[Debatte-Grundeinkommen] die drei Säulen des BGE

Udo Rohner rohner at regionaldienstleistungen.de
Mo Mai 26 20:10:21 CEST 2014


Hallo Willi, werte Mitlesende,

ich lebe zwar in diesem netten Zipfel von Deutschland, stamme jedoch aus Westfalen.

Aber ganz gleich in welchem Eckchen eines Landes wir gerade leben:
Die grundlegenden Mechanismen innerhalb unserer gesellschaftlichen Strukturen durchdringen die gesamte Nation auf allen Ebenen und erlauben die Verwendung der selben Schlüssel zur Modifikation der Prozessabläufe.
Und so unfassbar es auch für den Einzelnen im Erleben seiner ganz konkreten Lebenssituation erscheinen mag der sich dem gewaltigen Räderwerk gesellschaftlicher Prozesse ausgeliefert sieht, so liegt dennoch ein universeller Schlüssel zur Regelung der Prozesse in seiner eigenen Hand, bzw. in seinem Kopf, denn dort werden all die kleinen Entscheidungen getroffen, die ein Individuum entweder mehr zum Teil eines Problems, oder eher zum Teil einer Lösung machen.

Über die Frage des erforderlichen Aufwands zur Bewältigung gesellschaftlicher Aufgaben lassen sich natürlich die unterschiedlichsten Level ansteuern, die letztlich den Stand der Bedürfnisse und den Weg zur Befriedigung derselben wiedergeben – und  über die Frage nach Sinn und Unsinn vieler Bedürfnisse könnte man sich lange Gedanken machen - man kann aber auch ganz einfach die natürlichen Grenzen dieses Planeten als Maßstab akzeptieren ..... ich stelle diesbezüglich gerne den Begriff der " intelligenten Bescheidenheit" in den Raum, die ich für absolut notwendig halte.

Unabhängig davon sind es aber insbesondere die Wege die zur Befriedigung allgemein als notwendig angesehener Bedürfnisse eingeschlagen werden, die ein immenses Potential zur Verwendung jenes universellen Schlüssels zur Beeinflussung der Regelgrößen anthropogener Lebensäußerungen bergen.

Was sich ein wenig holperig liest und theoretisch auch nicht Jedermann so leicht zu vermitteln ist, gestaltet sich in der Praxis oftmals recht einfach wenn die Grundvoraussetzungen es erlauben.

Beispiel: 
Entlang einer Doppelhaushälfte befindet sich ein 2,5 m breiter und etwa 20 m langer öffentlicher Bürgersteig, der im Winter von Schnee und Eis frei gehalten werden muss. Der Besitzer des Hauses ist nicht in der Lage der Räumpflicht nachzukommen und ist genötigt diese Aufgabe zu delegieren.

Der zur Räumung des Gehweges verpflichtete Bürger hat nun verschiedene Möglichkeiten die Aufgabe zu lösen:

Der gängigste Lösungsweg führt momentan über die Suche in diversen Branchenverzeichnissen in denen man auch rasch fündig wird. Man nimmt also mit verschiedenen Anbietern Kontakt auf, lässt sich ein Angebot unterbreiten und vergibt den Auftrag an den günstigsten Anbieter.
Diese Entscheidung hat verschiedene Konsequenzen:
Die Firma die den Zuschlag für die Arbeit erhalten hat wird den neuen Kunden in ihre Tour einbinden und bestrebt sein den Auftrag mit einem möglichst geringen Aufwand an Zeit und Maschineneinsatz zu erledigen, denn das Ziel des Unternehmens ist neben einer kostendeckenden Leistung ein möglichst hoher Gewinn.
In den Preis für die angebotene Dienstleistung fließen nun verschiedene Faktoren ein wie etwa der Aufwand für die Unterhaltung des Büros, Kosten für Werbemaßnahmen, laufende Kredite, Kosten der Fahrzeugnutzung, Betriebsmittel für Fahrzeug und Räumgerät, Versicherungen, Lohnkosten, ein gewisser Anteil für Risiko und Gewinn etc. 
Die Ausführung der Arbeit geht also einher mit einem relativ hohem Aufwand an Organisation, Maschinen und Betriebsmitteln und dem damit in direktem Zusammenhang stehenden Ressourcenverbrauch und der dadurch entstehenden Umweltbelastung.
“Hängen bleiben” kann bei diesem Auftrag für den Dienstleister und seine Angestellten nicht all zu viel und nicht selten müssen insbesondere die Angestellten mit einem sehr geringen Lohn vorlieb nehmen – und würde man endlich einmal die durch diese Arbeitsweise anfallenden Umweltkosten in die Kalkulation mit einbeziehen, dann müsste der angebotene Preis noch einmal um Einiges nach oben hin korrigiert werden.

Bei einem Grundeinkommen in Kombination mit einer Grundleistung deren Einsatz über lokale Bürgerbüros gesteuert wird, hätte der Kunde über das Bürgerbüro eine ganze Reihe lokaler Ansprechpartner die den Auftrag erheblich effizienter, umweltfreundlicher und sozialverträglicher  abwickeln könnten.
Für den selben finanziellen Aufwand des Kunden würden Menschen die vor Ort leben und gerade keiner Erwerbstätigkeit nachgehen, zum Teil den Winterdienst übernehmen und könnten dies ohne jeden Transportaufwand und ohne Maschineneinsatz und ohne lange Anfahrzeiten problemlos erledigen.
Der Effekt dabei wären eine sehr kurzfristige Einsatzmöglichkeit, weil die Menschen unter Umständen nur zwei Straßen weiter wohnen und auf erneuten Schneefall und andere Wetterereignisse rasch reagieren können, Einsparungen hinsichtlich des Ressourcenverbrauchs, weil weder ein Fahrzeug bewegt werden müsste, noch eine Maschine zum Einsatz käme, noch Fahrten zum Arbeitsplatz anfallen würden und eine generelle Reduzierung der Umweltbelastung.

Die Zahlungen des Kunden würde direkt ans Bürgerbüro gehen und von dort aus wieder zurück in die Gemeinschaftskasse fließen, während die Ausführenden einfach nur ihren Zeitaufwand angeben, da sie ja über das Grundeinkommen bereits bezahlt wurden und nur ihr Zeitkonto um die verwendete Arbeitszeit entlasten würden.
Ein Gewinn für die Umwelt, den Kunden, den Arbeiter und die Gemeinschaft.

Und es bedarf lediglich der Einrichtung einer entsprechenden Struktur, eines annehmbaren Rahmens oder eines Bootes, in welches man die beteiligten Mitmenschen zum Mitfahren einladen kann.

Deine Anmerkung hinsichtlich des geringeren Levels an Aufwand birgt einen etwas kritischen Aspekt bei der ganzen Angelegenheit. 
Denn im oben beschriebenen Beispiel wäre der energetische Aufwand bei der klassischen Verfahrensweise zwar erheblich höher als bei der Abwicklung über das Bürgerbüro, der personelle Aufwand hingegen in Folge des Maschineneinsatzes jedoch geringer. Wohingegen der energetische Aufwand bei der Abwicklung über ein lokales Bürgerbüro sich auf ein Minimum reduziert, der personelle Aufwand wird jedoch bei den Menschen die zu Fuß zum Ort des Geschehens gehen und den Gehweg per Hand räumen erheblich höher sein.

Dieses kleine Beispiel, das sich auf eine Vielzahl von anderen Bereichen unserer Alltagsbewältigung übertragen lässt zeigt deutlich, dass wir es im Rahmen einer Umstrukturierung unserer gesellschaftlichen Prozesse unter Berücksichtigung sozialer und umweltrelevanter Aspekte zwar mit einer Verschiebung des erforderlichen Aufwands zu tun haben werden, ganz sicher jedoch nicht mit einer Reduzierung des zeitlichen Aufwands zur Bewältigung der anstehenden Aufgaben.

Eine “intelligente Bescheidenheit” wird sich entgegen des nach wie vor als “Weg aus der Krise” deklarierten Wachstumszwanges dadurch offenbaren, dass wir hinsichtlich der Technisierung unserer Alltagsprozesse einige kräftiger Schritte zurück zu rudern haben – und das bedeutet schlichtweg erheblich weniger Einsatz von Technik wo es sinnvoll ist, zu Gunsten eines erhöhten Einsatzes von Lebenszeit und manueller Betätigung, wo immer es machbar ist.
Dazu gehört selbstverständlich auch die Abwendung von der maßlosen Produktion von Wegwerfprodukten und eine konsequente Hinwendung zu auf Dauerhaftigkeit ausgelegten Gebrauchsartikeln die reparaturfähig sind und selbstverständlich auch eine Abwendung vom Individualverkehr, hin zu einem bedarfsgerecht ausgebauten Netz öffentlicher Verkehrsmittel etc.

Was aber bedeutet das Alles?

Es bedeutet vor Allem, dass wir vermutlich völlig vergeblich darauf warten werden dass irgendjemand der heute auf politischer oder wirtschaftlicher Ebene in der Position ist richtungsweisende Weichen zu stellen, dies auch in Richtung einer sozialverträglichen Postwachstumsökonomie tun wird.

Und das bedeutet, dass wir es selbst tun müssen. Jeder nach seinen individuellen Möglichkeiten.
Frei nach dem Motto das Herr Werner für seinen Internetauftritt verwendet: 

“Unternimm die Zukunft” 

Wir selbst müssen viele kleine Boote bauen und unsere Mitmenschen einladen einzusteigen in unser Boot.

Liebe Grüße aus dem Chiemgau, Udo Rohner








-----Ursprüngliche Nachricht----- 
From: willi uebelherr
Sent: Saturday, May 24, 2014 6:06 AM
To: Udo Rohner
Cc: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen] die drei Säulen des BGE


Lieber Udo,

ich danke dir sehr fuer deinen Beitrag. Auch ich sehe die Notwendigkeit,
das bedingungslose Grundeinkommen "als Synonym für eine notwendige
existenzsichernde Grundversorgung und “Grundleistung” als Synonym für
einen notwendigen existenzsichernden Zeitaufwand in ein
nachvollziehbares Verhältnis zueinander" zu setzen.

Aber wir sollten nicht versuchen, auf dem Muellhaufen unsinniger
Ressourcen-Verschwendung ein Passiv-Haus zu bauen. Das soll jetzt nicht
deine Relation schmaelern.

Sondern den Ausdruck "notwendigen existenzsichernden Zeitaufwand" in
seiner aktuellen Bedingtheit verdeutlichen. Wir brauchen kein Militaer,
keine Ruestungsproduktion, keinen aufgeblaehten Buerokratismus. Aber
selbst auf dem niederen Level notwendigen Energieaufwands stimmt deine
Relation. Nur eben auf einem deutlich niederen Level des Aufwands.

Deine Beispiele haben mir gut gefallen. Ein echter Bayer eben.

mit lieben gruessen, willi
z.zt. Jinotepe, Nicaragua


Am 23/05/2014 07:53, schrieb Udo Rohner:
> Hallo Jens, werte Mitlesende
> die letzte kurze Mail war Resultat eines falschen Klicks ..... ich fange
> noch mal von Vorne an:
>
> Eigentlich sehe ich es eher so, das wir Alle, und damit meine ich jede
> Lebensform,  als Teil dieser Erde zur Erde gehören, ohne dass irgend einer
> Lebensform auch nur ein Krümel davon gehört.
> Und ich meine, dass im Prinzip jede Lebensform einen gleichberechtigten
> Nutzungsanspruch auf den Lebensraum Erde hat und dass dem Menschen als
> vernunftbegabtes Wesen hinsichtlich der Nutzung unseres gemeinsamen
> Lebensraums eine ganz besondere Rolle zufällt.
>
> “Macht Euch die Erde untertan” gehört endgültig auf den Kompost. Wenn
> schon dann muss heißen: “Macht Euch der Erde untertan” Denn diese
> Aufforderung entspräche der tatsächlich Position die wir als Spezies auf
> diesem Planeten einzunehmen haben.
>
> Es existiert im Grunde keinerlei Recht auf den exklusiven Besitz eines
> Teils der Erde ..... jedes existierende Besitzrecht ist letztlich ein
> Ausdruck von angewandter Gewalt und damit lediglich das Recht des
> Stärkeren und in sofern ist nach meinem Empfinden jeder Besitz Unrecht –
> auch wenn es allgemein anerkanntes Recht ist.
>
> Wenn ich von der “freien” Verfügbarkeit von Land und anderen Ressourcen
> als erste Säule eines Grundeinkommens rede, dann will ich damit in erster
> Linie zum Ausdruck bringen dass ein Grundeinkommen immer nur so viel Wert
> ist, wie ein Mensch davon zur Befriedigung seiner Grundbedürfnisse auch
> erwerben kann.
>
> Solange es als legitim angesehen wird, wenn beispielsweise tausende Tonnen
> von Getreide von Menschen die über hinreichend Vermögen verfügen
> “gebunkert” werden können und damit die “freie” Verfügbarkeit von
> Ressourcen künstlich eingeschränkt wird damit die Preise steigen, solange
> befinden wir uns im Prinzip im Krieg.
> Solange es als legitim angesehen wird, dass wir riesige Landflächen dazu
> benutzen Pflanzen anzubauen um daraus Biokraftstoffe herzustellen damit
> auf der einen Seite der Welt ein paar privilegierte Menschen guten
> Gewissens ihrem Individualverkehr frönen können während auf der anderen
> Seite der Welt die Menschen verhungern, befinden wir uns im Krieg.
>
> Und bei diesem Krieg steht annähernd die ganze Bevölkerung an der Front
> und die einzelnen Scharmützel finden in den Schulen, auf den
> Arbeitsplätzen, in den Kaufhäusern, an den Bankautomaten, vor den
> Fernsehgeräten und in vielen anderen Alltagssituationen statt, in denen
> der Mensch aktive Entscheidungen zu treffen hat – im Rahmen der vom System
> vorgegebenen Möglichkeiten und vor dem Hintergrund seiner intellektuellen,
> emotionalen und sozialen Kompetenz, versteht sich.
>
> Und bei jedem Krieg gibt es kurzfristig betrachtet zwar Sieger und
> Verlierer,  in erster Linie aber nur Opfer und keinen wirklichen Gewinn.
> Und wenn wir uns auf diesen Kriegszustand einlassen und mit neuer Gewalt
> gegen die herrschende Gewalt vorgehen, dann führt das unter Umständen zwar
> zu kurzfristigen Siegen, langfristig jedoch zu einer Eskalation der Gewalt
> mit entsprechend vielen Opfern und weder die Menschheit, noch unsere
> Mitwelt hätte etwas Gewonnen.
>
> Der Weg zum Grundeinkommen muss ein friedlicher Weg sein – doch auch ein
> demokratisch angeordneter Krieg ist ein Krieg.
>
> Daher komme ich an dieser Stelle nochmals zur Bedeutung der dritten Säule
> des Fundamentes für ein BGE zurück, nämlich dem vereinten Willen der
> menschlichen Gemeinschaften und dem Einverständnis darüber, in welcher
> Weise hinsichtlich der beiden anderen Säulen verfahren werden soll.
>
> Im Rahmen einer Antwort - Mail zu Jochen Titel schrieb ich:
>
> “Wenn Du schreibst:
>
> “es ist die Anerkennung der Ebenbürtigkeit oder Gleichrangigkeit aller
> Lebewesen  “, dann ist genau das einer der Grundsteine für das Fundament
> der dritten Säule des Grundeinkommens.
> Das Bewusstsein darüber muss sich jedoch in sehr vielen Köpfen unserer
> Zeitgenossen zunächst einmal ein wenig Raum verschaffen. Selbst engagierte
> und versierte Mitdenker wie etwa Katja Kipping, sind doch noch sehr
> verhaftet in der anthropozentrischen Perspektive – wie ich heute wieder in
> einem Video mit Frau Kipping bemerkt habe, als sie auf die selbst
> gestellte Frage: “Wem gehört die Welt”  sich selbst die Antwort gab: “die
> Welt gehört den Menschen” !
> Das meint sie wahrscheinlich gar nicht so absolut und sie ergänzte noch
> “und seinen friedlichen Interessen” ...... doch die Perspektive des über
> den Planeten wandelnden Kind Gottes, das sich die Erde untertan zu machen
> habe, ist tief eingebrannt.
>
> Die Grundfrage die eigentlich niemals wirklich zur Sprache gebracht und
> die doch letztlich über den Erfolg entscheiden wird ist:
> “Wie öffnen wir Herz und Geist einer möglichst großen Anzahl von Menschen,
> die sich unter dem Einfluss ihrer anthropozentrischen Weltsicht noch ganz
> wohl fühlen weil sie ihnen einfach so vertraut ist?
>
> Die Antwort die ich persönlich für mich auf diese Frage gefunden habe
> spiegelt sich skizzenhaft in einem Bild, auf dem ein Mensch einem anderen
> Menschen die Hand reicht und ihm auf ein Boot hilft.....”
>
> Wenn Du, Jens, also nun in Deiner Mail fragst: “Wie kann man der Idee
> eines BGE zu einer Mehrheit verhelfen ....?
>
> Dann ist meine Antwort darauf: “Indem wir ein brauchbares Boot bauen und
> den Menschen die Hand reichen um sie mit ins Boot zu holen ...”
>
> Und damit komme ich auf die zweite Säule des Fundamentes für ein BGE
> zurück, denn solch eine Handreichung ist nichts weiter als eine Form von
> Arbeit und auch um ein Boot zu bauen, selbst wenn es sich nur um ein
> Gedankengebäude handelt, ist eine Form von Arbeit.
>
> Und daher muss mit der völlig legitimen Forderung nach einem
> Grundeinkommen von dem jedes Mitglied einer Gemeinschaft bedingungslos
> profitiert, auch ganz selbstverständlich die Forderung nach einer
> Grundleistung an jedes Mitglied der Gemeinschaft stehen, von der die
> Gemeinschaft bedingungslos profitiert.
> Dann stimmt die Rechnung rein energetisch betrachtet, und die Forderung
> nach einem Grundeinkommen würde dadurch vermittelbar und damit auch eher
> mehrheitsfähig.
>
> Die SPD hat das Grundeinkommen als “Exklusionsprämie” tituliert.
> Wenn ich das für mich selbst frei übersetze, dann bedeutet dieser Begriff
> in etwa so etwas wie “Ausschlussabfindung”
> Solch ein Begriff ist im Prinzip der klare Spiegel dessen, wie der Gedanke
> um ein Grundeinkommen bei der Öffentlichkeit ankommt
>
> Ein Grundeinkommen bedeutet vor dem Hintergrund solch einer
> Begrifflichkeit so viel wie:
> “Unsere Gesellschaft ist so strukturiert, dass ein gewisser Anteil unserer
> Bevölkerung vom gesellschaftlichen Miteinander und Füreinander wegen
> Unbrauchbarkeit ausgeschlossen werden muss. Und da wir dieses
> “unbrauchbare Humankapital” nicht einfach verrecken lassen oder des Landes
> verweisen können, ist der brauchbare Teil der Gemeinschaft gezwungen
> zusammen zu legen und davon diesen Leuten eine Abfindung zu zahlen.”
>
> Und das ist schlichtweg falsch, setzt das Grundeinkommen in einen
> vollkommen verzerrten Kontext und bietet letztlich natürlich auch einen
> Hinweis darauf, das der Gedanke “Grundeinkommen” in der Öffentlichkeit
> unzureichend und missverständlich kommuniziert wird und vielleicht ja
> strukturelle Fehler hat.
>
> Wenn aber die einander bedingenden Regelgrößen “Grundeinkommen” als
> Synonym für eine notwendige existenzsichernde Grundversorgung und
> “Grundleistung” als Synonym für einen notwendigen existenzsichernden
> Zeitaufwand in ein nachvollziehbares Verhältnis zueinander gesetzt werden,
> dann öffnet das sehr viele Tore und baut Widerstände auf verschiedenen
> gesellschaftlichen Ebenen kampflos ab.
>
> Grundeinkommen kann nach meiner Auffassung so funktionieren:
>
> Ein Mitglied unserer Gemeinschaft erhält aus dem Gemeinschaftstopf ein
> Grundeinkommen in Höhe von beispielsweise 1200,- € Netto, mit dem er
> bezahlen kann was er an Grundbedürfnissen hat. Dies befreit ihn vom akuten
> Existenzdruck und verleiht ihm die Herrschaft über die Verwendung seines
> Potentials an Lebenszeit und Energie.
> Von dem Geld das er ausgibt werden wiederum die anderen Mitglieder der
> Gemeinschaft bezahlt die das was sie für sich selbst und für die nicht
> Erwerbstätigen der Gemeinschaft unter Verwendung ihrer Potentiale an
> Lebenszeit und Energie erarbeitet haben.
>
> Die Grundversorgung der Gemeinschaft ist damit gewährleistet, die
> Potentiale der Erwerbstätigen sind zu einem Großteil ausgeschöpft und die
> freien Potentiale der Nichterwerbstätigen die von der Gemeinschaft
> getragen werden, stünden wiederum der Gemeinschaft zur Verfügung – ein
> Potential, das unsere Gemeinschaft auch dringend benötigt weil die
> Erfordernisse zur Funktion unseres Gemeinwesens ja nur zu einem Teil durch
> Erwerbsarbeit abgedeckt werden.
>
> Das aktuelle Konzept des Grundeinkommens legt die Verwendung der durch das
> Grundeinkommen frei gesetzten Potentiale bedingungslos in die
> Verantwortung derer, die sich vom Existenzdruck befreit nun überlegen
> können was sie mit ihren Potentialen anfangen sollen.
> Und dies ist ein Aspekt beim Thema Grundeinkommen, mit dem ein Großteil
> der Öffentlichkeit und damit jener Menschen die sich mehrheitlich für die
> Einführung eines Grundeinkommens entscheiden müssten um es ein Teil
> unserer Wirklichkeit werden zu lassen, aus verschiedenen Gründen
> überfordert sind.
>
> Wenn wir ein Boot mit dem Namen “Grundeinkommen” bauen und den Menschen
> die Hand reichen möchten um sie mit in dieses Boot zu holen, dann sollte
> das Boot auch so gebaut sein das auch wirklich Jeder darin seinen Platz
> findet und vor Allem auch Jeder wirklich gern mit einsteigt, weil er sich
> davon etwas erhoffen darf.
> So wie das Boot aktuell konstruiert ist, sieht ein Teil der Bevölkerung
> der Fertigstellung in freudiger Erwartung entgegen, wohingegen ein anderer
> Teil der Bevölkerung die Konstruktionspläne skeptisch beäugt und
> befürchtet das sie es sein werden die dieses Boot zunächst einmal zu
> schnitzen haben, den Proviant mitzubringen haben und im Folgenden dann
> auch noch unter Deck an den Rudern zu sitzen haben, während die Anderen
> sich oben den Wind der Freiheit um die Nase wehen lassen auf der Reise zu
> neuen Ufern.
>
> Wenn wir also ein brauchbares Boot bauen und damit auf die Reise gehen
> wollen, dann sollten wir es gemeinsam bauen und gemeinsam in Fahrt bringen
> und das bedeutet, dass ein Grundeinkommen und die dazu erforderliche
> Grundleistung als eine voneinander untrennbare Einheit zu betrachten sind.
> Und so wie wir auf der einen Seite den Fluss des Einkommens aus dem
> zentralen Gemeinschaftstopf steuern und dem Individuum zufließen lassen,
> so muss auf der anderen Seite auch der Fluss der durch das Einkommen bei
> den einzelnen Individuen freigesetzten Potentiale in Richtung Gemeinwesen
> geregelt werden.
>
> Ganz konkret bedeutet das:
> Wenn meine Nachbarn zur Arbeit gehen und ihre Lebenszeit und ihre
> Lebensenergie in die Waagschale unserer Gemeinschaft legen und aufgrund
> ihres Einsatzes zur Sicherung ihrer und meiner Existenz selber nur noch
> über eine sehr begrenzte Menge an freien Potentialen verfügen, dann ist es
> doch selbstverständlich wenn ich, da ich von deren Arbeit profitiere,
> einen angemessenen Teil meiner freien Potentiale dazu verwende, meine
> Mitmenschen nach meinen Möglichkeiten entgegen zu kommen und sie zu
> entlasten.
>
> So wie wir als Instrument zur Verteilung des Grundeinkommens an die
> Menschen vermutlich unsere Banken und Sparkassen nutzen werden, so könnten
> wir zur Verteilung unserer Grundleistungen lokale Bürgerbüros nutzen, in
> denen das aktuelle Angebot an freien Potentialen mit den aktuellen
> Bedürfnissen unserer Gemeinschaft zusammen geführt werden kann.
>
> Wer auch immer gerade aus irgendwelchen Gründen keiner Erwerbsarbeit
> nachgeht und ein Grundeinkommen bezieht, der geht zum Bürgerbüro, stellt
> sein Leistungsangebot zur Disposition, informiert sich was gerade so
> ansteht oder unterbreitet Vorschläge für neue Projekte.
> Und wer aus irgendwelchen Gründen gerade nicht über eigene freie
> Potentiale verfügt, aber in irgendeiner Form einer Entlastung bedarf oder
> wer Vorschläge für irgendwelche Projekte hat die dem Gemeinwohl dienen,
> der kann dies im Bürgerbüro verkünden.
>
> Die konkreten Folgen aus einer kreativen Verknüpfung von Grundeinkommen
> und Grundleistung wären sehr vielschichtig und vor Allem für Jedermann
> offensichtlich! “Da geht was weiter”, wie hier der bajuwarische Volksmund
> zu sagen pflegt.
>
> Da könnten Ereignisse stattfinden wie etwa ....
>
> die Renovierung der Küche von Oma Hedwig, die zwar daheim noch ganz gut
> zurecht kommt, sich aber von ihrer kleinen Rente keine Malerfirma leisten
> kann,
> der Nachhilfeunterricht für Anna, deren Mutter das Geld für einen
> Nachhilfelehrer nicht aufbringen kann,
> die Reparatur des Schuppens bei dem Kleinbauern Karl, der trotz seines
> steifen Beins die Hofarbeit gut erledigen kann, aber nicht aufs Dach
> steigen kann,
> die barrierefreie Gestaltung eines Gebäudezugangs, für die bislang das
> Geld gefehlt hat,
> die Anlage eines Naturlehrpfades im Gemeindewald, für den die Gemeinde
> bislang weder Zeit noch Geld hatte,
> das Angebot von Seminaren für Meditation oder Permakultur, richtig Atmen
> oder sonst etwas, für das Interesse, aber kein Geld vorhanden ist,
> die Veranstaltung von Informations – und Diskussionsrunden zu aktuellen
> Themen des Zeitgeschehens
> die Organisation von kostenlosen Kinderfreizeiten mit verschiedenen
> sozialen, kulturellen und ökologischen Schwerpunkten,
> die Einrichtung einer kleinen Reparaturwerkstatt für Haushaltsgeräte die
> aus Kostengründen entsorgt würden obwohl nur Kleinigkeiten fehlen,
> das gemeinsame Zusammenrechen von Laub im Stadtpark unter Verzicht von
> dröhnenden, stinkenden Laubblasmonstern,
> die Organisation einer lokalen Mitfahrzentrale, von Literaturabenden bei
> Kerzenschein, geführten Wanderungen durch Wald und Flur,
> und so weiter ....
>
> Unzählige Möglichkeiten auf zwischenmenschlicher und gesellschaftlicher
> Ebene seine freien Potentiale zum Wohle der Gemeinschaft einzusetzen, ohne
> dass dabei auch nur ein Euro den Besitzer wechselt, denn die Gemeinschaft
> hat diese Leistungen ja im Prinzip bereits in Form des Grundeinkommens
> bezahlt - und der freien Entfaltung der Persönlichkeit und einer kreativen
> Lebensgestaltung sind dadurch keinerlei Grenzen gesetzt
>
> So in etwa ......
>
> Liebe Grüße aus dem Chiemgau, Udo Rohner
>
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>
>
> From: Jens Kasten
> Sent: Wednesday, May 14, 2014 12:02 PM
> To: Udo Rohner
> Cc: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
> Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen] die drei Säulen des BGE
>
> Hallo Udo,
>
> danke für deine ausführliche Antwort.
>
> Mit Willi und dir (und anderen) teile ich die Vision von einer Erde, die
> allen gehört.
> Diese Idee hatte ich in diesem Forum bisher noch nicht vernommen, was
> nicht bedeutet, dass kein anderer sie vor dir geäußert haben könnte.
> Du hast diese Frage zur ersten Säule des BGE erkoren.
> Die Idee, der allen gehörenden Erde wurde in der Vergangenheit jedoch auch
> von Gruppen getragen, die darunter verstanden, "fremdes" Gebiet - also
> Gebiet,
> dass von anderen Menschen besetzt gehalten wurde, einfach zu den gleichen
> Bedingungen (zur Not auch gewaltsam) zu übernehmen,
> wenn ihnen der "eigene" Raum zu "knapp" erschien.
>
> Der Gedanke, dass "fremdes" Land zum Teil auch mir gehört ist kein neuer,
> auch kein visionärer.
> Die Vision von heute muss einige Details mehr umfassen. Einige
> Vorstellungen, Einzelheiten, die sich von einer Wegnehmlösung ausreichend
> absetzen.
>
> Die "nützlichsten" Teile der Erde sind in Privathand. Jeder weiß, dass er
> keinen Widerstand zu erwarten hat,
> wenn er nach Alaska, Sibirien, in den Norden Schwedens, oder in die Sahara
> übersiedeln wollen würde.
> Vielleicht ließe sich irgendwann mal das Geld dafür auftreiben, solche
> Landstriche urbar zu machen,
> so dass man dort auch auf hohem Niveau überleben kann. Aber soweit ist es
> noch nicht.
> Der Landbesitz konzentriert sich auch wie der Geldbesitz in tatsächlich
> wenigen Händen.
> Mögen viele Menschen Bodenbesitz für sich reklamieren. In den meisten
> Fällen gehört dieser Boden noch der Bank, oder den Banken.
> Und diese verwalten ihn auch nur für die wirklich Reichen auf dieser Welt.
> Und wer am Ende der 2. Generation dann ein Häuschen sein eigen nennt (dazu
> noch am Rand der Tundra oder bei den Schties),
> der kann wohl kaum irgendwelchen Ausbeutern zugeordnet werden. Ausnahmen
> bestätigen auch hier die Regel.
> Auch die größten Ausbeuter bewohnen in der Regel "nur ein Häuschen".
> Manche von ihnen sind bescheiden und mieten Wohnungen.
>
> Die guten Schollen sind verteilt, die Claims vergeben.
> Deswegen hab ich mich hier zu Wort gemeldet.
>
> Soweit ich die Wortmeldungen der letzten Tage richtig ausgewertet habe,
> dann besteht im Forum die Hoffnung,
> auf parlamentarischem Wege eine Reform in dieser Frage auf den Weg zu
> bringen.
> Doch selbst, wenn sich ein Parlament damit beschäftigen sollte, wären für
> diese Ideen auch Verkäufer gefragt.
> Wie kann man diese Idee zu einer Mehrheit verhelfen, ohne damit
> einhergehend Hass auf die Besitzenden zu säen?
> Wie kann verhindert werden, dass der einfache Häuslebauer noch vor
> Abschluss der Debatte vom Hof gejagt wird,
> und wie kann verhindert werden, dass geschieht, was geschehen muss, wenn
> er sich nicht verjagen ließe?
>
> Das sind doch keine Fragen, die uns davon abhalten lassen sollten, weiter
> über den freien Zugang zu den Schätzen dieser Erde zu sinnieren.
> Seien es materielle wie Bodenschätze oder kulturell geistige Schätze wie
> Stonehenge oder die Pyramiden.
> Und für jeden Vorschlag, der gemacht werden will gilt: auch dieser muss
> mehrheitsfähig sein. Nicht nur im Forum.
> Dafür enthält er am besten so wenig wie möglich logische Widersprüche.
>
> Viele Grüße in den Chiemgau
> Jens
>
>
>
>
> Gesendet: Sonntag, 11. Mai 2014 um 18:54 Uhr
> Von: "Udo Rohner" <rohner at regionaldienstleistungen.de>
> An: "Jens Kasten" <jens.kasten at gmx.com>
> Cc: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
> Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] die drei Säulen des BGE
> Hallo Jens,
> danke für Deine Antwort.
>
> Theorie und Praxis liegen natürlich sehr häufig in ihrer Konsequenz auf
> die Wirklichkeit ein gutes Stück weit voneinander entfernt – und diese
> Distanz wächst selbstverständlich mit der Komplexität dessen, womit wir
> uns konkret beschäftigen – insbesondere dann, wenn der konkrete Einfluss
> dessen der denkt und tut, auf die einzelnen Aspekte eines komplexen
> Prozesses nur sehr begrenzt ist.
>
> Dennoch halte ich persönlich es für wichtig gerade im Rahmen einer
> theoretischen Auseinandersetzung mit einer Thematik möglichst weitgreifend
> und detailliert das geistige Vorbild einer zukünftigen Wirklichkeit zu
> erdenken und bei der Erschaffung einer Vision äußerst radikal vorzugehen –
> auch wenn klar zu sein scheint, dass Teile dieser Vision unter den
> gegenwärtigen “Bedingungen” nicht zu verwirklichen sein werden.
> Warum?
> Weil ich gewohnt bin so zu arbeiten und diese Herangehensweise in meiner
> beruflichen Praxis ansehnliche Erfolge erwirkt hat und weil mir daran
> gelegen ist meine Visionen mit der größten mir zur Verfügung stehenden
> Energie zu versorgen und ich meinen Energiefluss nicht schon im Ansatz
> “auf Sparflamme” schalten möchte, nur weil die Verwirklichung gewisser
> Teilaspekte zum Zeitpunkt des Impulses der mich zum Erbauen einer Vision
> bewegte, noch mit all zu vielen Fragezeichen behaftet war.
>
> Konkret auf ein Grundeinkommen und Deine nachvollziehbare Ansicht bezogen,
> meine Ausführungen seien “zu hoch angesetzt” bedeutet das:
>
> Ich muss aufgrund meiner konkreten Kontakte zu Menschen in
> unterschiedlichsten Lebenssituationen davon ausgehen, dass dem Großteil
> derer die von einem Grundeinkommen sofort spürbar profitieren würden,
> völlig egal ist auf welchen Säulen solch ein Konstrukt ruht ..... solange
> ihnen nur hinreichende finanzielle Mittel zur Verfügung stehen und dadurch
> ihr akuter Existenzdruck gemindert wird.
> Ich muss ebenfalls davon ausgehen, dass ein Großteil derer die momentan
> auch ohne ein Grundeinkommen ganz gut mit ihrem Dasein zurecht kommen,
> weil sie beispielsweise über ein mehr oder weniger hinreichend hohes
> Einkommen aus Erwerbsarbeit verfügen, nicht Feuer und Flamme für diese
> Idee sind, da sie nicht ganz zu Unrecht vermuten dürfen dass sie es sein
> werden, von deren Wertschöpfung die notwendigen Mittel zur Gewährung eines
> Grundeinkommens abgezweigt werden.
> Ich muss auch davon ausgehen, dass ein Großteil derer die momentan über
> ganz beträchtliche Vermögenswerte verfügen und daher selbstverständlich
> auch ohne ein Grundeinkommen sehr gut zurecht kommen, ebenfalls nicht sehr
> erbaut von dem Gedanken an ein Grundeinkommen sind, weil sie damit rechnen
> müssen, dass die Finanzierung eines Grundeinkommens und vor Allem die
> Konsequenzen die eine Befreiung der Menschen von der Existenzangst mit
> sich bringen, zu Lasten der Vermehrung ihrer eigenen Vermögenswerte gehen
> wird.
>
> Natürlich wäre es vor dem Hintergrund solcher Gegebenheiten schon sehr
> erfreulich, wenn der Gedanke um ein Grundeinkommen trotz des Gegenwindes
> aus unterschiedlichen Lagern irgendwie den Weg durch die Instanzen auf
> eine Ebene finden könnte, auf der eine Entscheidung mit solcher Tragweite
> getroffen werden kann ..... und wenn die dort getroffene Entscheidung auch
> “nur” eine Art Trostpflaster darstellt, das die schlafende Masse befriedet
> und in ihre Lethargie bannt.
>
> Spannt man den Rahmen rund um den Komplex “Grundeinkommen” inhaltlich
> nicht weit genug dann ist zu befürchten, dass abgesehen davon dass Jeder
> zunächst einmal über eine bestimmte Geldmenge verfügt, sich an den
> Grundzügen unserer gesellschaftlichen Strukturen nichts ändert:
>
> Diejenigen denen der Existenzdruck genommen wurde können aufatmen, was
> zweifellos eine feine Sache für die Betroffenen darstellt, aber auch durch
> eine grundgesetzkonforme Humanisierung der Harz 4 – Gesetze geregelt
> werden könnte.
> Diejenigen denen klar ist dass sie zunächst einmal ihr eigenes
> Grundeinkommen und darüber hinaus dann auch noch die Grundeinkommen derer
> erwirtschaften müssen die keiner Erwerbsarbeit nachgehen können oder
> wollen und auch kein Vermögen besitzen, werden das zwar murrend hinnehmen,
> einem “sozialen Frieden” wird dies vermutlich aber nicht gerade zuträglich
> sein und unsere Gesellschaft wird unter Umständen noch tiefer gespalten.
> Diejenigen die aus ihrer Perspektive heraus berechtigter Weise um eine
> Verringerung ihrer Vermögenswerte fürchten, werden sich alles Mögliche
> einfallen lassen, um ihre Vermögenswerte “in Sicherheit” zu bringen.
>
> In der Konsequenz bedeutet dies tendenziell wahrscheinlich folgendes:
> Die Einen werden ihre Existenz nach wie vor als “Sozialfall” empfinden, in
> totaler Abhängigkeit von der Barmherzigkeit der Gemeinschaft.
> Die Anderen werden sich nach wie vor als “die Melkkühe der Nation”
> empfinden, zur Barmherzigkeit wider Willen verdammt.
> Die Vermögenden werden sich zunehmend als “bedrängte Minderheit” empfinden
> und sich genötigt sehen, die Verteidigungswälle rund um ihr Vermögen
> auszubauen und zu versuchen ihr substanzloses Kapital in reale Werte
> umzuwandeln und sich damit hinter ihren Wällen zu verschanzen.
>
> Zusammengefasst ergäbe dies ein gesellschaftliches Klima, unter dessen
> Einfluss der bereits in Ansätzen vorhandene und dringend erforderliche
> gesellschaftliche Entwicklungsschub ( zu dem auch die Visionen um ein
> Grundeinkommen gehören ), unnötig gebremst würde – da ganz einfach viel zu
> viel Energie in Ohnmachts – und Widerstandshaltungen und
> Abgrenzungsstrategien gebunden bleibt.
>
> Wenn ich jedoch “hoch” ansetze, dann gebe ich mich damit zumindest auf der
> Ebene meiner grundlegenden Vision nicht zufrieden sondern erschaffe ein
> inneres Bild, in dem die Menschen ....
>
> - die Rechtmäßigkeit ihres eigenen Anspruches auf eine Teilhabe an der
> Gesamtwertschöpfung die aus der Verwertung “unserer” Ressourcen und der
> Leistung “unserer” Gemeinschaft erkennen und dies auch aufrecht und
> konsequent einfordern.
>
> - die Selbstverständlichkeit des Anspruches Anderer auf die Teilhabe an
> der Wertschöpfung anerkennen, die aus der eigenen Leistung im Rahmen
> “unserer” Wirtschaftskreisläufe erwächst und dies als gerechtfertigte und
> notwendige Grundlage für die friedliche Koexistenz innerhalb unserer
> Gesellschaft begreifen.
>
> - die Unrechtmäßigkeit einer exklusiven Herrschaft über Land und
> Ressourcen anerkennen und die Position der Stärke die sich aus einem
> großen Vermögen ergibt, in angemessener Weise zur Mehrung des Gemeinwohls
> verwenden.
>
> Wenn man also ein Grundeinkommen “gesellschaftsfähig” machen möchte, dann
> muss das Bild das der Öffentlichkeit präsentiert wird dazu ausgelegt sein,
> dass jedem Betroffenen sowohl seine eigenen Vorteile, als auch die
> erforderlichen gegenseitigen Verpflichtungen und die individuellen
> Abstriche vor Augen gehalten werden mit denen sich jeder Einzelne aus
> seiner aktuellen persönlichen Lebenssituation heraus im Zuge der
> Realisierung eines Grundeinkommens konfrontiert sehen würde.
>
> Und Du hast vollkommen Recht!
> Es wäre wesentlich einfacher eine Linienverbindung zwischen Erde und Mond
> einzurichten, als die Energien innerhalb unserer Gesellschaft
> freizusetzen, die es uns ermöglichen könnten in relativ kurzer Zeit eine
> konstruktive und global verträgliche gesellschaftliche Lebensweise zu
> kreieren.
> Denn dazu bedarf es der dritten, der mentalen Säule, also dem
> Einverständnis der Menschen darüber, in welcher Weise wir mit den beiden
> anderen Säulen verfahren.
>
> Deine schon recht detaillierten Ausführungen mit Hinblick auf eine
> denkbare und für mich auf den ersten Blick durchaus praktikabel
> erscheinende Bodenpolitik in Anlehnung an die Gedanken von Herrn Gesell
> finde ich gut, so wie ich auch das “Experiment Wörgl” faszinierend finde.
> Dein Angebot zum “Mitspinnen” ehrt mich, doch ich persönlich werde mich
> nicht eingehender mit solchen Details auseinandersetzen, weil ich
> diesbezüglich mein Vertrauen in die Vielzahl anderer Vordenker und
> Mitdenker setze, die sich bereits intensiv mit der Thematik beschäftigt
> haben und dies auch weiterhin tun.
>
> Ich sehe meine Aufgabe momentan vorwiegend dort, wo ich meinen ganz
> konkreten Handlungsspielraum sehe.
> In meinem direkten privaten und beruflichen Umfeld, in meinem direkten
> Einflussbereich hinsichtlich der Ressourcenverwendung, in meiner
> Eigenschaft als Unternehmer hinsichtlich einer auf Nachhaltigkeit und
> soziale Belange orientierten Betriebsführung.
>
> Irgendwann bin ich mal zu dem Schluss gekommen, dass es für Jemanden der
> etwas unternehmen möchte wichtig ist Strukturen zu schaffen, die ihn in
> die Lage versetzen seine Mitmenschen von genau jenem Punkt aus mit ins
> Boot zu nehmen, an dem sie gerade stehen.
>
> Das Grundeinkommen hat das Zeug dazu Energien frei zu setzen, die uns auf
> verschiedenen Ebenen des gesellschaftlichen Miteinanders ein gutes Stück
> voran bringen. Doch für so selbstverständlich wie ich die gesetzlich
> garantierte Teilhabe eines Jeden an der Wertschöpfung aus der
> Gesamtleistung unserer Gemeinschaft halte, für so selbstverständlich halte
> ich auch die kollektive Teilhabe an der Schöpfung und am Bewahren der zu
> verteilenden Werte.
>
> Das Grundeinkommen kann für unsere Gesellschaft so etwas wie der Regen
> sein, der auf die Erde fällt und für fruchtbare, blühende Landschaften
> sorgt. Doch wie der Regen von der unermüdlichen Arbeit der Sonne abhängt,
> so hängt das Grundeinkommen von der unermüdlichen Arbeit unserer
> Gemeinschaft ab.
> Wenn es versäumt wird diese schlichte Kausalität bei der strukturellen
> Gestaltung eines Grundeinkommens in angemessener Weise zu berücksichtigen,
> dann wird es schlichtweg auch kein Grundeinkommen geben, weil die dazu
> erforderliche Resonanz innerhalb unserer Gesellschaft leider nicht erzeugt
> werden kann.
>
> Liebe Grüße aus dem Chiemgau, Udo Rohner
>
>
> From: Jens Kasten
> Sent: Thursday, April 17, 2014 6:10 PM
> To: Udo Rohner
> Subject: Aw: Re: [Debatte-Grundeinkommen] die drei Säulen des BGE
>
> Hallo Udo,
>
> danke für deine gewichtige Antwort.
> schön, dass Du auch konkret auf meine Provokationen eingegangen bist.
> Auf diesem Niveau würde ich gern noch einen Moment verweilen.
> Denn da entscheidet sich, ob eine Theorie, welch außerordentlich
> wohltuende Ziele sie auch vertritt, irgendeine Realisierungschance hat
> oder nicht.
> Nun könnte man philosophisch ohne Ende werden, und behaupten, wir lassen
> uns eine Theorie nicht von der Praxis kaputtmachen.
> Ich hoffe, Du bist dem widerspruchsfreien Denken nicht abhold und
> versuchst die Fragen zu klären, die sich andere nicht ausdenken, sondern
> konkret haben.
> Ich markiere das von dir geschriebene Fett und versuche normal dazuwischen
> zu schreiben:
>
> Ganz konkret bedeutet das anhand des von Dir angeführten Beispiels:
>
> Es wird, eine soziale, vernunftorientierte, zukunftsfähige Politik
> vorausgesetzt, keinen Linienverkehr zwischen Erde und Mond geben solange
> nicht die große Anzahl viel näher liegender Erfordernisse zum Wohle der
> Menschheit und unserer natürlichen Umwelt erfüllt sind:
>
> Das Beispiel mit dem Linienverkehr sollte deutlich machen, dass die freie
> Verfügbarkeit von Land, Wasser und Energie als Voraussetzung für ein BGE
> "etwas zu hoch" angesetzt ist. Deshalb die Übertreibung.
> Solch eine Linienverbindung halte ich nicht für notwendig oder
> wünschenswert.
>
> Die meiste Energie entstammt "letzen Endes" dem Boden, hier auch in der
> Bedeutung von allem, worauf wir leben können (eine Insel im Wasser, eine
> künstliche Insel...).
> Selbst Seen werden schon unter Bodenbesitz geführt. Mit Meeren ist es
> wegen der fehlenden Möglichkeit es zu parzellieren sicher noch etwas
> schwierig. ;-)
> Für Erdöl braucht es Boden, für Holzpellets braucht es Wald, braucht es
> Boden, für Gas, für Wasserkraft. Für alles braucht es irgendeinen Grund,
> auf dem etwas oder in dem etwas lagert.
> Für Sonnenkollektoren braucht es Stellfläche, ebenso für Windkrafträder.
> Insofern müssten wir uns "nur" um eine gerechte Verteilung des Bodens
> kümmern.
>
> Das klingt für mich dennoch schwieriger als eine Linienverbindung zwischen
> Erde und Mond zu etablieren.
>
> Was sind die Erfordernisse zum Wohle der Menschheit? Wer ist die
> Menschheit? Die Nutzung des Bodens (etwa der des sich um das Haus
> befindlichen Grundstücks) kann schon in der Familie für Konfliktstoff
> sorgen.
> Die halbwüchsigen motorisch hochtalentierten Kinder wollen Rasen zum
> Spielen, die Frau einen Blumen dominierten Garten und der Gärtner möchte
> seine Lieblingskartoffeln pflanzen.
> Was wenn nicht genug Boden für alle Zwecke verfügbar ist? Welcher Zweck
> steht höher? Wird sich am Ende nicht mit großer Wahrscheinlichkeit der
> durchsetzen, der den größten Anteil für den Erwerb des Bodens eingebracht
> hat.
> Soll eine Kommission entscheiden, weil der Boden nicht mehr gekauft wird,
> sondern verteilt wird? Spielen Schönheit Essen. Brauche wir nicht alles
> irgendwie. Wer soll entscheiden wenn nicht die Familie selbst, bzw. jene,
> denen der Boden gehört, oder dessen wie auch immer geartete Nutzung sie
> verbrieft bekommen haben?
>
> Der Boden ist über die Zeit so ungleichmäßig verteilt, dass damit für
> einige extrem hohe leistungslose Einkommen erzielt werden, weil dieser
> Besitz monopolisiert ist.
> Der Wettbewerb ist nicht aufgehoben, aber eingeschränkt.
> Vor allem der fruchtbarste Boden oder der aus Sicht von Pachteinnahmen
> nützlichste Boden hat längst Besitzer gefunden, die mit der Knappheit im
> Verhältnis zur Nachfrage bestens spielen können.
> Wenn über künftige Landerwerbungen aus Erwägungen des Grundbedarfes
> entschieden werden soll, bedeutet das, dass jemand ermächtigt wird, die
> Vergabe jedes Stück Landes zu beeinflussen wenn nicht gar irgendwie zu
> bestimmen.
> Du nimmst Das Wort 'Enteignung' nicht in den Mund. Doch wie soll das ohne
> dieselbe gehen.
> Wenn ein Bodenbesitzer, oder eine Besitzergemeinschaft entscheiden,
> Landflächen für die Produktion von Tierfutter zu verwenden, oder es
> ansonsten brach liegen lassen,
> weil die Nahrungsmittelproduktion gerade mal nicht rentabel ist, dann
> passiert was? Wie soll die Spekulation mit dem Boden ausgeschlossen
> werden?
> Enteignung? Umerziehung? Wie sieht die Ökodiktatur in deinen "Träumen"
> aus?
>
> In meiner Welt gehört der Boden auch allen. In meiner Welt erwerben die
> Kommunen allen privaten Boden mittels Schuldscheinen zu einem Wert, der
> über eine Pachtversteigerung ermittelt wird.
> Bietet ein Pachtinteressent zum Stichtag für das Grundstück 10 Prozent
> mehr als der gegenwärtige oder fast gewesene Besitzer es tut, dann wird
> dieser Betrag umgerechnet in eine Kaufsumme für das Grundstück.
> Beispiel: Das Grundstück bringt zu einem Stichtag Pachteinnahmen bei einer
> Versteigerung von 1500 monatlich ein. Wenn der bisherige Besitzer, dem die
> Kaufsumme zufließen soll mitbietet und weniger als 10 Prozent unter dem
> Höchstgebot liegt, dann bleibt er im Haus und sein Gebot sagen wir 1370,-
> Euro werden bei einem aktuellen Zinssatz zum Kaufpreis umgerechnet.
> Beträgt der Zinssatz 4 %, dann wird der Betrag mit 25 multipliziert und
> danach mit 20 Jahren.
> So werden die Preise ermittelt. Für das konkrete Objekt werden 685.000 als
> Schuldschein über den Tisch gehen.
> Das heißt der Käufer erhält einen Schuldschein für einen festen Zinssatz
> von 4% über diese Summe.
> Die Kommune schuldet ihm diese Summe. Da der Kommune als numehriger
> Eigentümer jedoch auch die Pachteinnahmen zufließen, zahlt sie diese dem
> Eigentümer, was darauf hinausläuft, dass dieser bzw. die
> Eigentümergemeinschaft 20 Jahre dieses Grundstück mietfrei benutzen darf,
> bevor die Pachteinnahmen dann fällig werden. Und nun würde es sich rächen,
> zuviel für das Grundstück geboten zu haben, bzw. mehr als das Höchstgebot
> abzüglich der 10 Prozent Enteignungsbonus. In Wirklichkeit gibt es keine
> Enteignung, sondern einen Rückkauf.
> Die Pachtverträge sind eine eigene Baustelle, denn sie verpflichten. In
> der Hauptsache verpflichten sie zur Unterlassung von diesem oder jenem.
> Giftentsorgung, Auslaugung, alles was mit einem vertretbaren Aufwand auch
> leicht kontrollierbar ist.
>
> Nach 20 Jahren fließen die Pachteinnahmen der Allgemeinheit in Gestalt der
> Mütter nach der Zahl ihrer noch nicht volljährigen Kinder zu. Da jeder
> eine Mutter hat (ich hoffe, dass die Retortenbabys das Recht auf eine
> Mutter zugesprochen bekommen, auch wenn diese sie nicht ausgetragen haben
> sollte) käme auch jeder in den Genuss der Pachteinnahmen.Da hätten wir
> buchstäblich unser "Grundgehalt".Denn die Erde gehört allen.
>
> Und alle die sich ansiedeln treiben die Pachteinnahmen höher weil mehr
> Bewohner auch mehr brauchen und mehr kaufen und damit auch die Preise in
> der Region anheben und damit auch die Pachterträge der Pächter und damit
> auch die Pachteinnahmen durch die Kommune. Mehransiedlungen können diesen
> Regelkreis nicht durcheinanderbringen. Ansiedeln kann sich auch nur, wer
> die Pachten die überall aufgerufen werden mit seinen Erträgen harmonisiert
> bekommt.
> Damit wird harmonisch besiedelt. Einer Übersiedelung wird dadurch
> vorgebeugt, dass mit einer höheren Besiedelung auch die Preise im
> Einzugsgebiet steigen können, zumindest die Pachten steigen, wegen der
> erhöhten Nachfrage.
> Ebenso Minderansiedlungen. Sinkt die Nachfrage nach Boden, sinken die
> Pachterträge, sinken die Pachteinnahmen, müssen die Pachten für noch nicht
> verpachteten Boden niedriger angesetzt werden.
> Das wiederum führt zu neuen Ansiedlungen, welche Minderansiedlungen wieder
> ausgleichen können.
>
> Vieles regelt sich dadurch.
>
> Würde mich freuen, wenn ich mit jemand auf dieser niedrigen
> Abstraktionsebene weiterspinnen könnte.
> Das ich mir das nicht alles allein ausgedacht habe sei hier noch der
> Vollständigkeit halber noch angefügt.
> Alle Ideen über eine natürliche Ordnung des Zusammenlebens und
> Wirtschaftens, die ich aus vollem Herzen weiterempfehlen kann, habe ich
> von Silvio Gesell "abgelauscht".
>
> Viele Grüße
> Jens
>
>
>
>
> Gesendet: Dienstag, 15. April 2014 um 15:27 Uhr
> Von: "Udo Rohner" <rohner at regionaldienstleistungen.de>
> An: "Jens Kasten" <jens.kasten at gmx.com>
> Cc: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
> Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] die drei Säulen des BGE
> Hallo Jens, werte Mit - Leser,
>
> eine beruhigende Leseart meines Textes kann ich persönlich nur finden,
> wenn ich mir erlaube mich in Vertrauen hüllen.
>
> Dieses Vertrauen richtet sich an die Entwicklungsfähigkeit der Menschheit,
> also dem Glauben an die Möglichkeit, das immer mehr Menschen, immer
> schneller in die Lage versetzt sein werden, sich eine ganzheitliche
> Betrachtungsweise ihres eigenen Daseins anzueignen.
>
> Also das Vertrauen auf die Fähigkeit einer rasch wachsenden Anzahl von
> Individuen die in der Lage sind ihre eigene Existenz und die
> gesellschaftlichen Strukturen die sie durch ihren gelebten Alltag mit
> gestalten, vor dem Hintergrund des wachsenden Verständnisses über die
> globalen Zusammenhänge zwischen den Auswirkungen individueller
> Lebensführung und den kritischen Zuständen auf diesem Planeten auf
> ökologischer und sozialer Ebene zu erkennen und im Rahmen ihrer
> individuellen Möglichkeiten ihre eigene Lebensweise den Erfordernissen der
> herrschenden Gegebenheiten anzupassen.
>
> Diese Vision im Herzen zu tragen kann mich beruhigen ..... immer wieder
> für den Moment in dem ich solch ein Luftschloss in mir wachsen lasse.
>
> Die Wirklichkeit um mich herum, der gelebte Alltag meiner Zeitgenossen,
> mein eigener gelebter Alltag eingeschlossen, die Fragmente der
> Wirklichkeit die uns von den Medien in mehr oder weniger verzerrter Form
> zugetragen werden, die propagierten Zielsetzungen von Politik und
> Wirtschaft, die Auswirkungen der Entscheidungen die in unser aller Namen
> von den gewählten Vertretern der Völker getroffen werden – all dies birgt
> natürlich hinreichend Anlass solch eine Vision immer wieder verblassen zu
> lassen und das Licht des Vertrauens durch den Schatten der
> Hoffnungslosigkeit zu ersetzen.
>
> Die Frage danach, was unter einer “freien” Verfügbarkeit von Lebensraum
> und lebensnotwendigen Ressourcen vor dem Hintergrund der Forderung nach
> einem Grundeinkommen zu verstehen sei ist relativ einfach zu beantworten,
> denn unsere Verfassung biete diesbezüglich im Grunde hinreichende
> Handlungsvorgaben:
>
> “Das deutsche Volk bekennt sich zu den unverletzlichen unveräußerlichen
> Menschenrechten, als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des
> Friedens und der Gerechtigkeit auf der Welt.”
>
> -Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
> -Jeder hat das Recht auf Leben und auf körperliche Unversehrtheit.
> -Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit,
> soweit er nicht die Rechte Anderer verletzt.
> -Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte
> frei zu wählen.
> -Niemand darf zu einer bestimmten Arbeit gezwungen werden.
> -Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet.
> -Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der
> Allgemeinheit dienen.
> -Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig.
> -Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der
> Vergesellschaftung in Gemeineigentum oder in andere Formen der
> Gemeinwirtschaft überführt werden.
>
> Vor dem Hintergrund dieser Leitlinien, die zu verwirklichen zumindest von
> den offiziellen Vertretern unserer Gemeinschaft im Rahmen ihrer
> Amtsaufnahme hoch und heilig versprochen wurden, gestaltet sich die
> Antwort auf die Frage nach der freien Verfügbarkeit von Lebensraum und
> Ressourcen für jedes Mitglied unserer Gemeinschaft zumindest grundsätzlich
> relativ einfach:
>
> Der verfügbare Lebensraum und die lebensnotwendigen Ressourcen sind derart
> auf alle Mitglieder unserer Gemeinschaft zu verteilen, dass die
> Grundbedürfnisse aller Menschen in möglichst nachhaltiger Weise abgedeckt
> sind – und zwar unabhängig von den aktuellen Besitzverhältnissen und frei
> von irgendwelchen Kursentwicklungen an irgendwelchen Börsen dieser Welt.
>
> Diese Menschenrechte durchzusetzen, das ist der Auftrag des Volkes an
> seine demokratisch gewählten Vertreter.
>
> Dass dieser Auftrag momentan in mancherlei Hinsicht nur unzureichend
> umgesetzt wird, das dürfte allgemein bekannt sein. Das dieser Auftrag in
> unserem Lande in einem nicht geringen Umfang bereits zufriedenstellend
> erfüllt wird, darf bei allen offensichtlichen Ungleichgewichten bei der
> Umsetzung aber auch nicht außer Acht gelassen werden.
> Wie dieser Auftrag unter Berücksichtigung eines Grundeinkommens nun
> konkret umzusetzen wäre, dazu gibt es verschiedene Überlegungen und dazu
> liegen bereits verschiedene Konzepte vor, die auf ihre Brauchbarkeit und
> ihre Durchsetzungsfähigkeit hin zu prüfen sind ..... ungeachtet dessen ist
> jedoch der tendenzielle Inhalt der Antwort ganz eindeutig festzustellen:
>
> “Das Recht auf Eigentum und dessen Gebrauch verliert seinen Rechtsanspruch
> in dem Maße, wie die mit dem Eigentum und dessen Gebrauch verknüpften
> Verpflichtungen dem Allgemeinwohl gegenüber nicht erfüllt werden.”
>
> Das ist natürlich ein reichlich unbequemer Grundsatz der, wenn er
> konsequent verwirklicht würde, in weiten Zügen dem widerspräche, was den
> derzeit üblichen Gepflogenheiten im Umgang mit Eigentum entspricht ....
> doch zur nachhaltigen Gewährleistung eines Grundeinkommens, kommen wir um
> eine intensivere Auseinandersetzung mit dieser Thematik nicht herum.
> Denn es geht ja letztendlich nicht darum einem Menschen einen bestimmten
> Geldbetrag zur Verfügung zu stellen mit dem er sich dann kaufen darf was
> er davon vor dem Hintergrund der aktuellen Marktsituation gerade noch
> bezahlen kann, sondern es geht darum, die Grundversorgung der Menschen mit
> real verfügbaren Ressourcen im erforderlichen Umfang zu gewährleisten und
> eine gesellschaftliche Struktur vorzuhalten, die den Bedürfnissen nach
> Information und Bildung gerecht wird.
>
> Ganz konkret bedeutet das anhand des von Dir angeführten Beispiels:
>
> Es wird, eine soziale, vernunftorientierte, zukunftsfähige Politik
> vorausgesetzt, keinen Linienverkehr zwischen Erde und Mond geben solange
> nicht die große Anzahl viel näher liegender Erfordernisse zum Wohle der
> Menschheit und unserer natürlichen Umwelt erfüllt sind:
>
> - Es werden keine für den Bau eines Raumfahrt – Flughafens erforderlichen
> Landflächen zu erwerben sein, solange diese Flächen nicht für die
> Versorgung unserer Bevölkerung mit Lebensraum, Erholungsraum, Anbauflächen
> oder als Lebensraum für unsere natürliche Mitwelt entbehrlich sind.
>
> - Es werden keine für den Bau von Raumschiffen erforderlichen Ressourcen
> zu erwerben sein, solange diese Ressourcen nicht für die Versorgung
> unserer Bevölkerung mit lebensnotwendigen Maschinen, Gerätschaften und
> Gebrauchsgegenständen entbehrlich sind.
>
> - Es werden keine für die Herstellung und den Betrieb von Raumschiffen
> erforderlichen Energieträger zu erwerben sein, solange diese Energieträger
> nicht für die Versorgung unserer Bevölkerung entbehrlich sind.
>
> Und das Alles völlig unabhängig davon, über wie viele Billionen von
> welcher Währung auch immer das Konsortium verfügt um Land und Ressourcen
> zu kaufen und auch unabhängig davon, wie viele Arbeitsplätze solch eine
> Unternehmung schaffen würde und wie hoch die Steuereinnahmen daraus sein
> könnten wenn diese lukrative Geschäft erst einmal im Gange wäre ..... denn
> kein Geld dieser Welt steht in irgendeinem angemessenen Verhältnis zu dem
> tatsächlichen Wert den ein Stückchen Land, ein Liter Wasser oder ein
> gesunder natürlicher Lebensraum für den Menschen darstellt.
>
> Sozialismus 2.0 ?
> Nein, zunächst einmal würde es völlig ausreichen die Leitlinien die unser
> Grundgesetz zu bieten hat, realpolitisch umzusetzen.
>
> Wer dies konsequent in Angriff nehmen möchte, der kommt weder um die
> Einführung eines Grundeinkommens herum, noch um eine neue Definition des
> Arbeitsbegriffes, noch um eine neue Bewertung des Kapitals.
> Denn das Grundeinkommen ist konsequent angewandtes Grundrecht.
> Der Arbeitsbegriff muss von der engen Bindung an Erwerbstätigkeit gelöst
> werden, weil es viel zu viele wichtige Aufgaben gibt, die unter Anwendung
> des klassischen Arbeitsbegriffes unerledigt bleiben.
> Und dem Kapital müssen deutlichere Grenzen hinsichtlich des Einsatzes von
> “Vermögen” gesetzt werden – also hinsichtlich dessen, was “man” mit
> Kapital zu tun vermag.
>
> Eine erstrebenswerte Entwicklung sehe ich vielmehr losgelöst von
> althergebrachten Begrifflichkeiten -  eher hin zu einer Art globaler,
> sozial orientierter, auf ein friedliches Miteinander der Völker
> ausgerichtete Ökodiktatur als einzige sinnvolle Alternative zu einer
> globalen, auf den ungezügelten Wohlstand einer Geldelite ausgerichteten
> und mit dem dazu gehörenden Macht – und Gewaltpotential ausgestattete
> Kapitaldiktatur auf die wir fortschreitend zusteuern.
> Das in den 90 er Jahren unter dem Begriff Agenda 21 von knapp 180 Nationen
> verabschiedete Leitpapier für eine nachhaltige Entwicklung unter dem
> Motto: “Global denken, lokal handeln” gibt da im Grunde auch schon eine
> sehr gute Richtung und eine Vielzahl sehr konkreter Handlungsmöglichkeiten
> vor ..... doch die Ordner verstauben in den hintersten Regalen unserer
> Amtsstuben, weil damit nicht das schnelle Geld zu verdienen ist und weil
> es keine verbindlichen Handlungsaufforderungen gibt.
>
> Und das macht die dritte Säule des Grundeinkommens so bedeutsam ......
> denn wenn die mentale Säule nicht steht, also ein möglichst weit
> gestreutes Einverständnis der Menschen darüber, wie sie bei der Verteilung
> der vorhandenen Ressourcen und bei dem Einsatz menschlicher Potentiale
> vorgehen wollen, dann sind wir gezwungen auf einer ganz archaischen Ebene
> unserer Entwicklung zu verharren – und das bedeutet eine fortschreitende
> Plünderung des Planeten für kurzfristige Profite, eine fortschreitende
> Vernichtung der Lebensgrundlagen auf dem Planeten und eine fortschreitende
> Herrschaft der Gewalt, die weder davor zurück schreckt die Menschenrechte
> zu zermalmen, noch davor, unserer natürlichen Mitwelt den Garaus zu
> machen.
>
> Liebe Grüße aus dem Chiemgau, Udo
>
>
> From: Jens Kasten
> Sent: Wednesday, April 09, 2014 6:44 PM
> To: netzwerk GE debatte
> Subject: [Debatte-Grundeinkommen] die drei Säulen des BGE
>
> Sorry Willi, das sollte natürlich an alle gehen
> :-)
>
> Gesendet: Mittwoch, 09. April 2014 um 13:29 Uhr
> Von: "Jens Kasten" <jens.kasten at gmx.com>
> An: "willi uebelherr" <wube at gmx.net>
> Betreff: Aw: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Grundeinkommen als (Teil)Lösung
> für die Ukraine?
> Hallo zusammen,
>
> erste Säule:  Vorhandensein und freie Verfügbarkeit von Land, Wasser,
> Energie
> zweite Säule: Lebenszeit
> dritte Säule: Einigkeit, dass Arterhaltung vor Selbsterhaltung geht und
> dass deswegen zurückgesteckt werden muss
>
> Land, Wasser und Energie sind offenbar vorhanden, und in Ansätzen auch
> verfügbar, allerdings nicht für jeden.
> Es müssen alle Faktoren frei verfügbar sein,...
> "um überhaupt die Gewährung eines Grundeinkommens in irgendeiner Form in
> Erwägung ziehen zu können."
>
> Bevor es keinen stündlichen Linienverkehr zwischen Erde und Mond gibt,
> brauchen wir über A,B oder C gar nicht nachdenken.
> Natürlich muss der Mond vorhanden sein. Und ausreichend Raumschiffe.
>
> Mit solch einem Statement kann man natürlich nichts Falsches sagen.
> Doch ob es damit auch gut und richtig wird, das wage ich zu bezweifeln.
>
> Die Erde gehört allen Menschen. Das ist korrekt. Sie ist geliehen, mehr
> als dass sie jemandem gehört.
> Doch wie das aussehen soll, dass keiner sich davor fürchten muss, ab einer
> ungewissen Zukunft nurmehr als Nomade leben zu müssen,
> und keine innigen Beziehungen zu einem Stückchen Land entwickeln sollte,
> das ja allen gehört, das wäre interessant.
> Nicht alles möchte ich so gemeinschaftlich nutzen wie die Ruheliegen im
> Schwimmbad.
> Irgendwo möchte ich mein Handtuch gern liegenlassen, ohne gegen irgend ein
> Gemeinwohl zu verstoßen.
>
> Was heißt freie Verfügbarkeit? Hat dazu jemand einen Vorschlag?
> So wie ich das lese, werden Land, Wasser und Energie kommunal zugeteilt.
> Sozialismus 2.0
> Aber das kann auch meine Paranoia sein.
>
> Vielleicht hat ja jemand eine beruhigendere Lesart.
>
> Für die anderen Säulen hätte ich natürlich auch noch etwas...
> aber wenn wir vorläufig die erste Säule bearbeiten könnten...
>
> Prof. O. Kant
>
> Gesendet: Dienstag, 08. April 2014 um 00:20 Uhr
> Von: "willi uebelherr" <wube at gmx.net>
> An: "netzwerk GE debatte"
> <debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de>
> Cc: "Udo Rohner" <rohner at regionaldienstleistungen.de>
> Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Grundeinkommen als (Teil)Lösung für
> die Ukraine?
>
> Liebe Freunde,
>
> ich habe von Udo Rohner diese Mail erhalten. Es sieht so aus, dass er
> nicht Mitglied dieser Liste ist. Ich kenne ihn auch nicht. Aber sein
> Text ist grossartig und deswegen moechte ich, dass auch ihr ihn lesen
> koennt.
>
> Ich hoffe, dass "unser Moderator" Matthias Blöcher hierfuer Verstaendnis
> entwickelt.
>
> mit lieben gruessen, willi
> Quetzaltenango, Guatemala
>
>
> -------- Original-Nachricht --------
> Betreff: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Grundeinkommen als (Teil)Lösung
> für die Ukraine?
> Datum: Mon, 7 Apr 2014 18:57:29 +0200
> Von: Udo Rohner <rohner at regionaldienstleistungen.de>
> An: tobego <tobego at web.de>
>
> Einen guten, friedlichen Tag zusammen...
>
> Verzeiht bitte, wenn ich nun hinsichtlich der Versendung meiner
> Nachricht irgend einen Fehler mache .... aber ich habe das
> Kommunikationsprinzip in dieser Debatte noch nicht so recht verstanden.
>
> Mir persönlich wäre hinsichtlich der Ukraine zunächst einmal daran
> gelegen aufzuklären welche Zeitgenossen es waren, die dort den Prügel
> geschwungen, die Brandsätze geschleudert und die Schüsse abgefeuert und
> andere Zeitgenossen erschlagen, verbrannt und erschossen haben ......
> und wer dies alles organisiert und finanziert hat, bevor auf den
> diffusen Grundlagen der aktuellen Machtverhältnisse irgend etwas
> aufgebaut wird.
>
> Unabhängig von den Vorkommnissen in der Ukraine oder anderen staatlichen
> Konstruktionen sind natürlich das Vorhandensein und die freie
> Verfügbarkeit von Land und Wasser und Energie die Grundlage, um
> überhaupt die Gewährung eines Grundeinkommens in irgendeiner Form in
> Erwägung ziehen zu können.
> Dies ist sozusagen die erste der tragenden Säulen, ohne die ein
> Grundeinkommen undenkbar ist.
>
> Die zweite Säule eines tragfähigen Fundamentes für ein Grundeinkommen
> ohne die wir eben so wenig auskommen, ist die Lebenszeit eines Menschen
> die er dafür aufbringt die vorhandenen Ressourcen zu gewinnen, sie zur
> Verwertung aufzubereiten und sie bedarfsgerecht zu verteilen.
> Auch ohne diese tragende Säule ist ein Grundeinkommen undenkbar.
>
> Die dritte Säule des Fundamentes ohne die wir ebenfalls nicht zurecht
> kommen, das sind wir, das ist der vereinte Wille der menschlichen
> Gemeinschaften und ein Einverständnis darüber, in welcher Weise
> hinsichtlich der beiden anderen Säulen verfahren werden soll ..... und
> dies ist die wackeligste und gleichzeitig auch bedeutsamste Säule eines
> Fundamentes das die Einführung eines Grundeinkommens ermöglichen würde -
> denn ohne diese “mentale” Säule werden die beiden anderen Säulen auch
> weiterhin unter der Herrschaft jener stehen, die mit hinreichender Macht
> und der damit zu dirigierenden Gewalt ausgestattet sind.
>
> Ein wie auch immer gestaltetes Grundeinkommen kann es also nur geben,
> wenn die Bedingungen dafür gegeben sind, also wenn die drei
> beschriebenen tragenden Säulen eines Grundeinkommens gut aufeinander
> abgestimmt im Raum stehen.
> Daher lehne ich persönlich den Begriff “bedingungslos” im Zusammenhang
> mit einem Grundeinkommen grundsätzlich ab.
>
> Wenn wir uns die drei oben grob skizzierten Säulen vor Augen halten und
> uns darauf aufbauend die gesellschaftliche Ebene vorstellen auf der ein
> soziales Miteinander und Füreinander im Geleit eines Grundeinkommens
> stattfinden darf, dann sind mindestens zwei Aspekte unschwer zu erkennen:
> Zum Einen nämlich, dass gewisse substanzielle Bedingungen erfüllt sein
> müssen ohne die ein hinreichendes Grundeinkommen undenkbar ist und zum
> Anderen, dass das Geld dabei lediglich eine untergeordnete Rolle spielt,
> weil es eine Variable ohne eigene Substanz darstellt, deren Wert
> beliebig modifiziert werden kann.
>
> Wenn man also von einem Grundeinkommen für ein Individuum als kleinste
> Einheit einer Gemeinschaft spricht, dann kann man seriöser Weise nur von
> der Zusicherung eines angemessenen Anteils an der Nutzung der
> verfügbaren Ressourcen und an der Arbeitsleistung einer Gemeinschaft
> sprechen ..... im Prinzip also von der Zusicherung jenes Anteils an real
> nutzbarem Lebensraum, real verfügbarer Ressourcen und an real
> geleisteter Arbeit welcher groß genug ist, jedem Einzelnen unserer
> Gemeinschaft eine menschenwürdige Existenz zu ermöglichen.
>
> Meiner Ansicht nach ist das Grundeinkommen derart zu gestalten, dass es
> gänzlich ohne eine direkte Verknüpfung mit den monetären Aspekten
> unserer Wirtschaft zurecht kommt – zum Einen weil wir untereinander nur
> verteilen können was real verfügbar ist und zum Anderen deshalb, damit
> das was unsere Gemeinschaft zum Leben benötigt auch dann verfügbar
> bleibt, wenn ein Finanzsystem in sich zusammen fällt.
> Oder anders ausgedrückt:
> Der Anteil an Ressourcen und Arbeitsleistung, der zur Bereitstellung der
> substanziellen Bedürfnisse unserer Gemeinschaft nach Lebensraum,
> Energie, Nahrung, Information, medizinischer Versorgung, Bildung und
> Sicherheit erforderlich ist, der darf nicht den Unwägbarkeiten und der
> Willkür eines Finanzsystems unterworfen sein das mit Werten jongliert,
> die real gar nicht vorhanden sind, sondern muss einen substanziellen,
> vor Spekulationen geschützten Wert innerhalb unseres
> Wirtschaftskreislaufs darstellen.
>
> Grundvoraussetzung für solch einen oder auch irgendeinen anderen Ansatz
> wäre jedoch, dass der mentalen Säule des Fundamentes auf dem ein
> Grundeinkommen bedarfsgerecht entwickelt werden kann, zunächst einmal
> eine mehrheitsfähige Gestalt annimmt.
> Eine Gestalt, deren Grundgerüst von der unmissverständlichen Klärung
> zweier Punkte abhängt:
>
> 1. Wie errichten wir die erste Säule, nämlich die freie Verfügbarkeit
> von Lebensraum und Ressourcen?
>
> Die Fragmente dieser Säule befinden sich aktuell unter der Herrschaft
> derer, die diese elementaren Bedingungen für menschliches Leben bereits
> “besetzt” halten, sie also “besitzen”, sie nach geltendem Recht ihr
> “Eigentum” nennen dürfen und damit größtenteils auch die exklusiven
> Nutzungsrechte erworben haben.
>
> Wie also bewegen wir die Besitzenden dazu, sich von dem nicht mehr
> zeitgemäßen Eigentumsrecht zu verabschieden und sich einer anderen
> Betrachtung zuzuwenden indem sie beginnen sich als
> verantwortungsbewusster Verwalter von Allgemeingut im Dienste des
> Gemeinwohls zu begreifen?
> Eine Forderung, die sich im Grunde ja schon sehr treffenden im Artikel
> 14 unseres Grundgesetzes spiegelt in dem es heißt:
> “Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich auch dem Wohle der
> Allgemeinheit dienen ” !
>
> 2. Wie errichten wir die zweite Säule, die den Einsatz einer
> hinreichenden Menge menschlicher Aktivitäten gewährleistet?
>
> Die Fragmente dieser Säule befinden sich aktuell unter der Herrschaft
> derer, die den überwiegenden Anteil des vorhandenen menschlichen
> Potentials bereits vor ihren Karren gespannt haben und deren
> Hauptinteresse darin besteht einen möglichst großen Anteil der
> Wertschöpfung aus Arbeit zu ihren Gunsten zu kanalisieren. Der
> verbleibende Rest der menschlichen Potentiale steckt derweil in der
> Warteschleife des sogenannten “Arbeitsmarktes” und wird unter
> unverhältnismäßig hohem und wenig innovativem Aufwand nahezu
> zweckentbunden verwaltet.
>
> Wie also können wir mit Hilfe der verantwortlichen Menschen aus
> Wirtschaft und Politik und Institutionen und selbstverständlich auch
> jedes Erwerbstätigen, den Fluss der menschlichen Potentiale derart
> lenken, dass die Wertschöpfung aus Arbeit in einem hinreichenden Maße
> dem Wohle der Allgemeinheit zugute kommt ?
>
> Wenn diese beiden Punkte inhaltlich geklärt sind, dann gilt es “nur
> noch” den Willen zur Umsetzung in einer möglichst breiten
> Bevölkerungsschicht zu erwecken, woraus sich die Frage ergibt:
> Wie errichten wir die dritte unsichtbare Säule, also das Einverständnis
> der Mitglieder unserer Gemeinschaft darüber, dass wir hinsichtlich der
> beiden anderen Säulen in der beschriebenen Weise verfahren?
>
> Auch die Fragmente dieser Säule sind ansatzweise in schwankender
> Qualität und Quantität wohl in jedem Menschen vorhanden, liegen jedoch
> zu einem großen Teil in den Ketten von Gewohnheit, Unwissenheit und
> Angst, von Neid und Gier und Maßlosigkeit und stellen für Viele doch
> eher eine bittere Medizin dar, als einen lichtvollen Zaubertrank der die
> Menschheit endlich mal wieder einen Schritt voran bringt auf ihrer Reise
> durch die Evolution.
> Denn schließlich und endlich bedeutet die stärkere Orientierung am
> Gemeinwohl unweigerlich für das besitzende und erwerbstätige Individuum
> den konkreten und ganz bewussten Verzicht auf einen Teil ihrer
> individuellen Macht, ihres persönlichen Wohlstands und ihrer frei
> verfügbaren Lebenszeit zugunsten der Allgemeinheit.
>
> Wie also bewegen wir auf mentaler Ebene den Menschen dazu innerlich eine
> Kehrtwendung zu vollziehen?
> Wie ermuntern wir die Menschen sich abzuwenden vom egozentrisch
> orientierten, auf den eigenen Vorteil bedachten, sich zu seiner Mitwelt
> in Konkurrenz befindlichen Individuum, hin zu einem altruistisch
> orientierten, auf den Vorteil der Gemeinschaft bedachten, sich zu seiner
> Mitwelt in Synergie befindlichen Wesen? Einem Wesen, das Seite an Seite
> mit seinen Artgenossen unter Berücksichtigung der gleichberechtigten
> Bedürfnisse seiner natürlichen Umwelt an der Umgestaltung unserer
> Gesellschaftsstruktur mit Hinblick auf eine soziale und zukunftsfähige
> gesellschaftliche Lebensweise arbeitet?
>
> Liebe Grüße, Udo
>
>
>
>
>
>
>
>
>
>
> From: tobego
> Sent: Friday, March 14, 2014 4:25 PM
> To: debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de
> Subject: Re: [Debatte-Grundeinkommen] Grundeinkommen als (Teil)Lösung
> für die Ukraine?
>
> Hallo zusammen !
>
> Ich schliesse mich dem hier an:
> "Land, Wasser, Nicht erneuerbare Energie und Luft sind Allgemeingüter
> die kein Mensch erschaffen hat".
> Ein BGE ist nett, die Ursachen der zerstörenden Wirtschaft bleiben aber
> gleich - wieso nicht gleich ein gesundes Finanzsystem benutzen, das
> Land, Wasser, Nicht erneuerbare Energie und Luft schützt durch den
> Geldwert selber, damit stabile Werte aufweist und Profit mit Geld
> endlich obsolet macht. Interessantes Beispiel und hochgradig durchdacht:
> www.buch.de/shop/home/mehrvonartikel/319/sathya_proemm/ISBN3-7322-8651-7/ID37437634.html?fftrk=1%3Anull%3A10%3A10%3A1&jumpId=1719364
>
> liebe Grüße
> Felix
>
>
>
>
> Am 27.01.14 11:23, schrieb Pius Lischer:
>
> Am 1/27/2014 10:52, schrieb Joerg Drescher:
>
> Hallo zusammen
>
> Land, Wasser, Nicht erneuerbare Energie und Luft sind Allgemeingüter
> die kein Mensch erschaffen hat.
>
> Land und nicht erneuerbare Energie sind Privateigentum.
> Das ist politisch legalisierter Diedstahl.
>
> Warum finanzieren wir das BGE nicht global mit Lenkungsabgaben für
> Landnutzung und Verbrauch von nicht erneuerbaren Energien?
>
> mit den besten Wünschen Pius
>
> ---------------------------------------------------------------------------------------------
>
>
> Hallo zusammen,
>
> wie manche wissen, lebe ich in Kiew, wo es erst Demonstrationen
> aufgrund eines geplatzten EU-Assoziierungsabkommens gab, die sich Anfang
> Dezember gegen die Regierung richtete und zwischenzeitlich landesweit
> teils in eine blutige Revolution gewandelt haben. Der Ausgang dieser
> Revolution ist noch offen und eine Frage der Zeit.
>
> Zum Jahreswechsel 2013/2014 schrieb ich hierzu einen Artikel für
> BINews, ob und wie ein Grundeinkommen für die weitere Zukunft der
> Ukraine interessant sein könnte:
>
> http://binews.org/2013/12/opinion-basic-income-and-the-ukrainian-revolution/
>
>
> Bereits im Januar 2011 schrieb ich als Antwort auf einen Artikel
> zur Ukraine, daß die Ukrainer selbst die Verantwortung für ihr Land
> übernehmen sollten, wofür sie aber auch die entsprechenden Mittel
> benötigen:
> http://ukraine-nachrichten.de/sind-revolution_3042_meinungen-analysen
>
> Meine Frage ist nun, was die Listenmitglieder meinen, ob eine
> solche Revolution wie sie in der Ukraine stattfindet, auch ein
> Grundeinkommen zum Ziel haben sollte, bzw. ob die Idee des
> Grundeinkommens andernorts eine vergleichbare Revolution auslösen könnte.
>
> Viele Grüße soweit aus Kiew,
>
> Jörg (Drescher)
> Projekt Jovialismus
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