltmeere 
bereits aufgenommen? Naja, keine Ahnung, ich bin da kein Experte für und 
hätte tatsächlich auch gar keinen konkreten Vorschlag. Abstrakt aber 
macht es m. E. drastisch Sinn, über eine entsprechende Steuerpolitik 
einerseits im Luxuskonsum eine immense Umverteilung von oben nach unten 
zu initiieren, andererseits dadurch ökologische Folgeprobleme möglichst 
breit zu unterbinden.

Ok, ich habe jetzt einen ziemlich großen Bogen geschlagen. Wollte 
eigentlich noch etwas zu Ottokars "Schuster bleib bei deinen Leisten" 
sagen, bzw. näher an meinem Herzen formuliert: Bleib in deinem Fokus. 
Die ganze sozialwissenschaftliche und juristische Argumentation, die ich 
mir mit meinem Buchprojekt eigentlich aufgeladen hatte, war bislang und 
würde dann noch intensiver in Zukunft beispielsweise mit den ganzen 
Hausaufgaben von Verena eine ziemliche Fleißarbeit ohne allzu großen 
wirklich spannenden inhaltlichen Anspruch darstellen. Viel mehr Lust 
hatte ich eigentlich auf die philosophische Kür in dem Zusammenhang. Ich 
wollte ja eigentlich beispielsweise Adornos Begriff der immanenten 
Kritik an diesem und jenem Beispiel mal ein wenig näher vorstellen. Und 
hatte mir auch vorgenommen, nochmal den kompletten Verlauf des Begriffs 
abstrakter Arbeit im ersten Kapitel von Marxens Kapital bis in seine 
Einmündung in den Fetischbegriff so klar zu verfolgen, dass daran 
Einiges verständlich werden könnte. Und hatte wahrscheinlich noch 
mindestens ein halbes Dutzend mehr mich wirklich interessierender Ideen 
in diesem Zusammenhang. Aber all das scheint mir nicht so sonderlich 
lohnenswert. Das lässt sich hier und da vermutlich auch ganz gut bei 
anderen zur Kenntnis nehmen und bleibt entweder recht abstrakt oder halt 
voll in Ökonomie-Debatten verhaftet, die mich kaum noch so richtig 
interessieren. Ich glaube, dass ich hier und da in diesem Verteiler das 
Tasten nach sozialpsychologischen Ansätzen im bGE-Kontext für die kurze 
Phase meiner Aktivität hier eher niedergebügelt habe. Was gar nicht 
meine Absicht war. Da lag nur erstmal nicht mein primäres Interesse. 
Mindestens Verena und Ernst Ulrich Schulz haben da Sachen angesprochen, 
auf die ich nicht eingegangen bin, die ich grundsätzlich aber 
interessant und gut im Ansatz finde.

Mit Beginn meiner Arbeitslosigkeit vor etwa einem Jahr habe ich mit dem 
Schreiben an einem selbstverortenden SciFi-Roman begonnen. Ich fand's 
hin und wieder ziemlich erstaunlich, dass nahezu alles, was ich in den 
Verteiler reingetragen habe, dort auch so seine Rolle spielt. Auch 
wenn's darin wirklich überhaupt nicht um ein bGE geht. Der Text hat 
jetzt eine gute Million Zeichen und ist dem in meinem Kopf sehr klaren 
Gesamtkonstrukt nach auf das drei- bis siebenfache davon ausgelegt. Aus 
verschiedenen Gründen bin ich am Ende des Winters fast völlig 
rausgekommen, dadran weiter zu schreiben. Mit dem jetzigen Herbstanfang 
sollte das aber gemäß Ottokars Donnerspruch, ich solle bei meinen 
Leisten bleiben, wieder mein primäres literarisches Projekt werden. Der 
eigentliche literarische Fokus. Auch das sehr düsterer Stoff, weshalb 
Winter, Angedenken an Kafka und die 80er-Mucke von Anne Clark fast schon 
so etwas wie notwendige Grundlage ist, mich da wirklich reinzufühlen. 
Schon deshalb verabschiede ich mich erstmal von dem bGE-Buchprojekt und 
hoffe einfach, dass andere meinen Ansatz aufgreifen und fortführen. In 
dem SciFi-Roman sehe ich zumindest auch eine echte Chance, uns 
ökonomisch etwas gesund zu stoßen. Schon allein das fast fertige Cover 
sollte einen Massenmarkt erschließen können. Wichtiger ist mir 
allerdings, dass ich in der Freiheit des SciFi-Genres mich weit mehr in 
sozialpsychologische Fragestellungen vertiefe, die hier im bGE-Kontext 
eher nur so unter Fernerliefen von mir behandelt wurden. Das scheint mir 
tatsächlich die wichtigere gesellschaftliche Austragungsfläche als 
Ökonomiedebatten.

Um vielleicht mal einen Querverweis dazu zu geben, inwieweit die 
Transformation der Menschheit m. E. durchaus positiv verlaufen könnte, 
möchte ich nochmal auf einen Flow hinweisen, der relativ aktuell und 
zumindest etwas medienwirksam ist und vielleicht darauf verweist, dass 
zumindest das nach Red Hot Chilli Peppers Worten Ende aller westlichen 
Zivilisation, nämlich Kalifornien, doch wesentlich massiver von Jane 
Roberts Seth beeinflusst zu sein scheint als man das so von 
Hollywood-Produktionen her vermuten könnte. Ist ein Auszug eines Textes, 
den ich mal bei Facebook postete, wo ich aber im Gegensatz zu meiner 
Frau nicht mehr aktiv bin, nachdem da ein paar Sachen von mir zensiert 
(also einfach verschwunden) sind. Kontext ist dies: 
http://youtu.be/3kkpxi6MayY

Als Prolog noch der Hinweis, dass meine Frau gossip-Wissen über Russel 
Brand hat, das ihn ihr echt unsympathisch macht. Ich interessiere mich 
ja meist nicht so sonderlich für das Privatleben von Menschen und bin 
ohnehin arg tolerant gegenüber all den Sünden, die wir so in unserem 
Privaten aufhäufen. Habe da immer Jesus' "Wer unter euch ohne Sünde ist, 
der werfe den ersten Stein auf sie." (Römer 2.1) im Ohr und freilich 
auch sofort das vor Augen, was die Pythons daraus im Leben des Brian 
machten.

Also, Auszug aus älterem FB-Text:
"Russell Brand (den ich fern-digital erstmals vor ein paar Jahren durch 
ein Interview mit Morrissey (http://youtu.be/lG5U_fuGKAc etc.) 
kennengelernt habe) wandelt in Kalifornien, dem kulturellen Zentrum der 
imperialen Bestie, barfüßig auf dem Meer unserer Tränen:

----------------Gesprochene Worte im Video:

I think that this is an interesting time. I think that people are 
interested once more in formulating a different society. I think people 
are kind of bored of being exploited. They're bored of a cultural 
narrative that supports elitism and it exploits the people.

[Ich denke, dass dies eine interessante Zeit ist. Ich denke, dass die 
Menschen wieder einmal daran interessiert sind, eine andere Gesellschaft 
zu entwerfen. Ich denke, die Menschen sind so etwas wie davon 
gelangweilt, ausgebeutet zu werden. Sie sind gelangweilt von einer 
kulturellen Erzählung, die Elitarismus befördert und die Menschen 
ausbeutet.]

The planet is being destroyed, we are creating an underclass, we are 
exploiting poor people all over the world and the genuine legitimate 
problems is that people are not being adressed.

[Der Planet ist dabei, zerstört zu werden, wir erschaffen eine 
Unterklasse, wir beuten die armen Leute überall auf der Welt aus und das 
wirkliche Legitimitätsproblem ist, dass die Leute nicht 
gefragt/eingebunden werden.]

I suppose what's happened is this, is what I believe in mate, is that 
certain cultural narratives are promoted that are beneficial only to 
elites. These cultural narratives are not true.

[Ich vermute, dass, was passiert ist, ist dies, was ich in der Essenz 
glaube, ist, dass bestimmte kulturelle Erzählungen beworben werden, die 
nur vorteilhaft für Eliten sind. Diese kulturellen Erzählungen sind 
nicht wahr.]

I, I, I think of contempory by powers and politics is a meaningless 
spectacle designed to distract you from where power truthfully dwells.

[Ich, ich, ich denke über die Gegenwart so: Mächte und die Politik sind 
ein bedeutungsloses Spektakel, das erschaffen wurde, um dich davon 
abzulenken, wo Macht in Wahrheit haust.]

Politics just needs to be the administration of certain spiritual 
principles. For me the spiritual principles that are important is that 
we are all one, we're all together and every individual's rights need to 
be respected.

[Politik muss nur die Verwaltung von bestimmten spirituellen Prinzipien 
sein. Für mich sind die wichtigen spirituellen Prinzipien, dass wir alle 
eins sind, wir sind alle zusammen und jedes Individuens Recht muss 
respektiert werden.]

I think that we need to see politics as the implementation of spiritual 
principles of oneness, togetherness, tolerance of one another and making 
sure that people are taken care of. This is what I think. I think we 
need a spiritual revolution more than a political one.

[Ich denke, dass wir Politik als Einführung von spirituellen Prinzipien 
sehen müssen wie Einheit/Einssein, Zusammengehörigkeit, Toleranz gegen 
einander und Sicherstellung, dass auf Menschen aufgepasst wird (dass 
Menschen versorgt sind). Dies ist, was ich denke. Ich denke, wir 
brauchen eine spirituelle Revolution mehr als eine politische.]

I believe profoundly in the power of humanity. I believe that we are 
connect. I think there's an inevitability to a successful revolution. I 
think this is a change in consciousness that we are experiencing. I feel 
that we will survive There is gonna be radical changes. I think we need 
to be looking at the world as... pretty worried for your new world order 
thing. But I think we need to look at the world as one inclusive entity. 
We need to look at how many people there are on the planet, we need to 
look at the resources that are available and on what's the most sensible 
thing to do with that. I think there's gonna be massive change for the 
power structures that there currently exist.

[Ich glaube tiefgreifend an die Macht der Menschheit. Ich glaube, dass 
wir verbunden sind. Ich denke, es gibt eine Unvermeidbarkeit für eine 
erfolgreiche Revolution. Ich denke, dies ist eine Veränderung im 
Bewusstsein, die wir gerade erfahren. Ich fühle, dass wir überleben 
werden. Es wird radikale Veränderungen geben. Ich denke, wir müssen die 
Welt erschauen als … ziemlich besorgt für dein Neue-Weltordnung-Ding. 
Aber ich denke, wir müssen die Welt erschauen als eine gemeinschaftliche 
Gesamtheit. Wir müssen uns anschauen, wie viele Leute es auf dem 
Planeten gibt, wir müssen uns die verfügbaren Ressourcen anschauen und 
überlegen, was die sinnvollste Weise des Umgangs mit ihnen ist. Ich 
denke, dass eine massive Veränderung für die Machtstrukturen eintreten 
wird, die gerade existieren.]

You cannot define yourself in reference to other, external co-ordinates. 
You must define yourself internally with your relationship, with a 
higher entity. Think of yourself as a manifestation of some higher 
thing, some high frequency. This is the visible realisation and you know 
that because you can't see atoms, can you? And you certainly can't see 
the forces that hold the atoms together. There, in the micro-quantum 
world, Richard, lie the answers to everything. We can't understand it 
with our logical rational minds but we feel it intuitively. Get yourself 
in line with that stuff and you beam like the sun.

[Du kannst dich nicht definieren in Bezug auf andere, durch äußere 
Koordinaten. Du musst dich innerlich definieren mit deiner 
Verbundenheit, mit einem höheren Wesen. Denke von dir als einer 
Erscheinungsform eines höheren Dings, einer hohen Frequenz. Dies ist die 
sichtbare Verwirklichung und du weißt das, denn du kannst keine Atome 
sehen, oder? Und du kannst sicherlich nicht die Kräfte sehen, die die 
Atome zusammenhalten. Dort, in der Mikro-Quanten-Welt, Richard, liegen 
die Antworten für alles. Wir können es nicht mit unseren logischen, 
rationalen Bewusstseinen verstehen, aber wir fühlen es intuitiv. Bring 
dich auf Linie mit diesem Stoff und du strahlst wie die Sonne.]

I suppose the ultimate truth is oneness, that this is a temporary 
illusion, that we all temporarily occupy these flesh puppets. We believe 
so much in our own identities, we believe in our individualism. And I 
talk of as a egotistical man: Look at my hair, look at these bracelets, 
look at these ridiculous boots. I'm a person that believes in the nature 
of my own individualism and my own identity. On a deeper level I 
recognise that all these things are transient and what's important and 
what's defining are the things that we all share: love, unity, 
togetherness. As long as we have cultural narratives that eschew these 
ideas, that suppress these ideas in favour of negative human traits: 
greed, selfishness, lust, as long as these ideas are promoted we will 
really exist in opposition to one another and we will be exploitable by 
corporations that prey on these negative facets of humanity.

[Ich vermute, die endgültige Wahrheit ist Einheit/Einssein, dass dies 
eine vorübergehende Illusion ist, dass wir alle vorübergehend diese 
Fleisch-Puppen in Anspruch nehmen/bewohnen. Wir glauben so sehr an 
unsere eigenen Identitäten, wir glauben an unseren Individualismus. Und 
ich rede darüber wie ein egoistischer Mensch: Schau dir mein Haar an, 
schau dir diese Halsschmücke an, schau dir diese irrwitzigen Stiefel an. 
Ich bin eine Person, die an die Natur meines eigenen Individualismus und 
meiner eigenen Identität glaubt. Auf einer tieferen Ebene bemerke ich, 
dass all diese Dinge flüchtig sind und was wichtig und was bestimmend 
ist, sind die Dinge, die wir teilen: Liebe, Einheit, 
Zusammensein/Zusammengehörigkeit. So lange wir kulturelle Erzählungen 
haben, die diese Ideen scheuen, die diese Ideen unterdrücken zum Vorteil 
von negativen menschlichen Wesenszügen: Gier, Egoismus, Lust, so lange 
diese (negativen) Ideen befördert werden, werden wir wirklich im 
Gegensatz zu einander existieren und wir werden ausbeutbar sein durch 
Kapitalgesellschaften, die auf der Grundlage dieser negativen Facetten 
der Menschheit jagen.]

Theres gonna be a revolution. It's totally going to happen. I don't got 
any flicker of doubt: This is the end, this is time to wake up.

[Es wird eine Revolution geben. Sie wird ganz und gar passieren. Ich 
habe kein Aufflammen von Zweifel: Dies ist das Ende, dies ist die Zeit, 
um aufzuwachen.]

Like it says in the Lord's Prayer: „on earth as it is in heaven“, like, 
there is [?some adjecitve meaning probably: manifold] dimensions, 
[?manifold] frequencies of which we are the realisation. If we become in 
tune with a different narrative, with a different story, if we lived as 
god would have us live then the world would change automatically, it 
would just happen automatically. Someone said, I think it might be 
[...some name] that a cave could have been in darkness ten thousand 
years, but as soon as the light is put on, as soon as the match is 
struck the light is there. So the light is coming.

[Wie es im Vaterunser gesagt ist: „wie im Himmel also auch auf Erden“, 
wie, es gibt [nicht genau verstanden, vermutlich so etwas wie: 
vielfältige] Dimensionen, [?vielfältige] Frequenzen, von denen wir die 
Realisation sind. Wenn wir in die richtige Gestimmtheit kommen mit einer 
anderen Erzählung, mit einer anderen Geschichte, wenn wir so lebten, wie 
Gott uns leben haben möchte, dann wird die Welt sich automatisch 
wandeln, es wird einfach automatisch passieren. Jemand sagte, ich denke, 
es könnte [Name nicht verstanden] gewesen sein, dass eine Höhle für 
zehntausend Jahre in der Dunkelheit gewesen sein könnte, aber sobald ein 
Licht entfacht wird, sobald ein Streichholz angezündet wird, ist das 
Licht dort (in der Höhle). Also, das Licht ist dabei zu kommen.]

:Gesprochene Worte im Video----------------"



Ich denke, dass es unnötig zu betonen bleibt, dass ich mit dem 
bGE-Konzept solidarisch bleibe. Ich werde vermutlich die Diskussionen im 
Verteiler zumindest verfolgen und mich vielleicht hier und da auch sonst 
ein wenig auf dem Laufenden hinsichtlich des bGEs halten. Aber ich 
verbiete mir ab jetzt wie meine Frau schon vor einem guten Monat, mich 
weiter inhaltlich zu beteiligen. Ich denke, dass ich auch so eine Menge 
Anstöße im letzten Vierteljahr reingereicht habe. Ich hoffe, dass ihr 
zumindest den einen oder anderen davon auch zu würdigen wisst. Und mir 
ansonsten verzeiht, dass ich teilweise sehr abstrakt, teilweise sehr 
persönlich und immer ziemlich ausschweifend im Textvolumen und teilweise 
auch sehr weit vom eigentlichen Thema abschweifend sehr klar Meinungen 
vertreten habe, die wohl kaum auch nur annähernd mainstreamtauglich 
sind. Und vielleicht wichtiger: Dass ihr mir verzeihen mögt, dass ich 
ziemlich viel sehr Düsteres angesprochen habe und nur sehr beschränkt 
Lichtes. Während sich meine Seele wirklich über weite Strecken meines 
Lebens in argen Düsternissen gewälzt hat, ist ihr seit Nerja auf 
bestimmten Ebenen eigentlich ein Licht zuteil geworden, dass noch durch 
die tiefsten Düsternisse zu strahlen weiß. Ich bin mir aber nicht 
sicher, ob ich das auch nur annähernd rübergebracht habe. Stattdessen 
sind diese ganzen Polit- und Ökonomiedebatten halt immer dicht an dem 
dran, was in vielerlei Hinsicht einfach echt und zutiefst düster ist. 
Aber ihr habt euch das ja schließlich irgendwie auch ausgesucht, wisst 
also vermutlich eh, was ich meine, und seid da hoffentlich einfach hart 
im Nehmen und ansonsten humorig und großzügig genug, dem Bert seine 
Düsternisse zu verzeihen und euch davon nicht unnötig anstecken zu lassen.

Pragmatisch: Lieber Matthias, du bist der Moderator der Liste, oder? 
Danke übrigens nochmal für deine Arbeit! Ich habe vier Arbeitsordner zum 
größeren Kontext meines Buchprojekts mit einem Gesamtvolumen von etwas 
über 120 MB, die ich zumindest der Öffentlichkeit des Verteilers zur 
Verfügung stellen möchte. In der Hoffnung, dass irgendwer mein 
Buchprojekt fortsetzen und dabei vielleicht auf von mir digital 
Erarbeitetes zurückgreifen möchte. Gibt's eine Möglichkeit, die 
irgendwie als Materialiensammlung bei euch hochzuladen?
Falls das möglich ist und falls tatsächlich jemand mein Projekt in 
welcher Form auch immer fortsetzen möchte, wäre ein Verweis auf meinen 
Namen oder die hier gelaufenen Diskussionen nett, muss aber auch nicht 
sein. Wie ihr möchtet.

Sollte ich frühestens wohl in einem Jahr bemerken, dass sich da niemand 
weiter für interessiert, werde ich das vielleicht selbst wieder 
aufgreifen. Bis dahin sehe ich andere Prioritäten. Im Literarischen z. 
B. auch die Herausgabe der gänzlich unveröffentlichten hinterlassenen 
Schriften meines Opas, die bis zum 80. meiner Mama im nächsten August 
veröffentlicht sein sollten. Zudem gibt's aber gerade auch eine Menge 
Züge weg vom Theoretischen und wieder hinein in mehr sinnliche und 
lebenspragmatische Flows.

Schließen möchte ich mit einem kleinen Andocken an das, was ich zu 
Luhmanns Autopoisis-Begriff hoffentlich zu verstehen gab: 
Institutionensoziologisch ist m. E. völlig unbezweifelbar, dass wir alle 
in den meisten Arealen unserer Gesellschaft Outsider sind. Das 
Individuum mag noch so gut eingebunden sein, die Gesamtheit der 
Menschheit erschafft Tag für Tag so Vieles, dass sich jedes Individuum 
bis in die düstersten Depressionen hinein immer auch als völlig 
Ausgestoßenes fühlen kann. Ich empfinde sehr tief, dass Mr. Michael 
Stipes Worte einen guten Hinweis darauf geben können, wo 
sozialpsychologisch unser zentrales Problem lauern könnte: "So am I with 
you or am I against? I don't think it's that easy - we're lost in 
regret." (vgl. http://youtu.be/fa8T4e5u9lc ) Ich würde diese Aussage 
deutlich über die von Mr. Michael Stipe skizzierte Paar-Situation hinaus 
als gesamtgesellschaftliche Konstellation verallgemeinern, vielleicht 
etwa so: Das Bedauern über die Geschichte des Manas des Eigentums, über 
die gesellschaftliche und unsere ganz persönliche Geschichte in der 
gesellschaftlichen Zerrissenheit von mein und dein, mag 
sozialpsychologisch vielleicht der letzte Knoten sein, der uns noch 
immer an dieses Mana bindet. Ich glaube tief, dass das eigentlich schon 
vorbei ist, auch wenn es realgeschichtlich nicht annähernd vorbei zu 
sein scheint. Der Rest des Liedes hat m. E. allemal das Potential, 
zumindest dann und wann ein wenig Trost zu spenden und Energien zu 
mobilisieren, die sonst bloß an jenem Knoten festgezurrt bleiben.

Soweit, liebe Grüße,

Bert







Mehr Informationen über die Mailingliste Debatte-Grundeinkommen