[Debatte-Grundeinkommen] Das Geldsystem

Agnes Schubert Agne.s at gmx.de
Fr Aug 17 11:49:02 CEST 2012


Hallo Willi,

1. Du irrst:  Ich halte Geld keineswegs für ein notwendiges Mittel um 
Produktion als solche oder gar Konsumtion am Laufen zu halten. Alle 
Beispiele von Subsistenzwirtschaft widersprechen dem ja offensichtlich. 
In der gegenwärtogen Art des Wirtschaftens ist es jedoch nicht einfach 
wegzudenken.

2. Provokationsversuche der Art:  " /ich vermute, dass du selbst nie 
taetig warst in produktiven spaeren./ " sind absurd.

3. Ich halte die Umgebungsbedingungen (hier: Geldwirtschaft) nicht für 
grundsätzlich unabdingbar, sondern nehme sie - die jeweils gegebene 
Umgebung -  "nur" als Ausgangspunkt jeglicher Überlegung.

Ja, Geld regelt den Austausch. und zwar jeden Austausch mit irgendeiner 
Form gesellschaftlichen Bezuges.
Das "Geben" allein braucht keinen Wert (und somit kein Geld) und das 
bloße "Nehmen" auch nicht. Wenn es aber ein Geben *und *Nehmen ist, wenn 
einer nur da gibt, wo er auch bekommt, es also ein Tausch ist, dann 
kommt es auch gleich immer auf das Tauschverhältnis an und darauf, ob 
das Tauschverhältnis auch dem beidseitigen Optimum entspricht, oder ob 
es irgendwo in der Gesellschaft für einen Tauschpartner eine bessere 
Alternative gäbe. So wird dann jedes solche Tauschverhältnis (Schuhe 
gegen Brot, Wurst gegen Käse, Gold gegen sauberes Wasser ... ) 
objektiviert an gesellschaftlichen Maßstäben. Geld ist nur das 
ultimative Tauschmittel, da es eben besondere Eigenschaften hat - hier 
wesentlich vor allem: die  Wertbeständigkeit gegenüber der Mehrheit der 
Waren, die allgemeine Anerkanntheit und die leichte Übertragbarkeit.

> die hoechste form oekonomischer betaetigung ist das, was wir 
> schwarzarbeit nennen. hier treten die akteure direkt in beziehung und 
> tauschen, basierend auf ihrer eigenen wertabbildung, miteinander. auch 
> da taucht kein geld auf. 

Das ist doch wohl Unsinn: Schwarzarbeit wird ja meist bezahlt und geht 
nicht am Geld (und somit am gesellschaftlichen Wertmaßstab) sondern nur 
an der Steuer vorbei.
Und auch in sogenannten Tauschringen tauschen die Leute doch nur, wenn 
sie dort das Verhältnis Aufwand zu Nutzen positiver finden als in dem 
globalen Markt. Gerade weil der Nutzen bei der Benutzung des 
Tauschringes nicht nur in der direkten Produktkonsumtion sondern in 
allerlei sonstigem gefunden wird: Kommunikationsbedürfnis, Freundschaft 
und Sicherheit, persönliche Anerkennung, ideologischer Überbau, ....
Dennoch gibt es in den Tauschringen alternatives Geld, wie es auch immer 
heißen mag (z.B. geleisteter Stundenzettel ....) Dass sich dann auch 
immer mal wieder am globalen Geld (also in €) bewertet findet : "Soll 
ich jetzt die Malerarbeit lieber am offiziellen Markt kaufen, oder im 
Tauschring? Der Gegenwert kostet mich an eigenem Arbeitsaufwand da so 
viel und da aber weniger, also ..."
> alle laenderverfassungen in deutschland verbieten den gemeinden, 
> selbst wirtschaftlich taetig zu werden. daraus siehst du sehr schnell, 
> dass es um etwas anderes geht. 
??? erstens ist es nicht ganz so und zweitens sehe ich nicht, warum das 
zu dem von dir behaupteten Schluss führen sollte. Gemeinden stehen eben 
nicht in der wirtschaftlichen Konkurrenz bei ihrer Mitteleinnahme (Sie 
finanzieren sich ja gerade anders als zwingend auf dem Markt) und sie 
sollen also auch nicht mit ihren anderen Kostenstrukturen in den Markt 
eingreifen und ihn verzerren, also die objektive Berwertung der Arbeiten 
in den Arbeitsprodukten durch eventuell subventionierte Arbeiten stören. 
Das steckt dahinter  - und natürlich die Behauptung, dass der Markt und 
die freie Konkurrenz die effizienteste Art des Wirtschaftens sei. - 
Nicht mehr und nicht weniger!

> das distributionssystem auf der basis des geldsystems muss erhalten 
> werden, weil es die grundlage fuer die schaffung von indirekter 
> sklaverei ist. es ruht auf der aufloesung von sich selbst 
> organisierenden, lokalen oekonomien. dazu gehoert das verbot, aber 
> auch die private aneignung allgemeiner gueter. ohne den entzug der 
> basis fuer lokale selbstorganisation ist dieses system nicht handhabbar. 

Behauptest du, dass eine Wirtschaft, die sich vom Weltmarkt, vom 
Staatlichen Markt abkoppelt und nur noch kommunalen Austausch pflegt auf 
Dauer effizienter sein kann?
Warum ziehst du nicht auf eine einsame Insel und machst gleich deinen 
alles was du so brauchst selber?
Nein, die Arbeitsteilung ist schon effektiver als Subsistenzwirtschaft. 
Ob dabei aber dann zwingend ein Tausch gepflegt werden muss (, bei dem 
dann über den freien Markt [namentlich als Geld] oder über ein anderes 
bürokratischeres System [Arbeitszeitkonto ...]  oder gar mittels 
diktatorischer Willkür ein Tauschverhältnis und somit eine Bewertung der 
jeweiligen Tätigkeiten und Arbeitszeiten erfolgt ), oder aber es ein 
unbewertetes Geben und Nehmen gibt (jeder gibt nach seiner Bereitschaft 
zu geben und nimmt nach seinem Bedarf) , bei dem man einfach vertraut, 
dass man nicht zu kurz kommt - ( wie z.B. in den meisten Familien - so 
lange sie eben halten ) ist damit nicht entschieden.

> wenn ihr euch fuer die erhaltung von geldsystemen entscheidet, ...
Nicht "wir"! - das ist de facto für absehbare Zeit entschieden! Alle 
Leute von einem Gegenteil zu überzeugen wird eine Weile dauern und sich 
diktatorisch über die Erfahrung der Leute hinwegzusetzen, ist wohl auch 
kaum die Lösung. Allmähliche Gewohnheitsänderung und die allmähliche 
Erfahrung, dass nicht nur das Kämpfen um den eigenen Vorteil auch den 
eigenen Vorteil bringt lässt aber eventuell Abstand nehmen vom stetigen 
Steigern des eigenen Eigentums und vom stetigen bewerten dessen. ...
> ... dann muesst ihr ein grundgesetz der nationaloekonomie beachten. 
> die menge des umlaufenden geldes muss so gross sein, dass alles 
> produzierte den eigentuemer wechseln kann. also nicht groesser und 
> nicht kleiner. die spar- oder aufbewahrungsfunktion ist ueberfluessig 
> und auch schaedlich. das hat silvio gesell dazu motiviert, den 
> negativen zins einzufuehren, wie es auch im 13. jahrhundert schon gab. 
> also das schrumpfgeld. und konsequent die aufloesung aller privaten 
> aneignung von allgemeinen guetern. 
Mit Verlaub - zumindest so, wie du es schreibst, ist es Unsinn. Die 
Menge des Geldes ist nichts ohne sein Wert. Wenn es mehr Geld gibt, als 
nachgefragt, (der Staat schmeißt die Druckerpresse an)  dann sinkt der 
Wert. es ist leichter an Geld zu kommen schwerer mit diesem Geld an Ware 
zu kommen, also braucht es mehr Geld für die Ware. Und andersherum ist 
es eben auch andersherum.
Also hängt der Wert des Geldes am Bedarf, und wenn es notwendig ist, 
flüssig zu bleiben, dann zieht das Bargeld aus dieser Notwendigkeit 
seinen Wert, wenn man Angst hat vor dem Diebstahl oder Inflation, dann 
ist alternative Wertanlage vielleicht besser.
Wenn man aus seinem Geld aber mehr machen will, dann investiert man es 
in Produktionsmittel und verzichtet so einstweilen bewusst auf die 
Möglichkeit zur Erweiterung der privaten Konsumtion.
Hat man aber keine aussichtsreiche Geschaäftsidee oder ist nicht als 
Unternehmer geboren, dann leit man das Geld einem solchen (bzw. über den 
Umweg einer Bank) Das ist der Einstieg ins Zinsgeschäft - so simpel!!!


Geld mit negativem Zins ist ein Inflationsgeld. Das Geld verliert an 
Wert als allgemein anerkanntes Wertaufbewahrungsmittel. Die Leute haben 
lieber wertbeständigere Waren zu Hause. Gold und Diamanten steigen im 
Wert deren Abbau wird gefördert ... . Damit verliert dein Geld weiter an 
Wert bis einer vielleicht ein Schuldschein über sein Gold oder über 
seine Getreideernte oder noch einfacher ausländisches inflationsärmeres 
Geld ins Spiel bringt. Mehr und mehr wird dann mit solcherlei neuem 
alternativen Geld gehandelt und Tauschringe mit alternativen Währungen 
entstehen aller Orten, weil deinem Infkationsgeld der Grund für dessen 
Benutzung abhanden kommt. Keiner will es haben, keiner tauscht seine 
Ware mehr dagegen ein ... es ist alsbald kein Geld mehr.
Als temporäre Alternative bei einem krisenhaften Weltmarkt mag das 
Inflationsgeld funktionieren, auf Dauer nicht, denn die Leute drängen 
immer auf den globalen Markt, weil und so lange sie dort die für sie 
günstigeren Tauschverhältnisse vorfinden.

> fuer mich stellt sich diese frage nicht. warum soll ich ausweichen auf 
> ein abstraktes mittel, noch dazu mit spekulativer abbildung, wenn wir 
> eine objektiv bestimmbare groesse haben. die aufgewendete zeit.
Hier hat wohl wieder einer Marx völlig falsch gelesen! Marx hatte einst 
behauptet, Geld wäre eben genau das objektive Maß, mit dem die 
aufgewändete Zeit (in die Ware eingegangen als deren Eigenschaft) 
gemessen - also bewertet - wird. Und der Markt ist der Ort, wo die 
Bewertung eben objektiv stattfindet unabhängig von deinem subjektiven 
Gefühl von Schweiß und Schmerzen oder Langeweile bei der Arbeit.
Ob dein Schweiß bei deiner Arbeit oder seine Aufregung bei dem 
Börsenpoker - bzw. eben die jeweils aufgewendete Zeit - eben einer 
"Nutzlosen Tätigkeit" entspringt, entscheidet wer? Bisher der Markt - in 
deinem System aber wohl Willi der Diktator.
> das hat nur den haken, dass nutzlose taetigkeiten keinen tauschwert 
> mehr haben. und damit die meisten der menschen in deutschland 
> ploetzlich vor der situation stehen, keinen gegenwert mehr zu 
> besitzen, mit dem sie wertvolle gueter oder zeiten eintauschen koennen.
Und vielleicht ist es ja mal wichtig, hier genau zu sein: Ihre Arbeit 
hat/hätte  einen Gegenwärt nur eben keinen der die Lebensmittel beim 
Tausch generiert, um die Arbeitskraft wieder direkt zu reproduzieren.
Gerade hier hat ja - wie einst wenn auch sehr eingeschränkt alle 
Sozialmaßnahmen auch schon - das Grundeinkommen eine Aussicht auf Erfolg 
bei der Umkehr dessen, dass man arbeiten (in der Bedeutung: 
gesellschaftliche objektive Werte erwirtschaften)  muss um zu leben.
>
> am ende deines textes finde ich einen extremen auswuchs. ich will dich 
> auf eine tagung 1995 in san franzisko aufmerksam machen, die von 
> gorbatschow organisiert war. dort trat Zbigniew Brzezinski auf mit dem 
> modell 80/20 tittytainment. oder auch "brot und spiele". 20% der 
> weltbevoelkerung werden gebraucht. 80% sind ueberfluessig. also titty, 
> die versorgung, tainment, die unterhaltung. so wie du das BGE 
> behandelst, stehst du auf dem gleichen niveau.
Unabhängig davon, was du genau bei meiner Ausführung damit kritisieren 
wolltest:
Dass immer weniger Arbeit zum Erhalt der Lebensniveaus aller nötig ist, 
sollte niemanden erschrecken sondern eher erfreuen. Das BGE soll dazu 
beitragen, die momentan für die produktiven wirtschaftlichen belange 
tatsächlich überflüssigen Bittsteller in emanzipierte Teilnehmer der 
Gesellschaft zu verwandeln, deren Vorstellungen und Bedürfnisse und 
deren gesellschaftlich nützlichen Potentiale wieder eine Rolle spielen. 
Dabei ist es egal, ob sie mittels BGE wieder marktfähige Produkte 
erwirtschaften (und ja dabei vielleicht auch einige von ihnen andere 
wiederum aus dem Markt herausdrängen) oder aber auch neben dem Markt 
(dem expliziten Austausch von Gütern) gesellschaftlich nützliche 
Gebrauchsgüter produzieren - ob sie also kleine Brötchen backen oder als 
Spielkammerad hier und da mal Freude verbreiten.

> sei vorsichtig damit, das BGE dazu zu benutzen, um verbrechersische 
> systeme zu erhalten und die konflikte darum damit neutralisieren zu 
> wollen.
Sei vorsichtig damit, in direkter Ansprache an meine Person allgemeine 
Vorwürfe an eine von dir vielleicht so ausgemachte homogene 
BGE-Fangemeinde unterbringen zu wollen.
Interpretiere weniger hinter meine Zeilen. Beschäftige dich weniger mit 
vermeintlichen hier nicht artikulierten Interessen und Vorstellungen 
meinerseits, sondern mehr und direkter mit den Argumenten, die ich 
gebracht habe.


> der grundsatz des BGE, ein recht auf materielle grundexistenz, ist 
> nicht an das geldsystem gebunden. nur in umgebungen mit dem geldsystem 
> wird es in geldform, vielleicht, notwendig. 
Ja.

Ich lasse den Textschwanz nochmal dran, um dir nochmal eine einfache 
Gelegenheit zu geben, einzelne (von dir wohl fehlinterpretierte) 
Passagen meiner ursprünglichen Ausführungen  konkret und direkt zu 
kritisieren.

Gruß AgneS






Am 16.08.2012 20:40, schrieb willi übelherr:
> hallo agnes,
>
> nun will ich dir und manchen anderen antworten. da es mir nur um deine 
> aussagen geht, habe ich den ganzen textschwanz kurzerhand abgetrennt.
>
> aus deinen ausfuehrungen geht hervor, dass fuer dich das geldsystem 
> ein notwendiges instrument fuer die produktion von guetern, als der 
> entwicklung der theorien, der konstruktiven methoden, des 
> verstaendnisses der gesetze der natur, auf dem dies ruht, der 
> gestaltung der transportsysteme materieller wie immaterieller art 
> usw., ist. ich vermute, dass du selbst nie taetig warst in produktiven 
> spaeren.
>
> der schein truegt. all dies vorgenannte hat nichts mit geld zu tun. es 
> nuetzt dir wenig. deine vorstellungen ruhen nur auf der absolutierung 
> von umgebungsbedingungen, die ausschliesslich konstruktiver natur 
> sind. es sind die gleichen konstruktionen auf grundlage von dogmatik 
> wie alle religionen. oekonomische theorien, theorien der rechts- und 
> staatssysteme, all das sind ausschliesslich religionen und haben 
> nichts mit den wirklichen grundlagen zu tun. sie werden uebergstuelpt 
> gegen den willen der menschen. damit die menschen dies ertragen, 
> wurden die gewaltsysteme notwendig.
>
> dass in jeder form von umformungs- und gestaltungsprozessen kein geld 
> enthalten ist, ist dir wohl selbst klar. weder in der landwirtschaft, 
> noch im maschinenbau, der konstruktion und herstellung von gebaeuden 
> und allen verschiedenen bereichen, wo menschen taetig sind.
>
> es bleibt also die austauschsphaere. das miteinander. hier herrschen 
> streng bewachte regeln, um dieses distributionssystem zu erhalten.
>
> die hoechste form oekonomischer betaetigung ist das, was wir 
> schwarzarbeit nennen. hier treten die akteure direkt in beziehung und 
> tauschen, basierend auf ihrer eigenen wertabbildung, miteinander. auch 
> da taucht kein geld auf.
>
> alle laenderverfassungen in deutschland verbieten den gemeinden, 
> selbst wirtschaftlich taetig zu werden. daraus siehst du sehr schnell, 
> dass es um etwas anderes geht. das distributionssystem auf der basis 
> des geldsystems muss erhalten werden, weil es die grundlage fuer die 
> schaffung von indirekter sklaverei ist. es ruht auf der aufloesung von 
> sich selbst organisierenden, lokalen oekonomien. dazu gehoert das 
> verbot, aber auch die private aneignung allgemeiner gueter. ohne den 
> entzug der basis fuer lokale selbstorganisation ist dieses system 
> nicht handhabbar.
>
> wenn ihr euch fuer die erhaltung von geldsystemen entscheidet, dann 
> muesst ihr ein grundgesetz der nationaloekonomie beachten. die menge 
> des umlaufenden geldes muss so gross sein, dass alles produzierte den 
> eigentuemer wechseln kann. also nicht groesser und nicht kleiner. die 
> spar- oder aufbewahrungsfunktion ist ueberfluessig und auch 
> schaedlich. das hat silvio gesell dazu motiviert, den negativen zins 
> einzufuehren, wie es auch im 13. jahrhundert schon gab. also das 
> schrumpfgeld. und konsequent die aufloesung aller privaten aneignung 
> von allgemeinen guetern.
>
> fuer mich stellt sich diese frage nicht. warum soll ich ausweichen auf 
> ein abstraktes mittel, noch dazu mit spekulativer abbildung, wenn wir 
> eine objektiv bestimmbare groesse haben. die aufgewendete zeit. das 
> hat nur den haken, dass nutzlose taetigkeiten keinen tauschwert mehr 
> haben. und damit die meisten der menschen in deutschland ploetzlich 
> vor der situation stehen, keinen gegenwert mehr zu besitzen, mit dem 
> sie wertvolle gueter oder zeiten eintauschen koennen.
>
> am ende deines textes finde ich einen extremen auswuchs. ich will dich 
> auf eine tagung 1995 in san franzisko aufmerksam machen, die von 
> gorbatschow organisiert war. dort trat Zbigniew Brzezinski auf mit dem 
> modell 80/20 tittytainment. oder auch "brot und spiele". 20% der 
> weltbevoelkerung werden gebraucht. 80% sind ueberfluessig. also titty, 
> die versorgung, tainment, die unterhaltung. so wie du das BGE 
> behandelst, stehst du auf dem gleichen niveau.
>
> ein anderes beispiel war das GE in Namibia, das in deutschland von 
> attac kurz euphorisch verbreitet wurde. das war nur kurz. weil freunde 
> und ich deutlich gemacht haben, dass es in Namibia um die aufloesung 
> der kolonialen landbesetzungen seit 100 jahren geht. das land den 
> afrikanern zurueck. dann haben sie keine probleme mit ernaehrung und 
> lebensraum. die europaeischen okkupanten und ihr ganzer anhang muessen 
> verschwinden oder als kooperative partner mit den afrikanern dort leben.
>
> sei vorsichtig damit, das BGE dazu zu benutzen, um verbrechersische 
> systeme zu erhalten und die konflikte darum damit neutralisieren zu 
> wollen. der grundsatz des BGE, ein recht auf materielle grundexistenz, 
> ist nicht an das geldsystem gebunden. nur in umgebungen mit dem 
> geldsystem wird es in geldform, vielleicht, notwendig.
>
> mit lieben gruessen an alle, willi
>
>
>
> Am 14/08/2012 5:06, schrieb Agnes Schubert:
>> Hallo Bernd,
>>
>> so schwer ist dass doch nicht:
>> Wer den Kapitalismus kritisieren will, muss doch mal Die Argumente der
>> Kapitalismusbefürworter zur Kenntnis nehmen, die man aller orten in 
>> jedem
>> Laienforum finden kann. Dazu muss man keinen Dr. der VWL befragen.
>>
>>
>> Du schreibst:"
>>
>>> Es ließe sich darüber streiten, ob ein Herr Reithofer,
>>> Topmanager bei BMW, für seine 6,2 Mio. Euro Jahresgehalt
>>> genug gearbeitet hat, doch wenn es sich für BMW rechnet,
>>> sei es ihm gegönnt. Allerdings lässt sich nicht darüber
>>> streiten, dass die Familie Quandt, Hauptaktionär bei BMW,
>>> für ihre 650 Mio. Euro Rendite, die sie 2011 abkassierte,
>>> gar nicht gearbeitet hat. Das ist Kapitalismus: abkassieren
>>> auf Kosten der Mehrarbeit anderer.
>>>
>>> Wie kommen nun manche vorgeblich liberale Zeitgenossen
>>> zu der Ansicht, Quandt und Konsorten wären "Leistungsträger"
>>> der Gesellschaft?
>>
>>
>> Diese bloße moralische Agrumentation hilft nehmlich überhaupt nicht 
>> und auch
>> nie weiter, weil jeder *seine* "Leistung" und somit *seinen* 
>> "Leistungslohn"
>> damit rechtfertigt, dass der Markt es ja hergiebt und damit die 
>> Nachfrage
>> nach dieser Art "Leistung" da ist und somit der Gegenwert auch
>> *gerechtfertigt* und also *gerecht* sei.
>> Das gilt für die Leistung des Handlangers, wie für die des Managers - 
>> aber
>> auch für die des Geldgebers.
>> Wer "bloßes" Geldgeben nicht für eine Leistung hält, der kann dann ja 
>> mal
>> Autos produzieren, ohne solcherlei Kapital. Und wer verlangt, dass 
>> Quandt
>> sein Kapital umsonst zur Verfügung stellt, der kann mit gleichem 
>> Recht auch
>> verlangen, dass Du dein Auto jedem überlässt, der es fahren will, und 
>> jeden,
>> der will, in Dein Haus ziehen lässt. Die Tatsache, dass es sich bei
>> solcherlei Eigentum um Sachgüter handelt, und anderes (Zins - wie auch
>> Aktien-)Kapital eventuell erst nur nominal und dann aber als Mittel zum
>> Erwerb der Sachgüter benutzt wird, spielt dabei aus wohl leicht
>> ersichtlichen Gründen keinen entscheidenden Unterschied.
>> Man kann dann auch noch einen Unterschied der Menge wegen machen, 
>> aber da
>> ist ja immer jeder Strich ab vielleicht 100.000€ oder ab 1.000.000€
>> Kapitaleinsatz mit Rendite recht willkürlich und kaum sachlich zu
>> rechtfertigen. Moralisch kann man das immer, und die Gegenseite geht 
>> dann
>> von ihrer Moral aus und kritisiert das - erst ihr Kapital ermöglicht 
>> diese
>> vom Markt ja erwünschte Produktion, den Konsum der Produkte und die
>> Bezahlung der Arbeitsplätze in der Produktion ....
>> Der Aufwand, den die Quandts haben/hatten, ist der frühere temporäre
>> Konsumverzicht/-aufschub. Und wenn sie, die aktuell lebenden Quandts, 
>> es ja
>> nun kaum selber waren, die da verzichteten, dann eben deren Ahnen, ... .
>> Irgendwem müsste man den Grund zum Sparen immer nehmen (und dem zum
>> risikobehafteten Kapitaleinsatz immer auch gleich mit), damit solche 
>> wie die
>> Quandts keine (zu hohe?) Rendite bekommen, denn es war ja vielleicht 
>> auch
>> schon der Wunsch, dass die Nachfahren eben die eigenen Ersparnisse erben
>> mögen. Verhindert man aber die Rendite, so verhindert man das 
>> Kapital, dass
>> zur Produktion eingesetzt wird, so verhindert man letztlich immer die
>> Produktion.
>>
>> Kritisiert man die ursprüngliche Kapitalungleichverteilung zu einem
>> beliebigen Zeitpunkt X, so sollte man sich keine allzu großen Illusionen
>> machen: Wenn man heute alle Menschen mit gleichem Kapital ausstatten 
>> würde,
>> so würde dank des Kapitalismus und der Tatsache, dass die Menschen
>> verschieden sind auch immer wieder eine Ungleichverteilung herauskommen.
>>
>> Wer jetzt kritisiert, dass die einen Sparen können, die anderen aber 
>> nicht,
>> der kritisiert dann eben den Kapuitalismus aber an der Grundfeste, dass
>> jeder seines Glückes Schmied ist, und dass Leistungen eben im 
>> Kapitalismus
>> auch nicht nach dem individuellen Aufwand bezahlt wird, sondern nach
>> Marktspielregeln. Und wer das in irgendeiner Weise konsequent machen 
>> will,
>> kommt letztlich nicht umhin, das Eigentum als solches zu kritisieren. 
>> Den
>> Beweis, dass Wirtschaften ohne Eigentum besser geht, muss man mangels
>> positiven Beispiels aber noch schuldig bleiben - und zumindest ein
>> augenblicklicher Sprung von hier und heute in eine Gesellschaft ohne
>> privates Eigentum ist eine offensichtliche Illusion.
>>
>> Was bleibt als Schlussfolgerung daraus?
>> Schluss mit dem bloßen Neidgedanken. Kümmere man sich darum, wie die
>> Wirtschaft vielleicht besser laufen könnte, so dass alle letztlich mehr
>> davon haben - vielleicht auch die Quandts - beispielsweise weniger 
>> Neid und
>> Bedrohung.
>> Das ganze ja vielleicht dank Einführung eines BGE. -> Das Prinzip: 
>> "Leben
>> und Leben lassen" ist dann zweiseitig. Und wenn man den Quandts, ...
>> vermitteln kann, dass sie nicht mit noch mehr Kapital und noch höheren
>> Schutzzäunen und mehr Personenschutz besser und sicherer leben, 
>> sondern dank
>> der wirklich allgemeinen Wohlfahrt, dann wird ihre persönliche 
>> Rendite aus
>> ihrem Kapital auch immer weniger wichtig und statt dessen wichtiger 
>> wird die
>> gesellschaftliche Rendite aus der gesamten Wirtschaft. Also ich gönne 
>> den
>> Quandts locker ein BGE oben auf die Rendite ihres Vermögens oben drauf.
>> Dafür legen wir doch alle zusammen, oder? Dass sie zu ihrem eigenen 
>> Vorteil
>> auch so großzügig sein sollten und mir auch eins gönnen sollten, muss 
>> ihnen
>> vielleicht noch erklärt werden - klar geht das letztlich irgendwie 
>> scheinbar
>> zu Lasten ihrer Rendite - aber eben nicht zwingend zu ihren Lasten 
>> sondern
>> erhöht ihrer Nutzen (..- und ich behaupte: durch die BGE-verursachte
>> Umstrukturierung der Wirtschaft und Hebung ungenutzter Potentiale könnte
>> sich die Rendite des Kapitals eventuell sogar erhöhen.)
>>
>> So herum wird ein Schuh daraus.
>>
>> AgneS
>>
>

-------------- nächster Teil --------------
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